Österreich unterstützt die Minenräumung in Bosnien
Schätzungen zufolge liegen in Bosnien über eine Million Landminen und nichtexplodierte Kampfmittel (UXOs). Dementsprechend intensiv unterstützt die Internationale Gemeinschaft seit Jahren in der ehemaligen jugoslawischen Teilrepublik Projekte zur Minenräumung. Auch Österreich leistet in diesen Tagen in der nordbosnischen Stadt Doboj einen weiteren Beitrag dazu. Der Kommandant der österreichischen Truppen in Bosnien, Oberst Günther Rozenits, überzeugte sich in den letzten Tagen von der widmungsgemäßen Verwendung der von der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit (ADA) zur Verfügung gestellten Gelder in der Höhe von 10.000 Euro.
Verschiedene Arten der Minenräumung
"Im wesentlichen gibt es drei Arten der Minenräumung", erklärt Rozenits bei der Begutachtung des 27.000 Quadratmeter großen Minenfeldes. "Je nach Geländeart entscheidet man sich für manuelle Räumung, die Verwendung von Hunden, oder der Einsatz von Maschinen." Aufgrund des sowohl von frei liegenden Feldern als auch dichten Wald dominierten Geländes, kommen in Doboj alle drei Arten der Minenräumung zur Anwendung. "Ein Minenräumer schafft bis zu 300 Quadratmeter und ein Hund bis zu 1.000 Quadratmeter am Tag. Im Vergleich dazu ist natürlich die Maschine mit bis zu 3.000 Quadratmeter pro Stunde am schnellsten. Aber eben nur auf ebener Fläche. Sobald das Gelände zu steil oder uneben wird, muss manuell oder mit Hunden gearbeitet werden.", greift Oberst Rozenits auf einschlägige Fachkenntnisse zurück. Als Leiter der Joint Military Affairs (JMA) im EUFOR Hauptquartier ist er auch für die Überwachung der Entminung in Bosnien-Herzegowina und für die Ausbildungen zur Minengefahr verantwortlich.
Info-Kampagne für Zivilbevölkerung
Im Zuge dieser Tätigkeit bereitet der österreichischen Kontingentskommandant derzeit eine Informationskampagne vor, die vor allem in der Zivilbevölkerung ein höheres Bewußtsein für die Minengefahr schaffen soll: "Unsere Soldaten trainieren vor und während einem Auslandseinsatz regelmäßig den Umgang mit der Minengefahr und sind daher bestens geschult. Wir müssen aber auch der bosnisch-herzegowinischen Bevölkerung immer wieder in Erinnerung rufen, dass die Gefahr besteht, und wie man damit umgeht." Besonders gefährdet seien Kinder von Kriegflüchtlingen, die jetzt im europäischen Ausland leben. Da sie nicht auf das latente Risiko sensibilisiert sind, bewegen sie sich bei Verwandtenbesuchen in Bosnien-Herzegowina zu unbedacht in nicht gesichertem Gelände. Das soll sich durch verstärkte Aufklärungsarbeit ändern.
Hunde als Minensucher
Der Einsatz von Hunden hat sich als große Unterstützung im Entminungsdienst erwiesen. Durch ihren feinen Geruchssinn können Hunde - meist Schäferhunde oder Labradors - so trainiert werden, dass sie Bestandteile der Mine riechen und so aufspüren. Die Ausbildung der Hunde ist aufwändig und kostet bis zur Einsatzbereitschaft von Hund und Hundeführer bis zu 16.000 Euro. "Auch wenn die Hunde nur maximal drei Stunden pro Tag eingesetzt werden können und große Hitze schwer ertragen, ist ihr Einsatz ein großer Gewinn.", so Rozenits.
Ehemalige Hauptkampflinie
Die Stadt Doboj liegt im Norden Bosniens, in der Republika Srpska. Bedingt durch die geographische Lage an der Frontlinie waren große Teile Dobojs während des Bosnienkrieges stark umkämpft, wodurch die Umgebung heute stark vermint ist. Nicht zuletzt deshalb konzentrieren sich die von Österreich finanzierten Entminungsaktivitäten auf einen Minengürtel unweit der 70.000-Einwohner-Stadt. Die Arbeiten werden vom bosnisch-herzegowinischen "Mine Action Center" koordiniert und an eines von mehreren zivilen Entminungsunternehmen im Land vergeben.