Hemmt Rüstung Entwicklung?
erschienen in der Publikation "Jahrbuch für internationale Sicherheitspolitik 2000" (ISBN: 3-8132-0711-0) - Dezember 2000
Autor(en):
Dipl. Volkswirt Veronika Büttner

Abstract:
Heute besteht weithin Konsens darüber, daß Sicherheit und ein angemessenes Rüstungsniveau eine notwendige Voraussetzung von Entwicklung darstellen, übermäßige Rüstung und Militarisierung jedoch Entwicklung wie Sicherheit beeinträchtigen können, wenn Ressourcen aus entwicklungsrelevanten Bereichen abgezogen, "good governance" und Partizipation behindert werden, während politische Repression, regionale Rüstungswettläufe und Hegemonialstreben gefördert werden. Je nach regionalspezifischem Kontext unterscheiden sich jedoch die Auswirkungen des militärischen Sektors auf Entwicklung und Sicherheit. Rüstungsausgaben wirken sich tendenziell negativ auf das Wirtschaftswachstum aus, doch ist der Effekt generell gering und kann in Einzelfällen auch positiv ausfallen. Die spezifische Entwicklungsleistung von militarisierten Regimen wird trotz Gegenbeispielen überwiegend als hinderlich für eine breitenwirksame Entwicklung angesehen, doch besteht kein zwingender Zusammenhang zwischen Militarisierungsgrad, Entwicklungsdefiziten und Konfliktlage. Gegenwärtig finden sich regionalspezifisch sehr unterschiedliche Hindernisse für Abrüstung und Konfliktregulierung: Offene Gewaltkonflikte, regionale Rüstungswettläufe aufgrund fehlender Sicherheitskooperation, eine aggressive Rüstungsexportpolitik großer Rüstungsproduzenten, verkrustete Strukturen und "bad governance". Externe Akteure können Abrüstung vor allem durch Verschärfung von Exportkontrollregimen, Förderung von "good governance" im Rüstungssektor und Unterstützung von Nachkriegsgesellschaften bei Entwaffnung, Demobilisierung und Reintegration von Soldaten fördern.