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Ausbildungssplitter: Lehren in der Fort- und Weiterbildung

Ein absichtsvoller Vermittlungsprozess - das Lehren - soll ganz allgemein das Lernen ermöglichen, das Verstehen unterstützen und in letzter Konsequenz auch ein planvolles Handeln erlauben. Lehren soll damit das Bewältigen von Aufgabenstellungen sicherstellen.

Werden die Aufgaben für militärische Führungskräfte als Bezugspunkt genommen, so liegt es auf der Hand, dass die zu bewältigenden Aufgaben - bezogen auf Schwierigkeit und Inhalt - sehr unterschiedlich sind. Da sich die Umsetzung im Berufsvollzug (der Transfer) des im Unterricht erworbenen Wissens und Könnens nicht von selbst ergibt, ist ganz bewusst seitens des Lehrers auf den Transfer hinzuarbeiten. Es kann aber weder eine Ausbildung noch eine Fort- und Weiterbildung für sich beanspruchen, für alle möglichen Anfor­derungs­sze­na­rien die adäquaten Handlungsrezepte vermitteln zu können. Lehren muss daher der Beispieldemonstration verhaftet sein und sich dessen auch bewusst sein. Trotzdem - oder gerade deswegen - ist dieser Vermittlungsprozess so zu gestalten, dass er ein erfolgreiches Handeln im Berufsvoll­zug in den unterschiedlichsten Situationen nach sich zieht.

Mögliche Kriterien für transferorientiertes Lehren könnten daher sein:

- das Beispiel selbst:

  • einfach - komplex;
  • eine klare sachliche Lösung - mehrere alternative Lösungsmöglichkeiten;
  • abstrakte Angaben - konkrete Themenwahl;

- der Lösungsprozess:

  • Einzelarbeit - Teamarbeit;
  • klare Vorgabe der Grundlagen;
  • Suchen von relevanten Einflussfaktoren;
  • Ergebnisorientierung - Pro­zess­orientierung;

- konkrete Transferarbeit:

  • Hinweis/Erarbeiten der Anwendungsmöglichkeiten - kein Umlegen auf Berufsvollzug;
  • Nachbesprechen des Ergebnisses/des gewählten Lösungsweges - schlichte Notenvergabe ohne entsprechende Rückmeldung;
  • Sichtbarmachen von Anschlussmöglichkeiten - ein Bei­­spiel isoliert im Raum stehen lassen.

Die genannten Kriterien erheben selbst­verständlich keinen Anspruch auf Vollzähligkeit. Sie sollen vielmehr der Sensibilisierung auf die Tätigkeit des Lehrers mit seinen Möglichkeiten der Beeinflussung eines Vermittlungsprozesses dienen. Lernen erfolgt ja nicht nur intentional, sondern zu einem hohen Maß auch funktional, das heißt, durch Lernen am Modell.

Lehrer müssen ebenfalls geschult werden

Das immer wieder so vehement geforderte vorbildliche Verhalten von Füh­rungskräften macht sich genau diesen Umstand zu Nutze. Für das Lehren bedeutet das, dass Lehrer absichtlich Situationen schaffen müssen, die ein erwünschtes funktionales Lernen ermöglichen. So macht es natürlich einen Unterschied, ob im Zuge eines Kurses Aufgaben immer an einzelne Personen gerichtet werden oder ob die Teamarbeit forciert wird. Das Suchen der relevanten Einflussfak­toren - bei­spiels­weise der zutreffenden Gesetze - fördert mit Sicherheit andere Kompetenzen, als wenn die zur Bearbeitung der Aufgabe relevanten Aspekte durch den Lehrer taxaktiv aufgezählt werden. Aufgabenstellun­gen mit fach­be­reichs­übergreifenden Themenstel­lungen sind eher geeignet, vernetztes Denken zu schulen, als Aufgabenstellungen, die nur einen Fachbereich betreffen. Kom­petenz­fördernde Fort- und Weiterbildung bedarf entsprechend geschulter Lehrer und der angepassten Organisation der Weiter­bildungsmaßnahmen. Eine interaktive Lehrveranstaltung zu leiten, erfordert sicherlich mehr Wissen und eine höhere Qualifikation als das Leiten einer Lehrveranstaltung mit sturem Vor­lesungscharakter. Es bedarf aber auch der entsprechenden Zielfor­mu­lierung, inhaltlichen Fixierung und Organisation der gesamten Kurses.

Getrennte Lerninhalte zu einem Ganzen zusammenführen

Wenn das Handeln in einem vernetzten Umfeld die Herausforderung für Führungskräfte ist, so ist nach Möglichkeiten zu suchen, die nach wissenschaftlichen Fachgebieten getrennten Lehrinhalte wieder zur ganzheitlichen Betrachtungsweise zusammenführen zu können. In einem Ge­fechtsbefehl regeln unter anderem die Ausführungen zur geplanten Einsatzführung das Zusammenwirken der Teile zu einem sinnvollen Ganzen. Im Rahmen der Fort- und Weiterbildung spiegeln die didaktischen Richtlinien die Gedanken des verantwortlichen Kommandanten zum Zusammenspiel der einzelnen Lehrver­an­staltungen zur Erreichung des fixierten ganzheitlichen Zieles wider. Derartige Lehr- und Lern­formen sind zeitaufwändiger als ein simples Vermitteln von Daten und das abschließende Festsstellen der Merkfähigkeit der Kursteilnehmer. Um die entsprechende Zeit verfügbar zu machen, kann grundsätzlich das Lernen von Fakten als solches nicht Teil eines Kurses sein. Dieses Faktenwissen eignen sich Kursteilnehmer durch Selbststudium der entsprechenden Unterlagen oder mittels e-leaming im Vorfeld der Fort- oder Weiter­bil­dungsmaß­nahme an. Der Fokus liegt dabei jedoch nicht auf dem "Wissen" dieser Fakten, sondern auf dem Bewältigen von Aufgaben mit deren Hilfe.

Oberst dhmfD Mag. Franz Edelmann

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