Interviews
Der anstrengende Dienst in Pakistan gönnt den Soldaten des Bundesheeres nur wenige Verschnaufpausen. In den seltenen ruhigen Momenten erzählen sie dennoch von ihren Erfahrungen.
Korporal Markus Leitgeb, 21, Graz:
"Plötzlich gab es Alarm in der Kaserne, der Abmarsch erfolgte sofort. Zeit für eine Verabschiedung von meiner Freundin Claudia blieb keine. Anfangs hatte ich Berühungsängste mit der Bevölkerung. Wollen die unsere Hilfe überhaupt? Nach zwei Wochen Wasserausführen war es klar: Die Menschen brauchen uns sogar ganz dringend. Damit treten auch die persönlichen Belastungen in den Hintergrund.
Ganz wichtig in so einer Situation ist es, dass man mit den Kommandanten und den Kameraden gut auskommt. Hier zeigt sich der Vorteil von KIOP: Wir alle kennen uns, und waren schon zu Hause ein zusammen geschweißtes Team.
Das alles wäre aber nicht ausreichend, wenn zu Hause die Krise ausbricht. Claudia war vorerst auch ziemlich geschockt. Wir können aber regelmäßig telefonieren. Sie hat mir erzählt, dass sie jetzt richtig stolz ist auf mich. Und das baut auf."
Zugsführer Martin Kaltenhofer, 23, St. Michael/Stmk:
"Ich bin gerade mit meiner Freundin Marina vom Urlaub gekommen. Da hieß es, rein in den nächste Flieger und ab nach Pakistan. Mehr Zeit als zum 'Tschüss' sagen war nicht. Marina ertrug es anfangs mit Fassung. Denn sie weiß, welchen Beruf ich habe. Sie hat so eine ähnliche Situation beim Einsatz im Iran bereits einmal erlebt.
Die fünf Wochen waren für mich bisher ganz gut zu ertragen. Wir sind dafür ausgebildet, man ist darauf eingestellt. Außerdem habe ich als Truppkommandant bei der Wasseraufbereitungsanlage die Verantwortung für drei Kameraden. Da ist man viel beschäftigt und kommt nicht viel zum Nachdenken.
Ab und zu lese ich in einem Buch. Das versetzt einen in eine andere Welt. Ich spiele auch gerne Schach. Natürlich vermisst man trotz aller Ablenkungen die Familie. Meine Freundin leidet aber inzwischen sehr unter der Trennung. Sie hat es sich ursprünglich leichter vorgestellt. Wenn man aber sieht, wie sich die Leute freuen, wenn sie das Wasser bekommen, dann weiß man, dass es wichtig ist weiter zu machen."
Gefreiter Martin Seyrl, 27, St. Georgen an der Gusen/Lungitz:
"Ich hatte genau zwei Minuten Zeit für die Verabschiedung von meiner Freundin Claudia, dann musste ich in die Kaserne. Hier bin ich für die Wasserversorgung der Trinkwasseraufbereitungsanlage I zuständig, außerdem fahre ich mit dem Pinzgauer Wasser liefern. Mit dem Stress habe ich keine Probleme, ich bin es gewohnt von zu Hause.
Man kann durchaus einige Zeit ohne Vergnügungen leben, auch der Alkohol geht mir nicht ab. Claudia hat den Abschied nicht besonders tragisch genommen. Sie weiß, dass das zu meinem Job gehört. Wir haben ständigen Telefonkontakt. Eine Verlängerung des Einsatzes wäre durchaus zu vertragen. Sie würde nur meine Urlaubsplanungen stören."
Gefreiter Philipp Kafka, 29, Wien:
"Meine Frau Sandra und ich waren gerade mit unserem sechs Monate alten Simon am Weg ins Spital, als der Alarm kam. Jetzt sitze ich hier in Pakistan, und bin für die Chemie der Wasseraufbereitungsanlage zuständig. Es gibt sehr viel zu tun, die Zeit vergeht irrsinnig schnell. Man verliert das Zeitgefühl. Ich könnte jetzt nicht sagen, welcher Tag heute ist.
Am Abend schaue ich mir einen Film an, dann gehe ich schlafen. Am meisten habe ich mich über den Brief mit Fotos von meiner Familie gefreut, der mit der Nachschublieferung gekomen ist. Darauf die Frau, der kleine Simon und der 2-jährige Rafael. Die drei kommen zurecht zuhause.
Sandra hat so einen Alarm schon einmal erlebt, als wir wegen eines möglichen Einsatzes in New Orleans kaserniert wurden. Wir telefonieren viel, schicken uns SMS. Und beim Family-Meeting in der Kaserne Korneuburg konnte ich auch per Videokonferenz mit ihr reden. Ich würde durchaus eine verlängerung akzeptieren. Aber nur, wenn es einen Weihnachtsurlaub gibt."