Interview mit dem Leiter des Sprachinstituts des Bundesheeres
Herr Oberst Fronek, zu welchen Themen forscht Ihr Institut?
Das Sprachinstitut des Bundesheeres (SIB) an der Landesverteidigungsakademie führt angewandte Forschung im sprachwissenschaftlichen Bereich durch und beschäftigt sich mit der fachsprachlichen Terminologie, der Interkulturalität und Sprache im Rahmen von Einsätzen sowie der digitalen Transformation im Sprachwesen. Dazu muss man auch wissen, dass das Sprachinstitut der umfassendste Sprachendienstleister im gesamten Bundesdienst ist. Wir decken gleichzeitig die Sprachausbildung, das Dolmetschen und die Übersetzungsdienste, die Terminologiearbeit, die Sprachprüfungen und die sprachlich-interkulturelle Einsatzvorbereitung für das Bundesheer ab. Dieses breite Aufgabenspektrum ermöglicht es uns, als anerkanntes Exzellenzzentrum im Bereich der sicherheitsrelevanten Fachsprache einen signifikanten Beitrag zur gesamtstaatlichen Sprachenpolitik zu leisten.
Wo liegt der Schwerpunkt Ihrer Forschung bzw. welches Thema behandeln Sie aktuell?
Neben den regelmäßigen Tagesaufgaben im Bereich der Sprachausbildung und der Sprachmittlung beschäftigen wir uns vor allem mit "Sprache und Interkulturalität in Einsatzräumen". Dieses Thema ist insbesondere für unsere Soldaten in Einsätzen sehr wichtig. Sprachen des Einsatzraumes zu sprechen und zu verstehen sowie ein Verständnis für andere Kulturen zu haben, ermöglicht mehr Sicherheit für alle und hilft letztendlich, den Auftrag erfolgreich zu erfüllen.
Ein weiterer Fokus unserer Tätigkeit liegt auf der Entwicklung einer eigenen Berufssprache des Militärs. Diese sogenannte "sicherheitsrelevante Fachsprache", die neben der Militärfachsprache auch sicherheitsrelevante Terminologie beinhaltet, ist in allen Sprachausbildungen und Einsatzvorbereitungen präsent.
Neben den zwei bereits erwähnten Aufgabenfeldern stellt insbesondere die "Digitalisierung der Sprachausbildung" ein besonderes Schwergewicht der Innovationstätigkeit des Sprachinstitutes dar. Die Pandemie hat eindeutig gezeigt, welche Bedeutung die Digitalisierung für die Bildungslandschaft und unsere Gesellschaft hat. Das Sprachinstitut zählt hier zu den Vorreitern auf dem Gebiet der Digitalisierung im Sprachwesen und beweist sich national wie international als anerkannter digitaler Sprachdienstleister.
Welche Personen und Institutionen profitieren von Ihrer Forschung?
Innerhalb des Bundesheeres trägt das Sprachinstitut durch diese Forschungsschwergewichte zur Weiterentwicklung des Sprachwesens im Bundesheer bei. Die Ergebnisse der sprachwissenschaftlichen Terminologiearbeit kommen vor allem unseren Soldatinnen und Soldaten sowie allen Bediensteten des Heeres im Einsatz aber auch in der Grundorganisation zugute. Als eindrückliches Beispiel dienen die Sprachglossare, -fibeln und Einsatzsprachhilfen bzw. die neuen digitalen SprachApps, die im Rahmen der Einsatzaufgaben bzw. internationaler Kontakte angeboten werden. Durch diese Forschung wird das Sprachinstitut zum national und international anerkannten Beitragsleister und Innovationstreiber im Bereich der Sprachwissenschaften. Darüber hinaus machen diese Forschungsthemen die Landesverteidigungsakademie zum Exzellenzzentrum für die sicherheitsrelevante Fachsprache und das digitalisierte Sprachwesen.
Inwieweit hat sich Ihre Arbeit durch Corona geändert? Welche Forschungsfelder haben sich gerade in Ihrem Bereich durch die Pandemie aufgetan?
Vor allem im Bereich der Digitalisierung ergab sich durch die Covid-19-Pandemie eine außerordentliche Dynamik. Ca. 50 Prozent aller Ausbildungsgänge am Sprachinstitut werden im Regelbetrieb heute bereits online durchgeführt. Viele Lehrer und Ausbildungsteilnehmer haben endlich ihre Furcht vor der digitalen Lehre abgelegt und arbeiten nun sehr gerne mit den neuen digitalen Werkzeugen. Ein Faktum hat sich aber auch eindeutig bestätigt: Die durch das Sprachinstitut und die Landesverteidigungsakademie bereits 2017 begonnene Transformation des Sprachwesens stellte eine äußerst wertvolle Grundlage für das Meistern der digitalen Lehre während der Lockdown-Phasen dar.
Was ist die größte Herausforderung bei Ihrer Arbeit?
Das Sprachwesen im Bundesheer ist eine Querschnittsmaterie, welche alle Ebenen, Strukturen und Bereiche durchdringt und beeinflusst. Das Sprachinstitut an der Landesverteidigungsakademie ist für alle Prozesse und Inhalte im Bereich des Sprachwesens verantwortlich. Diese Vielfältigkeit macht die Arbeit als Leiter des Instituts unglaublich interessant, aber zugleich stellt sie auch eine besondere Herausforderung dar. Ohne meine hochqualifizierten und sehr erfahrenen Mitarbeiter könnte diese Serviceleistung im Bundesheer nicht erbracht werden.
Steckbrief / Zur Person:
Oberst des Generalstabsdienstes Mag. Mag. Thomas Fronek, geboren 1971, ist seit 2016 Leiter des Sprachinstitutes des Bundesheeres an der Landesverteidigungsakademie. Von 2013 bis 2016 war er als Leiter des Büros für Sicherheitspolitik im Verteidigungsministerium tätig.