Die Zügel in der Hand - Interview mit Major Michael Z.
"Auslandsösterreicher" ist für Major Michael Z. ein Begriff, der in zweifacher Hinsicht zutrifft: Zum einen lebt der geborene Wiener seit knapp 30 Jahren am Waginger See in Bayern. Zum anderen verbrachte er seit 2011 fast sechs Jahre im Auslandseinsatz – von Syrien über den Kosovo und die EU-Mission in Bosnien-Herzegowina führte ihn sein Weg nun nach Wien ins Kommando Streitkräftebasis. Hier ist er einer von vier Milizsoldaten, die ihre Kameraden unterstützen.
Aus der Not eine Tugend gemacht
Die Wirtschaftskrise im Jahr 2009 forderte auch von dem gelernten Pharmareferenten und Altenpfleger ihren Tribut. Damals ging es ihm – er war 46 Jahre alt – wie vielen anderen seiner Altersklasse: "Aufgrund meines Alters war ich am Arbeitsmarkt nicht vermittelbar, für die Firmen war ich überqualifiziert", so Z. Dann fielen ihm die Worte seines alten Spießes wieder ein: "Du bist im Zweitberuf Milizsoldat." 2011 ging der Logistiker – er ist als Feldzeugoffizier beordert – für ein Jahr nach Syrien. Danach folgten Einsätze bei KFOR in Kosovo und der EU-geführten Mission in Bosnien. Prägend war für ihn der erste Einsatz, als die Situation am Golan schon heikel wurde. "Damals war wieder mehr Handarbeit gefordert. Das war sehr aufwendig. Ich habe viele verlässliche Kontakte geknüpft, die auch heute noch halten", erzählt er.
Ein Opfer des Kalten Krieges
Auf seine militärische Laufbahn angesprochen, bezeichnet sich der Wahlbayer schmunzelnd als ein Opfer des Kalten Krieges. "Ich war bis 1997 Kommandant einer Nachschubkompanie. Der Fall des Eisernen Vorhanges und die damit verbundenen Truppenreduzierungen waren das Ende meiner Milizkarriere. Ich bekam einen Brief und wurde aus der Miliz entlassen", erinnert er sich zurück.
Nach dem ersten Auslandseinsatz nahm seine militärische Karriere wieder Fahrt auf. "Ich ließ mich wieder beordern und kam in die S4-Abteilung im Militärkommando Tirol. Dort wollte ich aber nicht als alter Oberleutnant bleiben und machte Lehrgänge und Kurse nach." Heute nutzt er als Major im Ausland seine Ausbildung und im Inland seine Erfahrungen aus den Einsätzen. Worauf es bei der Zusammenarbeit auf internationaler Ebene ankommt? Auf diese Frage hat der geerdete Milizoffizier eine verblüffend einfache Antwort: "Empathie. Es ist ein Geben und Nehmen. Wenn Du keine Empathie hast, kannst Du keine Verbindungen knüpfen." Und diese Verbindungen halten auch über den Einsatz hinaus.
Das Glück der Erde liegt auf dem Rücken der Pferde
Nicht nur im Einsatz hat er die Zügel in der Hand, sondern auch im Privatleben – hier sogar wortwörtlich. "Eigentlich hatte ich ein gestörtes Verhältnis zu Pferden, mit Pferdesport wollte ich nie etwas zu tun haben", sagt er. Das änderte sich, als ihn seine damalige Freundin auf eine Isländerstute setzte. Nach drei Minuten sei er dem "Virus Pferd" verfallen gewesen, so Z. Heute hat er selbst zwei Islandpferde und schätzt die Einheit von Mensch und Tier sowie das Abschalten in der Natur. "Isländerpferde sind robust, sie wurden von den Wikingern als Transportpferde und Schlachtrösser verwendet. Meine beiden Pferde sind sieben und 24 Jahre alt. Isländer können bis 50 Jahre alt werden – es hängt davon ab, wie du dein Pferd siehst: Als Partner oder als Sportgerät." Seine Pferde sieht er als Partner. Und beweist auch hier jene Empathie, die ein erfolgreiches Miteinander möglich macht.