China und die Großmächte: Gegenseitige Wahrnehmungen am Beginn des 21. Jahrhunderts
erschienen in der Publikation "Jahrbuch für internationale Sicherheitspolitik 2002" (ISBN: 3 8132 0799 6) - Dezember 2002
Autor(en):
Univ.-Prof. Dr. Xuewu GuAbstract:
China und die Großmächte: Gegenseitige Wahrnehmungen am Beginn des 21. Jahrhunderts
Chinas Verhältnis zu den USA und Indien ist nach wie vor durch tiefes Misstrauen geprägt. Auf einem geringeren Niveau gilt dies auch für die gegenseitigen Wahrnehmungen von China und Russland, weil weder Beijing noch Moskau bereit scheinen, sich hundertprozentig auf ihren "strategischen Partner" zu verlassen. Hinsichtlich der Militärkooperation mit China gibt es in Moskau einen taktischen Konsens, dem gemäß Moskau bei der Unterstützung der Modernisierung der chinesischen Streitkräfte streng darauf achten sollte, Russland eine Zehn-Jahre-Überlegenheit zu bewahren. Andererseits warnen die Generäle der chinesischen Volksbefreiungsarmee vor einer zu einseitigen Abhängigkeit Chinas von russischen Waffenlieferungen.
Aus chinesischer Sicht hat sich das strategische Umfeld Chinas nach dem Terroranschlag vom 11. September 2001 verschlechtert. Beijing spürt die militärische Präsenz und die politischen Einflüsse der Vereinigten Staaten in Zentralasien. Ein ähnliches Gefühl der Unsicherheit hat es auch im Blick auf Indien, das plötzlich "natural ally" der USA geworden ist. Insgesamt bewegen sich die gegenseitigen Wahrnehmungen von China und den anderen Großmächten jedoch in einem sicherheitspolitisch und psychologisch erträglichen Rahmen.
Der Aufstieg der Volksrepublik China zu einer Großmacht wurde von den anderen Großmächten unterschiedlich wahrgenommen. Russland scheint am wenigsten durch die Vergrößerung der chinesischen Machtressourcen gestört zu sein. Indien zeigt sich besorgt über die Geschwindigkeit des chinesischen Aufstieges, begrüßt aber, dass mit einem erstarkten China die Herbeiführung einer multipolaren Weltordnung beschleunigt werden könnte. Hingegen sieht Washington die Entstehung der chinesischen Großmacht als eine der größten Herausforderungen und will dem Reich der Mitte mit einer kombinierten Strategie von Anbindung und Eindämmung begegnen.
Chinas Verhältnis zu den USA und Indien ist nach wie vor durch tiefes Misstrauen geprägt. Auf einem geringeren Niveau gilt dies auch für die gegenseitigen Wahrnehmungen von China und Russland, weil weder Beijing noch Moskau bereit scheinen, sich hundertprozentig auf ihren "strategischen Partner" zu verlassen. Hinsichtlich der Militärkooperation mit China gibt es in Moskau einen taktischen Konsens, dem gemäß Moskau bei der Unterstützung der Modernisierung der chinesischen Streitkräfte streng darauf achten sollte, Russland eine Zehn-Jahre-Überlegenheit zu bewahren. Andererseits warnen die Generäle der chinesischen Volksbefreiungsarmee vor einer zu einseitigen Abhängigkeit Chinas von russischen Waffenlieferungen.
Aus chinesischer Sicht hat sich das strategische Umfeld Chinas nach dem Terroranschlag vom 11. September 2001 verschlechtert. Beijing spürt die militärische Präsenz und die politischen Einflüsse der Vereinigten Staaten in Zentralasien. Ein ähnliches Gefühl der Unsicherheit hat es auch im Blick auf Indien, das plötzlich "natural ally" der USA geworden ist. Insgesamt bewegen sich die gegenseitigen Wahrnehmungen von China und den anderen Großmächten jedoch in einem sicherheitspolitisch und psychologisch erträglichen Rahmen.
Der Aufstieg der Volksrepublik China zu einer Großmacht wurde von den anderen Großmächten unterschiedlich wahrgenommen. Russland scheint am wenigsten durch die Vergrößerung der chinesischen Machtressourcen gestört zu sein. Indien zeigt sich besorgt über die Geschwindigkeit des chinesischen Aufstieges, begrüßt aber, dass mit einem erstarkten China die Herbeiführung einer multipolaren Weltordnung beschleunigt werden könnte. Hingegen sieht Washington die Entstehung der chinesischen Großmacht als eine der größten Herausforderungen und will dem Reich der Mitte mit einer kombinierten Strategie von Anbindung und Eindämmung begegnen.