Milizsoldaten im Porträt: Korporal Michael K.
Ein weiteres Gesicht der Miliz: Michael K. ist 29 Jahre alt, kommt aus Griffen und lebt nach Stationen in Salzburg und Wien derzeit wieder in seiner Kärntner Heimat. Mit Gefreiter Hans-Georg S. hat er unter anderem darüber gesprochen, wie es den Geografiestudenten mit globaler Gastronomie-Erfahrung jetzt zur Miliz verschlagen hat.
Das Interview
Herr Korporal, danke, dass Sie sich Zeit für uns nehmen. Was uns besonders interessiert, das sind die vielen persönlichen Geschichten. Wie sieht denn Ihre militärische Laufbahn aus?
Michael K.: Also zum ersten Mal eingerückt bin ich im September 2009 bei der Militärmusik Salzburg.
Damit hätte ich jetzt nicht gerechnet. Wieso Salzburg?
Michael K.: Ich komme zwar aus dem südlichsten Eck Kärntens, aber ich wollte die Gelegenheit nutzen, meinen Wehrdienst mit dem Studium zu verbinden. So habe ich Dienst als Erster Trompeter bei der Salzburger Militärmusik versehen, während ich am Mozarteum ein Trompetenstudium begonnen habe. Das war deshalb parallel möglich, weil viele Lehrveranstaltungen am Wochenende angesetzt waren.
Wie ging's dann weiter?
Michael K.: Militärisch habe ich nach diesen 16 Monaten in Salzburg eigentlich lange nichts mehr gemacht – neun Jahre war ich Reservist, bis vor wenigen Wochen. Jetzt habe ich mich freiwillig zur Miliz gemeldet und bin schon im Einsatz.
Das Ganze war dann sehr spontan: Bei meiner Meldung wurde ich vor die Wahl gestellt, ob ich mit in den Einsatz gehen möchte. Ich habe mit "ja" geantwortet. Als der Rest der Kompanie schon in der Einsatzvorbereitung war, wurde ich am Freitag gefragt, ob ich am Montag – also drei Tage später – einrücken kann. Das konnte ich zum Glück arrangieren; zwei Arzttermine musste ich verschieben, das war's (lacht).
Sie sind nun nach neun Jahren wieder zum ersten Mal in die Uniform geschlüpft – wieso?
Michael K.: Naja, mit dem Gedanken habe ich eigentlich schon früher gespielt. Da war ich aber beruflich dermaßen eingespannt, dass es sich nicht ausgegangen ist. Jetzt macht meine Branche aber gerade ein Tief durch, weswegen ich mir gesagt habe: Jetzt bietet es sich an, wieder zum Heer zu gehen. Ich habe auch vor, gleich länger zu bleiben und quasi direkt an den Einsatz die Kaderanwärterausbildung anzuschließen.
Also machen Sie als Berufsmusiker aus der aktuellen Not eine Tugend?
Michael K.: Nein, das mit dem Künstlerleben war dann doch nichts für mich – nach wenigen Semestern wurde mir das Musikstudium unglaublich fad (lacht). Also habe ich mich stattdessen für Geographie angemeldet, und das werde ich jetzt in Klagenfurt bald abschließen. Zwischendurch war ich auch für ein paar Jahre in Wien, hauptsächlich aus Berufsgründen und für ehrenamtliches Engagement.
Beruflich bin ich im Bereich Gastronomie und Service zuhause, also wieder ganz was anderes. Meine letzten Stationen waren Serviceleitung im internationalen Eventcatering, etwa bei Formel-1-Rennen, und saisonweise Restaurantleitung. Aber gerade was die Großevents angeht, wird es aus meiner Sicht noch länger dauern, bis wieder Regelbetrieb herrscht. Und diese Zeit möchte ich mit der Kaderanwärterausbildung sinnvoll überbrücken.
Haben Sie in der weiteren militärischen Laufbahn schon ein besonderes Ziel im Auge?
Michael K.: Abgesehen davon, dass ich mich hier ganz generell wohlfühle, ja: Ich würde mich gerne auf den Bereich Militärisches Geowesen spezialisieren, um hier die Expertise aus meinem Studium einzubringen.
Wie sind jetzt Ihre ersten Eindrücke von der Miliz?
Michael K.: Gerade im Vergleich mit dem Grundwehrdienst geht es natürlich deutlich angenehmer zu. Unsere dienstlichen Pflichten nehmen wir mit vollem Ernst wahr, was aber nicht heißt, dass wir in den Pausen nicht auch miteinander lachen können. Ich finde es auch toll, dass viele Dinge gemeinsam und kameradschaftlich besprochen werden, wie ich es damals als Rekrut nicht erleben konnte. Diese Erfahrungen der letzten Wochen spielen eine wichtige Rolle in meiner Entscheidung, weitere Ausbildungen zu absolvieren.
Auf der anderen Seite war nicht alles eitel Wonne. Von den einberufenen Kärntner Milizsoldaten ist dann im Endeffekt nur gut die Hälfte eingerückt – der Rest ist aus unterschiedlichen Gründen befreit. Dafür habe ich natürlich vollstes Verständnis. Allerdings war der Frust darüber schon deutlich spürbar, so eine Stimmung ist dann leider auch etwas ansteckend. Die personelle Lage hat dann auch dazu geführt, dass sehr viel hin- und hergeschoben werden musste. Allein während der zweiwöchigen Einsatzvorbereitung war ich in drei unterschiedlichen Zügen eingeteilt. Das fand ich gerade für den Einstieg suboptimal, weil es so besonders schwierig war, meine neuen Kameraden gut kennenzulernen.
Ergänzung oder Kontrastprogramm – wie sehen Sie den Einsatz für die Miliz im Vergleich zu Ihrem zivilen Alltag?
Michael K.: Also es ist definitiv etwas ganz anderes. Was aber nicht heißt, dass es keine Parallelen gibt: Wenn wir beim Catering irgendwo auf dem Globus mit Problemen in der Ressourcenplanung konfrontiert waren, dann waren schnelles, kreatives Umschalten und Anpassungsfähigkeit wertvolle Skills. Diese Flexibilität hilft mir auch im militärischen Dienst, Hürden gelassener zu begegnen.
Danke, Herr Korporal, und viel Erfolg weiterhin!