Taiwan - Regionales Problem mit internationaler Wirkung
erschienen in der Publikation "Jahrbuch für internationale Sicherheitspolitik 2001" (ISBN: 3-8132-0778-1) - Dezember 2001
Autor(en):
Dr. Kay MöllerRegion(en):
Asien und Ozeanien

Abstract:
Taiwan - Regionales Problem mit internationaler Wirkung
Vor dem Hintergrund der erfolgten Machtwechsel in Taiwan und den USA sowie eines bevorstehenden Machtwechsels in der Volksrepublik China gewinnt die Taiwanfrage wieder einmal an Brisanz. Während Chinas Staats- und Parteichef Jiang Zemin daran gelegen ist, wenigstens mit einem symbolischen Schritt hin zur Vereinigung in die Geschichte einzugehen, hat sich Taiwans eigenständige Identität so weit verfestigt, dass dort wenig Neigung besteht, ihm einen solchen Erfolg zu ermöglichen. Angesichts zunehmender sozialer Spannungen und des anlaufenden Machtkampfes in China wächst dort die Versuchung, die demokratische Inselrepublik erneut mit militärischen Mitteln unter Druck zu setzen. Die Bush-Regierung dürfte die rüstungswirtschaftlichen Beziehungen zu Taipeh intensivieren und Taiwan möglicherweise in ein künftiges Raketenabwehrsystem für den Kriegsschauplatz einbeziehen.
Bejing wird weitere zehn Jahre benötigen, um die eigenen Streitkräfte in einem Umfang zu modernisieren, der ein militärisches Vorgehen gegen Taiwan bei einem politisch wie militärisch akzeptablen Verhältnis von Kosten und Nutzen rechtfertigen könnte. Gleichzeitig bleibt ungewiss, ob Taiwan angesichts weiter bestehender Restriktionen auf den globalen Rüstungsmärkten Schritt halten wird. Auch wenn diese Frage bejaht werden sollte, bliebe das eskalatorische Potenzial eines Kriegs in der Taiwanstraße erheblich. China könnte allerdings schon vor Erreichen des erforderlichen Modernisierungsstandes einen Krieg riskieren, wenn der kombinierte Druck aus hausgemachten Problemen, regionaler Konjunkturschwäche, einem neuen Tief in den Beziehungen zu den USA und anhaltender Konsolidierung einer eigenständigen taiwanesischen Identität die einem nicht reformierten festländischen Regime zur Verfügung stehenden Optionen dramatisch reduzieren würde.
Vor dem Hintergrund der erfolgten Machtwechsel in Taiwan und den USA sowie eines bevorstehenden Machtwechsels in der Volksrepublik China gewinnt die Taiwanfrage wieder einmal an Brisanz. Während Chinas Staats- und Parteichef Jiang Zemin daran gelegen ist, wenigstens mit einem symbolischen Schritt hin zur Vereinigung in die Geschichte einzugehen, hat sich Taiwans eigenständige Identität so weit verfestigt, dass dort wenig Neigung besteht, ihm einen solchen Erfolg zu ermöglichen. Angesichts zunehmender sozialer Spannungen und des anlaufenden Machtkampfes in China wächst dort die Versuchung, die demokratische Inselrepublik erneut mit militärischen Mitteln unter Druck zu setzen. Die Bush-Regierung dürfte die rüstungswirtschaftlichen Beziehungen zu Taipeh intensivieren und Taiwan möglicherweise in ein künftiges Raketenabwehrsystem für den Kriegsschauplatz einbeziehen.
Bejing wird weitere zehn Jahre benötigen, um die eigenen Streitkräfte in einem Umfang zu modernisieren, der ein militärisches Vorgehen gegen Taiwan bei einem politisch wie militärisch akzeptablen Verhältnis von Kosten und Nutzen rechtfertigen könnte. Gleichzeitig bleibt ungewiss, ob Taiwan angesichts weiter bestehender Restriktionen auf den globalen Rüstungsmärkten Schritt halten wird. Auch wenn diese Frage bejaht werden sollte, bliebe das eskalatorische Potenzial eines Kriegs in der Taiwanstraße erheblich. China könnte allerdings schon vor Erreichen des erforderlichen Modernisierungsstandes einen Krieg riskieren, wenn der kombinierte Druck aus hausgemachten Problemen, regionaler Konjunkturschwäche, einem neuen Tief in den Beziehungen zu den USA und anhaltender Konsolidierung einer eigenständigen taiwanesischen Identität die einem nicht reformierten festländischen Regime zur Verfügung stehenden Optionen dramatisch reduzieren würde.