Ethnopolitische Konflikte im Nordkaukasus - Geschichte, Gegenwart und Perspektiven
erschienen in der Publikation "Jahrbuch für internationale Sicherheitspolitik 2001" (ISBN: 3-8132-0778-1) - Dezember 2001
Autor(en):
Dr. Ludmilla Lobova

Abstract:
Ethnopolitische Konflikte im Nordkaukasus - Geschichte, Gegenwart und Perspektiven
Der Zerfall der UdSSR hat ethnische Konflikte und Widersprüche nicht hervorgerufen, aber wohl verschärft. Die Transformationsprozesse im postsowjetischen Raum wirkten sich besonders intensiv auf den ökonomischen Bereich, aber auch auf die Grundlagen der ethnischen Beziehungen aus, auf denen die polyreligiöse UdSSR ruhte. Das führte zu heftigen Auseinandersetzungen, die ab der zweiten Hälfte der achtziger Jahre eskalierten. Der Nordkaukasus als wohl konfliktträchtigste Region Russlands stellt die Zentralmacht seit 200 Jahren vor erhebliche Probleme. Nationale, religiöse, kulturelle, historische und sozialpsychologische Besonderheiten, die Evolution des Einflusses des Faktors Religion, die Stärkung des ethnischen Selbstbewusstseins, das Verhältnis zwischen Russen und nichtslawischen Völkern, Migrationsprozesse, die Entwicklung ethnopolitischer Widersprüche zu bewaffneten Auseinandersetzungen, schwierige Beziehungen zwischen bestimmten ethnischen Gruppen sowie Probleme der sozialen, politischen und wirtschaftlichen Entwicklung bestimmen die Lage im Nordkaukasus. Zahlreiche russische Politiker, Politologen und Medien warnen vor einer "Gefahr aus dem Süden", die mit dem radikalen Islam assoziiert wird. Im Gegensatz dazu sehen zahlreiche russische Kaukasusexperten den Wahhabismus und andere radikale islamische Strömungen im postsowjetischen Raum vor allem als Folge der sozioökonomischen Probleme an. Auch geoökonomische Faktoren - konkret die Rolle der Energieträger (vor allem Erdöl) aus dem Kaspischen Becken - spielen eine wichtige Rolle: Russland möchte deren Ausbeutung und Transport so weit wie möglich kontrollieren und sieht sich dabei von westlichen Staaten und ihren Konzernen herausgefordert.
Der Zerfall der UdSSR hat ethnische Konflikte und Widersprüche nicht hervorgerufen, aber wohl verschärft. Die Transformationsprozesse im postsowjetischen Raum wirkten sich besonders intensiv auf den ökonomischen Bereich, aber auch auf die Grundlagen der ethnischen Beziehungen aus, auf denen die polyreligiöse UdSSR ruhte. Das führte zu heftigen Auseinandersetzungen, die ab der zweiten Hälfte der achtziger Jahre eskalierten. Der Nordkaukasus als wohl konfliktträchtigste Region Russlands stellt die Zentralmacht seit 200 Jahren vor erhebliche Probleme. Nationale, religiöse, kulturelle, historische und sozialpsychologische Besonderheiten, die Evolution des Einflusses des Faktors Religion, die Stärkung des ethnischen Selbstbewusstseins, das Verhältnis zwischen Russen und nichtslawischen Völkern, Migrationsprozesse, die Entwicklung ethnopolitischer Widersprüche zu bewaffneten Auseinandersetzungen, schwierige Beziehungen zwischen bestimmten ethnischen Gruppen sowie Probleme der sozialen, politischen und wirtschaftlichen Entwicklung bestimmen die Lage im Nordkaukasus. Zahlreiche russische Politiker, Politologen und Medien warnen vor einer "Gefahr aus dem Süden", die mit dem radikalen Islam assoziiert wird. Im Gegensatz dazu sehen zahlreiche russische Kaukasusexperten den Wahhabismus und andere radikale islamische Strömungen im postsowjetischen Raum vor allem als Folge der sozioökonomischen Probleme an. Auch geoökonomische Faktoren - konkret die Rolle der Energieträger (vor allem Erdöl) aus dem Kaspischen Becken - spielen eine wichtige Rolle: Russland möchte deren Ausbeutung und Transport so weit wie möglich kontrollieren und sieht sich dabei von westlichen Staaten und ihren Konzernen herausgefordert.