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Was bedeutet Miliz

Milizsoldaten bei einer Übung vor einigen Jahren.

Miliz ist bis heute ein wenig geklärter Begriff, da in vielen Ländern oftmals spezielle innerstaatliche Polizei und Ordnungskräfte als auch paramilitärische Einheiten als "Miliz" bzw. "Milizen" bezeichnet werden. Eine Begriffsdefinition ist hier daher notwendig.

Milizbegriff und Milizorganisation in Österreich

Der Begriff "Miliz" bürgerte sich gegen Ende des 16. Jahrhunderts im englischen und im Verlauf des 17. Jahrhunderts im deutschen Sprachraum ein. Er stammt vom lateinischen Wort "militia", was "Kriegsdienst" bzw. "Gesamtheit der Soldaten" bedeutet. Bis zum 18. Jahrhundert bezeichnete "Miliz" das Kriegs- bzw. Militärwesen im Allgemeinen. Ab dem 19. Jahrhundert verstand man darunter ein Bürger- oder Volksheer im Gegensatz zum stehenden Heer, also eine Art Reserveverband. Seit dem 20. Jahrhundert ist "Miliz" eine Bezeichnung a) für Streitkräfte, die in Friedenszeiten in einer zusammenhängenden, meist kurzen Dienstzeit und periodischen Übungen für den Kriegsfall ausgebildet werden (hier wird oftmals auf den besonderen Aufbau der Schweizer Streitkräfte verwiesen, aber auch auf die Heimwehren der skandinavischen Staaten), oder b) für paramilitärisch kasernierte Polizeieinheiten in Diktaturen, in Russland und vielen ehemaligen Staaten des Ostblocks für die gewöhnliche Polizei, oder c) auch für paramilitärische oder Freischärlerverbände, die aufgrund ethnischer, religiöser, politischer oder anderweitiger Interessenskonstellationen gemeinsam agieren und sich diese Bezeichnung selbst geben. Für Österreich und unser Verständnis ist a) zutreffend: Der Milizstand zeichnet sich dadurch aus, dass der Milizsoldat zwar in das österreichische Bundesheer eingegliedert, jedoch nur zu Übungs- und Einsatzzwecken militärisch tätig ist und ansonsten einem Zivilberuf nachgeht. Demnach ist "Milizsoldat", wer beispielsweise im Zuge einer Mobilmachung vom Reservestand in den Milizstand versetzt wird. Bis 2006 befanden sich im Milizstand auch jene Wehrpflichtige, die einen Grundwehrdienst von weniger als 8 Monaten geleistet und die restliche Zeit in Form von alljährlichen Truppenübungen abzuleisten hatten.

Bei einer internationalen Enquete in Brüssel 1972 zum Thema "Verteidigungsmöglichkeiten kleiner Länder", an der Vertreter von 34 Nationen teilnahmen, kam man zu dem einmütigen Ergebnis, dass ein Milizsystem "den Verteidigungswillen kleiner Länder am wirkungsvollsten zur Geltung" bringen würde – Österreich fühlte sich dadurch in seiner Meinung bestätigt und ging seinen Weg eines milizartigen Systems der Landesverteidigung weiter.

Mit der Wehrgesetznovelle 1977 und dem Beginn des Aufbaues der "neuen" Landwehr wurde in Österreich für diese Landwehr der Begriff "Miliz" verwendet. Der Ausdruck "Milizheer" wurde über Nacht kreiert, ohne ausführlich interpretiert zu werden, Verwechslungen mit der "Reserve" waren vorprogrammiert. Dabei besitzt das österreichische Bundesheer der Zweiten Republik zwar eine milizartige Komponente, ist aber keine Milizarmee, da das milizartige Organisationsprinzip nur in Teilen des Heeres zum Tragen kommt. Bei den Einheiten und Verbänden der territorialen Landwehr, jetzt die territorialen Jägerbataillone bei den Militärkommanden, kam es noch am stärksten zur Geltung, doch auch hier hatte das Berufskader meist eine leitende und dominierende Rolle. Die Landwehrrahmenverbände waren ein Teil der milizartigen Heeresstruktur, sozusagen dessen "aktive" Komponente. Dabei handelte es sich vor allem um Verbände der Führungs-, Unterstützungs- und Versorgungstruppen sowie in Einzelfällen auch der Kampftruppen, die einen relativ hohen Anteil an Berufskader aufwiesen und nach Auffüllung durch die Soldaten der Reserve (der Miliz) ihre Einsatzbereitschaft erreichten – ohne ihre Friedensorganisation grundsätzlich verändern zu müssen.

Verfassungsrechtlich verankert wurde das Milizprinzip schlussendlich 1988, ein den österreichischen Bedürfnissen angemessenes und eigenständig gewachsenes Milizsystem wurde dadurch sichergestellt und der Status des Milizstandes (neben dem Präsenz- und Reservestand) geschaffen.

Quelle: Strigl, Mario: "Wacht an der Grenze. Die Grenzschutztruppe des Österreichischen Bundesheeres" (Schriften zur Geschichte des österreichischen Bundesheeres, hrsg. vom Generalstab des Bundesministeriums für Landesverteidigung und der Militärgeschichtlichen Forschungsabteilung des Heeresgeschichtlichen Museums, Band 12), Wien 2008 – zugleich Dissertation an der Universität Wien 2008.

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