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Serie des Psychologischen Dienstes: Teil 2 "Umgang mit der Ungewissheit"

03. April 2020 - 

Momentan sehen wir uns mit der enormen Umstellung unseres Alltags konfrontiert, die unserem fundamentalen Bedürfnis nach einer geordneten und sicheren Welt nicht gerecht werden kann. Dieses Bedürfnis sowie der Wunsch, Kontrolle über sein Leben zu haben, ist normal. Fragen danach, was bleiben und was sich verändern wird, sind auf dem aktuellen Wissensstand nicht beantwortbar. Für ein angenehmes Leben brauchen wir aber langfristig einen Zustand des Gleichgewichts, d.h. eine grundsätzliche Ausgeglichenheit zwischen den Anforderungen unserer Umwelt und deren Bewältigung mittels unseres Wissens und Können. Gleichgewicht heißt, dass wir in einer Situation mit einem erlernten Muster (Erlebens- und Verhaltensweisen) passend reagieren können. Wenn wir z.B. das Haus verlassen und ins Auto einsteigen, dann erwarten wir, dass nach dem Drehen des Zündschlüssels der Motor anspringt. Tritt dies nicht ein, so haben wir mehrere Muster zur Verfügung, um zu reagieren. Sollte dabei durch rationales Denken ein neues Muster kreiert werden und bewährt sich dieses, dann haben wir wieder etwas dazu gelernt und werden es auch in Zukunft anwenden können.

Grundsätzlich ist also das menschliche Gehirn - die menschliche Psyche - sehr gut dafür vorbereitet, mit Ungewissheit umzugehen. Von klein auf haben wir gelernt, uns in unbekannte ungewisse Situationen hinein zu wagen und diese dann durch die Anwendung von bewährten oder neu gefundenen Mustern zu bewältigen.

Beachtenswert ist der ungewisse Zustand, während dem es noch nicht klar ist, welche unserer bisher erlernten Verhaltensweisen – Muster - passend sind und welche nicht. Genau hier kommen auch unsere Gefühle ins Spiel. Psychologen beschreiben dies als eine Aktivierung, die dann interpretiert wird. In einem Zustand der Ungewissheit entsteht also eine Aktivierung, die uns zu Lösungsversuchen antreibt. Man bemerkt dies an einer inneren Unruhe und gleichzeitig ablaufenden Gedanken.

Was hat das jetzt mit der aktuellen Situation zu tun? Wir leben derzeit in Gegebenheiten, die niemand von uns bisher erlebt hat, und sind dadurch zwischendurch auch in einem Zustand erhöhter Aktivierung. Unser Gehirn - die "Mustervergleichsmaschine" - sucht nach Lösungen, die sich gut anfühlen, also Erfolg und damit Entspannung signalisieren.

  Um uns selbst dabei zu unterstützen und einen hilfreichen Umgang mit unseren Gefühlen und Gedanken zu finden, bietet sich das bewährte Mittel der Autosuggestion an. Milton Erickson, ein bekannter Psychotherapeut, hat die Hypnose als Anleitung zur Selbsthypnose bezeichnet und damit neben seinen vielen Klienten auch sich selbst und die Symptome seiner Kinderlähmung erfolgreich behandelt.

Eine Möglichkeit, sich und seinem Gehirn zwischendurch eine Auszeit zu genehmigen, ist, sich mit Autosuggestion an einen geistigen Wohlfühlort zu transferieren.

Einem Ort, an dem man sich stimmig und passend fühlt, gefühlt hat oder fühlen würde. Jeder hat Wohlfühlorte, man muss sie sich nur bewusst herbeiholen.

Zurücklehnen, entspannen und so wie der Slalomläufer vor dem Start seinen Lauf sekundengenau im Kopf durchläuft, so können wir mit ein bisschen Übung unseren Wohlfühlort besuchen. Wenn wir ruhig und entspannt mit geschlossenen Augen sitzen oder liegen, dann gehen wir langsam an diesen Ort, der wirklich oder auch nur in unserer Vorstellung existiert. Wenn wir dann dort sind, dann sehen wir uns genau um, um zu sehen, was es dort zu sehen gibt.

Wie sieht die Umgebung aus, der Boden, gibt es Bäume, Wasser, Sand, Berge? Wie ist das Wetter, die Stimmung, die Tageszeit? Wenn wir uns genau umgeschaut haben, dann können wir noch bemerken, was es dort vielleicht zu hören gibt, zu fühlen, zu riechen?

Lassen Sie sich ruhig Zeit. Eines nach dem anderen und alles zusammen.

Wenn Sie dann so richtig an Ihrem Wohlfühlort angelangt sind, dann beginnen Sie dieses Gefühl genau zu spüren und zu genießen, merken Sie sich, wie es sich anfühlt, an diesem Ort der inneren Entspannung zu sein und sich so richtig wohl zu fühlen… - Wenn Sie dann lange genug dort waren, dann kommen Sie geistig langsam wieder zurück von diesem Ort des Wohlgefühls in den Raum, in dem Sie gerade sind, und mit der Gewissheit, jederzeit wieder dorthin zurückkehren zu können, wann immer Sie wollen.

Heerespsychologischer Dienst. (Bild öffnet sich in einem neuen Fenster)

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