Universität Graz und Streitkräfte blicken gemeinsam auf Bosnien-Herzegowina
Die Kooperation zwischen dem Streitkräfteführungskommando und der Grazer Karl-Franzens-Universität nahm sich des Themas "Bosnien-Herzegowina zwischen Gestern, Heute und Morgen" an. Bei der Tagung beleuchteten Experten des Bundesheeres, der Wissenschaft und der Politik den Krisenherd am Balkan.
Kooperation als Zukunftsoption
Rektor Alfred Gutschelhofer unterstrich die hohe Bedeutung des Balkans für die Uni Graz. Er freue sich, so Gutschelhofer, dass das Bundesheer mit dem Vorschlag zur Kooperation an die Uni herangetreten sei. Die Arbeit in Bosnien sieht er "auf derselben Basis": das Heer im Bereich der Sicherheit und die Grazer Wissenschaft beim Unterstützen bosnischer Studenten. Zudem äußerte er "den Wusch nach weiteren Kooperationen mit dem Bundesheer".
90.000 Soldaten im Auslandseinsatz
Generalleutnant Günter Höfler, Kommandant der Streitkräfte, spannte den Themenbogen vom ersten Auslands-Engagement des Bundesheeres vor 50 Jahren im Kongo bis zu den aktuellen Missionen am Balkan. Er betonte die Leistungen der rund 90.000 österreichischen Auslandseinsatz-Soldaten. Im bisher 15-jährigen Bosnien-Einsatz konnten neben der Sicherheit im Land auch 150 Hilfs- und Entwicklungsprojekte der zivil-militärischen Zusammenarbeit umgesetzt werden.
Der militärische Blick auf Bosnien
Generalmajor Bernhard Bair, derzeit Kommandant der EUFOR-Truppe in Bosnien, betonte die Bedeutung des Landes für Österreich. Er sah den Balkanstaat mit Österreich durch hier ansässige Bosnier und auch durch intensive wirtschaftliche Verflechtungen eng verbunden. Bair informierte zudem über die derzeitige Lage im Einsatzgebiet.
Der militärische Fokus auf die Gegenwart wurde durch den Rückblick auf Einsatzerfahrungen von Brigadier Rudolf Striedinger, ehemals Kommandant einer multinationalen Brigade in Bosnien, abgerundet.
Zivile Erfahrungen
Der Rechts- und Politikwissenschafter Josef Marko berichtete von Erfolgen und Misserfolgen der Verfassungsreform in Bosnien-Herzegowina. Er war an der Reform der Justiz, des Sicherheitsbereiches und der Neugestaltung des bosnischen Militärs maßgebend beteiligt. Rüstungsexperte Erwin Kauer gab dazu einen fundierten Überblick über die erfolgreiche internationale Kontrolle der bosnischen Rüstungsindustrie.
Aktuelle Probleme
Der österreichische Kontingentskommandant in Bosnien, Oberst Johann Lattacher, beleuchtete den österreichischen Verantwortungsbereich und die noch immer akute Bedrohung durch verstreute Kampfmittel und Minen im ehemaligen Kriegsgebiet. Danach beschrieb er die österreichische Unterstützung der laufenden, kontrollierten Munitionsvernichtung.
Johannes Viereck vom dänischen Außenministerium arbeitet in Bosnien im Büro des Hohen Repräsentanten. Er berichtete von aktuellen Problemen wie der gegenseitigen politischen Blockade der Volksgruppen im Balkanstaat.
Der Blick in die Zukunft
Abschließend diskutierten die Experten über mögliche Lösungen. Als Grundtenor war dabei klar herauszuhören, dass Bosnien-Herzegowina auch in Zukunft mit grundlegenden Herausforderungen in allen Bereichen der Gesellschaft konfrontiert sein wird. Streitkräfte-Kommandant Günter Höfler: "Konflikte lassen sich nur vernetzt und ganzheitlich - wie durch ein politisches, wirtschaftliches und wenn notwendig auch militärisches Engagement - lösen."