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Alfred Fürst von Windisch-Graetz. Das Schwert der Reaktion

Der Name des Feldmarschalls von Windisch-Graetz ist in Österreich, aber vor allem in Tschechien und Ungarn, untrennbar mit den Revolutionsereignissen der Jahre 1848/49 verbunden.

Der aus altem böhmischem Hochadel stammende Offizier zählt zu den Befehlshabern, deren tatkräftiger Einsatz den Habsburgern den Thron in ihrem Vielvölkerstaat während der Revolutionszeit Mitte des 19. Jahrhunderts gerettet hatte. Durch die kompromisslose (und brutale) Niederschlagung der demokratischen und nationalen Bestrebungen im Kaiserreich Österreich wurde Windisch-Graetz und einer seiner Nachfolger, der als "Hyäne von Brescia" titulierte Julius Graf von Haynau, zu Hassobjekten ihrer Gegner. Doch selbst mit dem Monarchen, für dessen Thron Windisch-Graetz kämpfte, geriet er in Konflikt und wurde schließlich abgesetzt. Anders als die noch immer populären kaiserlichen Feldherren Radetzky oder Jelaèiæ ist er heute fast unbekannt.

Eine typische Karriere

Die Familie stammte aus Tachau an der Mies (Tachov, Plzeòský kraj, Kreis Pilsen) in Böhmen. In Teilen des Stammschlosses ist heute ein Teil der Stadtverwaltung von Tachov untergebracht. Geboren am 11. Mai 1787 in Brüssel, erhielt Alfred zu Windisch-Graetz als Kind standesgemäß Privatunterricht und wurde früh ein Waise, so dass er als Fünfzehnjähriger das Majorat über die Herrschaft seines Vaters übernahm. Windisch-Graetz trat in die kaiserliche Armee ein und stand wie viele andere junge Adelige als Offizier im Kampf gegen Napoleon. Mit 17 Jahren avancierte er bereits zum Ober-Lieutenant. 1805, nach der Schlacht bei Ulm, geriet Windisch-Graetz kurzzeitig in französische Gefangenschaft und lernte hier den französischen Kaiser Napoleon persönlich kennen.

Zurück im Garnisonsdienst begeisterte sich der junge Offizier für die (Heeres-)Reformen von Erzherzog Carl, unter dessen Befehl er bei Aspern und Eßling 1809 verwundet wurde. Nach seiner Genesung kehrte der böhmische Adelige in den Heeresdienst zurück. 1812 jedoch bat er Kaiser Franz I. um Entlassung aus der Armee, weil Windisch-Graetz aufgrund seiner Abneigung gegen Napoleon nicht mit Schwarzenbergs Hilfskorps nach Russland ziehen wollte. Doch das Staatsoberhaupt lehnte ab, genehmigte aber einen unbefristeten Urlaub. Ein Jahr später kämpfte Windisch-Graetz bereits als Oberst bei Leipzig und beim alliierten Einmarsch in Frankreich, der zum Sturz des Korsen führte. Für seine Verdienste erhielt er den Militär-Maria-Theresien-Orden sowie zahlreiche ausländische Ehrenzeichen.

Zwischen den Kriegen

Nach dem Wiener Kongress, dem er als Regimentsoberst in Wien am Rande beiwohnte, kümmerte sich der 28-Jährige danach um seine militärische Karriere und um seine Güter in Böhmen. 1817 ehelichte er eine böhmische Hochadelige, Eleonore von Schwarzenberg. Ab dem Jahr 1826 befand sich sein Dienstort in Prag - zuerst als Brigadekommandant, dann als Feldmarschallleutnant, ab 1840 als kommandierender General in Böhmen. Bei einer Zusammenkunft des österreichischen und des russischen Monarchen Zar Nikolaus I. durfte Fürst Windisch-Graetz Letzteren persönlich kennen lernen - eine Bekanntschaft, die dem Offizier später nützen sollte.

Die Revolution

Das repressive System im Kaiserreich Österreich zwischen dem Wiener Kongress 1815 und der Revolution im Jahre 1848 ist nach der Figur des Staatskanzlers Klemens Wenzel Lothar von Metternich benannt ("System Metternich"). Dieses Staatsgebilde, das in der Revolution endete, gekennzeichnet durch politischen Stillstand, Unterdrückung jeglicher politischer Betätigung der Untertanen sowie eine strenge - wenngleich oft gekonnt unterlaufene - Zensur sowie das beharrliche Ignorieren nationaler Bestrebungen und Gefühle, hatte bereits warnende Vorzeichen gehabt, in die Fürst Windisch-Graetz verwickelt war. 1844 gelang ihm die Niederschlagung eines Aufstandes von Arbeitern in den industriereichen Prager Vorstädten. Die teils schon latent explosive Stimmung verschärfte sich durch wirtschaftliche Probleme in den Jahren 1847/48, die zu einer weiteren Verelendung der Bevölkerung - und damit zum Ausbruch der Revolution im März 1848 - führte. Fürst Windisch-Graetz, politisch sehr konservativ, erlebte die Ereignisse im März hautnah in Wien mit, doch lehnte er es ab, als "Diktator" an die Spitze der Regierung zu treten.

Auch in Prag, wo sich Fürst Windisch-Graetz im Frühsommer als Kommandant aufhielt, brodelte es. Ein unter dem Vorsitz von Franticek Palacký tagender "Slawenkongress" forderte die Abspaltung der Länder der Böhmischen Krone vom Deutschen Bund. Windisch-Graetz drohte offen mit militärischer Gewalt. Die Kongressmitglieder forderten nun seine Ablösung. Ein Demonstrationszug am 12. Juni 1848 artete zum Aufstand aus (Pfingstaufstand), den jedoch Windisch-Graetz bis zum 17. Juni niederschlagen ließ. Bei diesen Kämpfen traf ein Querschläger die Frau des Fürsten, Elenore, die dabei verstarb. Ein Sohn des Fürsten erlitt ebenfalls Verletzungen.

Kaiser Ferdinand I. übertrug Alfred von Windisch-Graetz das Oberkommando über die kaiserlichen Streitkräfte. Unter seiner Führung konnte die im Oktoberaufstand von den Aufständischen eingenommene Residenzstadt Wien zurückerobert werden, wobei es in der Reichshauptstadt starke Zerstörungen gab und rund 2 000 Tote zu beklagen waren. Am 2. Dezember 1848 nahm Feldmarschall Fürst Windisch-Graetz an der Thronbesteigung von Kaiser Franz Joseph I. in Olmütz, Tschechien (heute Olomouc) teil.

Einsatz in Ungarn und Lebensabend

Vierzehn Tage später rückte Feldmarschall Windisch-Graetz ins aufständische Ungarn vor, wo er gegen die gut geführte ungarische Revolutionsarmee antreten musste. Trotz seines Sieges in der Schlacht von Kápolna im April 1849, kam es zu einem Zerwürfnis mit seinem Oberbefehlshaber. Der Kaiser ersetzte Windisch-Graetz durch den Freiherrn von Welden. Fürst Alfred Windisch-Graetz zog sich ins Privatleben zurück.

Sein Leben als Privatier unterbrach er nur für einige diplomatische Missionen wie 1859 in Berlin, wo Windisch-Graetz ohne Erfolg über eine Allianz gegen Frankreich verhandelte. Im gleichen Jahr ernannte ihn Kaiser Franz Joseph zum Gouverneur von Mainz. Doch dieses Amt übte der Feldmarschall nur kurz aus, da er im Frühjahr 1862 nach kurzer Krankheit in Wien verstarb.

Auf einen Blick

Feldmarschall Alfred Fürst Windisch-Graetz galt als erzkonservativer Monarchist. Seine Treue zum Haus Habsburg blieb stets unerschütterlich. Hart trafen ihn die Konflikte mit seinen Landesherren, denen seine kompromisslose Haltung ihren politischen Interessen öfter im Wege gestanden hatte. Auch die oft zögerliche (Militär-) Bürokratie behagte dem Feldmarschall, der zu energischen Lösungen neigte, nicht. Sein Name ist heute fast vergessen. Ab dem Jahr 1835 trug das Dragoner Regiment Nr. 14 seinen Namen. Doch bis 1915 wurden alle Namen von ihm gestrichen.

Ein Jahr nach seinem Tod nahm der Kaiser seinen Namen in die Liste der "berühmtesten, zur immerwährenden Nacheiferung würdiger Kriegsfürsten und Feldherren Österreichs" auf. Zu seinem Andenken ließ Kaiser Franz Joseph vom Bildhauer Raimund Novak eine Statue erschaffen, die seit damals im Heeresgeschichtlichen Museum steht. Darüber hinaus ist ihm ein Marsch mit seinem Namen von Franz Anton Mahr gewidmet.


Autor: Mag. Martin Prieschl, Jahrgang 1976. 2004 Wehrdienst im Panzergrenadierbataillon 13, Angehöriger des Milizbataillons Oberösterreich. Studium der Rechtswissenschaft und Geschichte an der Universität Salzburg. Abschluss in Geschichte 2003 mit Auszeichnung; Auszeichnung des Bundesministeriums für Unterricht und Kunst für die besten Studierenden 2003/2004; Ausbildung zum Archivar am Insitut für Österreichische Geschichtsforschung und der Fachhochschule Potsdam (Archiv, Bibliothekswesen, Dokumentation); Dissertation an der Universität Wien. Nach dem Studium neben zahlreichen Publikationen u. a. Tätigkeiten im Verlagswesen; Hospitant im Kriegsarchiv; im Haus-, Hof- und Staatsarchiv und im Parlamentsarchiv sowie als Koordinator und Mitgestalter der Ausstellung "Liberale Politik in Österreich" (Parlament, 2006). Seit März 2007 Archivbeauftragter der Evangelischen Kirche A und HB sowie Archivar der Diözesen Niederösterreich und Salzburg-Tirol. Seit 2009 Geschäftsführer der Firma Archivtechnik & Systeme.

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