Rekrut Alexander E.: Meine erste Panzerfahrt
Rekrut Alexander E. erzählt von seiner ersten Fahrt mit einem Bundesheer-Panzer:
Außendienst
Dichter Nebel, Nieselregen und Temperaturen unter 10 Grad: Perfekte Bedingungen, um den Tag in einer warmen Stube zu verbringen. Dies wurde mir jedoch verwehrt, denn wenige Tage zuvor erfuhr ich, dass ich am 20. Oktober Außendienst haben werde. Wenig begeistert erkundete ich mich über die Details des Auftrags und erfuhr, dass ich die alljährliche Panzerkolonne fotografieren sollte, die jedes Jahr vom Arsenal über den Ring zum Burgtheater fährt, um sich von dort aus für die Leistungsschau des Bundesheeres auf verschiedenen Plätzen zu verteilen.
Beiläufig fügte mein Vorgesetzter hinzu, dass ich dies nicht auf gewöhnliche Art und Weise, sondern von einem Panzer aus, machen sollte. Da stand ich nun, als junger Rekrut, knapp zwei Monate beim Heer, mit der einmaligen Gelegenheit, mit einem über 55 Tonnen schweren Ungetüm über den Ring vorbei an Wiens bekanntesten Pracht- und Prunkgebäuden mitfahren zu dürfen.
Panzerkolonne
Ich konnte mein Glück kaum fassen, und als der ersehnte Tag kam, freute ich mich zum ersten Mal in meinem Leben, früh aufstehen zu müssen. Vom Pressezentrum fuhr ich mit Vizeleutnant Paul Kellermayr, dem Modulkommandanten der gepanzerten Einheiten, zum Arsenal. Von dort würde die Kolonne um 10:12 Uhr starten. Nach Infos für die Panzerkommandanten der jeweiligen Vehikel durch Vizeleutnant Kellermayr hieß es "Aufsitzen!".
Ein Besatzungsmitglied des "Leopard"-Panzers wies mich ein und mir wurde klar, dass es in einem Panzer ziemlich eng ist. Erst nachdem der Fahrer eingestiegen war, durfte ich mich in Vertretung des Richtschützen in meine Luke begeben. Wichtig dabei ist, dass sich die Hüfte stets unter der Lukenkante befindet, damit man bei einer abrupten Bremsung nicht aus dem Panzer fliegt. Man gab mir eine Schutzbrille und einen Helm, mit dem ich den internen Funk im Panzer mithören konnte. Ein Tipp an jeden, der auch einmal in einem Panzer mitfahren darf: Zieht euch Handschuhe und einen Schal an, diese Gefährte fahren schneller als man denkt.
55 Tonnen auf 40 km/h beschleunigt
Pünktlich um 10:12 Uhr fuhr "mein" Leopard, der die Kolonne anführte, los. Der Moment, in dem der Panzer zum ersten Mal beschleunigte, war unvergesslich. Denn obwohl er nur auf rund 40 km/h beschleunigte, fühlte ich die brachiale Kraft des Motors am ganzen Körper. Während der Fahrt schien ganz Wien stillzustehen, die Leute winkten uns und machten Fotos. In diesem Moment fiel auch mir wieder ein, dass ich beauftragt wurde, Fotos von der Kolonne zu machen. Bald musste ich den einzigen Nachteil dieser Panzerfahrt erkennen: Sie dauerte leider nur 25 Minuten, die sich jedoch eher wie fünf Minuten anfühlten. Letztendlich wurden wir angewiesen, uns mit dem "Leopard" zum Burgtheater zu stellen, bei dem auch schon der Wiener Militärkommandant Brigadier Kurt Wagner und Verteidigungsminister Hans Peter Doskozil warteten.
Parkposition am Burgtheater erreicht
Alles in allem war dieser Tag ein unvergessliches Erlebnis und ich bin sehr dankbar, diese Gelegenheit bekommen zu haben. Ich hätte mir vor Beginn meines Grundwehrdienstes nie erwartet, einmal mit einem Panzer mitfahren zu können. Allen, die "mein" Gefährt einmal in voller Pracht sehen wollen, empfehle ich, unbedingt zur Leistungsschau am 26. Oktober zum Burgtheater und zu den anderen Stationen des Bundesheeres zu kommen.