Informationsoffizier/Spezialist "Demokratische Identität" - Fortbildung
Erstmalig startete am 18. April im Heeresgeschichtlichen Museum das Fortbildungsmodul zum Informationsoffizier/Spezialist "Demokratische Identität". Dieser erste Ausbildungsabschnitt steht im Zusammenhang mit der Kooperation des Österreichischen Bundesheeres und dem Mauthausen Memorial. Unter der Zusatzbezeichnung "Demokratische Identität" ist dabei der kleinste gemeinsame Nenner unseres gesellschaftlichen Zusammenlebens auf der Grundlage unserer Verfassung gemeint. Dieser Identitätsansatz bildet die Ausgangsbasis zur Schaffung eines Mind-Sets das politisch, ethnisch und religiös motivierten Extremismus im Bundesheer weder aufkommen lässt noch schweigend duldet.
Langjährige Truppenerfahrung
Die Personengruppe, die für diese herausfordernde Ausbildung Interesse zeigt, verfügt über langjährige Truppenerfahrung und auch großteils über ein einschlägiges Studium (Politikwissenschaft, Geschichte etc.). Zusätzlich zu den sechs angehenden Informationsoffizieren/Spezialist waren die ausbildungsverantwortliche Referentin für den Kulturgüterschütz, sowie zwei Angehörige des Mauthausen Memorials Teil der Ausbildung.
Beim Lehrveranstaltungsteil im Heeresgeschichtlichen Museum wurden ein historischer Abriss zu Nationalsozialismus, Antisemitismus, Krieg und Holocaust und das zugrundeliegende Geschichtsbild vorgestellt. Dabei wurde vom Direktor des Museums, Georg Hoffmann, der selbst vortrug, eine Einbindung der Informationsoffiziere in Umgestaltungspläne von Ausstellungsvorhaben angedacht. Der Unterrichtsblock an der Landesverteidigungsakademie hatte aktuelle Bedrohungsbilder im Sinne von politischem, religiösem und/oder ethnischem Radikalismus/Extremismus zum Inhalt.
Gemeinsame Ausbildung mit dem Kooperationspartner
In der Vermittlung des ideellen Hintergrunds und der Methodik des NS-Terrors wird in einem zweiten Modul der Kooperationspartner Mauthausen Memorial die Ausbildung gestalten. Jenes Modul dient der Herausarbeitung des Wesens radikal/extremistischer Ideologien auf Basis der Geschehnisse im Rahmen des Nationalsozialismus, um damit einen Transfer zu aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen zu schaffen. Der zu beobachtende Verlust der gesellschaftlichen Mitte im Kontext zu den aktuellen Krisen (Migrations-, Corona- und Ukrainekrise) ist nur ein exemplarisches Beispiel derzeitiger sozio-politischer Entwicklungen. Diese Herausforderungen machen auch vor dem Bundesheer nicht halt, ist dieses doch durch die Wehrpflicht ein Spiegel der Gesellschaft.
Die Kooperation zwischen dem Bundesheer und dem Mauthausen Memorial versteht sich als langfristiges Projekt im Sinne einer adäquaten Prävention und Reaktion auf die aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen. Damit leistet diese Zusammenarbeit einen wichtigen Beitrag zur österreichischen und europäischen Strategie gegen Antisemitismus und Rassismus und führt innerhalb des Ressorts zu einer allgemeinen Sensibilisierung in der Thematik. Den Informationsoffizieren kommt hier große Bedeutung zu und sie sollen im "Train the Trainer Prinzip" durch die Spezialisten mit der Vermittlung der sensiblen Thematik vertraut gemacht werden.
Sozialwissenschaftlicher "Think Tank"
Das "Zentrum für menschenorientierte Führung und Wehrpolitik" der Landesverteidigungsakademie ist, nicht nur die ausbildungsverantwortliche Stelle für Informationsoffiziere, sondern der sozialwissenschaftliche "Think Tank" des Bundesheeres und ist für Forschung und Lehre in den für Militär und Führung relevanten Bereichen der Geistes-, Human- und Sozialwissenschaften zuständig. Dazu zählen insbesondere Ethik, Pädagogik, Philosophie, Psychologie, Soziologie, Wehrpolitik, Kulturgüterschutz und Gleichstellungsforschung.