Interview mit dem Leiter des Instituts für Höhere Militärische Führung
Herr Brigadier Rotheneder, zu welchen Themen forscht Ihr Institut?
Das Institut für Höhere Militärische Führung ist eigentlich das "militärische" Institut der Landesverteidigungsakademie. Wir forschen in den kernmilitärwissenschaftlichen Bereichen Operative Führung, Taktik, Logistik und Streitkräfteunterhalt sowie Führungslehre.
Unser Institut ist, abgesehen von der Forschung, für die Durchführung der meisten Studien- und Lehrgänge der Landesverteidigungsakademie zuständig. Darunter fallen: Der Strategische Führungslehrgang, die Generalstabsausbildung, welche um den Kern des FH-Masterstudiengangs "Militärische Führung" aufgebaut ist, der Höhere Stabslehrgang, die Grundausbildung für Verwendungen im militärischen und zivilen höheren Dienst, der Lehrgang "Höhere Führung", welcher ab 2023 angeboten wird, die Milizausbildung des höheren Personals und verschiedene Fortbildungsangebote wie Seminare zu einschlägigen Themen.
Wo liegt der Schwerpunkt Ihrer Forschung bzw. welches Thema behandeln Sie aktuell?
Konkret beschäftigen uns folgende Fragestellungen: Wie wird in größeren militärische Formationen im Frieden und im Einsatz geführt? Wie werden militärische Operationen und Kampagnen geplant und durchgeführt? Welchen Anteil hat das Militär an gesamtstaatlichen Problemlösungen? Welche Lehren lassen sich aus aktuellen und vergangenen kriegerischen Konflikten für aktuelle Problemlösungen ableiten? Wie kann die Logistik in anspruchsvollen militärischen Unternehmungen sichergestellt werden?
Welche Personen / Institutionen profitieren von Ihrer Forschung?
Von unserer Forschung und der darauf aufbauenden Lehre profitiert in erster Linie das Österreichische Bundesheer, da wir seit der Schaffung der Landesverteidigungsakademie dafür sorgen, dass das höhere Personal stets auf dem aktuellen Stand der Militärwissenschaft ausgebildet und somit für zukünftige Aufgaben bestens gerüstet ist. Auch unsere Beiträge in Form von Expertisen wie etwa die Vorschriftenerstellung werden im Verteidigungsministerium geschätzt. In weiterer Folge profitiert somit auch die Republik Österreich, da wir einen wertvollen Beitrag - im Rahmen der Bildung - für eine verlässliche militärische Landesverteidigung leisten. Die Republik profitiert auch durch den Strategischen Führungslehrgang, der jährlich für etwa 25 Entscheidungsträger aus allen relevanten Bereichen angeboten wird.
Welche Erkenntnisse geben Sie an die Offiziere des Bundesheeres weiter?
Prinzipiell fließen die Forschungsergebnisse im Sinne des humboldt'schen Bildungsideals in die Lehre ein. Erkenntnisse allein wären aber für die Ausbildung der höheren Offiziere nicht ausreichend. So wie jede moderne Ausbildung ist auch bei uns neben den Kenntnissen die Vermittlung von Fertigkeiten und insbesondere Kompetenzen gefragt. Es ist also unsere spezielle Herausforderung, die Absolventen auf ihrem Weg zu zukünftigen Entscheidungsträgern im Bundesheer bestmöglich zu unterstützen.
Inwieweit hat sich Ihre Arbeit durch Corona geändert? Welche Forschungsfelder haben sich gerade in Ihrem Bereich durch die Pandemie aufgetan?
So wie alle Hochschulen mussten auch wir, speziell zu Beginn der Krise, relativ plötzlich auf Fernlehre umstellen. Im Verlauf der Pandemie haben wir uns durch sehr restriktive Maßnahmen und viel Disziplin wieder auf eine vorwiegende Präsenzlehre konzentrieren können. Wie bereits erwähnt: Reine Wissensvermittlung ginge auch über Fernlehre, bei der Entwicklung von Kompetenzen gelangt man damit aber bald an die Grenzen.
Was gefällt Ihnen am besten an Ihrer Arbeit?
Das Schöne an unserer Arbeit ist der unmittelbare Transfer der Forschungsleistung in die Lehre – und umgekehrt, der lehrbezogene Forschungsbedarf. Die ständige Interaktion mit den Studierenden treibt uns an. Das ist einerseits fordernd, andererseits aber das Fundament einer gesunden "Job-Satisfaction" in einer Bildungseinrichtung.
Steckbrief / Zur Person:
Brigadier Andreas Rotheneder, geboren 1966, hat seit 2015 die Leitung des Instituts für Höhere Militärische Führung an der Landesverteidigungsakademie Wien inne. Zuvor war er lange Jahre in der Kaderausbildung an der Artillerieschule und der Theresianischen Militärakademie tätig, bevor er nach Verwendungen im Verteidigungsministerium an die Akademie wechselte. Von 2004 bis 2007 bekleidete er Funktionen in einem NATO-Kommando in Belgien und der Abteilung für Militärpolitik im Verteidigungsministerium. Ein Auslandseinsatz führte ihn auf die Golanhöhen.