Bundesheer Bundesheer Hoheitszeichen

Bundesheer auf Twitter

Milizsoldaten im Porträt: Wachtmeister Tobias Z.

27. Mai 2020 - 

Die Miliz hat viele verschiedene Gesichter. Eins davon ist Wachtmeister Tobias Z.: Er befindet sich mit der 1. Jägerkompanie des Jägerbataillons Steiermark gerade an der südsteirischen Grenze. Gefreiter Hans-Georg S. sprach mit dem 23-jährigen Studenten über Motivation, den Doppelpass mit dem Zivilleben, Corona-bedingte Umstellungen und warum er jetzt in der Steiermark ist anstatt in Abu Dhabi.

Das Interview

Herr Wachmeister, Sie wurden 2015 zum Wehrdienst einberufen. Was hat Sie damals motiviert, sich zum Einjährig-Freiwilligen Dienst zu melden?

Tobias Z.: Das EF-Modell wurde auf die Kaderanwärter-Ausbildungen umgestellt, kurz nachdem ich eingerückt war. Nachdem bis zu meinem geplanten Studienbeginn ohnehin ein Jahr Zeit war, war der Zeitfaktor einmal kein Problem. Motiviert haben mich die vielen Empfehlungen von Freunden und Bekannten, sich in diesem Jahr auch persönlich durch Führungserfahrung weiterentwickeln zu können. Dass man für ein rundum interessantes Angebot auch noch gut besoldet wurde, hat das Ganze natürlich zusätzlich attraktiv gemacht.

Meine Laufbahn war dann etwas turbulenter als geplant: Relativ früh in der Ausbildung habe ich mir eine Verletzung zugezogen, aufgrund derer ich dann aus der Milizoffiziers- in die Unteroffiziersausbildung übergegangen bin. Dort, in St. Michael, habe ich dann mein heutiges Stammbataillon kennengelernt. Als ich dann nach einem Jahr Wachtmeister war, konnte ich wieder in die Offiziersausbildung wechseln. Jetzt liegt der 1. Zugskommandantenlehrgang hinter mir, also hoffe ich, dass es sich ausgeht, innerhalb der nächsten Jahre zum Leutnant befördert zu werden.

Sie haben Ihr Studium kurz angesprochen - was studieren Sie?

Tobias Z.: Diesen Februar habe ich meinen Betriebswirtschafts-Bachelor an der Wirtschaftsuni in Wien abgeschlossen. Für mein Masterstudium im Herbst habe ich auch schon die Zusage erhalten, also geht's nach Einsatzende bald wieder weiter! Dann beginne ich mit dem "Master in International Management" - ein Partnerprogramm der Wirtschaftsuniversität mit der CEMS, das ist ein Netzwerk von Wirtschaftshochschulen mit multinationalen Unternehmen.

Haben Sie mit Ihrer zivilen Fachrichtung auch schon militärische Funktionen identifiziert, die Sie reizen würden?

Tobias Z.: Ehrlich gesagt, habe ich nichts Bestimmtes im Auge - ich gehe das lieber Schritt für Schritt an. Nur so viel: Ich habe nicht unbedingt vor, Wirtschaftsoffizier zu werden, ein bißchen Abstand zum zivilen Leben tut mir ganz gut; ich muss nicht immer was mit Wirtschaft zu tun haben (lacht).

Ihr "militärisches Zuhause" ist also beim Jägerbataillon 18. Das wurde aber gar nicht einberufen - wie kommt es, dass Sie derzeit im Einsatz sind?

Tobias Z.: Stimmt, beordert bin ich beim Jägerbataillon 18, das mit der 3. Kompanie auch einen Milizanteil hat. Die wurde gerade neu aufgestellt, und ausgerechnet im April hätte die erste Formierungsübung stattfinden sollen - gegenseitiges Kennenlernen, Aufbauen der internen Struktur und so weiter. Das musste wegen der Corona-Krise leider erstmal verschoben werden. Nachdem mein Masterstudium aber sowieso erst im Herbst weitergeht, habe ich mich freiwillig gemeldet, mit den Soldaten vom Jägerbataillon Steiermark in den Einsatz zu gehen.

Viele aus meinem Stammbataillon haben aber das Jägerbataillon Steiermark in der Einsatzvorbereitung unterstützt oder sind mit uns im Einsatz, was mich sehr freut, denn einige kenne ich schon seit meinem Grundwehrdienst.

Das heißt, die Vorbereitung hat in St. Michael stattgefunden?

Tobias Z.: Eingerückt sind wir in St. Michael, ja. Da wurden wir aufgenommen und - ganz wichtig - medizinisch durchgecheckt. Danach sind wir nach Niklasdorf gefahren und haben dort in einem Gasthof unsere Unterkünfte bezogen, damit die Personendichte die vorgeschriebenen Grenzwerte nicht übersteigt. In diesem schönen Ambiente waren wir gut untergebracht und konnten das Areal inklusive Seminarräumen und Grünflächen für die Ausbildung nutzen. Nur Schießen haben wir selbstverständlich nicht im Gasthof geübt, sondern auf dem Garnisonsübungsplatz!

Und abgesehen davon, dass Sie militärischen Dienstbetrieb in einem Gasthof hatten, spürt man die Bedrohung durch das Virus im Dienst?

Tobias Z.: Es gelten natürlich einige wichtige Regeln und Maßnahmen: etwa Abstandhalten beim Antreten, tägliches Fiebermessen bei der Standeskontrolle, häufiges Händewaschen und Desinfizieren, und natürlich das Tragen des Mund-Nasen-Schutzes. Gerade Belehrungen im Seminarraum wären sonst überhaupt nicht möglich gewesen.

Wie erleben Sie die Stimmung in der Kompanie? Wie ist der Teamgeist nach den ersten Wochen?

Tobias Z.: Wir sind tatsächlich ein sehr "bunter Haufen" aus regulär beorderten Milizsoldaten des Jägerbataillons Steiermark, aufgefüllt mit Berufssoldaten und Freiwilligen wie mir. Damit wollen wir das Wegfallen all jener ausgleichen, die sich aus gutem Grund von der Einberufung freistellen haben lassen. Und auch wenn anfangs einige die Sinnfrage gestellt haben, also sowas wie "Warum ich und nicht wer anderer", hat sich das schon stark gebessert. Das liegt vor allem daran, dass auf manche Anliegen der Soldaten eingegangen werden konnte, z.B. was die Dienstzeiten betrifft. Andere Punkte wie die unterschiedliche Besoldung beschäftigen schon noch viele, und ich hoffe, dass der konstruktive Lösungsweg beibehalten wird.

Mit welchen Erwartungen starten Sie jetzt in den Grenzeinsatz?

Tobias Z.: Wir haben uns gründlich vorbereitet und viel geübt - das passt also schon einmal. Wie lange der Einsatz dauern wird, lässt sich aktuell noch nicht sagen, einberufen sind wir aktuell bis Ende Juni. Hier werden wir sehen, wie sich die Lage entwickelt, also ob der Einsatz vielleicht schon früher zu Ende geht; die Entscheidung liegt aber deutlich über meinem Dienstgrad (lacht). Ansonsten gehe ich von einem "klassischen" Grenzschutzszenario mit Schwerpunkt Gesundheitskontrollen aus.

Sie wirken sehr abgebrüht. Das scheint nicht Ihr erster Einsatz dieser Art zu sein.

Tobias Z.: Stimmt! 2017 habe ich mich schon zu einem Grenzeinsatz freiwillig gemeldet und war damals schon in der Südsteiermark stationiert. Zweieinhalb Monate waren das damals insgesamt. Also ein bisschen Erfahrung habe ich schon, auf die ich mich stützen kann, deshalb sehe ich dem jetzigen Einsatz gelassen entgegen.

Wo wären Sie jetzt, wenn Sie sich nicht freiwillig gemeldet hätten?

Tobias Z.: Da befinde ich mich in der glücklichen Lage, dass ich derzeit - überspitzt gesagt - "nichts Besseres zu tun hätte". Hätte das Coronavirus die Welt nicht lahmgelegt, dann wäre ich jetzt gerade in Abu Dhabi für ein Praktikum im Außenwirtschafts-Center. Aber da das auch abgesagt werden musste, kommt mir der Einsatz sehr gelegen. Auch meiner Familie, die nur 20 Minuten von hier entfernt ist, und meiner Freundin in Wien ist es lieber, dass ich hier im Einsatz bin statt in Abu Dhabi!

Herr Wachtmeister, danke für das Gespräch und alles Gute!

Wachtmeister Tobias Z.: Auf dem Weg zum Milizoffizier. (Bild öffnet sich in einem neuen Fenster)

Wachtmeister Tobias Z.: Auf dem Weg zum Milizoffizier.

Schießtraining ist ein Teil der Einsatzvorbereitung. (Bild öffnet sich in einem neuen Fenster)

Schießtraining ist ein Teil der Einsatzvorbereitung.

Nach zwei Wochen Vorbereitung sind die Soldaten nun im Grenzeinsatz. (Bild öffnet sich in einem neuen Fenster)

Nach zwei Wochen Vorbereitung sind die Soldaten nun im Grenzeinsatz.

Eigentümer und Herausgeber: Bundesministerium für Landesverteidigung | Roßauer Lände 1, 1090 Wien
Impressum | Kontakt | Datenschutz | Barrierefreiheit

Hinweisgeberstelle | Verhaltenskodex