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Führung der MNTF S

Ein Jahr Einsatzvorbereitung der 4. Panzergrenadierbrigade

Mit der Übernahme des Verantwortungsbereiches der Multinational Task Force South (MNTF S) im Kosovo durch Brigadier Mag. Robert Prader am 29. Mai 2008 wurde der vorläufige Schlusspunkt nach einer fast einjährigen Vorbereitungs- und Planungsphase gesetzt. Dieser Vertrauensbeweis in ein Nicht-NATO-Mitglied beruht jedoch nicht allein auf einer bloßen Willensbekundung, sich dieser Verantwortung zu stellen, sondern erfolgte auf der Basis einer gediegenen Planung und Vorbereitung eines formierungsverantwortlichen Kommandos in Österreich. Die Aufgabe selbst ist nicht vergleichbar mit der herkömmlichen Vorbereitung oder der Abstellung von zusätzlichen Kräften innerhalb eines Einsatzkontingentes, sondern es bedarf einer gewissenhaften Aufbauarbeit, um in einem bisher einmaligen Engagement im Rahmen einer NATO-geführten Mission bestehen zu können.

Planungsphase

Der erste Schritt im Frühjahr 2007 war die Bildung eines Planungsstabes zur Formierung und Ausbildung des Maneuver Battalion Dulje (ManBn Dulje) und des Stabes der MNTF S. Die Vorgaben des Brigadekommandanten dazu waren:

  • eine frühzeitige Personalplanung und Personalgewinnung als Voraussetzung zur Sicherstellung der Auftragserfüllung im Kosovo und in Österreich;
  • eine zielgerichtete, auf den Ausbildungsstand des jeweiligen Organisationselementes bezogene Ausbildung und Einsatzvorbereitung, wenn möglich an einem Ausbildungsort;
  • die Verdichtung der bestehenden Familienbetreuung durch ein Personalelement der 4. Panzergrenadierbrigade für alle Angehörigen des Kontingents AUCON 18/KFOR (Austrian Contingent 18/Kosovo Force) vor und nach dem Einsatz sowie - natürlich mit Schwergewicht - während des Einsatzes.

Zu einer Art Patenverband für das ManBn Dulje wurde das Panzerbataillon 14 in Wels bestimmt und gleichzeitig mit der Personalwerbung beauftragt.

Der Planungsstab umfasste in der ersten Phase drei Stabsoffiziere und zwei Unteroffiziere des Brigadekommandos. Mit Dezember 2007 wurden beim ausbildungsverantwortlichen Truppenkörper, dem Panzerartilleriebataillon 3 in Allentsteig, zusätzlich ein Ausbildungsstab und eine Formierungskompanie zur Durchführung der Einsatzvorbereitung des ManBn Dulje gebildet. Somit betrug die Personalstärke des gesamten Formierungs- und Ausbildungsstabes für AUCON 18/KFOR (Stab MNTF S und ManBn Dulje) 12 Offiziere und 10 Unteroffiziere.

Zum Abschluss der Planungsphase verlegte der Brigadekommandant mit dem für den Auslandseinsatz vorgesehenen Schlüsselpersonal Anfang September 2007 in das Kosovo. Ziel dieser Fact Finding Mission war es, die in der Planungsphase erarbeiteten Grundlagen im Einsatzraum zu überprüfen und ein erstes Lagebild vor Ort zu bekommen.

Familienbetreuung

Für Soldaten, die sich im Einsatzraum befinden, steht die Erfüllung des Auftrages an erster Stelle. Jedoch ohne ein funktionierendes familiäres Netz können sie ihre im Ausland zu bewältigenden Aufgaben nur schwer erfüllen. Die Familie kann vom Soldaten im Ausland kaum oder nur sehr schwer unterstützt werden. Daher sind gut funktionierende Netzwerke (Freunde, Familie, …) wichtig, um zusätzliche Stressfaktoren (z. B. ungelöste familiäre Probleme, Konflikte mit Partnern oder Kameraden, alltägliche Arbeiten und Verantwortungen, …) zu minimieren, damit Leistung und Einsatzbereitschaft der Soldaten nicht durch solche zusätzliche Belastungen beeinflusst werden. Denn: nur wenn der Kopf frei ist, sind Soldaten im Stande, eine gute Leistung zu erbringen.

Durch den Kommandanten der 4. Panzergrenadierbrigade wurde zu diesem Zwecke eine Angehörigenbetreuungsgruppe ins Leben gerufen. Deren Aufgabe ist es, bereits frühzeitig alle Angehörigen jener Soldaten, die für den Auslandseinsatz vorgesehen sind, umfassend zu informieren, zu beraten und als erste Ansprechstelle - wenn nötig - rund um die Uhr zur Verfügung zu stehen. Die Betreuungsgruppe besteht aus erfahrenen Unteroffizieren der Brigade und wird im Bedarfsfall durch Peers (Psychosoziale Ersthelfer; Anm.), den Brigadepsychologen, einen Pädagogen und den Militärseelsorger verstärkt. Um diese Aufgabe bestmöglich erfüllen zu können, ist persönliche Bekanntschaft und Vertrauen Grundvoraussetzung. Diese Vertrauensbasis wurde in der Einsatzvorbereitung AUCON 18/KFOR durch Informationsabende für die Angehörigen geschaffen. Die Angehörigenbetreuungsgruppe in der 4. Panzergrenadierbrigade wird künftig ein fester Bestandteil in der Organisation der Brigade sein. Sie wird nicht nur den Angehörigen der sich im Auslandseinsatz befindlichen Soldaten als Unterstützungs- und Beratungseinrichtung zur Verfügung stehen, sondern jedem Angehörigen der "Vierten", um im Bedarfsfall rasch und gezielt Unterstützung zu leisten.

Sprachausbildung

Zur Sicherstellung der notwendigen Fremdsprachenkenntnisse für den Auslandseinsatz wurde die seit 2004 am Brigadekommando regelmäßig durchgeführte Fremdsprachenausbildung weiter intensiviert.

Zwei Trainerinnen des Sprachinstitutes des Bundesheeres an der Landesverteidigungsakademie schulten in jeweils zwei Vierstundenblöcken pro Woche das Personal des Brigadekommandos. Dabei lag das Schwergewicht auf der verbalen und schriftlichen Ausdrucksfähigkeit.

Ein dreitägiges Intensivseminar zur unmittelbaren Vorbereitung auf die multinationale Stabsrahmenübung COOPERATIVE LONGBOW in Albanien rundete diesen Ausbildungsabschnitt ab. In Kleingruppen, abgestimmt auf die Führungsgrundgebiete des Übungsstabes, wurde auf die Vorbereitung und das Präsentieren von Lagevorträgen, die Erstellung von Befehlsbeiträgen sowie die Handhabung des Reportingsystems anhand der Übungsunterlagen besonderes Augenmerk gelegt.

Übung COOPERATIVE LONGBOW (COLW)

Die Absicht des Brigadekommandanten war es, die Stabsrahmenübung COLW, die vom 5. bis 17. Oktober 2007 in Albanien stattfand, als einen weiteren Ausbildungsabschnitt der Einsatzvorbereitung zu nutzen. Die zu diesem Zeitpunkt für das Kommando MNTF S eingeplanten Stabsoffiziere und Unteroffiziere wurden auf entsprechende Funktionen im multinationalen Übungsstab eingeteilt. Der Erfahrungsgewinn aller Übungsteilnehmer im Rahmen der multinationalen Stabsarbeit stand als Ausbildungsziel im Vordergrund und schuf die Grundlagen für die Planung und Durchführung der drei folgenden einsatzraumspezifischen Kaderfortbildungen.

Einsatzraumspezifische Kaderfortbildungen des Brigadestabes

Anfang Februar 2008 fand am Alpinstützpunkt Dachstein/Oberfeld die erste von drei einsatzraumspezifischen Kaderfortbildungen statt. Ziel dieser Veranstaltungen war es, abseits vom täglichen Dienstbetrieb am Brigadekommando, ein aktuelles Lagebild für den zukünftigen Kommandanten MNTF S und seine Stabsmitglieder zu schaffen. Die Kaderfortbildungen waren in drei Phasen gegliedert. In der ersten Phase hatten sich die für den Einsatz vorgesehenen Offiziere und Unteroffiziere der Bereiche

  • Command Group MNTF S (MA, LEGAD, JVB, PAO),
  • Stab MNTF S (Chief G2, G3 PLANS, PSYOPS, Chief G4/1, G4 PLANS) und
  • Austrian National Contingent (CDR und DEPCDR AUNE)

in die verfügbaren Unterlagen einzulesen und einen Fragenkatalog für den Einsatzraum auszuarbeiten. Zusätzlich waren Lagevorträge für die zweite Kaderfortbildung vorzubereiten. Im nächsten Abschnitt, Mitte Februar, wurden alle zu diesem Zeitpunkt verfügbaren Angehörigen des Stabes MNTF S in der Dauer von drei Tagen in die aktuelle Lage eingewiesen.

Die dritte einsatzraumspezifische Kaderfortbildung zwischen 31. März und 4. April diente dazu, einerseits das vorhandene Lagebild zu aktualisieren und andererseits die Vorbereitungen für das folgende Keyleader Training im Einsatzraum abzuschließen. Das Schwergewicht waren dabei Kurzvorträge von Personen aus den Bereichen Militärpolitik, Heeres-Nachrichtenamt und Kommando Einsatzunterstützung, um dadurch das notwendige sicherheitspolitische und logistische Hintergrundwissen für den zukünftigen Stab MNTF S zu bekommen. Zum Abschluss der Veranstaltung wurde das Lagebild durch einen umfassenden Vortrag des Kontingentskommandanten AUCON 17/KFOR abgerundet.

Einsatzvorbereitung beim Panzerartilleriebataillon 3

Im Juni 2007 wurde dem Panzerartilleriebataillon 3 (PzAB 3) die Ausbildungsverantwortung über das ManBn Dulje übertragen. Gleichzeitig wurde das Bataillon beauftragt einen Planungsoffizier/Ausbildung als Bindeglied zur Brigade festzulegen und Varianten der Ausbildungsdurchführung bis August vorzulegen. Aufgrund einer Vorgabe der 4. Panzergrenadierbrigade war neben dem allgemeinen Auftrag zur Einsatzvorbereitung zusätzlich eine Variante zu erstellen, die eine geschlossene Ausbildung am Truppenübungsplatz, einschließlich der abschließenden Verbandsübung, vorsah. Diese Planung sollte eine durchgehende Ausbildungssituation bis zur Verlegung in den Einsatzraum schaffen. Bis zu diesem Zeitpunkt fand die Verbandsübung (früher Force Integration Training) immer nach der vorgestaffelten einsatzraumspezifischen Ausbildung am Truppenübungsplatz Bruckneudorf statt. Ziel war es, die knapp bemessene Ausbildungszeit der Einsatzvorbereitung nicht durch eine Verlegung in eine andere Garnison, was immer eine organisatorische und ausbildungsmethodische Herausforderung darstellt, weiter zu reduzieren.

Infrastrukturell kam der Einsatzvorbereitung zugute, dass am Truppenübungsplatz Allentsteig bereits seit geraumer Zeit spezielle Ausbildungsanlagen für Peace Support Operations, wie der Kompaniestützpunkt am Toten Berg, der Checkpoint an der Ortseinfahrt nach Steinbach sowie die Ortschaft Steinbach selbst, geschaffen wurden. Für die 4. Panzergrenadierbrigade und das Panzerartilleriebataillon 3 bot es sich an, die Liechtenstein-Kaserne als Camp für zwei Einsatzkompanien, eine Stabskompanie mit ihren infrastrukturellen Einrichtungen, den Bataillonsgefechtstand sowie alle durch die MNTFs unmittelbar geführten Elemente zu verwenden. Neben den einzelnen Gefechtständen, Unterkünften, Garagen, Werkstätten, Betreuungseinrichtungen wurde auch die Campausfahrt durch die Verwendung von Containern, Betonelementen, Sandsäcken und Postenständen so adaptiert, dass dieser sensible Bereich dem in einem multinationalen Einsatz und einer möglichen eskalierenden Bedrohungssituation entsprach.

Um eine Einsatzvorbereitung optimal durchzuführen, ist neben den Ausbildungsinhalten, dem Ausbildungspersonal, der vorhandenen Infrastruktur und der verfügbaren Zeit schlussendlich das Übungsszenario ausschlaggebend. Nur wenn ein realistischer Eindruck des Einsatzraumes vermittelt werden kann, führt die Situation nach der Verlegung in den Verantwortungsbereich des ManBn nicht zur Überraschung und damit zu einer Überforderung der Soldaten. Dieser Erkenntnis folgend wurde der Einsatzraum auf den Truppenübungsplatz "transferiert", wobei auch die Randgemeinden Allentsteig, Göpfritz und Pölla miteinbezogen wurden, um das zivile Umfeld und das alltägliche Leben darzustellen. Kosovarische Verwaltungsbereiche, Ortschaften, Kulturstätten, Hauptversorgungslinien und Einrichtungen von KFOR wurden in der Ausbildungskarte zugeordnet und festgelegt. So befanden sich

  • das spezielle Schutzobjekt des Klosters Zociste in Steinbach,
  • Velika Hoca in Bernschlag,
  • Orahovac in Allentsteig oder
  • Musutiste in Merkenbrechts.

Ergänzt wurde die Ausbildungskarte weiters mit Informationen über die Minensituation sowie Wegepunkten als Meldesystem. Um neben der räumlichen Situation auch die zeitliche Situation realistisch darzustellen, wurde der laufende Einsatzrhythmus so realitätsnah wie nur möglich simuliert, das heißt die Einsatzaufgaben wurden zeitlich durchgewechselt, wobei sich hier vor allem die Unterstellung der Operational Reserve Force (ORF) des Jägerbataillons 24 als drittes Einsatzelement positiv auswirkte, da im ManBn Dulje die SWISSCOY als dritte Kompanie ihren Dienst versieht.

Eine weitere wesentliche Forderung an den Ausbildungsstab war es, dem Bataillonsstab ein möglichst realistisches Arbeitsumfeld und Einsatzszenario zu vermitteln, sodass nach der Verlegung keine Umstellungsschwierigkeiten entstehen sollten. Erreicht wurde dies durch eine Erkundung im Einsatzraum, Vermitteln von Grundlagen über den Einsatzraum und das ManBn Dulje sowie ein gediegenes Führungsverfahren auf Basis der aktuellen Befehlsgrundlagen der MNTF S.

Das Ergebnis - erarbeitet im Rahmen einer Stabsrahmenübung - lag damit bereits zum Beginn der einsatzraumspezifischen Einsatzvorbereitung als Einsatzbefehl für die Kompanien vor. Für die weitere Einsatzvorbereitung musste der Einsatzbefehl lediglich durch den Ausbildungsstab des PzAB 3 in Bezug auf den Übungsraum überarbeitet werden und konnte somit als Übungseinsatzbefehl verwendet werden.

Vorteile

Dieses Verfahren der Einsatzvorbereitung bietet eine Vielzahl von Vorteilen:

  • Einmalige Durchführung des Führungsverfahrens in Bezug auf den Einsatzraum und damit kein zweites Szenario für den Übungsraum, sondern nur Adaption auf örtliche Gegebenheiten.
  • Kein Umdenken in der Folgebeurteilung und in der grundsätzlichen Befehlsgebung, außer für die Bereiche Kraft-Raum-Zeit.
  • Die Kompanien werden mit dem Einsatzbefehl und dessen Anwendung vertraut gemacht.
  • Neue Erkenntnisse aus dem Übungsbetrieb können noch vor der Verlegung in den Einsatzbefehl eingearbeitet werden.

Parallel zur einsatzraumspezifischen Ausbildung, also der praktischen Anwendung der PSO-Techniken auf den Ebenen des Einzelsoldaten, Halbzuges, Zuges und der Kompanie, wurde das Schlüsselpersonal des Bataillonsstabes und der Kompaniekommanden anhand von im Einsatzraum bereits real durchgeführten Aufgaben im Führungsverfahren und in der Befehlsgebung gefordert:

  • Evakuierung eines Liasion Monitoring Teams aus Orahovac (Kino Allentsteig);
  • Schutz des speziellen Schutzobjektes Kloster Zociste (Steinbach) unter Einsatz sämtlicher Mittel und Möglichkeiten;
  • Durchführung einer Go and See Visit in Musutishte (Merkenbrechts);
  • Verstärkung einer benachbarten MNTF durch kompaniestarke Kräfte (nur Befehlsgebung).

Bei allen diesen Übungsthemen musste der lageangepasste Einsatz von Crowd and Riot Control- (CRC-)Kräften und die Verwendung von CRC-Mitteln berücksichtigt werden.

Mit dieser parallelen Ausbildungsführung von Einsatz- und Führungselementen konnte eine effiziente und ökonomische Nutzung der Ausbildungszeit, unter gleichzeitiger Sicherstellung von Dienstaufsicht der jeweiligen Kommandantenebene sichergestellt werden.

Die Verbandsübung selbst, als integraler Teil der sechswöchigen Verbandsausbildung des ManBn Dulje, wurde aus dem laufenden Dienstradsystem heraus gestartet und über eineinhalb Wochen bis zum 19. März geführt. Schwergewicht war die Umsetzung der bereits beurteilten und festgelegten Operationen, wobei in der ersten Woche bereits der Höhepunkt der Eskalation (Schutz des Klosters in Steinbach) und damit des Einsatzes erreicht werden sollte, um die verbleibenden Tage für Standardoperationen zu nutzen und damit das Verhalten der Soldaten und Kommandanten auf ein einsatzraumangepasstes Niveau zu senken. Neben dem verlängerten Wochenende war dies eine Maßnahme zur Reduzierung des "Übungsstresses" vor der Rotation.

Keyleader Training

Nach Entsendung des ManBn AUCON 18/KFOR am 25. März konzentrierte sich die Einsatzvorbereitung auf das Kommando der zukünftigen MNTF S.

Die Absicht der 4. Panzergrenadierbrigade war es, noch vor der eigentlichen Entsendung der Masse des Brigadekommandos am 5. Mai, das geforderte Wissen für eine geordnete Übernahme der österreichischen Führungsverantwortung der MNTF S zu erwerben. Zu diesem Zweck stellte das Kommando der 4. Panzergrenadierbrigade die Entsendebereitschaft der Soldaten her, inklusive der notwendigen sicherheitsrelevanten und transporttechnischen Maßnahmen, und führte vom 7. bis 10. April ein Keyleader Training, in Form einer praktischen Einweisung im Einsatzraum durch. Ziel war es, die Einsatzvorbereitung abzurunden und noch offene Fragen zu beantworten.

Im Einsatzraum wurden alle Teilnehmer zuerst in die allgemeine Lage und die Sicherheitsbestimmungen eingewiesen. Danach erfolgte die Zuteilung der jeweiligen Funktionen zu ihren Fachbereichen. Durch das Mitlaufen im täglichen Dienstbetrieb konnten die designierten Schlüsselfunktionen einen ersten aktiven Einblick in den bevorstehenden Arbeitsalltag bekommen. Bereits bestehende Stärken als auch Schwächen im System konnten alsbald erkannt und - für die Übernahme einen Monat später - beurteilt werden.

Vorbereitung beim Zentrum für Einsatzvorbereitung (ZEV)

Die Einsatzvorbereitung beim ZEV in Götzendorf vom 24. bis 30. April diente abschließend der Vermittlung und Angleichung von Ausbildungsinhalten in den Bereichen

  • Minengefahren,
  • allgemeine Gefahren im Einsatzraum,
  • Land und Leute,
  • Selbst- und Kameradenhilfe,
  • allgemeine sozial-, wehr- und besoldungsrechtliche Belange und
  • Familienbetreuung.

Des Weiteren wurde die Ausstattung mit Bekleidung und Ausrüstung sowie das Impfprogramm abgeschlossen und das gesamte Kontingent zur Entsendung auf dem Luftweg vorbereitet.

Zusammenfassung

Nach nun mehr als drei Monaten im Einsatzraum ist sicher, dass der von der 4. Panzergrenadierbrigade gewählte Ansatz hinsichtlich Planung und Durchführung der Einsatzvorbereitung zielführend war.

Der Planungshorizont von einem Jahr zur Formierung und Ausbildung eines homogenen, eingespielten Brigadestabes im multinationalen Umfeld ist mehr als gerechtfertigt. Es erscheint wichtig, die knapp bemessene Zeit der Einsatzvorbereitung, sowohl vom Einsatzverband als auch vom führenden Kommando, zu synchronisieren und Synergien zu nutzen. Am Beispiel der gemeinsamen Verbandsübung kam dieser gemeinsame Nutzen, nämlich Führen und Geführt werden, voll zum Tragen. Im Einsatzraum selbst bleibt wenig Zeit, sich in Ruhe in die zahlreichen Unterlagen einzuarbeiten. Sowohl das Keyleader Training als auch die Einsatzvorbereitung beim ZEV waren zu kurz und die verfügbare Zeit zu sehr von Briefings blockiert, um sich mit den Befehlen und Standard Operating Procedures (SOP) des Einsatzraumes auseinander zu setzen.

Die mehrmaligen Verlegungen auf den Dachstein hingegen, mit der Möglichkeit für den Einzelnen, tagelang ganz einfach nur zu lesen, hat viel zum raschen Auffassen der Realsituation im Einsatzraum beigetragen.

Arbeiten in einem multinationalen Stab bedeutet einen viel höheren Koordinierungsbedarf innerhalb des Stabes als im Dienstbetrieb zu Hause. Die Zwänge, Einschränkungen und Vorgaben der einzelnen truppenstellenden Länder sind zu berücksichtigen. Eine gediegene, langfristige Vorbereitung im Heimatland verschafft den notwendigen Wissensvorsprung, um im Einsatzraum neben dem Tagesgeschäft den mühevollen administrativen Mehraufwand bewältigen zu können.

Die umfangreiche und gediegene Vorbereitung der 4. Panzergrenadierbrigade hat sich auf jeden Fall gelohnt!


Autoren: Major Gerhard Bojtos MSD, Jahrgang 1966. 1984/85 Einjährig Freiwilligen-Ausbildung beim Panzerbataillon 14; 1986 bis 1989 Offiziersausbildung an der Theresianischen Militärakademie, Waffengattung Panzer. 1989 bis 2008 Verwendung als Zugskommandant, Kompaniekommandant, S 2 & S3 beim Panzerbataillon 14 sowie als S2, S3 im Kommando der 4. Panzergrenadierbrigade. Auslandseinsätze: 1996 bis 1997 UNDOF; 2001 bis 2002 AUCON 5/KFOR; 2008 stvG3 & G3 Plans MNTF S. 2007/2008 Kommandant des Formierungsstabes der 4. Panzergrenadierbrigade für Einsatzbataillon und Brigadestab MNTF S AUCON 18/KFOR. Seit April 2008 stellvertretender G5 im Kommando der 4. Panzergrenadierbrigade.

Major Reinhard Lemp MSD, Jahrgang 1969. 1988/89 Einjährig Freiwilligen-Ausbildung bei den Landwehrstammregimentern 34, 33 und 35; 1989 bis 1992 Offiziersausbildung an der Theresianischen Militärakademie, Waffengattung Artillerie. 1992 bis 2008 Verwendung als 1. Offizier, Kommandant der Beobachtungsgruppe und Bataillonsfeuerleitoffizier, Batteriekommandant sowie stellvertretender S3 beim Panzerartilleriebataillon 3. 2008 Ausbildungsleiter für Einsatzbataillon AUCON 18/KFOR. Auslandseinsätze: 2002 AUCON 6/KFOR; 2008 Chief Tactical Operations Center MNTF S AUCON 18/KFOR.

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