Militärstrategische Ausbildung
Militärstrategie, Streitkräfteplanung, Betriebswirtschaft und Unternehmensführung sind die Säulen der Bildung beim 19. Generalstabslehrgang im Herbst 2012. Aufbauend auf der erfolgreich abgeschlossenen Ausbildung in der Operationsplanung wird somit die höchste Führungsebene im Österreichischen Bundesheer in Angriff genommen, welche die Planung, Bereitstellung und Führung der Streitkräfte zur Erreichung politischer Ziele beinhaltet.
Der Blick in die Zukunft: Streitkräfteplanung
Dieser Ausbildungsschritt wurde durch den Leiter der Generalstabsabteilung, Brigadier Günter Hofbauer, durchgeführt. Ausgangspunkt der Streitkräfteplanung sind mögliche zukünftige Einsatzszenarien, aus welchen dann die durch die Streitkräfte zu beherrschenden Fähigkeiten abgeleitet werden. In dieser Planung darf das Bundesheer jedoch nicht isoliert betrachtet werden, sondern muss sowohl im nationalen Einklang als auch im europäischen Verbund gesehen werden.
Oberst Wörgötter hebt die Wichtigkeit dieser Ausbildung hervor: "Der Lehrgang soll aus diesem Ausbildungsabschnitt mitnehmen, dass die Führung eines Unternehmens dieser Größenordnung eine ganz besondere Herausforderung ist. Zukunftsorientierte Streitkräfteplanung unter Berücksichtigung von Sparsamkeit, Zweckmäßigkeit und Wirksamkeit, zur Erreichung (staats)politischer Ziele. Auch wenn diese Ziele meist nicht klar definiert werden. Der Militärexperte hat das Militär nüchtern und sachlich auf jenen Bedarf auszurichten, den die Bevölkerung und damit die Politik in absehbarer Zeit von den Streitkräften erwartet!"
Militärstrategie während des Kalten Krieges
Zur Vertiefung des Verständnisses für Militärstrategie wurde der Blick auch auf österreichische militärstrategische Konzepte der Vergangenheit gewandt. General im Ruhestand Pleiner erläuterte die militärstrategischen Konzepte ab der Entstehung des Bundesheeres bis heute.
Die Zeit während des Kalten Krieges war für das Bundesheer wesentlich vom Raumverteidigungskonzept geprägt, das bis nach dem Fall des Eisernen Vorhanges Gültigkeit hatte. Besonders interessant für die zukünftigen Generalstabsoffiziere war, dass General Pleiner ständig den Bogen zu politischen Entscheidungen spannte, deren Umsetzung durch die Militärstrategen darstellte und seine Erfahrungen als ehemaliger Generaltruppeninspektor mit der Politik erläuterte.
Raumverteidigung
Generalmajor im Ruhestand Hochauer erläuterte den Offizieren das Raumverteidigungskonzept näher. Hochauer, der selbst in die militärstrategischen Planungen dieser Zeit involviert war, stellte zunächst die Planungen dar und ging dann auf die Bedeutung der einzelnen Raumverteidigungszonen ein. Danach erfolgte mittels Hubschrauber die Besichtigung der bedeutendsten Raumverteidigungszonen entlang der Donau, im Wienerwald und im Raum Bruck/Leitha bzw. Eisenstadt.
Sicherungseinsatz 1991
Anhand eines weiteren Beispieles wurden dem Lehrgang militärstrategische Aspekte im Zusammenhang mit politischen Entscheidungen nähergebracht: General im Ruhestand Hessel stellte als Zeitzeuge seine Eindrücke und Erfahrungen aus dem Sicherungseinsatz an der slowenischen Grenze im Zuge der Jugoslawienkrise dar. "Das Verständnis der militärstrategischen Konzepte der Vergangenheit ist wesentliche Vorraussetzung dafür, dass der Lehrgang heutige und zukünftige Militärstrategie verstehen bzw. in der Entwicklung von Konzepten mitwirken kann", so Lehrgangskommandant Oberst Wörgötter.