ISS Lagebild 3/24
Akteure und Mächte Jahresende 2024 - Ausblick 2025
Dokumenttyp:
Periodikum der LandesverteidigungsakademieErscheinungsdatum:
18. Dezember 2024Herausgeber:
Republik Österreich BMLVVerlag:
Landesverteidigungsakademie/Institut für Strategie & SicherheitspolitikISBN:
978-3-903548-05-3Seiten:
112Autor(en):
Mag. Dr. Rastislav Báchora, Mag. Barbara Farkas, Mag. (FH) Gustav Gressel, Mag. Dr. Gunther Hauser, Mag. (FH) Daniel Hikes-Wurm, MA, Mag. Dr. Otto Naderer, Mag. Alexander Panzhof, Mag. Dr. Felix Schneider, Mag. Andreas WenzelBeiträge in dieser Publikation:
Name | Seiten/Dateigröße | |
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ISS Lagebild 3/24 | 103 Seiten / 3.49 MB |
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Vorwort
Mit dem „Lagebild 3/24“ liegt nun die finale Publikation des Instituts für Strategie und Sicherheitspolitik zu einem in jeglicher Hinsicht ereignisreichen Jahr vor. Wahlen in der Europäischen Union und den USA haben – wie bereits im Vorfeld prognostiziert – zu politischen Machtverschiebungen geführt und befeuern dadurch die Dynamiken eines ohnehin bereits im Zustand von Veränderung/Neuausrichtung befindlichen geopolitischen Systems noch weiter. Fundierte Analysen bzw. Zukunftsaussagen werden in diesem Kontext mehr als schwierig und bleiben nur eingeschränkt aktuell. Wurde in den Jahren 2022 und 2023 noch von „Zeitwende“ bzw. „Welt im Umbruch“ als punktuelle, singuläre Erscheinung ausgegangen, so verfestigt sich der Prozess der Dynamik von Veränderungen seither stetig und wird wohl für die Zukunft als neue Normalität anzunehmen sein. Grundsätzlich sind derartige Phänomene nichts unbedingt Neues, ganz im Gegenteil, die Geschichte bie- tet eine Fülle an Beispielen nichtlinearer Entwicklungen mit überraschenden Wendungen oder Traditionsbrüchen und macht damit deutlich, dass scheinbar „chaotisch“ anmutende Entwicklungen durchaus als systemimmanente Faktoren anzunehmen sind. Gleichfalls nicht unbedingt neu, aber innerhalb der spezialisierten Forschungslandschaft möglicherweise ein wenig aus dem Fokus geraten, sind Ausmaß und Intensität der Bereiche, die nun „in Bewegung“ geraten sind. Neben den klassischen Politikfeldern und Fragen der nationalen und internationalen Sicherheitsarchitektur sind nun verstärkt auch gesellschaftliche und technologische, mehr noch ökonomische und budgetäre Problemfelder virulent geworden, welche die bestehenden und neu gewählten Regierungen vor enorme Herausforderungen stellen. Gleichzeitig haben nationale und internationale Institutionen aber mit einem erheblichen Vertrauensverlust zu kämpfen, welchem an den Wahlurnen nun deutlicher Ausdruck verliehen wird. Es scheint, dass sich „Bruchlinien“ und Gräben vervielfacht haben – zu den oftmals und vorschnell als diffus, irreal oder überzogen abgetanen Zukunftsängsten der Bevölkerung gesellen sich nun vermehrt reelle Problemfelder, deren Lösung dem „Establishment“ immer seltener zugetraut wird. Auch scheint die bisherige Praxis, sich allein schon durch die räumliche Distanz von peripheren Krisen unbeteiligt zu geben, nicht mehr anwendbar. Politische und wirtschaftliche Umwälzungen werden – und dies nicht nur in der Lieferketten-, Energie- und Rohstofffrage – nun auch im „Zentrum“ als beeinflussende Faktoren wahrgenommen. Tatsächliche oder befürchtete Auswirkungen auf die eigene persönliche Lebenssituation werden zu Themata, über die es sich natürlich vortrefflich diskutieren lässt, und man tut es auch: und dies in einem Umfeld medialer Überrepräsentanz, hin- und hergerissen im Sog zwischen Infotainment, Fake News, KI-Algorithmen und „Social-Media-Reizüberflutung“. Es bleibt auch für die Wissenschaft eine besondere Herausforderung, sich der daraus resultierenden Gefahr von Beeinflussung und Befangenheit zu entziehen und einen objektiven Zugang – „sine ira et studio“ – sicherzustellen: Diese Herausforderung vor Augen bleibt den Forschenden nur die nüchterne Feststellung und der lapidare Trost, sich zumindest wissenschaftlich in „spannenden Zeiten“ zu befinden.
Die Auswahl der Beiträge im „Lagebild 3/24“ spiegelt die wichtigsten weltpolitischen Veränderungen in der zweiten Jahreshälfte 2024 wider, wobei eine Berücksichtigung aller Krisenherde und sicherheitspolitisch- relevanten Vorgänge den Umfang des Heftes natürlich gesprengt hätte. Dementsprechend galt es eine Selektion und Gewichtung vorzunehmen. Neben allgemeinen Einschätzungen der sicherheitspolitischen Lage fanden vor allem Einschätzungen zum indopazifischen und südamerikanischen Raum sowie die transatlantischen Beziehungen Europas Berücksichtigung. Das Schwergewicht wurde jedoch auf die Entwicklungen in den USA gelegt. Den AutorInnen, denen für die Verfassung der Beiträge zu danken gilt, wurden im Sinne guten wissenschaftlichen Arbeitens jene für einen sachlichen Diskurs notwendigen Freiräume gewährt: Die in den Beiträgen vorgenommenen Ableitungen, Bewertungen und Darstellungen entsprechen daher ausschließlich den Einschätzungen der AutorInnen und gelten nicht als offizielle Standpunkte der LVAk bzw. des BMLV.
In diesem Sinne darf ich die geneigte Leserschaft um wohlwollende Aufnahme des „Lagebilds 3/24“ ersuchen und wünsche viel Freude bei der Lektüre.
Hofrat Dr. Mario Christian Ortner derzeit beauftragt mit der Leitung des Instituts für Strategie und Sicherheitspolitik der Landesverteidigungsakademie in Wien