Gefreiter M.: Vom Hörsaal in den Einsatz
Der Mai ist für Studenten ein klassischer Prüfungsmonat. Doch für Gefreiten Clemens M. flatterte vorigen Freitag keine Bestätigung für einen Prüfungsplatz ins Haus, sondern die Einberufung zum Einsatzpräsenzdienst. Und statt in der stillen Bibliothek des Juridicums zu sitzen und trockene Gesetzestexte zu wälzen, wird er ab 4. Mai beim Bundesheer eingerückt sein und für den sicherheitspolitischen Assistenzeinsatz ausgebildet.
"Freue mich, sie wiederzusehen"
Der Grundwehrdienst ist bei ihm noch nicht lange her. Im November 2017 rückte der geborene Wiener bei der Garde ein und wurde zum Jäger ausgebildet. Nach der Grundausbildung führte ihn sein Weg für zehn Wochen aus der Maria-Theresien-Kaserne zum sicherheitspolizeilichen Assistenzeinsatz nach Nickelsdorf. Mit seinen Kameraden aus dieser Zeit ist er auch heute noch in Kontakt.
"Als wir erfahren haben, dass wir eingezogen werden, haben wir eine 'Whatsapp'-Gruppe erstellt und spekulieren darüber, was wir machen werden. Ich freue mich darauf, sie wiederzusehen", erzählt der 20-jährige. Nach seinem Einsatz mit der Kompanie des Jägerbataillons Wien 1 "Hoch- und Deutschmeister" hofft er, lächelnd darauf zurückschauen zu können. "Ich werde sicher dankbar sein, wenn ich den Einsatz gut absolviert habe. Ich glaube, bei vielen Leuten wird der Einsatz einen positiven Eindruck hinterlassen", wagt M. einen Blick in die Zukunft.
Der Libanon muss warten
An der Grenze lernte er einen Kameraden kennen, der bereits im Auslandseinsatz war. Dessen Geschichten weckten in ihm den Wunsch, selbst ins Ausland zu gehen. Daraufhin verpflichtete er sich zur Miliz und meldete sich als Kraftfahrer zum Einsatz im Libanon. Der steht jetzt aber auf der Kippe: "Geplant gewesen wäre Juni 2019, das hat sich dann immer weiter nach hinten verschoben. Letzter Stand war Dezember 2020. Durch Corona und auch durch den kommenden Einsatzpräsenzdienst verschieben sich einige meiner Prüfungsvorhaben in das Wintersemester, mit dem Auslandseinsatz wären es zwei weitere. Das ist schon heftig, das muss ich mir noch überlegen", erzählt der Jus-Student.
Vom Besten gelernt
Mit sieben Jahren begann er mit Säbelfechten, 2016 und 2017 war er sogar im Nationalteam. Danach wollte er zum Heeressport, das Schicksal führte ihn aber zur Garde. Sein Trainingspensum - fünfmal die Woche zwei bis drei Stunden Training - konnte er dort nicht halten. Jetzt betreibt er diesen Sport nur noch hobbymäßig. Trainiert hat er bei keinem Unbekannten: Oberst Josef Wanetschek brachte ihm die Kniffe des Fechtens bei. Der heute 86-jährige ist sechsfacher österreichischer Staatsmeister im Fechten und war zweimal bei den Olympischen Spielen dabei.
Der spätere Kommandant des Landwehrstammregiments 21 "Hoch- und Deutschmeister" war ihm ein sportliches Vorbild. "Das muss man sich vorstellen, er war bei den Anfängen des Jagdkommandos dabei, hat Selbstverteidigung gelehrt und uns siebenjährige Burschen trainiert. Ich kann mich erinnern, als ich jung war, hat er bei uns noch 100 Liegestütze gemacht!"