Offiziere übten in Großbritannien
Das zweite Ausbildungsjahr für die Offiziere des 20. Generalstabslehrganges lag mit Schwergewicht auf der Ausbildung auf operativer Ebene. Nun nähert es sich mit großen Schritte seinem Ende. Ein Fixpunkt war die Teilnahme an der Abschlussübung des britischen Generalstabslehrganges: der drei Wochen dauernden Übung "Adept Cormorant" von 22. Juni bis 10. Juli.
Training für internationale Konflikte
Der Name dieser jährlich stattfindenden Übung lautet übersetzt "fähiger Kormoran" und ist eine Anlehnung an die Form des beeindruckenden Akademiegebäudes, dessen Silhouette aus der Vogelperspektive der eines Kormorans gleicht.
Ziel der Übung am "Joint Services Command and Staff College" in Shrivenham etwa zwei Fahrstunden westlich von London war es, zur Lösung eines internationalen Konfliktes auf operativer Führungsebene durch militärische Kräfte beizutragen. Dabei galt es für die 200 übenden Offiziere, Land- Luft- und Seestreitkräfte sowie Spezialeinsatz- und Logistikkräfte zum Zusammenwirken zu bringen.
Ausgangspunkt des Trainings war ein angenommener Streit um Rohstoffe, der auf einer Insel durch zwei Staaten ausgetragen wurde und weitere staatliche und nicht staatliche Akteure mit einbezog.
Einsatz des "Instruments Militär"
Der Zweck der Übung bestand darin, den Übungsteilnehmern die Komplexität vor Augen zu führen, die ein Eingreifen des "Instruments Militär" in ein internationales Konfliktszenario mit sich bringt. Denn jede militärische Handlung, die gesetzt wird, hat Konsequenzen für Politik, Wirtschaft und das zivile Umfeld. Bemerkenswert an der Übung war, dass nicht nur die Planungsphase sondern auch das "laufende Gefecht" abgebildet wurde: Mehr als 300 Einlagen wurden durch die Übungsleitung eingespielt. Dies hatte zur Folge, dass auch in mehreren Zeithorizonten gedacht und gehandelt werden musste.
Für jedes Ereignis musste entweder sofort, in naher (etwa 5 Tage) oder mittlerer Zukunft (etwa 10 Tage) reagiert werden. Eine sorgfältige zeitliche Abstimmung der Befehle an die Teilstreitkräfte war unerlässlich. Übungen dieser Dimension können aufgrund ihrer Komplexität und des dafür erforderlichen Personals in Europa nur durch die schwedischen, deutschen und britischen Streitkräfte ausgerichtet werden.
10 Teilnehmer aus Österreich
Die zehn Übungsteilnehmer des österreichischen Generalstabslehrganges verstärkten den Stab dieses operativ führenden Kommandos. Da die Positionen im Zuge der drei Wochen dauernden Übung zweimal gewechselt wurden, ergab sich für alle Offiziere die Möglichkeit, einen Einblick in den operativen Planungsprozess zu bekommen.
Am ersten Wochenende wurde ein gemeinsamer Ausflug nach London unternommen und das Imperial War Museum besichtigt.
Unterschiedliche Militärkulturen erleben
Wesentlich an internationalen Übungen ist das Erleben unterschiedlicher Militärkulturen. Selbst wenn nur zwei oder drei Wochen gemeinsam mit anderen Armeen geübt wird, bekommen die Soldaten doch einen Eindruck von der Denkweise und dem Selbstverständnis anderer Streitkräfte. So sind die britischen Streitkräfte weitaus einsatzerfahrener als das Österreichische Bundesheer und sie messen der Stellung des Kommandanten im Vergleich zu seinem Stab eine höhere Bedeutung zu als dies in Österreich der Fall ist. Dieser Umstand war im täglichen Dienst deutlich spürbar.
Durch die Ausbildungsreisen in die Schweiz, nach Deutschland, Schweden und Großbritannien konnten jedem der Lehrgangsteilnehmer des 20. Generalstabslehrganges Eindrücke von diesen Militärkulturen mitgegeben werden. Solche Bilder können nur durch die Praxis und nicht durch im Lehrsaal vermittelte Theorie geschaffen werden. Sie sind für den Beruf des Generalstabsoffiziers, der mehr und mehr auch außerhalb Österreichs vollzogen wird, sehr wertvoll.
Mit der "Horn of Africa" wartet im Juli die letzte Übung auf operativer Ebene auf die Lehrgangsteilnehmer. Abgesehen von den noch ausstehenden Dienstprüfungen wird diese Übung den Abschluss dieser Ausbildungsphase darstellen.