Besuch des Sprachinstitutes am "Talentcentrum Defensie" der niederländischen Streitkräfte
Von 16. bis 19. Mai 2022 besuchte der Leiter des Sprachinstituts des Bundesheeres, Oberst Thomas Fronek, mit zwei Mitarbeitern das "Talentcentrum Defensie" in Breda. Zweck des Besuches war die Vertiefung der 2021 während des Erstbesuches des Kommandanten des niederländischen Sprachinstitutes, Oberst Jan-Carel Annevelink, an der Landesverteidigungsakademie vereinbarten Kooperationsbereiche.
Umfassendes Sprachwesen als Grundlage für Kooperation
Das "Talentcentrum Defensie" stellt das Sprachwesen für die Niederländischen Streitkräfte in allen wesentlichen Bereichen sicher. Es ist - wie das Sprachinstitut des Bundesheeres - umfassend verantwortlich für die Sprachausbildung, das Sprachprüfungswesen, die Sprachmittlung sowie die Terminologiearbeit. Neben der funktionalen Gleichartigkeit bilden die ähnliche Personalgröße sowie die Einbettung in der Militärakademie ("Koninklijke Militaire Academie") eine hervorragende Basis für eine synergetische Zusammenarbeit.
"Task-based language training"
Neben Präsentationen zu den unterschiedlichen Aufgaben und Neuerungen sowie zahlreichen Gesprächen zu Themen rund um den Bereich des Sprachwesens fand auch ein Besuch der "Koninklijke Militaire Academie" in Breda sowie der "Koninklijke Militaire School" in Ermelo statt. An beiden Standorten wird Englisch als Fachsprache im militärischen Kontext unterrichtet. In den niederländischen Streitkräften wird diese fachsprachliche Ausbildung als "task-based language training" bezeichnet. Interessant ist dabei, dass in allen niederländischen Laufbahnkursen bis zur Ebene des Bataillons nur die englische Sprache als schriftliche Befehlssprache zur Anwendung kommt.
"Embedded interpreters"
Besonders interessant war die Vorstellung des einsatzrelevanten Sprachmittlerpools der niederländischen Streitkräfte. Seit einem Jahr wird durch das TCD ein Sprachmittlerpool für den Einsatz zusammengestellt. Dabei handelt es sich um Soldaten und Soldatinnen, die aufgrund ihrer Sprachkenntnisse in einer Zweitfunktion als sogenannte "embedded interpreters" eingeteilt sind. Im Rahmen eines Einsatzes wird die Sprachmittlungsfunktion dann zur Erstfunktion. Ein derartiges Konzept befindet sich im Bundesheer ebenfalls in Entwicklung und soll vor allem zur Erhöhung des Truppenschutzes, der Nachrichtensicherheit und der Interoperabilität österreichischer Kontingente beitragen.
Neue Sprachtechnologien
Aus den Gesprächen in Breda ergaben sich noch weitere Punkte und mögliche Projekte. Unter anderem wurde festgelegt, dass die gemeinsame Forschung und Implementierung von Sprachtechnologien in Zukunft vorangetrieben werden soll. Hier hat das TCD bereits 2021 eine eigene Übersetzungsmaschine basierend auf künstlicher Intelligenz in das sichere Netzwerk integriert. Diese Vorgangsweise könnte auch für das Bundesheer ein denkbarer Weg sein und wird durch das Sprachinstitut des Bundesheeres in den nächsten Wochen geprüft.
Mit dem Besuch in den Niederlanden konnte die an der Landesverteidigungsakademie 2021 begonnene Zusammenarbeit in die konkrete Umsetzungsphase überführt und gleichzeitig ein Beitrag zu den militärpolitischen Beziehungen geleistet werden.