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Interview mit dem Leiter des Instituts für Friedenssicherung und Konfliktmanagement

02. August 2021 - 

Herr Generalmajor Frank, zu welchen Themen forscht Ihr Institut?

Das Institut für Friedenssicherung und Konfliktmanagement (IFK) beschäftigt sich mit dem mittel- bis langfristigen Risikobild für Österreich, der Europäischen Sicherheits- und Verteidigungspolitik sowie der Grundlagenforschung zu Freiheit und Sicherheit. Das Institut ist das militärische Kompetenzzentrum für regionale Sicherheitsthemen am Westbalkan, in Nordafrika und Subsahara-Afrika, dem Nahen Osten bis inklusive Iran und Afghanistan, dem Südkaukasus, Russland und Osteuropa. Und aktuell bauen wir unsere China-Expertise aus. Kontinuierlich verfolgen wir die neuesten Entwicklungen im internationalen Krisen- und Konfliktmanagement und dessen Konsequenzen für die Beitragsleistungen Österreichs. Ein weiterer Fokus unserer Tätigkeit liegt auf hybriden Bedrohungen und Cybersicherheit, Terrorismus und der Entwicklung neuer Technologien.

Wo liegt der Schwerpunkt Ihrer Forschung bzw. welches Thema behandeln Sie aktuell?

Mein persönliches Schwergewicht liegt auf den Bereichen der österreichischen Risikoanalyse, Fragen der europäischen Sicherheits- und Verteidigungspolitik sowie der nationalen und internationalen Strategieentwicklung.

Aktuell wirken wir an der Erarbeitung des strategischen Kompasses für die zukünftige Ausrichtung der Verteidigungspolitik der EU mit. Wir arbeiten an zwei institutsgemeinsamen Forschungs- und Buchprojekten: eines zur Rolle Chinas im eurostrategischen Raum und ein weiteres zu Bilanz und Ausblick des internationalen Krisenmanagements. Darüber hinaus laufen Buchprojekte zum Krieg in Berg-Karabach und in Jemen.

Wesentlicher Teil unserer Arbeit ist auch die Intensivierung des nationalen und internationalen Forschungsnetzwerks. So bauen wir unsere Zusammenarbeit mit den mitteleuropäischen militärischen Think Tanks systematisch aus und kooperieren national sehr eng mit dem Austrian Institute of Technology.

Welche Personen und Institutionen profitieren von Ihrer Forschung?

Abnehmer unserer Expertisen sind unter anderem das Verteidigungsministerium, das Bundeskanzleramt, das Innenministerium, das Bundesministerium für Europäische und Internationale Angelegenheiten und das Parlament.

Wir bringen unsere Forschungsergebnisse in die strategische Ausbildung an der Landesverteidigung, im Rahmen des strategischen Führungslehrgangs sowie an nationalen und internationalen Universitäten ein.

Je komplexer die Sicherheitslage wird, desto wichtiger wird auch die Information der interessierten Öffentlichkeit. Daher versuchen wir mit einer sehr aktiven Medien- und Öffentlichkeitsarbeit, unser Wissen über sicherheitspolitische Zusammenhänge und über Notwendigkeiten einer zeitgemäßen Landesverteidigung weiterzugeben.

Welche Erkenntnisse geben Sie an die Offiziere des Bundesheeres weiter?

Ich gebe meine Erfahrungen aus der praktischen Politikberatung weiter, welche ich mir in meiner Funktion als "Leiter der Direktion für Sicherheitspolitik" und Mitglied des Nationalen Sicherheitsrates erwerben konnte. Dabei handelt es sich um Fragen des Verhältnisses von Politik und Militär in Österreich, wie eine gesamtstaatliche, das heißt ressortübergreifende Sicherheitspolitik gelingen kann und wie Strategieentwicklung in der Praxis funktioniert.

Darüber hinaus habe ich über fast zehn Jahre die europäische Verteidigungspolitik von Innen, also aus der Praxis von Treffen der Verteidigungsminister oder der sicherheitspolitischen Direktoren kennengelernt und kann diese Erfahrung an die zukünftigen strategischen Führungskräfte des Bundesheeres weitergeben.

Inwieweit hat sich Ihre Arbeit durch Corona geändert? Welche Forschungsfelder haben sich gerade in Ihrem Bereich durch die Pandemie aufgetan?

Corona ist ein Beispiel dafür, dass sich die Risikolage Österreichs nicht nur abstrakt, sondern ganz konkret und für jeden Österreicher spürbar verändert hat. Die Auswirkungen der Pandemie werden die Risikoanalyse auch zukünftig massiv beeinflussen. Als erste Analyse haben wir am Institut bereits Ende des Jahres 2020 ein Buch zum "Krisenmanagement in Zeiten der Pandemie" vorgelegt.

Was ist die größte Herausforderung bei Ihrer Arbeit?

Mich beschäftigen vor allem die Fragen der Grenzen und Möglichkeiten der Europäisierung der österreichischen Sicherheitspolitik und wie die Europäische Union in Zusammenarbeit mit den Mitgliedstaaten eine stärkere geopolitische Rolle einnehmen kann. Dazu brauchen wir auf europäischer und österreichischer Ebene eine Renaissance des "strategischen Denkens und Handelns". Zur Entwicklung der dazu erforderlichen wissenschaftlichen Grundlagen beizutragen, sehe ich als meine aktuell größte aber zugleich spannendste Herausforderung.

Steckbrief / Zur Person:

Generalmajor Dr. Johann Frank, MAS, geboren 1969, ist Leiter des Instituts für Friedenssicherung und Konfliktmanagement an der Landesverteidigungsakademie Wien. Von 2014 bis 2020 war er Sicherheitspolitischer Direktor im Bundesministerium für Landesverteidigung (BMLV). Er war beratendes Mitglied im Nationalen Sicherheitsrat der Republik Österreich und ist Mitglied der Wissenschaftskommission beim BMLV. Er ist Verfasser zahlreicher wissenschaftlicher Publikationen zur europäischen und österreichischen Sicherheitspolitik.

Im Gespräch Generalmajor Johann Frank. (Bild öffnet sich in einem neuen Fenster)

Im Gespräch Generalmajor Johann Frank.

Er ist Leiter des Instituts für Friedenssicherung und Konfliktmanagement. (Bild öffnet sich in einem neuen Fenster)

Er ist Leiter des Instituts für Friedenssicherung und Konfliktmanagement.

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