Neustart nach zwei Jahrzehnten
Gefreiter Dominik E. rückte 1999 in die Magdeburg-Kaserne in Klosterneuburg ein. Nach acht Monaten Grundwehrdienst rüstete er als ausgebildeter Wachkommandant wieder ab. 20 Jahre später zieht er sich noch einmal die Uniform an – diesmal aber für länger: Ab Mai wird er mit der 2. Kompanie des Jägerbataillons Tirol für drei Monate in den Einsatz gehen. Im Gegensatz zu seinen Kameraden rüstet er danach aber nicht ab. Im September will der dreifache Familienvater mit der einjährigen Miliz-Ausbildung zum Fernmeldeoffizier beginnen.
Der Gedanke war immer da
Nach dem Grundwehrdienst stand die berufliche Karriere am Programm. Vom Bundesheer war keine Rede. Der Weg führte den promovierten Elektrotechniker auch für zweieinhalb Jahre nach England. Seine Familie nahm er mit. Nach der Rückkehr in die Heimat stellte er fest, dass ihm etwas fehlte: "Nach ein paar Jahren in der Berufswelt denkst du dir: War's das jetzt? Soll es das jetzt gewesen sein? Und ich wusste, ich brauche noch etwas mit Verantwortung und Abenteuer." Am Nationalfeiertag in Wien traf er seinen jetzigen Kompaniekommandanten. Das Gespräch mit ihm gab den Ausschlag – er meldete sich freiwillig zur Miliz. Nach seiner ersten Übung 2019 folgt ab Mai der Einsatz. Hier will er seinen Beitrag leisten, damit Österreich gut durch die Corona-Krise kommt.
Familiär "vorbelastet"
Das Interesse an der Miliz kommt nicht von ungefähr. Von seinem Vater – er ist als Wachtmeister abgerüstet – wurde es ihm in die Wiege gelegt. Wie es der Zufall so wollte, war das "Miliz-Gen" auch in seiner angeheirateten Familie stark vertreten. Sein Schwiegervater war Offiziersstellvertreter, dessen Bruder Oberleutnant. "Mein Schwiegervater war begeisterter Milizsoldat, mit ihm habe ich sehr viel geredet", erinnert sich Dominik E. Die Schilderungen des Schwiegervaters waren ein wichtiger Impuls: "Er hat den Sprengschein gemacht, durfte alle möglichen Fahrzeuge fahren und hat viele andere Ausbildungen gemacht, die du als Zivilist einfach nicht machen kannst. Das war immer recht spektakulär, wenn er davon erzählt hat. Da sagte ich mir: Das mache ich auch!"
Teamwork auch in der Familie
Nur bei den Übungen dabei zu sein, ist Dominik E. aber zu wenig. Seinem Wunsch, Milizoffizier zu werden, ist er seit vorigem Jahr einen Schritt näher. Er stellte sich der Eignungsprüfung zur Kaderanwärterausbildung - und bestand. "Man muss die Prüfung ernstnehmen und sich darauf vorbereiten. Von 20 Anwärtern haben es bei mir nur rund ein Drittel geschafft", blickt er darauf zurück. Für die Zeit der Ausbildung ist er in der Firma karenziert. Privat ist es schwieriger: Das eine Jahr Ausbildung war gut durchgeplant, die Corona-Krise und der Einsatz ab Mai stellen diese Planungen auf die Probe. Ein Ereignis zeigt deutlich eine Herausforderung für Spätberufene: "Mein Sohn kommt am gleichen Tag in die Schule, an dem ich mit der Kaderanwärterausbildung beginne", erzählt E. "Dieses Jahr wird eine spezielle Situation. Aber wir sind damals mit einem kleinem Kind nach England gegangen und haben uns dort als Familie und als Team etabliert. Das hilft uns jetzt dabei."