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Ausbildung für den Einsatz ist unser Auftrag

29. April 2020 - 

Oberst Stefan Kirchebner ist seit knapp 14 Jahren Kommandant der Garde. Seit 1. September 2006 gibt der gebürtige Pitztaler in diesem Wiener Traditionsverband den Takt an. Er sieht sich selbst als Neigungswiener – gerne hier, mit dem Herzen aber auch gerne in Tirol. In der Öffentlichkeit kennt man die Garde vor allem durch die Ehrengestellungen bei Staatsbesuchen und offiziellen Anlässen der Republik. Sie ist aber auch der einzige Verband, der das ganze Jahr über Grundwehrdiener ausbildet: Alle zwei Monate rücken bei einer von sechs Gardekompanien junge Österreicher ein, aus denen die Gardisten Soldaten machen. Seit 2016 ist sie verantwortlich für die beiden Wiener Miliz-Jägerbataillone Wien 1 "Hoch- und Deutschmeister", Wien 2 "Maria Theresia" sowie für die Jägerkompanie W13 "Hietzing". Zwei Kompanien dieser Bataillone kommen ab Mai zum Einsatz.

Das Interview

Herr Oberst, eine Frage gleich vorweg: Hätten Sie sich vorgestellt, dass unter Ihrem Kommando die Garde Milizsoldaten auf einen realen Einsatz vorbereitet?

Kirchebner: Ja! Das konnte ich mir insofern vorstellen, weil wir die Übungen in Teilbereichen schon so vorbereitet haben, dass die Ausbildungszeit bei einer möglichen Aufbietung verkürzt wird. Das ist unser grundsätzlicher Auftrag. Ich konnte mir das immer vorstellen und war gedanklich und emotional darauf vorbereitet. Im Nachhinein haben wir auch Bereiche analysiert, die wir noch besser machen hätten können. Beim Großteil hat sich herausgestellt, dass wir die Ausbildung in den letzten Jahren richtig durchgeführt haben. Letztendlich ist jede Ausbildung eine Einsatzvorbereitung.

Die Aufbietung bedeutet für die Garde, neben den Regelaufgaben wie Ausbildung und Assistenzeinsatz nun ca. 400 Personen mehr unterzubringen, auszubilden und auszustatten. Welche Herausforderungen bringt das mit sich, und wie lösen Sie diese?

Kirchebner: Nachdem am selben Tag ein Einrückungstermin für eine Kompanie kommt, ist das einfach die dreifache Personenanzahl. Durch ein paar organisatorische Begleitmaßnahmen und einen ausgezeichneten Stab ist das nur ein erhöhter Koordinierungsaufwand. Wir sind bereits in der Vorbereitungsphase mit Milizsoldaten verstärkt worden: Mit drei Stabsoffizieren und einem Unteroffizier aus dem Jägerbataillon Wien 1 "Hoch- und Deutschmeister" haben wir die Aufgaben Punkt für Punkt abgearbeitet. Auch die notwendige räumliche Trennung ist keine Herausforderung. Eine Milizkompanie bleibt in Wien, eine Milizkompanie fährt nach Allentsteig, und die Kompanie Grundwehrdiener fährt gleich zur Ausbildung nach Horn. Wir sind dazu ausgerichtet, zwei Milizbataillone und eine Jägerkompanie aufzunehmen. Jetzt kommen zwei Kompanien – das bereitet mir keine schlaflosen Nächte.

Wie waren die Garde und die Miliz-Kommandanten in die Planungen seit Beginn der Corona-Krise einbezogen?

Kirchebner: Wir waren und sind mit beiden Bataillonskommandanten in ständiger Verbindung und wurden auch gefragt, welche Einheiten wir auswählen würden. Basierend auf den Evaluierungsergebnissen der letzten Waffenübung und dem Grad der Befüllung haben wir die beiden Kompanien vorgeschlagen. Die Empfehlung wurde angenommen, und diese beiden Kompanien rücken nun am 4. Mai ein. Bei diesem Einsatz geht es aber nicht nur darum, die nächsten drei Monate zu bewältigen. Die Zusammenarbeit mit der Miliz – die exzellent ist – muss auch danach weitergehen. Wenn wir im Sommer in den Auslandseinsatz nach Bosnien gehen und die Einsätze im Inland weiterführen, werden wir natürlich auch wieder auf die Miliz zurückgreifen. Das funktioniert aktuell im Grenzeinsatz sehr gut. Wir sind froh über diese Unterstützung.

Seit 2016 ist die Garde für die beiden Bataillone und die Kompanie verantwortlich. Wie ist Ihr Eindruck von der Arbeitsweise und der Leistung der Miliz?

Kirchebner: Ich habe einen engen Bezug zur Miliz, weil ich selbst dort groß geworden bin. Als Kommandant des Jägerbataillons 41 – auch ein Milizbataillon – habe ich sie schätzen gelernt. Der Leistungswille und die Leistungsbereitschaft sind sehr bewundernswert. Die Leute, die sich engagieren, machen das ausgezeichnet, und die Zusammenarbeit funktioniert sehr gut. Natürlich ist jede Übung ein Lernprozess für alle Beteiligten, wir haben hier aber schon viele Schritte nach vorne gemacht.

Was bedeutet diese Krise für Sie persönlich? In beruflicher und privater Hinsicht.

Kirchebner: Eines vorweg, in einer militärischen Organisation sollte man mit dem Wort Krise nicht inflationär umgehen. Staatlich gesehen ist es eine. Rein militärisch gesehen sind es "Begleitumstände". Die können in gesundheitlicher Hinsicht jeden betreffen, vom militärischen Bedrohungsszenario her ist es lediglich eine Variante unserer Aufgaben und nicht als Krise zu bezeichnen. Privat ist es so wie bei allen anderen: Personen in meiner Familie, die eventuell gefährdet sind, isolieren sich und sind in Quarantäne. Die müssen wir schützen. Das nehme ich ernst.

Wenn diese Krise vorbei ist, was werden Sie als erstes tun?

Dann gehe ich mit meiner Frau und meiner Tochter schwimmen. Und ich freue mich darauf, wieder meine Familie in Tirol besuchen zu können – allen voran meine Oma. Die hat mit ihren 103 Jahren schon ganz andere Krisen er- und überlebt.

Zur Person

Oberst Stefan Kirchebner wurde 1967 in Jerzens im Pitztal geboren. Nach der Matura am Stiftsgymnasium Stams rückte er 1985 in Landeck zu einem Landwehrstammregiment ein. Als Zeitsoldat diente er zwei Jahre in einer Jagdkampfkompanie. Nach Abschluss der Theresianischen Militärakademie führte ihn sein Weg als Kompaniekommandant zur Garde, die er seit 2006 führt. Privat ist er verheiratet und Vater einer Tochter. Obwohl er seit 30 Jahren in Wien wohnt, blieb er seinen Tiroler Wurzeln treu – er ist auch heute noch Hauptmann einer Schützenkompanie. In seiner Freizeit widmet er sich gerne der Kultur und der Jagd. 

Kirchebner: Jetzt sehen wir, dass die Arbeit der letzten Jahre richtig war. (Bild öffnet sich in einem neuen Fenster)

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Das Interview - mit Abstand - führte Oberstleutnant Claus Triebenbacher. (Bild öffnet sich in einem neuen Fenster)

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Die Gesichter der Garde: In Paradeuniform repräsentiert sie Österreich... (Bild öffnet sich in einem neuen Fenster)

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...und im Kampfanzug schützt der Infanterieverband Wien und seine Bürger. (Bild öffnet sich in einem neuen Fenster)

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