China und Russland - Überlegungen zum Aufstieg und Niedergang von Weltmächten
erschienen in der Publikation "Jahrbuch für internationale Sicherheitspolitik 2001" (ISBN: 3-8132-0778-1) - Dezember 2001
Autor(en):
Prof. Dr. Erich Weede

Abstract:
China und Russland - Überlegungen zum Aufstieg und Niedergang von Weltmächten
Ende der siebziger Jahre war das wirtschaftliche Kräfteverhältnis zwischen der Sowjetunion und China zirka 4:1. Ende der neunziger Jahre war das wirtschaftliche Kräfteverhältnis zwischen Russland und China mindestens 1:3, vielleicht schon 1:4. Zwar hat auch das Auseinanderfallen der Sowjetunion zu diesem rasanten Wandel des Kräfteverhältnisses beigetragen, aber wichtiger noch ist, dass nur China die Landwirtschaft schon in den frühen achtziger Jahren faktisch reprivatisiert hat, dass nur China schon in den achtziger Jahren neben den Staatsbetrieben "township village enterprises" und Privatbetriebe zugelassen hat, dass China konsequenter als Russland die Autarkiepolitik zugunsten von Weltmarktorientierung aufgegeben hat, dass nur China mit dem "markterhaltenden Föderalismus" ein partielles Substitut für den Rechtsstaat entwickelt hat. Russland war in den neunziger Jahren zwar bei der Privatisierung der Staatsbetriebe schneller als China, aber die Art der Privatisierung und die fehlenden Rahmenbedingungen haben diesen Vorteil weitgehend zunichte gemacht. Chinas Aufstieg birgt die Risiken, die aus einer geopolitischen Zentrallage resultieren, und die Chancen, die Freihandel und Globalisierung gerade auch für die Kriegsverhütung bieten.
Ende der siebziger Jahre war das wirtschaftliche Kräfteverhältnis zwischen der Sowjetunion und China zirka 4:1. Ende der neunziger Jahre war das wirtschaftliche Kräfteverhältnis zwischen Russland und China mindestens 1:3, vielleicht schon 1:4. Zwar hat auch das Auseinanderfallen der Sowjetunion zu diesem rasanten Wandel des Kräfteverhältnisses beigetragen, aber wichtiger noch ist, dass nur China die Landwirtschaft schon in den frühen achtziger Jahren faktisch reprivatisiert hat, dass nur China schon in den achtziger Jahren neben den Staatsbetrieben "township village enterprises" und Privatbetriebe zugelassen hat, dass China konsequenter als Russland die Autarkiepolitik zugunsten von Weltmarktorientierung aufgegeben hat, dass nur China mit dem "markterhaltenden Föderalismus" ein partielles Substitut für den Rechtsstaat entwickelt hat. Russland war in den neunziger Jahren zwar bei der Privatisierung der Staatsbetriebe schneller als China, aber die Art der Privatisierung und die fehlenden Rahmenbedingungen haben diesen Vorteil weitgehend zunichte gemacht. Chinas Aufstieg birgt die Risiken, die aus einer geopolitischen Zentrallage resultieren, und die Chancen, die Freihandel und Globalisierung gerade auch für die Kriegsverhütung bieten.