Interview: Brigadier Prader zum Friedenseinsatz im Kosovo
Ende Mai 2008 hat Brigadier Robert Prader das Kommando über die Multinationale Task Force Süd übernommen. Damit steht einer der fünf großen KFOR-Verantwortungsbereiche im Kosovo erstmals unter dem Kommando eines Nicht-NATO-Mitgliedsstaates. Mit 3.700 Frauen und Männern aus Deutschland, Österreich, der Schweiz, der Türkei und Bulgarien sorgt der 48-jährige Berufsoffizier für Ruhe und Ordnung.
Brigadier Prader im Interview
bundesheer.at: Herr Brigadier, Sie haben die Vorgehensweise der KFOR-Soldaten grundlegend geändert. Anstelle von Panzerfahrzeugen und strengen Fahrzeugkontrollen trifft die Bevölkerung des Südkosovo seit einigen Wochen auf Soldaten, die zu Fuß kommen und das Gespräch suchen. Gibt es dazu erste Erfahrungen?
Prader: Die Soldaten zeigen mehr Engagement, Interesse und Bereitschaft, den Dingen auf den Grund zu gehen. Meine Absicht ist, die Soldaten noch mehr in Kontakt mit der Bevölkerung zu bringen. Ich bin überzeugt, dass sie noch motivierter arbeiten, wenn sie persönlich einen ständigen Zuwachs an Wissen haben. Die fixen Verantwortungsbereiche fördern die Bereitschaft, sich mit der Situation in ihrem Gebiet auseinanderzusetzen und die Hintergründe für alltägliche Probleme besser zu verstehen.
bundesheer.at: Wie reagieren die Menschen auf die österreichischen Soldaten?
Prader: Sie reagieren wie auf alle Soldaten der KFOR, die ihnen gegenüber höflich und vor allem korrekt auftreten: mit großer Freundlichkeit. Wie in allen Bereichen ist es eine Frage des gegenseitigen Respekts. Wir haben einen Auftrag zu erfüllen, dürfen dabei aber nicht vergessen, dass wir uns in einem Land befinden, das von Österreich als unabhängiger Staat anerkannt wurde. Unsere Soldaten wissen das und dementsprechend ist auch ihr Auftreten.
bundesheer.at: Sie führen das Kommando über Soldaten aus fünf Nationen, wie gestaltet sich die Zusammenarbeit?
Prader: Multinationalität erfordert eine große Umstellung zu den Arbeitsgewohnheiten zu Hause. Hier sind Soldaten mit unterschiedlichem kulturellen und militärischen Hintergrund. Entscheidungen und Maßnahmen sind deswegen auch geprägt von unterschiedlichen nationalen Zwängen und Regulierungen. Gefragt sind vor allem Kompromissbereitschaft, Geduld und die Fähigkeit zur Teamarbeit.
Meine Erfahrung hat aber auch gezeigt, dass es den typischen österreichischen, deutschen oder türkischen Soldaten nicht gibt. Sie finden in allen Nationen Spezialisten auf den unterschiedlichsten Gebieten, Persönlichkeiten die über hervorragende Qualitäten in fachlicher wie menschlicher Natur verfügen.
bundesheer.at: Welche Erkenntnisse aus dem Einsatz nehmen Sie mit nach Österreich, wo Sie dann wieder die 4. Panzergrenadierbrigade kommandieren?
Prader: Der Einsatz im Kosovo hat sich im Laufe der Jahre geändert. Die heutige Situation ist nicht mehr mit jener des Jahres 2000 zu vergleichen. Dementsprechend haben wir die Verfahren, die Ausrüstung und die sich im Einsatzraum befindlichen Kräfte neu zu beurteilen. Wir werden versuchen, unsere diesbezüglichen Erfahrungen zu Hause einzubringen.