Brückenabbau in Loznica
Ein Bericht von Major Watschinger.
In der Woche vom 17. November bis 22. November 2003 fand im Camp Casablanca ein internationales bridge-training (Brückenbau-Training) statt. Neun Teams, darunter französische Fremdenlegionäre sowie italienische und argentinische Pioniere hatten eine Woche Unterweisung im Auf- und Abbau einer Mabey-Johnson Brücke.
Ziel war es, die Fertigkeit in der Handhabung dieses schweren Brückengerätes zu festigen. Für unseren Schweizer Pionierzug war das der "trockene" Auftakt zu einer weit größeren Herausforderung. Sie waren mit ihren Gedanken schon bei der Brücke von Loznica. Fachoffizier Senti, der Pionier in unserem Bataillonsstab, und Oberleutnant von Kälen, der Pionierzugskommandant, erhielten den Auftrag, die Demontage dieser Brücke durchzuführen.
Die Brücke in Lozncia wurde 1999 durch italienische Pioniere als Provisorium gebaut und sollte nun durch die Task Force-Dulje abgebaut werden. Es handelt sich um die längste freitragende Brücke ihrer Art im Kosovo. Sie ist 81m lang und ruht auf vier 76mm dicken Bolzen. Ihr Gesamtgewicht beträgt 180 Tonnen. Die Brücke stellt einen Materialwert von rund 1,6 Mio € dar.
Am 24. November wurde begonnen, die Fahrbahnplatten zu demontieren und das Fundament frei zu legen. Danach wurde die Brücke um 1,6m gehoben und ein Gefälle von 1%, in Zugrichtung, eingerechnet. Der Brücke wurde danach ein sogenannter "Schnabel" vorgebaut damit sie die notwendige Länge für die Verlagerung des Schwerpunktes erhält.
Um der Brücke beim Zurückziehen das nötige Gegengewicht zu geben und somit zu verhindern, daß sie beim "lift off" auf der gegenüberliegenden Seite nicht in den Talgrund fällt, wurde sie einseitig beschwert und ihr Gesamtgewicht auf 240 Tonnen erhöht. Als letzter Teil der Vorbereitung wurde die Brücke mit Kränen und hydraulischem Werkzeug auf Rollen gesetzt.
Aufgrund der derzeit angespannten Situation im Kosovo wurden die Vorbereitungen rund um die Uhr durch die österreichischen und deutschen Teile der Task Force weiträumig militärisch gesichert.
Am 06. Dezember um 1000 Uhr wurde durch General Kammerhoff, dem Kommandanten der Soldaten im Kosovo, der "Startschuß" gegeben. Ein deutscher Pionierpanzer (Dachs) wurde als Zugmaschine der Brücke vorgespannt und begann langsam, diese aus den gegenüber liegenden Auflagepunkten zu ziehen. Um 1150 Uhr war die Brücke dann "frei". Sie wurde bis 1600 Uhr so weit zurückgezogen, dass sie sich durch die Verlagerung ihres Schwerpunktes selbst stützt und ein Einstürzen nicht mehr möglich ist.
Die Brücke wird nun unter ständigem Zurückziehen Stück für Stück abgebaut. Wenn das Wetter mitspielt werden die Arbeiten bis Weihnachten abgeschlossen sein und die Brücke für einen neuerlichen Einsatz zur Verfügung stehen.