Transatlantische Aspekte der Entwicklung einer gemeinsamen Europäischen Sicherheits- und Verteidigungspolitik
erschienen in der Publikation "Jahrbuch für internationale Sicherheitspolitik 2001" (ISBN: 3-8132-0778-1) - Dezember 2001
Autor(en):
Dr. Michael RühleThemen:
Sicherheitspolitik, Strategie

Abstract:
Transatlantische Aspekte der Entwicklung einer gemeinsamen Europäischen Sicherheits- und Verteidigungspolitik
Die Entscheidung der Europäischen Union zum Aufbau autonomer militärischer Fähigkeiten zur Krisenbewältigung bedeutet eine qualitative Veränderung nicht nur im Prozess der europäischen Integration, sondern auch in den transatlantischen Beziehungen. Mit der Entwicklung einer gemeinsamen Europäischen Sicherheits- und Verteidigungspolitik (ESVP) und dem Ausbau der EU zum eigenständigen militärischen Akteur signalisiert Europa den Wunsch nach Veränderung des transatlantischen Status quo. Sofern dieser Wunsch mit amerikanischen Vorstellungen über eine größere militärische Rolle Europas korrespondiert, könnte sich eine ESVP als wichtiger Schritt auf dem Weg zu einer neuen, reiferen transatlantischen Partnerschaft erweisen. Voraussetzung hierfür ist jedoch ein Zuwachs an europäischen militärischen Fähigkeiten, für den es gegenwärtig kaum Anzeichen gibt. Da die Vereinigten Staaten zudem auch künftig eine "europäische Macht" bleiben werden, wird sich eine ESVP nur langsam und nur "atlantisch" entwickeln können. Die amerikanische Forderung nach mehr Lastenteilung wird daher nicht verstummen.
Die Entscheidung der Europäischen Union zum Aufbau autonomer militärischer Fähigkeiten zur Krisenbewältigung bedeutet eine qualitative Veränderung nicht nur im Prozess der europäischen Integration, sondern auch in den transatlantischen Beziehungen. Mit der Entwicklung einer gemeinsamen Europäischen Sicherheits- und Verteidigungspolitik (ESVP) und dem Ausbau der EU zum eigenständigen militärischen Akteur signalisiert Europa den Wunsch nach Veränderung des transatlantischen Status quo. Sofern dieser Wunsch mit amerikanischen Vorstellungen über eine größere militärische Rolle Europas korrespondiert, könnte sich eine ESVP als wichtiger Schritt auf dem Weg zu einer neuen, reiferen transatlantischen Partnerschaft erweisen. Voraussetzung hierfür ist jedoch ein Zuwachs an europäischen militärischen Fähigkeiten, für den es gegenwärtig kaum Anzeichen gibt. Da die Vereinigten Staaten zudem auch künftig eine "europäische Macht" bleiben werden, wird sich eine ESVP nur langsam und nur "atlantisch" entwickeln können. Die amerikanische Forderung nach mehr Lastenteilung wird daher nicht verstummen.