Peers und Psychologen: Verstärkung im Assistenzeinsatz
Die Szenen, Gerüche und Situationen im Assistenzeinsatz sind alles andere als alltäglich. Weder für altgediente Bundesheer-Haudegen mit viel Einsatzerfahrung, noch für die jüngeren Soldaten, die am Höhepunkt ihrer körperlichen Leistungsfähigkeit stehen. Sie alle leisten ihren Einsatz. 24 Stunden am Stück. Ausgesetzt dem Wetter, der Kälte, der Müdigkeit und einer Aufgabe, die ihnen als Soldaten und als Menschen viel abverlangt.
Mit Frustration und Aggression umgehen
"Jeder Soldat ist hier erstmal gefordert, mit den vollkommen neuen Eindrücken zurechtzukommen", erklärt Angelika Klug. Die Psychologin bereitet die rot-weiß-roten Einsatzkräfte auf den Assistenzeinsatz vor und steht selbst an zwei Tagen pro Woche mit grell-oranger Warnweste in Spielfeld in den vorderen Reihen.
"Alles ist neu, vieles unverständlich, kulturelle Unterschiede prallen aufeinander, Erwartungshaltungen erfüllen sich nicht", erklärt sie. Dazu kommen die widrigen äußeren Umstände, viele der Soldaten sind seit Wochen weg von zuhause. "Manche von ihnen sind frustriert, weil die Migranten so wenig Dankbarkeit zeigen. Da müssen wir ansetzen, aufzeigen dass manche Kulturen Dankbarkeit anders ausdrücken." Oder eben gar nicht. Dann ist da dieses teilweise sehr aggressive Auftreten der Ankömmlinge. Aber mit all dem könne man lernen umzugehen, sonst leidet die Einsatzfähigkeit.
"Unsere Soldaten sind gesund und stark. Das sollen sie bleiben."
Einsatzfähig, das wollen die Soldaten alle bleiben. Auch wenn es ihnen der Einsatz seit Monaten nicht leicht macht. Ein Ende ist nicht absehbar. Nur eines scheint klar: Man kann es nur gemeinsam schaffen. Kameradschaft hilft beim Durchhalten. Korpsgeist macht sich breit. Keiner will ausfallen. Und doch kommt jeder irgendwann an seine Grenzen.
"Jeder von uns ist an einer anderen Stelle angreifbar – so machen einem erfahrenen Soldaten die laufenden Lageänderungen weniger aus als einem jungen Burschen. Dafür setzt es den älteren Soldaten mehr zu, wenn sie Kinder leiden sehen. Weil sie selbst Kinder haben", erläutert die Bundesheer-Psychologin.
Aber nichts davon habe mit Schwäche zu tun. "Wir haben gesunde, starke Soldaten, die vollkommen normale Reaktionen auf eine nicht normale Situation zeigen. Sobald sie wissen, wie sie mit der Beeinträchtigung umgehen können, verliert sie den Schrecken und ist im Handumdrehen kein Thema mehr."
Stärken erhalten statt Schwächen anprangern
"Einsatzkräfte machen nicht selten einen großen Bogen um Psychologen", sagt Bernhard Penz. Der leitende Psychologe im Streitkräfteführungskommando koordiniert die psychologischen Betreuung im Assistenzeinsatz. "Unsere Soldaten wissen aber zusehends, dass die Heerespsychologie nicht Schwächen anprangern, sondern Stärken erhalten will."
Peers schaffen Akzeptanz für Heerespsychologie
Unterstützung bekommen die ausgebildeten Psychologen dabei von sogenannten Peers. Peers sind psychologisch geschulte Soldaten aller Dienstgrade. Es gibt sie mittlerweile in allen Einheiten und Verbänden. "Die Peers sind aus dem Bundesheer nicht mehr wegzudenken. Sie verrichten ihre normalen Tätigkeiten im Dienstbetrieb, haben aber ständig die Hand am Puls, erkennen einen Handlungsbedarf in den eigenen Reihen, haben das Vertrauen ihrer Kameraden", so Penz. Umso mehr würden Peers auch im Assistenzeinsatz in die Arbeit der Heerespsychologie eingebunden.