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Der Kommandounteroffizier: Unteroffiziersinitiative - Unser gemeinsamer Auftrag

Die prekäre Personalsituation im UO2-Bereich (Ebene der Ausbilder und Gruppenkommandanten; Anm.) ist im Bundesheer allseits bekannt. Derzeit fehlen über tausend junge Unteroffiziere. Erwartbare Personal-abgänge in den nächsten Jahren, durch Ruhestandsversetzungen, Ressortwechsel oder Austritte werden diese Situation zusätzlich verschärfen. Werden nicht jetzt geeignete Maßnahmen ergriffen, sind in absehbarer Zukunft die Aufträge des Bundesheeres mangels Personal nicht mehr vollständig erfüllbar.

Die von der Personalführung im BMLVS ins Leben gerufene Unteroffiziersinitiative (Maßnahmenpaket zur Verbesserung der Situation der Ausbilder mit dem Ziel der Nachwuchsgewinnung; Anm.) beinhaltet eine Vielzahl von Maßnahmen, um dieser Entwicklung entgegenzutreten.

Die Kommandounteroffiziere der Streitkräfte begrüßen diese Initiative und werden sie mit Engagement und ihrer Erfahrung unterstützen. Die erste und wichtigste Maßnahmemuss die Verbesserung des Einkommens unserer jungen Kameraden sein. Hier besteht ein dringender Handlungsbedarf für und durch die oberste militärische Führung.

Darüber hinaus kennen wir weitere Umstände und Einflüsse, die eine positive Personalentwicklung erschweren oder sogar verhindern. So ist es von entscheidender Bedeutung, dass junge UO jene Tätigkeit ausüben, wegen der sie sich verpflichtet haben. Ein Ausbilder, der nicht mehr in seiner Waffengattung ausbildet oder übt, sondern zugeteilte Fremdkontingente "abarbeitet", hinterfragt früher oder später die Richtigkeit seiner Berufswahl. Ein Gruppenkommandant, der mangels Ressourcen, sich und seiner Gruppe nicht das stärkende und verbindende Gefühl eines erfolgreich bewältigten Ausbildungsabschnittes erlebbar machen kann, wird an seiner Arbeit zweifeln. Als Reaktion auf solche Situationen und Erlebnisse verlassen viele UO das Bundesheer.

Sinnerfüllte Tätigkeit

Der Unteroffizier erfüllt einen schwierigen Auftrag. Nicht nur im Ausbildungsbereich. Neben den Ressourcen ist die Frage nach dem Sinn seiner Aufgabe von entscheidender Bedeutung. Hier sind überzeugende Antworten gefragt. Wir schaffen es nicht immer, schlüssig und überzeugend zu vermitteln, wozu der UO Grundwehrdiener ausbildet. Vielleicht liegt die Herausforderung darin, die veränderte Militärwelt mit ihren komplexen Aufgaben klar darzustellen und begreifbar zu machen. Die noch häufig verankerte Vorstellung vom Schießkrieg als primären Ausbildungsauftrag und "Maß aller Dinge", ist so nicht mehr gültig. Wird das erwartet aber nicht erfüllt, ist die Enttäuschung vorprogramiert - eine daraus resultierende Demotivation ebenfalls. Die Frage nach dem Sinn der täglichen Tätigkeit als Soldat muss schlüssig beantwortet werden. Den jungen Kadersoldaten muss vermittelt werden, welch wertvollen Beitrag sie für die Armee leisten. Das ist von elementarer Bedeutung für ihre Motivation aber auch für die Nachwuchsgewinnung.

Persönliches Umfeld

Der österreichische Soldat ist in seiner Familie und der Zivilgesellschaft eingebettet. Das ist für jeden Berufs-soldaten wertvoll und wichtig. Hier schöpft er Kraft und gewinnt Energie für seine beruflichen Aufträge. Der Partner und die Familie ermöglichen ihm jene Flexibilität und Freiheit, die für den Soldatenberuf notwendig sind.

Die Aufgaben im Bundesheer erfordern eine hohe Mobilität in allen Bereichen. Der Dienstgeber wird nicht umhin kommen, junge Kameraden hier zu unterstützen. Sei es beim Beschaffen einer Wohnung am (möglicherweise neuen) Dienstort oder eines Arbeitsplatzes für den Partner. Passende Kindergarten- und Schulplätze zu finden, ist für jede junge Familie ein Thema und häufig ein Problem.

Neben dem Dienstgeber sind die länger dienenden Kameraden aufgerufen, hilfreich zur Seite zu stehen. Ihre Tätigkeit in der Kommunalpolitik, ihre Netzwerke und Kontakte zu zivilen Stellen sind ein Türöffner für Anliegen der jungen Kameraden und ihrer Familien. Auch die Familienbetreuung im Bundesheer bietet hier eine wertvolle Unterstützung.

Die Anzahl der Für und Wider einer erfolgreichen Nachwuchsgewinnung für die Armee ist groß. Alle hier anzuführen ist weder notwendig noch möglich. Jeder Mitarbeiter, egal welcher Ebene, muss sich der dargestellten Probleme bewusst sein und soll seinen Beitrag zu ihrer Lösung leisten. Wenn wir nicht jetzt und gemeinsam die notwendigen Maßnahmen ergreifen, steuern wir sehenden Auges auf ein nicht verkraftbares Personalfehl zu. Wir Kommandounteroffiziere sind uns dieser Situation bewusst und werden mit voller Kraft für eine positive Entwicklung eintreten.

Vizeleutnant Franz Peer, 4.PzGrenBrig

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