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In eine neue Zukunft

In eine neue Zukunft

Wesentliche Veränderungen stehen im Bundesheer bevor. Die neue Führungsstruktur wird in wenigen Monaten eingenommen und die Reorganisation abgeschlossen sein. Die Funktionstüchtigkeit des neuen Apparates wird unter Beweis gestellt werden müssen. Ein Vorteil ist zweifelsfrei die seit vielen Jahrzehnten gewünschte einzige militärische Spitze in der Person des Chef des Generalstabes. Sein Führungsinstrument, der Generalstab, könnte eine homogen zusammenarbeitende Planungs-, Entscheidungs- und Kontrollinstanz werden. Die Voraussetzung dabei ist, dass diese oberste Ebene viele Kompetenzen nach dem Subsidiaritätsprinzip "nach unten" abgibt.

Die Gefahr der zwei Klassen-Armee ist bei der derzeitigen Finanzlage des Heeres nicht von der Hand zu weisen. Allerdings erklärte die Bundesregierung ihren Willen, die Mittel für den Auftrag des Bundesheeres nach der neuen Sicherheits- und Verteidigungsdoktrin bereitzustellen. Doch man möge sich nicht täuschen: Mittel allein werden zu wenig sein. Die Entscheidung darüber, ob das Bundesheer ein tauglicher Sicherheitskörper wird oder nicht, liegt bei den Möglichkeiten der Truppe. In den Einheiten, den Kompanien und Batterien wird entweder bei einem wohl organisierten Dienstbetrieb qualifiziert ausgebildet, ein anspruchsvoller Nachwuchs gewonnen oder nicht! Dazu müssen sie jedoch personell voll befüllt sein. Unter diesen Voraussetzungen "lebte" das Bundesheer in seinen ersten Dezennien und zehrt noch heute davon. Doch die Substanz ist sehr dünn geworden. Die Gründe sind allseits bekannt. Ein Kreislauf wird sichtbar und bedingt einen Erfolg: vorhandene Planstellen für den Kader, qualifizierte Berufs- und Zeitsoldaten, volle Einheiten, ausreichende Mittel für einen überzeugenden Ausbildungsbetrieb, das geeignete Gerät, ein gutes Image und Rekruten, die Werber für das Bundesheer und Kandidaten für die Nachwuchsgewinnung werden. Nur daraus entstehen die Berufs- und Zeitsoldaten der nächsten Generation, die den Kern der Armee bilden. Ihnen das professionelle Können und den entsprechenden, ethisch berechtigten soldatischen Korpsgeist zu vermitteln, stellt die unverzichtbare Grundlage jeder soldatischen Tätigkeit im Heer dar. Und nur mit diesen Menschen werden die Einsätze im Aus- oder Inland zufriedenstellend zu bewältigen sein.

Eine Problematik wird allerdings dadurch entstehen, dass die Geburtenjahrgänge der nächsten Zukunft immer kleiner und die Aufträge an das Heer kaum reduziert werden. Diese sich erneut öffnende Schere kann nur die Regierung mit einer eindeutigen Handlung schließen: soviel Mittel (auch für die Besoldung), soviel einsatzbereite Soldaten.

Es ist erfreulich aus dem Mund des Verteidigungsministers zu vernehmen, dass alle Waffengattungen des Bundesheeres auch in Zukunft für internationale Einsätze Verwendung finden und deshalb bei Ausrüstung und Ausbildung gleich behandelt werden sollen. Die Logik ist verständlich: jede "unterbewertete" und deshalb schlecht ausgerüstete Truppe würde mittelfristig nur noch aus Rahmenelementen am Papier bestehen. Sie wäre damit unentrinnbar der Auflösung gewidmet.

Ein neues Dienst- und Besoldungsrecht müsste den Soldaten einen für ihre Tätigkeit voll genügenden Rahmen bringen. Doch wenn dieser mit gravierenden Nachteilen verbunden wäre, kämen die Folgen rasch zum Vorschein: Das an einem öffentlichen Dienst interessierte Personal würde sich dorthin wenden, wo die Bedingungen besser wären als im Heer. Als kleines Beispiel dafür sollte die erstrebenswerte "Flexibilität" angeführt werden. Wenn andere Nationen in der Lage sind, ihre verheirateten Soldaten unter sofortiger Zuweisung eines zumutbaren Wohnobjektes bundesweit, ja sogar weltweit zu versetzen, dann müssten auch die Österreicher in ihrer Heimat dazu in der Lage sein. Wenn nicht, wäre eine verstärkte "Personalausdünnung" unvermeidlich.

In diesem Zusammenhang ist das "besondere Treueverhältnis" des Soldaten zu unserer Republik aufzuzeigen. Kein anderer öffentlich Bediensteter hat dieses Land und sein "Volk zu schützen und mit der Waffe zu verteidigen", also sein Leben und seine Gesundheit dafür in die Waagschale zu werfen, wenn es erforderlich ist; weder ein Polizist noch ein Gendarm. Kein anderer als der Soldat hat unserer Republik, den Behörden "Treue und Gehorsam" zu leisten und mit allen Kräften dieser "Republik und dem Volk zu dienen". (Man lese die rechtlichen Normen nur genau!) Doch dafür stellt man ihn bisher finanziell in eine Position wie jeden anderen "Beamten" im Bundesdienst und schlechter als jeden Landes- oder Gemeindebediensteten seiner Qualifikation. Seine Leistungen, die in den meisten Fällen bei Tag und Nacht, bei jeder Wetterlage und Jahreszeit, im In- oder Ausland oft unter höchsten Gefahren erbracht werden, zählen weniger für die Gesamtdienstzeit als die eines Eisenbahnbediensteten. Während Letzterer auf Grund seines "erschwerten Dienstes" weit vor dem 60. Lebensjahr in den Ruhestand gehen darf, zählt der wesentlich schwerere Dienst des Soldaten soviel wie der des Schreibtischbeamten. Das und noch viel mehr gilt es zu bedenken.

Eine weitere Weichenstellung für unsere Armee wird das Problem sein, wie man mit der Bildung des Soldaten umgeht. Bisher war die Ausbildung, das Können und das Verhalten unserer Uniformträger ein anerkanntes Positivum. Es muss auch in Zukunft ein elementares Grundprinzip sein, die umfassende Bildung aller unserer "Profis" zu forcieren. Denn auch im entlegendsten Winkel der Welt wird es letztlich auf das ethische Niveau, die Moral und den kulturellen Stand des "Menschen" ankommen, ob er seine Führungsaufgabe mit sittlicher Rechtfertigung wahrnimmt oder versagt. Eine spannende Zukunft steht den Soldaten jedenfalls bevor.

Brigadier Prof. Dr. Horst Mäder

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