Luftverschmutzung: Dicke Luft in Tuzla
Luftverschmutzung kann das Leben und die Lebensqualität stark beeinflussen. Die rund 150.000 Bewohner von Tuzla in Bosnien und Herzegowina kennen dieses Problem. Bei einem Treffen zwischen der Ministerin für Stadtplanung und Umweltschutz, Jadranka Mirascic, und dem Kommandanten des Regionalen Koordinierungszentrums 4 (RCC4) der EUFOR-Truppe, Oberst Friedrich Teichmann, war die Luftbelastung für die Bevölkerung und die Soldaten daher eines der zentralen Themen.
Kraftwerk, Verkehr, Hausbrand
Tuzla liegt eingebettet im Spreca-Tal am Fluss Jala, und aufgrund der geografischen Lage gibt es vor allem im Winter nur wenig Luftbewegung. Bei Tiefdruckwetterlage sammeln sich über und in der Stadt alle Emissionen, den Einwohnern bietet sich dann keine Möglichkeiten, der schlechten Luft zu entkommen.
Das Kohlekraftwerk im Westen der Stadt, mit einer Leistung von 780 Megawatt und lebensnotwenig für die Region, ist zu einem Teil an der Luftverschmutzung beteiligt. Vor allem der zunehmende Straßenverkehr und der Hausbrand sorgen aber für eine extreme Verschlechterung der Luft und damit der Lebensqualität in Tuzla. An ganz schlimmen Tagen wird der in Österreich geltende Grenzwert für Luftemissionen um das Dreißigfache überschritten.
Es wird Frühling
Sobald sich die Nebelbänke der Winterzeit lichten und der Wind wieder aus dem Westen kommt, bereinigt sich die Lage. Dann heben sich die Gemüter, und die Freundlichkeit der Menschen in der Stadt wird wieder klarer sichtbarer. Dr. Wolfgang Mayer ist Umweltmediziner beim Österreichischen Bundesheer und meint dazu: "Eine Einsatzdauer von sechs Monaten hat für unsere Soldaten keine gesundheitlichen Auswirkungen." Mayer wurde vom österreichischen Verteidigungsministerium beauftragt, die Wasser- und Luftqualität in und um Tuzla zu testen. "Meine Ergebnisse lassen darauf schließen, dass die unmittelbare Exposition primär in der Winterzeit gegeben ist, die mit dem Steigen der Temperaturen abnimmt."
Weltbank unterstützt die Region
Das "Liaison and Observation Team" in Tuzla und das Koordinierungszentrums 4 unterstützen den Raum Tuzla ebenso wie 99 Nichtregierungs-Organisationen und die Weltbank, um ihre Verantwortung für eine gesunde Gesellschaft wahrzunehmen.
Das nächste große Projekt des kantonalen Umweltministeriums ist der Bau einer Mülldeponie, die EU-Standards entspricht und eine nachhaltige Bewirtschaftung gewährleistet. Dafür tritt die Weltbank als Geldgeber auf. "Fragen wurden genug gestellt, jetzt sollen Antworten gefunden werden", sagt dazu Oberst Teichmann.
Das Land sei merkbar im Aufschwung, viele Häuser würden gebaut, Industriegebiete entstünden. Mit dem Wachstum der Bevölkerung müsse aber auch die nötige Infrastruktur geschaffen werden, um die "Reanimation der Region" erfolgreich abzuschließen, sagt Dr. Mayer.