Bundesheer Bundesheer Hoheitszeichen

Bundesheer auf Twitter

Die zukünftige Entwicklung der Militärlogistik

von Paul Meinrad Strässle

Kurzfassung

◄ Systemtheoretisch-kybernetischer Denkansatz am Beispiel der Schweizer Armee - ein mögliches Lösungsmodell Die Logistik der Schweizer Armee durchläuft einen grundlegenden Transformationsprozess, der sich aus dem von der neuen Sicherheitspolitik der Schweiz abgeleiteten gewandelten Auftrag der Armee ergibt. Die Armeelogistik soll sich als ein leistungsfähiges dynamisches System von zentral gelenkten Prozessen verstehen, das nach strengen Grundsätzen funktioniert. Durch die Prozesse werden die Aufwuchs- und Abbaufähigkeit sowie die permanente Nachschubfähigkeit und Autonomie des Systems gewährleistet.

Eine solche ganzheitliche, integrierte Logistik muss neben anderen Eigenschaften besonders durch Flexibilität und Mobilität, durch Standardisierung und Modularität, durch Effektivität und Einfachheit gekennzeichnet sein. Soweit es die politischen und militärischen Auflagen zulassen, hat sie nach modernen betriebswirtschaftlichen Erkenntnissen ausgerichtet zu sein und Effizienz und Optimierung anzustreben.

Die Armeelogistik ist die Lehre von dem nach Grundsätzen gestalteten dynamischen System von Prozessen und Diensten. Ziel dieses militärischen Teilsystems ist es, die Mittel bedarfs-, zeit- und ortsgerecht den Leistungsempfängern zuzustellen, damit diese ihre bestmögliche Bereitschaft zur Erfüllung des Auftrages erreichen und aufrechterhalten.

Die Gliederung des technischen Teils des Systems in die drei logistischen Teilsysteme der Versorgung, Produktion und Distribution stellt gewissermaßen das betriebswirtschaftliche Grundkonzept des Unternehmens Armeelogistik dar, wobei die Versorgung alle Tätigkeiten umfasst, die darauf ausgerichtet sind, der Truppe die Auftragserfüllung zu ermöglichen. Die Führung der Versorgung basiert auf einem Netz von verschiedenen Infrastrukturen. Dieses Teilsystem gliedert sich in die Subsysteme und Prozesse der Planung und Entwicklung, Herstellung und Beschaffung.

Das Teilsystem der Produktion beinhaltet die Prozesse von Lagerung, Instandhaltung (inkl. Sanitäts- und Veterinärdienst, Instandsetzung sowie Sicherheit und Schutz) und Bereitstellung. Im Teilsystem der Distribution geht es um die Planung, Gestaltung und Lenkung der Prozesse von Verteilung und Bewegung der Mittel vom Lager bis zum jeweiligen Abnehmer. Der Prozess der Verteilung umfasst alle Tätigkeiten bezüglich Umschlag und Transport entlang der logistischen Kette vom Lieferanten zum Kunden und innerhalb der Betriebsstandorte. Das dabei relevante Bring-Prinzip stellt große Anforderungen an die Organisation und Kommunikationsmittel.

Die Armeelogistik ist in ihrem Ablauf stufenweise organisiert, und zwar durch Planung, Befehlsgebung und Absprachen. Mit der Zentralisierung der logistischen Elemente erst auf Stufe Brigade wird man den Anforderungen nach wenigen Kommandostufen, nach rascher horizontaler und vertikaler Kommunikation sowie nach Mobilität und Flexibilität gerecht. Die Dezentralisierung leistungsfähiger logistischer Basen mit großen Vorräten entspricht nicht nur den Schutzmassnahmen gegenüber möglichen Bedrohungen, sondern verhindert auch ein völliges Ausschalten der logistischen Bereitschaft. ►


Volltextversion

Die zukünftige Entwicklung der Militärlogistik

Systemtheoretisch-kybernetischer Denkansatz am Beispiel der Schweizer Armee - ein mögliches Lösungsmodell

Auf Grund der neuen Sicherheitspolitik der Schweiz und des von ihr abgeleiteten Auftrages an die Armee wird deren Logistik einem grundlegenden Transformationsprozess unterzogen. Demzufolge soll sich die Armeelogistik als ein leistungsfähiges dynamisches System von Prozessen und Supporten verstehen, das nach strengen Grundsätzen funktioniert. Durch die zentral gelenkten Prozesse werden die Aufwuchs- und Abbaufähigkeit sowie die permanente Nachschubfähigkeit und Autonomie des Systems gewährleistet. Eine solche ganzheitliche, integrierte Logistik muss neben anderen Eigenschaften besonders durch Flexibilität und Mobilität, durch Standardisierung und Modularität, durch Effektivität und Einfachheit gekennzeichnet sein.

Soweit es die politischen und militärischen Auflagen zulassen, hat sie nach modernen betriebswirtschaftlichen Erkenntnissen ausgerichtet zu sein und Effizienz und Optimierung anzustreben. Aus sicherheits- und wirtschaftspolitischer Perspektive versteht sich die Armeelogistik mehr denn je als integraler Bestandteil des makro- und mikrologistischen Gesamtsystems der Schweiz und dessen internationaler Vernetzung.

Damit die Schweizer Armee ihre sicherheitspolitisch geforderten Aufträge erfüllen kann, bedarf sie einer leistungsfähigen Logistik, die ihre Brückenfunktion zwischen der nationalen Volkswirtschaft (mit den begrenzten strategischen Ressourcen) und den Streitkräften bestens wahrnimmt. Ob ein militärischer Auftrag durchgeführt werden kann, hängt unmittelbar von den logistischen Unterstützungsmöglichkeiten auf allen Ebenen ab. Deshalb muss ein moderner Truppenführer nicht nur ein gewiegter Taktiker, sondern auch ein umsichtiger Logistiker sein. Wie in der zivilen Logistik (mit ihren ökonomischen Zielen) stehen auch in der militärischen Logistik (mit ihren primär politisch-militärischen, aber auch wirtschaftlichen Zielen) vornehmlich Probleme der Überbrückung von Raum und Zeit im Vordergrund. Die rasche Entwicklung der militärischen und wirtschaftlichen Umwelt schafft neue und komplizierte logistische Probleme, deren Lösung wissenschaftliche Methoden erfordert.

Die in einer mehrbändigen Studie des Autors dieses Artikels entwickelte wissenschaftliche Begründung einer ganzheitlichen und integrierten Armeelogistik versteht sich als möglicher Ansatz zur Lösung und Gestaltung der zukünftigen Logistik der Schweizer Armee.(Fußnote1/FN 1) Der Einfachheit und Wirtschaftlichkeit halber ist für alle Lagen ein einziger logistischer Prozess vorgesehen. Aus methodologischer Sicht kann nur ein interdisziplinärer und integrierter Denkansatz angesagt sein, der die Armeelogistik sowohl in ihrer komplexen Wesenhaftigkeit und Funktion innerhalb des militärischen Bereichs als auch in ihrer Vernetzung mit den übrigen staatlichen sowie den räumlichen und zeitlichen Strukturen der Schweiz und ihres internationalen Umfeldes erklärt. Das hierfür erforderliche intellektuelle und fachliche Engagement basiert außer auf der Systemtheorie und Kybernetik auch auf den Erkenntnissen aller von der Sache her involvierten Wissenschaften. Ausgehend von der Definition der Armeelogistik werden erst die Ziele und die Grundsätze abgeleitet, ehe das Anforderungsprofil skizziert wird. Aus all diesen Voraussetzungen lassen sich sodann die logistischen Aufgaben, die hierfür erforderlichen Prozesse und die Gestalt des logistischen Systems entwickeln.

Systemtheorie und Kybernetik

Bei der Armeelogistik handelt es sich um ein "dynamisches System", dessen Eigenschaften und Verhaltensweisen bestimmten Gesetzen unterworfen sind. Unter einem "System" (griech. systema = Gebilde; das aus mehreren Teilen zusammengesetzte Ganze) wird jede geordnete Gesamtheit von "Elementen" (kleinsten, nicht weiter aufteilbaren Einheiten eines Systems) verstanden, zwischen denen irgendwelche Beziehungen bestehen (s. Abb. 1). Mit "Dynamik" ist jedes Verhalten eines offenen und komplexen Systems sowohl nach außen (gegenüber der Umwelt) als auch in seinem Inneren (Aktivitäten der Elemente und Subsysteme, wodurch sich Prozesse entwickeln) gemeint. Die "Offenheit" eines Systems zeigt sich in den Beziehungen nach außen, zu gleich gelagerten Systemen oder zu Supersystemen. Die "Komplexität" dagegen drückt sich in der Anzahl von Systemelementen und deren Beziehungen untereinander (Varietät) aus. Das Systemdenken ist durch eine ganzheitliche Erklärungsweise gekennzeichnet und bedient sich hierfür einer produktiven Terminologie.

Von "kybernetisch" (griech. kybernetes = Steuermann, Lenker) ist die Rede, wenn es gilt, die Strukturen, Relationen und das Verhalten dynamischer Systeme innerhalb eines "Regelkreises" zu erklären (s. Abb. 2). Dabei liegt das Interesse in den Prinzipien und Abläufen der Steuerung, Regelung und Anpassung des Systems.

Bei der "Steuerung" handelt es sich um eine zielgerichtete Verhaltensbeeinflussung von Systemen durch andere Systeme (Prinzip der "Vorkopplung"), wogegen es bei der "Regelung" um die Aufrechterhaltung der Stabilität eines dynamischen Systems durch Regelkreisstrukturen geht (Prinzip der Rückkopplung). Mit der Anpassung ist die Fähigkeit des Systems gemeint, seine Beziehungen zur Umwelt zu verändern, um entweder ein bestehendes Gleichgewicht zu erhalten oder ein neues zu finden. Somit versteht sich ein "kybernetisches System" als ein durch die Vorgänge des Steuerns, Regelns und Anpassens erweitertes offenes und zielorientiertes dynamisches System, in dem sich mit Hilfe von Informationen Prozesse der Umwandlung von Inputs in Outputs abwickeln ("Transformationsprozess", technische Ebene).

Die Systemtheorie erweist sich insofern als ein geeigneter Ansatz, als sie die komplexen Beziehungen sowohl zwischen den Elementen und Subsystemen des armeelogistischen Systems als auch zwischen dessen Teilsystemen und dem Gesamtsystem der nationalen Logistik sowie zwischen dem System Armeelogistik (seinerseits als Teilsystem des ihm überlagerten Systems Armee verstanden) und dem (nationalen) Supersystem integrativ erklärt.

Definition

Entsprechend ihrer Funktion und komplexen Vernetzung mit der Umwelt im Rahmen der übergeordneten Systeme wird bei der Armeelogistik von folgender Definition ausgegangen: Die Armeelogistik ist die Lehre von dem nach Grundsätzen gestalteten dynamischen System von Prozessen und Diensten. Ziel dieses militärischen Teilsystems ist es, die Mittel bedarfs-, zeit- und ortsgerecht den Leistungsempfängern zuzustellen, damit diese ihre bestmögliche Bereitschaft zur Erfüllung des Auftrages erreichen und aufrechterhalten.

Im Zentrum stehen dabei die Vorgänge der Planung und Entwicklung, der Herstellung und Beschaffung, der Lagerung, Instandhaltung und Bereitstellung, der Bewegung und Verteilung, ebenso der Evakuierung und Entsorgung von Material, Gütern, (mobilen und immobilen) Einrichtungen und von Kräften (Mensch und Tier). Die Logistik wird einerseits in ihrer bedeutungsvollen Längsschnittfunktion zur räumlichen und zeitlichen Überbrückung der einzelnen Subsysteme mit Hilfe von ökonomischen und militärischen Zielkriterien verstanden. Dabei werden die einzelnen Logistikaktivitäten in der logistischen Kette flussorientiert gesehen. Andererseits wird mit den zentralisierenden Einzeltätigkeiten (z.B. Transport in der Lagerung) auch die Querschnittfunktion der Logistik hervorgehoben.

Logistik und Armee

Bei der Integration von logistischen Teilsystemen zu einem Gesamtsystem des Mittel- und Informationsflusses sind die Schnittstellen und Verantwortungsübergänge klar zu definieren. Die Koordination der Mittel- und Informationsflüsse meint einerseits die horizontale Abstimmung zwischen dem Leistungserbringer und dem Leistungsempfänger, andererseits die vertikale zwischen allen Planungs-, Steuerungs-, Durchführungs- und Kontrollebenen der strategischen, operativen und taktischen Stufe der Logistik. Die Planung, Gestaltung und Ausführung dieser räumlich-zeitlichen Änderungen zur Versorgung der Truppen und dementsprechend auch der vorgelagerten Betriebseinheiten gehören zu den Kernaufgaben der Logistik. Diese Aufgaben werden durch Transport-, Umschlag- und Lagerprozesse erfüllt. Hinzu kommen Prozesse, die die Güter verändern. Durch geschickte logistische Lösungen, soweit es die Sicherheitsauflagen zulassen, wird versucht, Lagerbestände möglichst zu reduzieren.

Die Logistik ist ein System von technischen und Supportprozessen, die sich auf der operativen resp. der Führungs- und Lenkungsebene abwickeln (s. Abb. 3). Die technischen Prozesse können jedoch nur dann ablaufen, wenn sie von einer übergeordneten Instanz geführt werden. Erst die Führungsebene mit ihren Mechanismen, die alle wiederum in den einzelnen technischen Prozessen anzutreffen sind, ermöglicht es, diese Prozesse zu Teilsystemen und schließlich zu einem System zusammenzufassen, sodass ein Fließen der Mittel erst richtig stattfinden kann. Das logistische System wird von dieser Führungsebene aus kybernetisch geführt, d.h. geplant, gelenkt und laufend angepasst. Diese Führung kann aber nur mit Hilfe von Supporten (Diensten) erfolgen, die das Personal und dessen Ausbildung, die Finanzen und die Kosten sowie ganz besonders den Bereich der Informationen (Aufträge) betreffen.

Die Logistik hat den für eine Operation erforderlichen Bedarf an Mitteln und Leistung, Raum und Zeit vorauszusehen und vorauszuberechnen. Und gerade im Berechnen der geplanten Operationen und des logistischen Ermöglichens von deren Durchführung liegt das eigentliche Verständnis des Begriffes "Logistik” (griech. logistike techne = Kunst der Berechnung). Die Logistik hat auf bestmögliche Art alle zusammenhängenden Aktivitäten durchzuführen, die es den Truppen erlauben, zu leben und den Auftrag zu erfüllen. Nur dank der Integration von Logistik und Operation im Rahmen der Planung und Ausführung ist es der Logistik möglich, die Mittel resp. die Leistung in der erforderlichen Richtigkeit (s.u.) für den vorgesehenen Einsatz bereitzustellen, damit der Leistungsempfänger die nötige Bereitschaft erreicht. Diese gilt es dann mit Hilfe des Logistik-Controlling aufrechtzuerhalten.

Schließlich will die Armeelogistik außer für ihren Einsatz im operativen Bereich (Operations-/Einsatzlogistik) auch vernetzt mit dem strategischen Bereich verstanden werden. Sie ist integraler Teil des makro- und mikrologistischen Gesamtsystems des Landes (s. Abb. 4).

System und Umwelt

Die Logistik der Schweizer Armee ist ein primär militärwirtschaftlicher Prozess, der durch andere staatliche Lebensbereiche sowie durch räumliche und zeitliche Faktoren bestimmt wird. Neben der geografischen Eigenheit des Einsatzraumes (Schweiz und Ausland) und dem Faktor Zeit (Einsatzdauer, Vorwarnzeit u.a.) beeinflussen auch das internationale Umfeld und die Bedrohung die Logistik. Was die Bedrohung betrifft, kommt es durch die unaufhaltsamen Trends zu internationaler Kooperation, zu Liberalisierung und Globalisierung der Märkte, zu einer Verlagerung der Produktion an Billigstandorte im Ausland, wodurch die Schweiz noch mehr vom Ausland abhängig wird. Hinzu kommt die Tatsache, dass auf Grund der Binnenlage des Landes Unterbrüche oder Störungen der Zufuhren wegen macht- oder wirtschaftspolitischer sowie anderer Gefahren die Versorgung der Schweiz und damit auch die Logistik ihrer Armee rasch in Mitleidenschaft ziehen könnten. In einem möglichen militärischen Konflikt könnten die logistischen Einrichtungen (Führungs-, Versorgungs- und Transportinfrastrukturen) das Ziel feindlicher Sabotage sowie von Luft- und Fernwaffenangriffen werden. Wegen der gegenüber früher veränderten Bedrohung ergibt sich heute für die Armee eine zeitlich bedingte größere Handlungsfreiheit, wodurch eine differenzierte Einsatzbereitschaft der Verbände ermöglicht wird.

Hinsichtlich der staatlichen Strukturen seien außer den ideologischen auch die rechtlichen Voraussetzungen berücksichtigt (logistische Kooperation bei internationalen Einsätzen: Anpassung der rechtlichen Bestimmungen an die Erfordernisse der Interoperabilität; Truppenstatusabkommen und Katastrophenhilfeabkommen mit Nachbarstaaten). Bei internationalen Einsätzen bedarf es außer der Rollenzuordnung in den einzelnen logistischen Teilbereichen und der Kenntnis der nationalen Rechtsvorschriften im Einsatzland auch periodischer Absprachen zwischen den Teilnehmerstaaten bezüglich der Koordination logistischer Leistungen und der Ermittlung von deren Kosten. Weiters wird die Armeelogistik von den (sicherheits-)politischen Voraussetzungen und den militärischen Erfordernissen geprägt.

Sicherheitspolitik umfasst Friedensengagement, internationale Zusammenarbeit und laufende Anpassung der Sicherheitsvorkehrungen an die Bedrohungsformen, wozu ein umfassendes flexibles Sicherheitssystem erforderlich ist. Abgesehen von international koordinierten und kooperierenden sicherheitspolitischen Anstrengungen, die der Schweiz einen optimalen Schutz in einem stabilen europäischen Umfeld gewährleisten, bedarf es auch einer glaubwürdigen eigenen Verteidigungsbereitschaft mit einer multifunktionalen und flexiblen Armee und einer dynamischen Logistik. Auf Grund des neuen sicherheitspolitischen Denkens hat die Armee einen dreiteiligen Auftrag zu erfüllen: 1. Raumsicherung und Verteidigung; 2. Prävention und Bewältigung existenzieller Gefahren; 3. Friedensunterstützung und Krisenbewältigung.

Letzterer Beitrag besteht abgesehen von Militärbeobachtern auch in der Beschickung internationaler Organisationen mit Einheiten für logistische Aufgaben. Sollte die Schweiz im Rahmen von Friedensunterstützung und Krisenbewältigung zusammen mit logistischen Kräften einer NATO-Operation eingesetzt werden, so hätte sie den Grundprinzipien der NATO ihre eigenen unterzuordnen.

Im Zusammenhang mit Raumsicherung und Verteidigung muss die Armee weiterhin die Grundfähigkeit zur Landesverteidigung aufrechterhalten und gleichzeitig die Fähigkeiten zur Teilnahme an internationalen Krisenbewältigungen außerhalb ihrer Landesgrenzen aufbauen. Neben der immer wichtiger werdenden "Multifunktionalität" tritt als weitere Herausforderung das Prinzip der "Multinationalität" in den Vordergrund. Dazu sind neben sprachlichen Voraussetzungen auch strukturelle und besonders technische Anpassungen notwendig; Interoperabilität ist dabei eine Grundforderung. Schließlich erbringt die Armee zu Gunsten der nationalen Sicherheit Unterstützung im Bereich der Sanitäts-, Versorgungs-, Transport- und Territorialdienste, aber auch der Bewachung, Betreuung und Hilfeleistung bei Großschäden und Katastrophen.

Weiter wird die Armeelogistik auch von wirtschaftlichen und technologischen Entwicklungen geprägt. So wie die Armee an einer starken Wirtschaft interessiert ist, erwartet umgekehrt die Wirtschaft eine starke Armee. Neben den Streitkräften ist die industrielle Basis die zweite tragende Säule der nationalen Sicherheitsvorsorge. Nur ein leistungsfähiges Verkehrsnetz und ein effektives Transportsystem können die Mittel in den Einsatzraum bringen und sie dort bewegen, um Schwergewichte zu bilden. Das Verkehrssystem mit seinen verschiedenen Kommunikationsnetzen (s. Abb. 4) ist innerhalb des Gesamtsystems Logistik eines neben anderen makrologistischen Systemen der strategischen Ebene des Landes und wird auf operativer Ebene von der Armeelogistik für deren Transportaufgaben genutzt. Zu diesem Zweck sind logistische Organisationen (d.h. logistische Betriebswirtschaften wie Speditionen) und Organisationen mit logistischen Aufgaben (Krankentransport) notwendig.

Mehr denn je müssen der Transportverbund mit allen Verkehrsträgern und die Ausrichtung auf internationale Transportsysteme ins Auge gefasst werden. Über weite Entfernungen sind der Eisenbahn- und der kombinierte Verkehr für die Verlegung von Truppen und Material zu wählen. Militärische und (angemietete oder requirierte) private Lufttransportmittel sollen bei einem militärischen Einsatz zur Bildung von Schwergewichten eingesetzt werden. Für internationale Einsätze können Lufttransportmittel angemietet werden. Für die flexible Zusammenarbeit von Armee und Industrie ist es bedeutsam, dass beide Bereiche die Gesamtoptimierung zum Ziel haben und die Kostenvorteile ausschöpfen, wobei aber für die Streitkräfte sichergestellt sein muss, dass sie den militärischen Auftrag ohne Einschränkungen erfüllen können. Die Armee ist mit zwei an sich widersprüchlichen Forderungen konfrontiert: Wirtschaftlichkeit in normaler Lage einerseits, Einsatzbereitschaft in besonderer (mit Wirtschaftlichkeit) und außerordentlicher Lage andererseits.

Im normalen und besonderen Fall mag eine Zentralisierung die wirtschaftlichste Lösung sein, im außerordentlichen Fall wäre die Einsatzbereitschaft ohne hohe Autonomie und Dezentralisierung unmöglich. Es gilt deshalb, eine Balance zwischen diesen beiden Gegensätzen zu finden, sodass der logistische Aufwand bei gleich bleibender Leistungsfähigkeit vermindert werden kann. Die Zentralisierung der Logistik entlastet die Kampfverbände und erhöht deren Agilität. Durch die zentrale Bewirtschaftung der Lager und den Einbezug externer Hersteller ist ein Effizienzgewinn erzielbar. Auf Grund der technologischen Entwicklung wird neues Einsatzmaterial zwar bedienungsfreundlicher, aber auch unterhaltsintensiver, weshalb hoch qualifiziertes Fachpersonal gefragt ist. Technologische Innovationen aus dem zivilen Bereich sollen für militärische Zwecke genutzt oder je nach Bedarf eigens dafür geschaffen werden. Weiter wird die Logistik neben sozialen auch von psychologischen Aspekten (wie der Dienst- und Wehrbereitschaft sowohl des Bürger-Soldaten als auch der Öffentlichkeit), ebenso von kulturellen Kriterien und geschichtlichen Erfahrungen (Tradition) beeinflusst. Ein wichtiger Faktor der Logistik sind ferner das Fachwissen und die gründliche Ausbildung.

Die militärische Logistik, verstanden als interdisziplinäre Lehre, ist auf Grund ihres komplexen Gegenstandes auf die Erkenntnisse nicht nur der angewandten Logistik, die ihrerseits auf den Erkenntnissen der reinen (wehrwissenschaftlichen) Logistik beruht, sondern auch der Volks- und der Betriebswirtschaftslehre sowie anderer Wissenschaften (z. B. Finanz- und Betriebswissenschaften, Informatik, Ingenieur- und anderer Naturwissenschaften, ebenso Kriegsphilosophie, Polemologie, Militärwissenschaft und -geschichte, Philologie - speziell Terminologie) angewiesen.

Abgesehen von diesen Kräften sind es auch interstrukturelle Kriterien, durch die die Militärlogistik geprägt wird. Gemeinsames Krisenmanagement und subsidiäre Hilfe der Armee verlangen notgedrungen nach einer zivil-militärischen Koordination (z.B. Koordinierter Sanitätsdienst). Im Nahtstellenbereich der beiden Teilsysteme Territorialorganisation und Logistik sind als territoriale Aufgaben im Rahmen der Logistik Leistungen ziviler Stellen für Truppen im Einsatzraum anzusehen. Was die Frage nach "Milizarmee" und "Professionalisierung" betrifft, dürften sich in Zukunft die Anforderungen bei der Beherrschung antrainierter Verhaltensweisen in der Logistik sowie bei den Geräteverbundsystemen und v.a. bei der Koordination der Systeme im Einsatz derart erhöhen, dass sie teilweise nur mehr mittels Präsenzpersonal zu bewältigen sind.

Da aber die militärische Leistungsfähigkeit im gegenwärtigen System der professionell bloß indirekt abgestützten Ausbildung letztlich von der Qualität der Milizkader abhängig ist, stellt ein hoher Nutzungsgrad der zivilgesellschaftlichen Führungs- und Bildungsressourcen eine elementare Voraussetzung dar. Gefordert wird ein - auch den internationalen Aufgaben der Armeelogistik angepasstes - erweitertes Befähigungsprofil. Die territoriale Verteidigung, für die sich Miliz vorab eignet, wird in den Hintergrund treten, während Befähigungen, die einen hohen Grad an Spezialisierung und Verfügbarkeit enthalten, in den Vordergrund rücken (internationale Friedenseinsätze; internationale Zusammenarbeit bei der militärischen Ausbildung, Luftraumüberwachung und Technologie; Abrüstungshilfe durch spezielle Korps; subsidiäre Polizeiaufgaben). Was den Gegensatz von Zentralisierung - Dezentralisierung betrifft, eignet sich die mit der neuen Militärlogistik beabsichtigte Zentralisierung bestens, um die Organisation zu rationalisieren, die Effektivität zu steigern und die Kosten zu reduzieren. Während Zentralisierung eine integrierte und damit wirtschaftliche Führung der Überbrückung der einzelnen logistischen Prozesse bezweckt, geht es bei der Dezentralisierung darum, Flexibilität und Reaktionsfähigkeit zu erhöhen, Zeit zu gewinnen und die Autonomie des Verbandes lagegerecht zu stärken.

Ziele

Von diesen Grundlagen ausgehend ergeben sich für die Armeelogistik klare Zielsetzungen. Um die Logistikziele zu planen, müssen sowohl die Anforderungen des Kunden (Truppen) als auch die Leistungsfähigkeit des logistischen Systems bekannt sein. Damit die Ziele erreicht werden, bedarf es einer entsprechenden Logistikleistung bei minimalen Logistikkosten. Die Logistikleistung besteht darin, die Kunden schnell, zuverlässig und entsprechend den Erfordernissen zu bedienen. Dabei darf das System keine wesensfremden Aufgaben, Prozesse und Organisationsteile übernehmen, die es in seiner Funktionsausübung träge machen könnten, und es dadurch seine Flexibilität und Mobilität, seine Dynamik und Reaktionsfähigkeit verlieren würde. Es gilt zwischen den systemexternen und -internen Zielen zu unterscheiden. Bei den externen Zielen handelt es sich um solche, die von der Armee der Logistik vorgegeben werden, und die zugleich die Hauptziele der Logistik sind (Bereitschaft). Von diesen abhängig sind die internen Ziele, die Anforderungen, Aufgaben und Prozesse, Struktur sowie Eigenschaften des Systems und dessen logistische Mittel betreffen.

Grundsätze

edes Konzept der logistischen Unterstützung diktiert die Anwendung logistischer Grundsätze auf den spezifischen Auftrag und die spezifische Situation. Die Grundsätze, die sich von der Definition der Armeelogistik her ableiten lassen, sind für das Denken und Handeln in der Logistik geradezu eine Conditio sine qua non. Sie sind die Kernelemente logistischen Denkens und stehen in Einklang mit denjenigen der Kriegführung. Sie dienen den Kommandanten und ihren Stäben als Leitgedanken, um die logistische Unterstützung zu planen und zu führen. Mit Hilfe der Grundsätze wird der Logistikplan erstellt, wird der Charakter des logistischen Systems bestimmt und die Organisation der Unterstützung festgelegt. Die 20 Grundsätze, die untereinander in einer Interdependenz stehen, betreffen das System der Armeelogistik, dessen Funktionsweise und Eigenschaften. Sie lassen sich in die drei voneinander abhängigen Bereiche Militär, Wirtschaft und Wissenschaft aufteilen.

Militär

Die "7er-Regel": Die richtige (d.h. exakt berechnete) Unterstützung ist die Grundlage aller logistischen Grundsätze. Deshalb gilt als Leistungsanforderung: die Richtigkeit bezüglich (1) Qualität, (2) Quantität, (3) Art, (4) Ort, (5) Zeit, (6) Kosten und (7) Leistungsempfänger.

Reaktionsfähigkeit - Autonomie: Generell hängt die Reaktionsfähigkeit sowohl von der Schnelligkeit, der Kapazität und Beweglichkeit als auch von der mentalen Stärke des Stabes, zu improvisieren und sich anzupassen, ab. Um als Versorgungssystem wirksam zu reagieren, d.h. die bestmögliche logistische Bereitschaft zu erreichen, liefern mobile Elemente der logistischen Unterstützung die Erfordernisse von hinten nach vorne (s.u.). Damit die Truppe auch unabhängig vom Nach- und Rückschub leben und kämpfen kann, wird ihre Autonomie durch das Zuführen zusätzlicher Versorgungsgüter und durch das Beschaffen von Leistungen (auch in Selbstsorge) entsprechend erhöht. In einem effektiven Instandhaltungssystem führen mobile Spezialistenteams die Reparaturen vorne aus, während schwierigere oder weniger dringende hinten erledigt werden. Ebenso ist in einem wirkungsvollen Personen-Instandhaltungs- und Evakuierungssystem Erste Hilfe so schnell wie möglich auf die Verwundeten ausgerichtet. Wenn Vorne-Behandlung nicht möglich ist, werden die Verwundeten evakuiert und zu den Militär- und allgemeinen Spitälern (hinten) transportiert.

Überlebensfähigkeit: Das logistische System muss robust und elastisch sein, um sich auch angesichts möglicher Zerstörung durchzusetzen. Zu seiner Lebensfähigkeit ist eine angemessene Balance von Kampf- und logistischen Elementen notwendig. Mehr noch aber muss sich das logistische System durch seine Überlebensfähigkeit auszeichnen, die bestimmt wird durch Mittelbeschaffung, Einrichtungen und Ressourcen, Produktionslinie, Reserven, Alternativen, Beweglichkeit, Dezentralisation und Delegation (auf die tiefstmögliche Stufe).

Überlegenheit: Logistische Überlegenheit ergibt sich, indem die eigenen Vorteile als Beitrag zur Glaubwürdigkeit und zur erfolgreichen Kampfführung genutzt werden. Der Gegner muss überzeugt werden sowohl von der Fähigkeit der Armee, sich selbstständig logistisch zu unterhalten, als auch von der Nichtnutzungsmöglichkeit von Industrie- und Verkehrspotenzial sowie Vorräten nach deren vorgängigem Unbrauchbarmachen, ferner vom besseren Anwenden der 7er-Regel.

Erreichen und Aufrechterhalten der Bereitschaft: Die flexible materielle Bereitschaft mit ihren verschiedenen Typen ist ein integraler Bestandteil der dynamischen Logistik und wird über mehrere Stufen erreicht.

Integration von Logistik und Operation: Die Logistik bestimmt den Aufmarsch, die Konzentration und den Nutzungszweck, ebenso den Grad der operativen Bewegung, v.a. aber die Größe der Kampfkraft und die Schnelligkeit beim Vormarsch. Deshalb muss die Logistik in allen Phasen der militärischen Planung zusammen mit der Strategie, der Operation und der Taktik integriert berücksichtigt werden. Der Logistikplan basiert auf dem aktuellen Operationsplan. Die geplante Kampfführung erfolgt innerhalb der logistischen Fähigkeiten, wobei die Balance zwischen Wirtschaftlichkeit und maximalem Gebrauch der Ressourcen zu finden ist.

Koordination - Einheit - Ganzheit: Die Logistik hat im Rahmen einer ganzheitlichen und einheitlichen Planung, Führung und Unterstützung des Einsatzes sowohl den Auftrag als auch alle verfügbaren Ressourcen zu koordinieren. Die logistische Unterstützung betrifft alle Führungsebenen, wobei ihnen die Aufgaben nur dann zugeordnet werden können, wenn der übergreifende und Querschnittcharakter der Logistik gesehen wird.

Kooperation - Kompatibilität - Interoperabilität: Im Rahmen der logistischen Kooperation zwischen dem zivilen und militärischen Bereich auf nationaler und internationaler Ebene müssen die begrenzten Mittel bestmöglich genutzt werden. International gesehen beschränkt sich die Zusammenarbeit nicht nur auf den Transport und die Versorgung einer anderen logistischen Unterstützung, sondern schließt auch die Finanzierung, das Vertragswesen und das Rüstungswesen mit ein. Kooperation hat zur Folge, dass Kompatibilität und Interoperabilität von Komponenten und Subsystemen erreicht sowie Kosten der Entwicklung und Beschaffung dank größerer Stückzahlen eingespart werden.

Die Kompatibilität (Vereinbarkeit) der einzelnen Elemente, Systeme und Prozesse miteinander befähigt diese, gemeinsam oder durch geschickte Kombinationen einzelner von ihnen eine Gesamtleistungsfähigkeit zu erreichen, die durch ein einzelnes Teil nicht realisiert würde. Austauschbar sind zwei oder mehr Teile, wenn ihre Funktions- und Beschaffenheitsmerkmale in Leistung und Lebensdauer gleichwertig und nach Passung und Leistung gegenseitig ersetzbar sind.

Interoperabilität ist die Fähigkeit von Systemen und Truppenteilen, für andere vergleichbare Subjekte Leistungen zu erbringen oder solche von ihnen zu empfangen und diese gegenseitigen Leistungen zu erfolgreichem Zusammenwirken zu nutzen. Mit zunehmender Multinationalität und internationaler Zusammenarbeit und mit dem Willen zur Sicherheit durch Kooperation erhält die Interoperabilität mit ausländischen Streitkräften eine ganz zentrale Bedeutung. Dabei sind folgende Aspekte besonders herauszustreichen: mentale Interoperabilität, englische Sprache, internationale Standards für Stabs- und Führungsprozesse, C4 und Material.

Flexibilität: Das armeelogistische System hat sich ständig den sich ändernden Umweltbedingungen, den wechselnden Aufträgen und Operationskonzepten anzupassen. Die logistischen Pläne und Operationen sollten in dem Maße flexibel sein, dass neben Reaktionsfähigkeit auch Wirtschaftlichkeit erreicht wird. Der Grundsatz der Flexibilität schließt auch Improvisation mit ein. Flexibilität wird durch kooperative zivile und militärische Unternehmungen gefördert. Flexible logistische Führung meint eine lagegerechte Verschiebung von Versorgungsmitteln. Wenn eine dynamische und flexible Kampfführung gefordert wird, bedarf es auch einer hohen Beweglichkeit der Logistik mit wenigen Schnittstellen.

Mobilität: Die Mobilität (Beweglichkeit) der rasch verfügbaren Kräfte ist von höchster Priorität. Je größer die Anforderungen an die Leistungsfähigkeit von Transport, Verpackung und Lagerhaltung sind, desto höher ist die Bedeutung des Lieferservice. Mobilität hilft, um voluminöse Lagervorräte an Versorgungsmitteln und Ausrüstung zu ersetzen.

Dynamik: Bei der Dynamik geht es darum, dass das System die nötige Bewegung erbringt, um effektiv zu wirken und unter Ortswechsel Schwergewichte zu bilden. Bewegung setzt Beweglichkeit voraus und erfordert die Unterstützung durch das Transportwesen, die Verkehrsführung, die Infrastruktur u.a. Eine dynamische Logistik kann das Schwergewicht ihrer Leistungserstellung dem Auftrag des Truppenverbandes flexibel anpassen.

Sicherheit - Schutz: Um die komplexen Logistikstrukturen vor Bedrohung zu schützen, bedarf es wirkungsvoller Sicherheitsmaßnahmen (Härtung, Bewachung). Logistische Einheiten und Einrichtungen müssen durch aktive (Plan für die Grundverteidigung logistischer Einrichtungen, Mobilität, Luft- und terrestrische Sicherung u.a.) und passive Maßnahmen (Zerstreuung, körperlicher Schutz von Personal und Ausrüstung, Tarnung und Täuschung) geschützt werden. Dem Schutz logistischer Einrichtungen kann dadurch entsprochen werden, dass die Kampfeinheiten von voluminösen und verletzlichen Reparatur- und Unterstützungseinheiten so weit wie möglich entlastet werden, die Kommandostellen dank der Vernetzung sich abseits des Kampfgeschehens aufhalten und sich nur diejenigen Truppen im Kampfgebiet befinden, die direkt in Kampfhandlungen involviert sind.

Wirtschaft

Wirtschaftlichkeit: Effizienz - Effektivität: In Anbetracht dessen, dass für alle Lagen ein einziger logistischer Prozess existiert, sind die friedenslogistischen Grundsätze von Wirtschaftlichkeit und Zentralisierung einerseits, die kriegslogistischen von Zeit, Sicherheit und Dezentralisierung andererseits in der Weise miteinander zu verbinden, dass ungeachtet des militärischen Primats der Auftrag ökonomisch optimal erfüllt werden kann.

Optimierung: Trotz aller Maßnahmen zur Rationalisierung müssen die Bereitschaftsstufen in der Weise gewählt werden, dass es immer möglich ist, die Optimierung des logistischen Systems von der Effizienz-Orientierung (so viel Ressourcen wie möglich erlangen) im Normalfall (Frieden) auf die Effektivitäts-Orientierung (Ressourcen nach Bedarf) im besonderen und außerordentlichen Fall umzustellen.

Fluss-Prinzip: Das so genannte Fluss-Prinzip ist eine der betriebswirtschaftlichen Grundforderungen, um die Gesamtkosten sowie Lösungen von "Just-in-Time” zu gestalten. Es dient der räumlichen und zeitlichen Überbrückung und Integration.

Einfachheit: Einfachheit anstelle von Komplexität wird durch Standardisierung, das Aufstellen von Prioritäten und das Zuteilen von Versorgungsgütern und Diensten ebenso erreicht wie durch klare Gestaltung von Aufbaustrukturen und Prozessen. Einfachheit trägt wesentlich zur Flexibilität bei. Je einfacher ein logistischer Plan ist, desto eher kann man ihn an die sich verändernden Bedingungen anpassen.

Standardisierung: Mit Standardisierung ist der Prozess der zweckmäßigen Vereinheitlichung von Prozessen, Diensten, Informationen und Mitteln sowie der Terminologie nach bestimmten Mustern gemeint, der letztlich so genannte Standards (definierte Eigenschaften eines Objektes) produziert. Standardisierung erscheint in den beiden Formen der Typisierung und der Normung. Im Einsatz bedarf es einfacher und effizienter Prozesse, die möglichst jedes Mal gebraucht werden können und daher interoperabel sind. Gerade für PfP-Einsätze gilt es, die NATO-Standardisierung mit ihren drei Hauptgruppen (Operational, Material, Administrative Standards) und sechs Grundsätzen (Application, Commitment, Levels of Standardization, Use of Existing Standards, Coordination of Effort, Common Terminology) zu berücksichtigen.

Wissenschaft

Interdisziplinäres, analytisches Denken: Um das komplexe armeelogistische System in seiner Umwelt zu erklären, bedarf es verschiedener wissenschaftlicher Disziplinen, weshalb der konzeptionell-integrative, interdisziplinäre Erklärungsansatz der Systemtheorie und Kybernetik mit seiner produktiven Terminologie angesagt ist.

Disziplin: Mit logistischer Disziplin ist die Eigenverantwortung eines jeden Soldaten angesprochen, die Ressourcen und Mittel zu erhalten und mit ihnen wirtschaftlich umzugehen.

Transparenz: Glaubwürdigkeit und Zuverlässigkeit sind genauso als moralische Ziele anzustreben wie Transparenz (Information) und Offenheit. Im Einsatz ist es wichtig, dass den Führungsverantwortlichen einer Operation sämtliche aktuellen Informationen jederzeit zur Verfügung stehen, damit sie sich ein Bild von der jeweils möglichen Leistungsfähigkeit der logistischen Verbände machen können.

Anforderungsprofil und Aufgaben

Das logistische System muss den Erfordernissen der Armee beim Erfüllen ihrer Aufgaben auf nationaler und internationaler Ebene entsprechen. Die logistische Leistungsfähigkeit ist von den Prozessen, Einrichtungen und Mitteln, von der Nutzung ziviler Ressourcen sowie vom Führungs- und Informationssystem abhängig. Damit die Armeelogistik ihre Aufgaben erfüllen kann, muss sie die dazu notwendigen Eigenschaften und Fähigkeiten (gemäß den Grundsätzen) aufweisen. Analog den Zielen wird auch hier zwischen systemexternen und -internen Anforderungen unterschieden. Um die externen Anforderungen zu erreichen, hat das System entsprechende interne an sich selbst zu stellen, welche die Aufgaben und Prozesse, die Struktur und Mittel des Systems betreffen. Umgekehrt aber stellt die Armeelogistik auch Anforderungen an ihre Partner. Die Logistik hat in Zukunft einer Armee mit u.a. folgenden Kernfähigkeiten zu genügen: Raumsicherung und Verteidigung

- den Auftrag der Raumsicherung und Verteidigung zu erfüllen und gleichzeitig mehrere Raumsicherungseinsätze durchführen; - militärische Angriffe geringerer Stärke aus eigener Kraft abzuweisen; - in einem europäischen Krisengebiet und in Kooperation mit anderen Streitkräften aus dem Stand einen Verband einzusetzen; - den Luftraum permanent zu kontrollieren und die Lufthoheit während einer bestimmten Zeit zu wahren. Für Teile dieser Aufgaben ist mit Luftwaffen der Nachbarländer zusammenzuarbeiten. Die Lufttransportkapazität einer Lufttransportstaffel im In- oder Ausland ist sicherzustellen.

Prävention und Bewältigung existenzieller Gefahren (subsidiäre Einsätze)

- die Schweiz und ihre Bevölkerung vor Existenz bedrohender Gewalt aller Art zu schützen, und zwar bereits im Zustand relativen Friedens bei massiver Gewaltandrohung und -anwendung unterhalb der Kriegsschwelle; - die Armee muss vorbereitet sein, ein Restrisiko - für das niemals genügend zivile Mittel bereitgestellt werden können - bei Bedrohung der Bevölkerung vor Gewalteinwirkungen unterhalb der Kriegsschwelle und Katastrophenfolgen abzudecken; - die Armee alimentiert die Sicherstellung von subsidiären Aufgaben im Rahmen der flexiblen Sicherheitskooperation aus dem Potenzial ihrer Verteidigungsfähigkeit; - die Armee ist fähig, mehrere Einsätze über längere Zeit durchzuführen. International leistet sie Katastrophenhilfe im Rahmen der Rettungskette Schweiz. Sie hält sich bei Bewachungen und Rückführungen bereit, schweizerische Staatsbürger und Einrichtungen im Ausland zu schützen.

Friedensunterstützung und Krisenbewältigung

- die Armee stellt maßgeschneiderte Verbände für friedensunterstützende Operationen (Peace Support Operations) in multinationalem Rahmen zur Verfügung; - Bewaffnung, Ausrüstung und Zusatzausbildung sind auf das Einsatzmandat im Rahmen partnerschaftlicher und vertraglicher Maßnahmen der Friedens- und Sicherheitskooperation abzustimmen. In jedem Fall ist die individuelle und kollektive Selbstverteidigungsfähigkeit sicherzustellen.

Abgesehen von diesen Kernfähigkeiten hat die Logistik auch den Anforderungen einer modernen Armee zu entsprechen, die u.a.: - klein und teilprofessionalisiert ist und wenige Kommandostufen zählt; - eine rasche, horizontale und vertikale Kommunikation kennt; - Informationen nahe der Echtzeit steuert und die Führungs- und Kommunikationssysteme potenzieller Gegner unterbindet; - mobil und agil sowie auf die Kernaufgaben spezialisiert ist; - schnell, phasenweise und in kurzer Zeit ablaufende Operationen durchführt.

Auf Grund dieser Fähigkeiten der Armee ergibt sich folgendes Anforderungsprofil für deren Logistik: Das Logistiksystem muss so weit dynamisch sein, dass es den Truppen eine rasche Defensive, aber auch eine ebenso schnelle Offensive ermöglichen kann. Wird die Armee im Rahmen der Verteidigung eingesetzt, hat die logistische Sicherstellung des Erfüllens der Kampfaufträge Vorrang gegenüber Leistungen zu Gunsten der allgemeinen Existenzsicherung. Davon ausgenommen sind Rettungs- und Katastropheneinsätze. Weiters muss die Ausrüstung der Armee in den Kernbereichen modernsten Anforderungen genügen. Ihr Umfang richtet sich nach den bei der Armee in Betrieb stehenden Gesamtsystemen und der definierten Aufwuchsfähigkeit. Waffen und Ausrüstung sollen internationalen Standards entsprechen und mit einer hohen Autonomie instandgehalten werden. Erhöhter Schutz, überlegene Kampfkraft, rasche und richtige Einschätzung der Situation, verzugslose Weitergabe von Informationen und Befehlen werden ebenso von der Ausrüstung gefordert wie Zuverlässigkeit und Robustheit, Modularität und Interoperabilität usw. Abgesehen davon wird die Logistik mittelfristig auch den Anforderungen Rechnung tragen müssen, die sich auf Grund der Digitalisierung der Kriegführung seitens möglicher Bedrohungsträger ergeben. Doch auch der Mensch als Einzelkämpfer, der mit seinen psychischen und physischen Bedürfnissen seiner Bewaffnung, Bekleidung und Ausrüstung ungleich komplexer ist, muss beachtet werden. Daher sind seine Einzelfähigkeiten (Durchsetzungs- und Überlebensfähigkeit, Beweglichkeit, Führungs- und Durchhaltefähigkeit) geschickt miteinander zu kombinieren, und zwar zu einer Gesamtleistungsfähigkeit.

Das "System Soldat" ist zu entwickeln und gleichzeitig taktisch und logistisch zu optimieren. Die Vorstellung vom "System Soldat” ist offen für internationale Kooperation (friedenserhaltende Operationen).

Um die Hauptaufgabe der logistischen Bereitschaft zu erfüllen, muss das System sich selbst intern Aufgaben stellen, die zur Hauptsache wiederum die Prozesse und die Struktur des Systems sowie dessen Mittel betreffen. Ebenso stellt das System auch Aufgaben an seine Partner.

Prozesse und Systemgestalt

Um die logistischen Aufgaben zu erfüllen, bedarf es mehrerer miteinander vernetzter Prozesse, von denen jeder für alle Lagen einheitlich gleich ist. Ihre bestmögliche Leistung zur Bereitschaft der Armee kann die Logistik dann erbringen, wenn sie ihren Prozess mittels Controlling führt und optimiert. Zu diesem Zweck müssen die Mittelströme in Form von technischen Prozessen und die sich daraus ergebenden Organisationen wie auch das Informationssystem gestaltet werden. Die mit Hilfe von Supportprozessen (Diensten) in einem Regelkreis geführten technischen Prozesse werden als Sub- und Teilsysteme gesehen.

Die dabei entstehenden Schnittstellen sind mittels Prozesse in Nahtstellen umzuwandeln. Deshalb wird die Armeelogistik als integraler Bestandteil der Gesamtlogistik - auf drei Ebenen - gesehen: Auf strategischer Ebene werden militärische Erfordernisse entwickelt und nationale Ressourcen gebraucht, um strategische Sicherheitsziele zu erreichen; auf operativer Ebene dienen die Ziele zur Unterstützung der strategischen Ziele und der Streitkräfte auf taktischer Stufe; auf taktischer Ebene konzentriert sich die Logistik auf die Unterstützung des individuellen Einsatzes. Der Verbund von Versorgungs- (oder Beschaffungs-), Produktions- und Distributionsprozessen und -systemen, d.h. einer integrierten Logistik, um die Märkte im Sinne von Gesamtkosten- und Rentabilitätsüberlegungen mit Hilfe eines durchgängigen Planungs-, Steuerungs- und Kontrollsystems zu überbrücken, ist besonders durch die Aspekte der geringen Lager (bezüglich Beschaffung und Produktion), der Durchlaufzeitoptimierung und der zeitverzugslosen Distribution erweitert. Die logistische Organisation ist auf drei Ebenen zu denken: Logistik als System an sich (s. Abb. 1, 2, 3), Logistik als Teilsystem (System und Umwelt; s. Abb. 1, 4, 5) sowie Logistik integriert mit Operation (s. Abb. 6).

Prozesse der Teil- und Subsysteme

Das armeelogistische System wird in fünf Teilsystemen und mindestens zwanzig Subsystemen gesehen, und zwar den beiden Teilsystemen von Planung und Führung sowie Support, ebenso den drei technischen Teilsystemen (Versorgung, Produktion, Distribution). Die einzelnen Systemkörper sind in ihrer vertikalen und horizontalen Vernetzung miteinander und in ihrer Relation zum Gesamtsystem zu verstehen.

Planung und Führung: Die vom übergeordneten System Armee geforderte Bereitschaft des logistischen Teilsystems wird durch Führungs-, Support- und technische Prozesse gewährleistet, die in allen Phasen der Planung und Führung, der Vorbereitung, Durchführung und Beendigung einer Operation funktionieren (s. Abb. 5 und 6). Zum eigentlichen Planungs- und Führungsbereich gehören neben den Prozessen der Planung und Systemführung auch diejenigen von Forschung und Entwicklung, die beide sowohl Visionen, Entwicklungstendenzen und Verbesserungsvorschläge aufzeigen und die daraus gewonnenen Erkenntnisse in die Praxis umsetzen als auch zukünftige Logistiksysteme modellieren. Wissenschaftlich erarbeitet werden auch die Grundlagen wie beispielsweise Doktrin, Konzept und Terminologie der Armeelogistik. Die Logistik bedarf einer flexiblen Doktrin, um jederzeit in der Lage zu sein, auf Veränderungen zu reagieren.

Damit die Armeelogistik funktioniert, werden alle technischen Prozesse mit Hilfe des Lenkungsprozesses sowie anderer Supportprozesse auf operativer und taktischer Stufe und in allen Phasen vor, während und nach einer Operation geplant und geführt. Dem höchsten logistischen Verband obliegt die Verantwortung in den Aufgabenbereichen Versorgung, Produktion und Distribution, Evakuierung und Entsorgung, ebenso im Bestimmen der Räume für die Einrichtungen. Die Masse der Logistik untersteht den Befehlshabern operativer großer Verbände, wodurch den Verantwortlichen große Flexibilität bei der Entscheidung darüber gegeben ist, welche Vorstoßachsen besonders zu unterstützen sind, um dementsprechend das Schwergewicht rasch auf die gewählte Achse zu legen. Diese zentralisierte Führung ist eine der Hauptstärken des logistischen Systems, tragen doch die Kommandanten aller Stufen in ihrem Befehlsbereich die integrale Verantwortung für die Logistik. Ein Truppenkommandant mit Vollmacht über die Logistik lässt Operationspläne erstellen, deren logistische Implikationen auf allen Stufen koordiniert werden. Mit anderen Worten: Um die strategische, operative und taktische Stufe zu kontrollieren, bedarf es der Kontrolle der Logistik!

Die logistische Vorbereitung umfasst das Erzeugen der Erfordernisse für das Aufrechterhalten der Operation, das Errichten und Vernetzen von Kommunikationslinien und Vorratslagern, von Führungs- und Führungsunterstützungssystemen. Dabei müssen die zivilen und militärischen Infrastrukturen führungsmäßig koordiniert werden. Das frühzeitige Vorbereiten der logistischen Infrastruktur erhöht nicht nur die Flexibilität der Operation, sondern optimiert auch die Balance zwischen kombattanten und logistischen Truppen. Während der Durchführung einer Operation erfolgt die logistische Führung innerhalb einer geografisch, prozessual und hierarchisch bestimmten Organisation mit Hilfe verschiedener Lenkungsmethoden.

Bei operativem Manöver und zur Schwergewichtsbildung ist die Logistik ein entscheidendes Element hinsichtlich Flexibilität, Durchhaltefähigkeit (der eingesetzten Kräfte) und (deren) Regenerationsfähigkeit. Ein sich ständig am voraussichtlichen Bedarf orientierender Nachschub benötigt rasch verfügbare, mobile Reserven, um im Falle unvorhergesehener Lageentwicklungen die Entscheidung zu eigenen Gunsten herbeizuführen. Wird eine Operation beendet, werden die Verbände an ihren Ausgangsstandort zurückgeführt und es kommt zu logistischen Umgruppierungen. Um die Kampfkraft wiederherzustellen, werden auch externe Ressourcen gebraucht.

Support: 1. Lenkung: Der Steuerungsprozess umfasst die gesamte logistische Überbrückung von der Projektierung der Mittel bis hin zu deren Entsorgung. Dadurch soll die Versorgung dem Bedarf angepasst resp. die Balance zwischen diesen beiden gefunden, ebenso auch die Technologie besser genutzt werden. Der Einsatz von Informationssystemen kann die Quantität der Mittel und die Größe der logistischen Verbände steuern. Indem die Steuerung eine effektive und effiziente Instandhaltung sicherstellt, trägt sie zur Optimierung der Kosten, Leistungen und Prozesse des Armeematerials bei.

Das "Logistik-Controlling" ist ein zentrales Element der Führungsunterstützung und Informationsversorgung zu Planungszwecken. Als Teil des Controllingsystems der Armee hat es die Aufgabe, durch Steuerung und Regelung das Erreichen der vorgegebenen Logistikziele zu überwachen, die logistischen Steuerungs- und Regelungsparameter zu ermitteln und deren Vernetzung mit dem Controlling-System sicherzustellen. Weiter muss es die Logistikleistung und die Logistikkosten entlang der gesamten logistischen Kette für eine Planungsperiode definieren und in Relation zueinander bringen. Das Logistik-Controlling der Bereitschaft dient dazu, durch Steuerung und unter Angabe der finanziellen Auswirkungen und der zeitlichen Rahmenbedingungen den richtigen Einsatz der Armee resp. ihrer logistischen Mittel sicherzustellen. Dank des flexiblen Auf- und Abbaus der Mittelbereitschaft werden das lage- und zeitgerechte Reagieren sowie die Handlungsfreiheit der Armee ermöglicht. Nach dem Ansatz der differenzierten Bereitschaft der Armee, mit dem diese flexibel gesteuert wird, muss ein Truppenkörper einen definierten Auftrag in einer vorgegebenen Zeit erfüllen können. Nicht zuletzt im Zusammenhang mit der Anpassung, also der Fähigkeit des Systems, seine Beziehungen zur Umwelt zu verändern, um entweder ein bestehendes Gleichgewicht zu erhalten oder ein neues zu finden, interessieren hier auch die Prozesse der Koordination, der Integration und der Kooperation (Rüstungskooperation, Partnerschaften u.a.).

2. Information und Kommunikation: Information ist die Grundlage des logistischen Managements und wird nicht nur auf allen Führungsstufen zur Unterstützung der Entscheidung in der Logistik-Führung und -Kontrolle, sondern auch beim Controlling des effizienten Gebrauchs der logistischen Ressourcen benötigt. Echtzeitnahe, transparente Informationen sind für eine effektive logistische Planung, für die Koordination einer einheitlichen Bewegung und die Aufrechterhaltung von Operationen von ganz zentraler Bedeutung. Durch den permanenten Informationsfluss wird der Mittelfluss in Bewegung gehalten.

Moderne mobile und flexibel einsetzbare Streitkräfte, die innerhalb eines breiten Aufgabenspektrums Einsatzleistungen erbringen, verfügen über entsprechende Führungs- und Informationssysteme, die den betriebswirtschaftlichen Aspekten genauso Rechnung tragen wie den militärischen. Das Führungs- und Informationssystem der Armeelogistik setzt sich aus verschiedenen Subsystemen (bezüglich Führung, Versorgung, Transport, Finanzen u.a.) zusammen. Auf Grund der Auftragsabwicklung müssen verschiedene logistische Subsysteme miteinander verknüpft werden, wobei es zwischen der intraorganisatorischen und der interorganisatorischen Ebene zu unterscheiden gilt. Gleichzeitig ist ein Datenverbund (Data Warehouse) anzustreben, der es den beteiligten logistischen Systemen ermöglicht, auf dieselben Daten zurückzugreifen. Abgesehen davon, dass das logistische System eigene geschlossene Netzwerke (Intranet) erstellt und mit diesen arbeitet, müssen auch visionäre Strategien entwickelt und Verbundlösungen mit zivilen Netzbetreibern aus der Komponentenindustrie angestrebt werden.

3. Leistung, Kosten und Finanzen: Logistikdenken ist integrales Kosten- und Leistungsdenken. Logistikleistungen sind Dienstleistungen, die im Zusammenhang mit der Versorgung des Kunden mit Material, Gütern, Einrichtungen und Kräften (Versorgungsservice: Mittelfluss vom Lieferanten zum Beschaffungslager resp. in den Produktionsprozess) resp. mit der Auslieferung dieser Mittel (Lieferservice: Warenfluss zum Kunden) erbracht werden. Dabei ist es wichtig, dass der Leistungsempfänger schnell, zuverlässig und entsprechend den Anforderungen (bezüglich Lieferzeit, Lieferfähigkeit, Liefertreue u.a.) bedient wird. Zu diesem Zweck wird der Logistik-Leistungsbedarf errechnet, um schließlich die Logistikkosten (z.B. Lenkungs- und Transportkosten) zu berechnen. Hierfür ist ein System von Leistungs- und Kostendaten zu entwickeln, das den gesamten logistischen Prozess berücksichtigt und die Basis für das Logistik-Controlling bildet. Unter Logistikkosten werden alle Kosten verstanden, die bei der Planung, Erbringung und Kontrolle logistischer Leistungen, ebenso bei der Kapitalbindung und den Wagnissen entstehen. Deshalb sind die Logistikkosten typische Querschnittkosten. Schließlich wird das Budget der Armeelogistik in der Vernetzung mit dem Budgetierungsprozess auf strategischer Ebene gesteuert.

4. Personal und Ausbildung: Mit zunehmender arbeitsteiliger Spezialisierung und der Befähigung zur Interoperabilität steigen die fach- und führungstechnischen Anforderungen an die personellen Träger des armeelogistischen Systems. Dieses erfordert eine qualitativ anspruchsvolle, professionalisierte und spezialisierte Fachausbildung aller Beteiligten. Wie die privatwirtschaftliche Logistik soll sich auch die militärische laufend nach den neuesten Forschungserkenntnissen ausrichten. Mehr denn je soll die militärische Ausbildung für Milizsoldaten und -kader auch am zivilen Nutzen gemessen werden. Die Zertifizierung von Ausbildungselementen und ihre Anrechnung als Praktika sind gefordert. Ein Logistiklehrverband soll in Zukunft für die militärische und fachliche Grund- und Weiterbildung sorgen. In Anbetracht dessen, dass die Logistik der Schweizer Armee bis heute völlig zu Unrecht ein Mauerblümchen-Dasein fristet, muss es geradezu eine der Hauptforderungen im Rahmen der Kaderausbildung sein, dass die Führungskräfte der Logistik - integriert mit Kadern der Operationen und anderer militärischer Bereiche - an anspruchsvollen Führungs-Informationssystemen ausgebildet werden. Nach Möglichkeit soll die Ausbildung speziell für Kader auch an militärpädagogischen Anstalten im Ausland erfolgen können.

Technische Prozesse: Die Gliederung des technischen Teils des Systems in die drei logistischen Teilsysteme der Versorgung, Produktion und Distribution stellt gewissermaßen das betriebswirtschaftliche Grundkonzept des Unternehmens Armeelogistik dar.

1. Versorgung: Die Versorgung umfasst alle Tätigkeiten, die darauf ausgerichtet sind, der Truppe und den Militärtieren das Leben und die Auftragserfüllung zu ermöglichen. Die Führung der Versorgung basiert auf einem Netz von verschiedenen Infrastrukturen. Dieses Teilsystem gliedert sich in die Subsysteme und Prozesse der Planung und Entwicklung, Herstellung und Beschaffung.

Die Planung der Logistik bezieht sich auf die Mittelflüsse, Tätigkeiten und Prozesse sowie auf deren Struktur und setzt sich zum Ziel, sowohl die Ausrüstungsbereitschaft (Verfügbarkeit von Material auf Grund operativer Vorgaben) als auch die Logistikbereitschaft zu planen. Die Logistikleistung wird auf Grund der Analyse der von den Truppen in den entsprechenden strategischen Lagen zu erbringenden Operationsleistung hergeleitet. Weiters wird der Bedarf an Personal und Einrichtungen der Logistik errechnet. Was die Planung des Rüstungsgutes betrifft, ergibt sich von der Doktrinentwicklung bzw. der Veränderung der militärstrategischen Bedingungen her der Gesamtbedarf an Material zur logistischen Sicherstellung der verschiedenen Operationstypen. Mit der Planung beginnt auch das Controlling, das bis zur Ausscheidung des Materials weitergeführt wird.

Unmittelbar auf die Planung folgt der Prozess der Entwicklung, der eigentliche Erwerbsprozess (mit Auftragsanalyse, Produktentwicklung, Vorgaben für die Herstellung), wobei es gilt, die Fähigkeit eines Mittels zu maximieren und dessen (Instandhaltungs-)Kosten zu minimieren.

Im anschließenden Prozess der Herstellung erlangen die Mittel ihre Effektivität, Unterstützungsfähigkeit und Interoperabilität. Die Instandhaltung und die Nachschubunterstützung der Ausrüstung müssen so weit gereift sein, dass das beste Konzept der Instandsetzung entwickelt und dass Versorgungsreserven erzeugt werden. Die Versorgungsgüter werden sowohl durch die Armee als auch durch zivile Produktionsstätten hergestellt.

Im Prozess der Beschaffung hat der strategische Einkauf entsprechend der Bedarfsermittlung die Kapazität an Lieferanten bereitzustellen. Neben dem Einkauf über das Netzwerk und der zentralisierten Lagerverwaltung sind hier auch die Abrufbarkeit (auf einen genauen Zeitpunkt) und die virtuelle Produktion von Halb- und Fertigfabrikaten gemeint. Außer zentraler Beschaffung können nach Vorgaben der Logistik Verbrauchsgüter des täglichen Bedarfs auch dezentral beschafft werden. Die Vorratsbeschaffung ist für regelmäßig zu gebrauchende Mittel und solche zweckmäßig, deren Bedarf bei unvorhergesehenen Ereignissen sofort gedeckt werden muss.

Was internationale Einsätze von Armeeverbänden betrifft, sind diese für das Sicherstellen von genügenden Vorräten und Diensten selber verantwortlich. Gerade im Bereich der Vorratsgüter kann die Armeelogistik multinationale Unterstützungsarrangements für die Vorsorge von Nahrungsmitteln, Wasser, Brennstoff, Munition und medizinischen Vorräten treffen. Organisatorisch gesehen erfolgt die Einsatzunterstützung durch die Logistik im Ausland auf drei Stufen: logistische Basis Inland, logistische Basis Ausland und logistische Versorgung im Einsatzraum. Der Endverbraucher wird durch Logistikleistungen aus der Heimat versorgt, wobei im Rahmen der NATO bezüglich Befehlsgebung und Verantwortlichkeit zwischen zwei Varianten (Role Specialist Nation und Lead Nation) der Erbringung von Logistikleistungen unterschieden wird, die in ein und derselben Operation nebeneinander existieren können.

2. Produktion: Vom Beschaffungslager fließen die Mittel in den logistischen Produktionsprozess, in dem sie zwischengelagert werden, ehe sie zum Absatzlager gelangen (Produktionslogistik). Nachdem ein bestimmtes Gut eingeführt und beschafftes Material der Truppe zur Nutzung übergeben worden ist, beginnt die Materialwirtschaft (Materialverwaltung, -lagerung und -disposition, Materialbevorratung, -nachschub und -abschub). Die Nutzungsphase ist Teil der Truppenlogistik, die die Güter in der erforderlichen Quantität und Qualität und zur richtigen Zeit dem Bedarfsträger zur Verfügung stellt (Bring-Versorgung). Das Teilsystem der Produktion beinhaltet die Prozesse von Lagerung, Instandhaltung (inkl. Sanitäts- und Veterinärdienst, Instandsetzung sowie Sicherheit und Schutz) und Bereitstellung.

Bei der Lagerung geht es um die Vorratshaltung und Lagerführung, wobei es das oberste Ziel ist, eine wirtschaftlich optimale Lieferbereitschaft für alle Bedarfsträger zu sichern. Bei einer klaren Lagerhaltepolitik lassen sich mit der Optimierung der Vorräte bedeutende Kosten für Mittel und Lagerraum, aber auch für Personal einsparen. Die Materialbevorratung umfasst einsatzwichtige Güter, die in ihrer vorgegebenen Anzahl (Gebrauchsgüter) bzw. Reichweite (Verbrauchsgüter) gelagert werden. Die Lagerung des Materials beinhaltet neben der Verwaltung auch die Wartung und Inspektion. Dort, wo Lagerhaltung zwingend ist, sind die Verschleißteile standardisiert und können für den Eigen- und den Fremdgebrauch (z.B. bei PfP-Einsätzen) rasch verwendet werden. Die in diesem Zusammenhang zu nennende "Just-in-Time"-Konzeption kann nur beschränkt auf die Armee angewendet werden, und dies aus zwei Gründen: Zum einen würde eine entsprechend hohe Lagerung (besonders von streitkräfteeigenem Material) die Privatwirtschaft überfordern, zum andern verlangt die Zielsetzung der Armee wegen der differenzierten Einsatzbereitschaft Mindestbestände bei allen Kategorien des Wehrmaterials.

Was die Organisation der Lagerung betrifft, wird zwischen dem zentralen Nachschubsystem und dem dezentralen Lager unterschieden. Beim zentralen Nachschubsystem geht es um die Lagerung von mehrfach zu gebrauchendem Material an einem Ort. Dagegen besteht das dezentrale Lager aus einfachverwendetem Material und einem Handlager, das je nach Bedarf mit lokal mehrfach zu gebrauchendem Material beliefert wird. Die dezentralen Serviceeinheiten des Logistikbetriebs unterstützen die Ausbildung in den Lehrverbänden und Brigaden. Ein übergeordnetes, durchgängiges Lager- und Transportbehälter-System erfordert nicht nur eine (die nationalen und internationalen Standards berücksichtigende) Armee-weit gültige Normierung (Standardisierung) der Lager- und Transportbehältnisse, sondern auch eine Automatisierung der Lagerung von Umschlagartikeln.

Der Prozess der Instandhaltung, insbesondere der Instandsetzung (Wiederherstellung), umfasst Tätigkeiten der Diagnose, der Notinstandsetzung und des Austausches von Baugruppen. Was den Menschen betrifft, gilt es, seine Kampfstärke instandzuhalten (Krankheiten zu verhüten, Kranke und Verwundete zu pflegen; adäquate Ernährung und sauberes Trinkwasser, Immunisierung, hygienische Erziehung u.a.) und instandzusetzen (u.a. Verluste ersetzen), ebenso seine Moral und Disziplin zu erhalten, wozu neben anderen Aspekten auch die geistliche, spirituelle Instandhaltung gehört (Seelsorge). Zur Instandhaltung des Materials gehören die Tätigkeiten von Wartung, Inspektion, Instandsetzung (Reparatur) und Revision. Im Zusammenhang mit der Materialerhaltung bei der Luftwaffe müssen die autonome Einsatzfähigkeit und die Verlegungsfähigkeit auf andere Flugplätze jederzeit gegeben sein. Eine effiziente Organisation der Instandhaltung bestimmt, was (ob Instandsetzung; Wegwerfartikel, Ersatz), wie (Instandsetzungsart, Austausch) und wo instandgehalten wird.

Dabei wird in topografischen Verhältnissen wie denjenigen der Schweiz oft eine zentrale Instandsetzung erfolgen müssen, weshalb regionale (anstatt lokale) Lösungen anzustreben sind. Instandsetzungszentren und Materialdepots verdichten das regionale Netz logistischer Stützpunkte und sind unverzichtbare Mittel zur Schwerpunktbildung und Kräftekonzentration. Sie sind Grundpfeiler der Zentral- (resp. Produktions-)Logistik. Ein logistisches Verbundsystem soll eine möglichst optimale Aufteilung der Bedarfsdeckung gewährleisten, wobei die Grundforderungen nach Mindestfähigkeiten und Kapazitäten - wie Aufwuchsfähigkeit, Wirtschaftlichkeit und multinationaler Kooperationsfähigkeit - sowohl für den industriellen als auch den militärischen Partner klar definiert sind. Die Kompetenzzentren der Instandhaltung verfügen über eine ausreichende Autonomie und große Fachkompetenz.

Der Sanitätsdienst wird als eigenes Teilsystem der Armee resp. als Subsystem der Logistik gedacht, das für den fachlichen Bereich selbst verantwortlich ist. Nur was die rein logistischen Aspekte betrifft, ist die Sanität von der Logistik abhängig und an deren Grundsätze gebunden. Weil die Prävention besondere Beachtung erfährt, ist deshalb ein effizientes medizinisches Instandhaltungssystem (als so genannter "force multiplier”-Faktor, der die Mann/Tag-Verluste minimiert) erforderlich. Es geht darum, die Überlebens- und Heilungschancen für eine größtmögliche Zahl von Patienten zu schaffen und die Truppe durch Übernahme von Patienten in der Auftragserfüllung zu unterstützen. Der Sanitätsdienst wird auf Stufe Brigade zentralisiert. Innerhalb der Sanitätsinstandhaltungskette kommt neben der Selbst- und Kameradenhilfe der sanitätsdienstlichen Erstversorgung besondere Bedeutung zu. Ein anschließender medizinisch überwachter Transport verbringt den Patienten in eine geeignete Sanitätseinrichtung. Um die Leistungsfähigkeit des Sanitätsdienstes zu erhalten, muss die Logistikplanung für die Bereitstellung der Transportmittel sorgen.

Organisatorisch gesehen wird beim Sanitätsdienst zwischen Basis und Truppe unterschieden. Die Armee ist hinsichtlich Stufe Basis im hospitalen Bereich auf zivile Spitäler angewiesen. Die Kantone decken alle notwendigen Bereiche (Prävention, prähospitaler, hospitaler und posthospitaler Bereich) ab, die in allen Lagen die Versorgung der Patienten sicherstellen sollen. Die Armee stellt nur bereit, was sie unabhängig vom öffentlichen Gesundheitswesen benötigt, um dieses zu verstärken (z.B. Sanitätssoldaten und -hilfsstellen an der Front, Transportmittel). Auf Stufe Truppe werden die erste ärztliche Versorgung und der Transport von Patienten in ein Basisspital mittels eigener Transportmittel sichergestellt. Ohne besonderen Auftrag erfolgt eine Zusammenarbeit auf Stufe Truppe mit Partnern des zivilen Gesundheitswesens nur als Spontanhilfe. Im Einsatz wird die prähospitale Stufe geprägt durch: professionelle Reaktionselemente, Autonomie auf dem Gefechtsfeld und Transportkapazitäten. Im Zusammenhang mit internationalen Einsätzen muss die Planung koordinierter multinationaler medizinischer Unterstützung flexibel erfolgen, weshalb Standards speziell bezüglich medizinischer Methoden wichtig sind. Bei der Evakuierung (Gebietsräumung, Aussiedlung von Bewohnern) als Teil der Instandhaltung des Menschen bestimmen die Transportelemente, die Evakuierungsroute und die Operationsumgebung die Größe und Fähigkeit der medizinischen Einrichtungen. In gewissen Situationen ist die aeromedizinische Evakuierung die schnellste und wünschenswerteste Form der Rettung.

Was den Veterinärdienst betrifft, muss es dessen Ziel sein, den Einsatz von Personal, Mitteln und Einrichtungen zu Gunsten der Armee und der Zivilbevölkerung aufeinander abzustimmen, um dadurch folgende Aufgaben zu erfüllen: Koordination und Organisation von Hilfeleistungen im Veterinärwesen, Bekämpfung von Tierseuchen, tierärztliche Versorgung in besonderen und außerordentlichen Lagen u.a.

Die Entsorgung als Teil der Instandhaltung durchzieht alle Phasen des Rüstungsablaufs von der Evaluation bis zur Liquidation. Die Liquidation meint alle Maßnahmen zur Erfassung, Auflösung und anderweitigen Verwendung von auszuscheidenden Material-, Munitions- und Immobilienbeständen. Dabei sind neben militärischen, technischen und ökonomischen auch gesetzliche, politische und ökologische Vorgaben zu beachten. Die Umwelt- und Abfallbeseitigungsrichtlinien betreffen u.a. folgende Aufgaben: Abfall- und Überschussmaterial beseitigen oder in den Fertigungsprozess zurückführen, Schadstoffe und freigesetzte Materialien erfassen und aufbereiten, gegebenenfalls diese Verwertungsprodukte recyceln, umformen oder verkaufen. Die zuletzt noch verbleibenden, möglichst getrennt gesammelten Güter und Stoffe werden fach- und umweltgerecht entsorgt. Die Entsorgung behandelt die Flüsse zur entsorgungsvorbereitenden Instandhaltung, zur Rückführung und Demontage sowie zum Recycling verschiedenster Mittel. Im Übrigen gehören zur Entsorgung auch die Bestattung und die Kremation.

Im Rahmen der Schutzplanung muss ein angemessener Schutz des militärlogistischen Systems vor feindlichen Waffeneinwirkungen, Diversions- und Sabotageangriffen errichtet werden. Daher enthalten die Logistikpläne Vorschriften bezüglich Sicherheits- und Schutzmaßnahmen, die das Personal (Präventivmedizin, sanitäre Einrichtungen und persönliche Erziehung hinsichtlich Hygiene), das Material (Schutz vor unerlaubtem Konsum und vor Diebstahl) und die Einrichtungen (Schutz vor Sabotage und Angriffen) betreffen.

Der Prozess der Bereitstellung der Mittel erfolgt auf zwei Ebenen: Bei den Einsatzverbänden werden minimale logistische Ressourcen bereitgehalten, um vorrangig Aufgaben der Truppenversorgung und Instandhaltung unmittelbar in den Einsatzstellungen zu erfüllen. Dagegen werden auf der Ebene Basis Mittel bereitgehalten, um der Forderung nach Durchhaltefähigkeit und flexibler Einsatzunterstützung zu entsprechen. Die Einrichtungen (wie Waffensysteme usw.) werden für ihren Gebrauch vorbereitet und kontinuierlich inspiziert. Die richtige Verpackung (mit standardisierten, stapelfähigen Einheiten) als Querschnittprozess kann sowohl zur Senkung der gesamten Logistikkosten als auch zur Erhöhung des Versorgungs- und Lieferserviceniveaus beitragen.

3. Distribution: Im Teilsystem der Distribution geht es um die Planung, Gestaltung und Lenkung der Prozesse von Verteilung und Bewegung der Mittel vom Lager bis zum jeweiligen Abnehmer. Der Prozess der Verteilung umfasst alle Tätigkeiten bezüglich Umschlag und Transport entlang der logistischen Kette vom Lieferanten zum Kunden und innerhalb der Betriebsstandorte. Das dabei relevante Bring-Prinzip stellt große Anforderungen an die Organisation und Kommunikationsmittel. Der Auftrag der Operationen ist die Grundlage des Informationsflusses im Logistiksystem. Im Rahmen der Auftragsabwicklung sind der Reihe nach folgende Grundaufgaben zu erfüllen: Übermittlung, Aufbereitung und Umsetzung, Zusammenstellung, Versand und Fakturierung. Flexible und effiziente Verteilsysteme mit standardisierten Mitteln (Containern) werden benötigt, um Material von der Industrie und vom Depot sowie von Vorne-Lagern zum Benutzer zu transportieren und wiederherzustellen. Die verfügbare Stärke, die Geschwindigkeit und Reaktionsfähigkeit des Transportsystems diktieren sozusagen den Grad der Vorräte in den Einrichtungen (Lagern) hinten, vorne und dazwischen.

Der Prozess des Transportes verläuft integriert mit Elementen des strategischen Verkehrssystems. Verkehrssystem und Transportmittel müssen in der Lage sein, die Dislozierung von Kräften und logistischen Mitteln zu bewältigen, auf Deeskalation zu reagieren und den Verkehrsfluss anzupassen. Daher ist aus militärischen und zivilen Quellen ausreichende Transportkapazität mit den dazugehörigen standardisierten Systemen für die Verkehrsführung und die Koordination bereitzustellen. Die Querschnittfunktion des Transportes ist durch die verschiedenen logistischen Teil- und Subprozesse hindurch gegeben. Der Transport als Subprozess der Logistik findet im Rahmen des koordinierten Verkehrs- und Transportwesens statt, das in besonderer und außerordentlicher Lage dem nationalen Sicherheitssystem dient und das durch die zivilen Behörden, den Zivilschutz, die Armee u.a. durchgeführt wird. Im Ernstfall werden die staatlichen und konzessionierten Transportunternehmen dem Militäreisenbahndienst oder dem PTT-Transportdienst unterstellt.

Die Kernaufgaben des Transportes sind unter erschwerten Rahmenbedingungen zu erfüllen wie Multinationalität der Einsätze (unter Beibehaltung der nationalen Verantwortung für die Verlegung im Rahmen von OSZE-Einsätzen), begrenzte eigene militärische Transportmittel und erhöhte Abhängigkeit der Streitkräfte von national wie international koordinierten zivilen Transportleistungen. Wirtschaftlichkeit und Optimierung werden durch eine leistungsfähige militärische Verkehrs- und Transportführungsorganisation sowie ein effektives Verfahren für den militärischen Bereich und dessen Zusammenarbeit mit der Transportwirtschaft erreicht. Um den zunehmenden Anforderungen bezüglich Kapazität, Mobilität und Flexibilität gerecht zu werden, ist ein effektives Transportsystem gefordert, das die Transportkapazität steigert und die Transportmittel und Steuerungsmöglichkeiten nach den logistischen Grundsätzen einsetzt resp. vornimmt.

Um den Auftrag und die damit verbundene Forderung nach größtmöglicher Effizienz, Flexibilität und Mobilität zu erfüllen, ist der Weg der Motorisierung (d.h. der Zuteilung bundeseigener, requirierter Fahrzeuge) zu beschreiten. Diese ist abhängig von der Lage, dem Auftrag der Truppe, dem situativen Fahrzeugbedarf, den Hilfsmitteln und der Multifunktionalität (z.B. Fahrzeugen mit Wechselaufbauten). Während bundeseigene Fahrzeuge auf einem absoluten Minimum gehalten werden, sollen vermehrt Transportbataillone eingesetzt und noch intensiver als bisher öffentliche Verkehrsmittel genutzt, ebenso das Transportgewerbe beauftragt werden. Auf allen Stufen werden die Fahrzeuge zentral stationiert (Fahrzeugpark) und ihre Einsätze auch zentral geplant und gesteuert. Grundsätzlich wird eine intensivere und ökonomischere Fahrzeugnutzung angestrebt. Künftig sollen eigentliche Dienstleistungszentren errichtet werden, die alle Truppen innerhalb einer bestimmten Region unterstützen.

Geografisch gesehen wird das Land in mehrere Transportregionen aufgeteilt. Die Steuerung des Transportes erfolgt durch so genannte regionale Umschlagplattformen, die aber über keine eigenen Transportmittel verfügen, sondern die Bahn und die Straßenfahrzeuge Dritter gegen Entschädigung nutzen. Diese Organisation baut auf den Überlegungen von Wirtschaftlichkeit (Kostensenkung) und Zentralisierung (Steuerung auf nationaler Ebene) bei gleichzeitiger Dezentralisierung (regionales Ausführen), von Aufwuchsfähigkeit, Umweltschutz (Bahn vor Straße) und Standardisierung (Verpackung) auf. Die Realisierung des Transportes mit Hilfe einer Armee-Koordinationszentrale ist unabdingbar, um die militärische Einsatzbereitschaft zu gewährleisten und die Logistikfähigkeit aufrechtzuerhalten. Bei Transporten im Ausland ermöglicht ein globales Positionierungssystem eine gesicherte Verbindung zwischen den eingesetzten Transportkräften und dem (Heimat-)Transportzentrum.

Organisation in Raum und Zeit

Bei der Begründung der Organisation des logistischen Systems in dessen Umwelt sollte zwischen der geografischen, der statischen und der dynamisch-prozessualen Dimension der Armeelogistik unterschieden werden: regionale Grundorganisation, Aufbau- und Ablauforganisation.

Regionale Grundorganisation: Die geografische Grundorganisation der Armeelogistik ist landesweit entsprechend der Anzahl ihrer statischen logistischen Basen in ebenso viele und je nach Bedarf veränderbare Regionen gegliedert vorzustellen. Je nach Aufgabenkompetenz und Einsatzraum (ob Mittelland oder Gebirge) besteht eine dieser regionalen Teilorganisationen aus einem quantitativ und qualitativ unterschiedlich großen Teilsystem von statischen und mobilen logistischen Elementen, die stationäre, feste/ad hoc eingerichtete (Basis-)Anlagen betreiben resp. sich im Felde bewegen. Während die statischen logistischen Elemente regional fixiert sind, bewegen sich die mobilen logistischen Elemente geografisch frei und sind nur gerade durch ihren Auftrag gebunden: Das mobile Logistikbataillon operiert stets zusammen mit dem Einsatzverband und wechselt dabei bloß das statische logistische Element. Die Beschränkung auf wenige statische logistische Zentren mit ihren dezentralen Lagern und der geografisch unabhängige Einsatz mobiler logistischer Elemente entsprechen ganz den Grundsätzen von Mobilität, Wirtschaftlichkeit, Flexibilität, Dynamik und Einfachheit. Zudem können je nach Lage die Schwergewichte der logistischen Leistungserbringung geografisch verändert werden (u.a. durch interregionalen Austausch von Logistikelementen). Die Gliederung dieser Grundorganisation könnte beispielsweise mit derjenigen des zentralen Nachschubsystems mit den verschiedenen regionalen Umschlagplattformen identisch sein. Dem zentralen Nachschubsystem obliegt das Nachschieben von allgemein technischem Material für den Unterhalt und Betrieb von Systemen und Objekten, die Instandstellung sowie die Versorgung mit Verbrauchsgütern. Auf der Basis eines landesweiten Netzes von Versorgungseinrichtungen können den Kampfformationen lagegerecht Armeevorräte und Einrichtungen zur Verfügung gestellt und die Truppen dadurch von vielen logistischen Aufgaben entlastet werden.

Aufbau- und Ablauforganisation: 1. Strukturen und Module: Die hier vorgestellte Armeelogistik ist in vier Strukturen gegliedert: statische und mobile Logistik, Transport, Infrastruktur und Führung. Dieser Aufbau spiegelt sich in dem größten selbstständigen Verband, der Logistikbrigade, wider, die sich aus folgenden Modulen zusammensetzt: mobile und statische logistische Elemente, Transporttruppen (Elemente des Militäreisenbahndienstes auf Stufe Brigade), Infrastruktur und Führungselement (Stab). Diese Module sind je nach Bedarf in der entsprechenden Quantität und Qualität zu definieren und sollten bezüglich Funktion, Bemannung und Ausrüstung standardisiert sein. Als Basiseinheit sind die funktionsspezifischen Gruppen in einer multifunktionalen Unterstützungseinheit einer Brigade integriert. Abgesehen davon sollte auch das Planungs-, Führungs- und Kontrollzentrum auf Stufe Bataillon und Brigade standardisiert sein. Mit der Zusammenfassung der Verbände der verschiedenen Strukturen auf Stufe Brigade wird dem Grundsatz der Zentralisierung und dem Fluss-Prinzip entsprochen. Die Logistikbrigade trainiert die logistischen Verbände, indem sie die dezentralen Serviceeinheiten oder direkt die Lehrverbände und Brigaden mit Logistikleistungen unterstützt.

Was die Distribution betrifft, wird bekanntlich die Logistikleistung innerhalb der statischen Logistikebene produziert und mit mobilen Elementen den Einsatzverbänden direkt zugeführt. Das statische Element gewährleistet die Lieferbereitschaft von Leistungen unter Einbezug der zivilen Wirtschaft. Die mobilen Logistikelemente können den Einsatzverbänden für Operationen Direkt- oder Allgemeinunterstützung leisten. Frei verfügbare Transportelemente sorgen dafür, dass Schwergewichte in der Leistungsverteilung vorgenommen werden können. Schnittstellen des Güter- und Informationsaustausches zwischen Einsatzverband und Armeelogistik bilden die Umschlagplätze, die von den mobilen Elementen betrieben werden. Die Verteilung der Mittel innerhalb der Einsatzverbände wird primär von diesen selbst, sekundär aber auch von den Logistikelementen vorgenommen. Frei verfügbare Infrastrukturelemente ermöglichen es, dass die Infrastruktur zur Erstellung der Lieferbereitschaft von Leistung zur richtigen Zeit und am richtigen Ort betriebsbereit ist.

2. Zentral- und Truppenlogistik: International gesehen wird bei den Streitkräften in Europa grundsätzlich zwischen zwei logistischen Bereichen unterschieden: der Bereitstellung und der Unterstützung. Was die Bereitstellung (so genannte Production/Acquisition Logistics resp. Zentrallogistik) betrifft, werden in der Schweizer Armee die entsprechenden Aufgaben von der Gruppe Rüstung und verschiedenen Bundesämtern wahrgenommen. Diese Produktionslogistik befasst sich mit Forschung, Entwicklung, Herstellung und Beschaffung von Material. Hier werden die strategischen und operativen Vorgaben mit den vorhandenen Haushaltsmitteln und der Materialwirtschaft zusammengeführt. Allerdings werden - um dem Primat der Operation zu entsprechen - gewisse Bereiche der Materialwirtschaft (wie Beschaffung, Bewirtschaftung, Instandhaltung und Entsorgung von Material) der Truppenlogistik zugeordnet. Hinsichtlich Unterstützung der Truppe (so genannte Consumer/Operational Logistics), d.h. der Truppenlogistik, ist dies Sache der großen Verbände und der Truppenkörper. Diese Operationslogistik bezieht sich auf jenen Teil der Logistik, der u.a. die Lagerung, den Transport, die Instandhaltung, Nutzung und Verteilung der Güter betrifft. Zur Truppenlogistik zählen auch Aufgaben der Materialbewirtschaftung, des Nach- und Abschubs von Gütern, der Sanitätsversorgung und des Zusammenführens von personellen und materiellen Ressourcen. Die Truppenlogistik muss die Einsatzbereitschaft von Kampfmitteln, Fahrzeugen, Waffensystemen usw. während der Nutzungsphase durch die Truppe gewährleisten. Als Aufgabenträger stehen der Truppenlogistik logistische Einrichtungen, Logistiktruppen für die Versorgung usw. der großen Verbände und der Truppenkörper zur Verfügung. Die logistische Organisation, die nach dem Modell der so genannten Schiebelogistik ("Push"-Logistik) funktioniert, sollte auf allen Führungsebenen einheitlich eingerichtet sein.

Bei der Operations- resp. Einsatzlogistik werden drei Stufen der Unterstützung durch Kommunikationslinien miteinander verbunden, wodurch Distanzen von den Basen zu den Truppen im Einsatzraum logistisch beherrscht werden: - Stufe I: Integrierte minimale eigene logistische Dienste beim Leistungsempfänger selber: "systemgegebene Autonomie” an Mitteln, eigene ausgeprägte Sofort- und Nothilfekapazitäten bezüglich Instandsetzung (truppennah); (Einheit-Unterstützung) - Stufe II: Im Rahmen der Feldlogistik werden Mittel und Dienste im Felde bereitgestellt, und zwar von einer temporär errichteten Infrastruktur. Ein mobiles logistisches Element unterstützt direkt den Leistungsempfänger; Elemente mit reiner Transportleistung; (direkte oder Feld-Unterstützung) - Stufe III: Unterstützung zur Truppe durch logistische Unterstützungseinheiten und Einrichtungen von statischen, permanenten Örtlichkeiten aus (Basislogistik, statisches logistisches Element), die sich in einer sicheren Umgebung befinden (truppenfern); (Basis-Unterstützung).

Wir haben es also einerseits mit der Idee von der "Truppe mit kleinem Vorrat" (vorne schwach, wenig) und mit Diagnose- und Notinstandsetzungsfähigkeit, andererseits von der "Basis mit großem Vorrat" (hinten stark, viel) und mit Instandsetzungsfähigkeit zu tun. In Anbetracht dessen, dass die Verbände nur noch über eine Autonomie von wenigen Tagen verfügen, zielt der Logistik-Leistungsfluss darauf ab, diese Autonomie resp. die Bereitschaft aufrechtzuerhalten, zu erhöhen oder zu senken. Die operative Reichweite ist abhängig von der Leistungsfähigkeit und Sicherheit der Logistik generell sowie von der Fähigkeit, Vorräte nach vorne zu bringen. Sie kann dadurch verbessert werden, dass Basen oder Depots vorne errichtet und dadurch die Sicherheit und Effizienz der Logistik gewährleistet werden.

Das Logistiksystem bedarf schließlich auch bestimmter logistischer Mittel, die den gleichen Anforderungen hinsichtlich Präsenz, Verfügbarkeit und Mobilität, Flexibilität, Einsatz- und Durchhaltefähigkeit zu genügen haben wie die zu unterstützenden Truppen. Als logistische Mittel sind, abgesehen vom Material, zu nennen: einsatzwichtige (Gebrauchs- und Verbrauchs-)Güter und Feldzeuggüter, Wirtschaftsgüter und Luftzeuggüter sowie medizinische Mittel, logistische Führungs-, Informations- und Kommunikationsmittel, (mobile und immobile) Einrichtungen, Transport-, Umschlag- und Lagermittel, ebenso logistisches Personal. Da logistische Elemente der Armee auch außerhalb des nationalen Territoriums eingesetzt werden, sollten ihre logistischen Mittel, um den Anforderungen nach Interoperabilität zu genügen, mit denjenigen der internationalen logistischen Verbände kompatibel sein.

3. Ablauf: Die Armeelogistik ist in ihrem Ablauf stufenweise organisiert, und zwar durch Planung, Befehlsgebung und Absprachen. Um die materielle Bereitschaft sicherzustellen, enthält der auf Stufe Armee ausgearbeitete Operationsplan/-befehl einen Logistikplan/-befehl, der dem größten Logistikverband einen Auftrag erteilt. Dieser Verband steht seinerseits in ständigem Dialog mit der Operations- (und Logistik-) Planung auf Stufe Armeekorps. Um seinen Auftrag zu erfüllen, erlässt der Logistikverband Befehle an seine einzelnen Elemente. Die mobilen logistischen Elemente stehen zwecks Planung in engem Dialog mit den Brigaden der Operationen und treffen Absprachen mit den taktischen Truppenkörpern, sodass der Transport zu den entsprechenden Versorgungspunkten auf Stufe Kompanie erfolgen kann.

Versuch einer Wertung

1. Die Logistik als dynamisches System wird in all ihren Prozessen und Strukturen integrativ geführt. Die Prozesse werden horizontal (zwischen Leistungserbringer und -empfänger) und vertikal (zwischen Planungs-, Steuerungs- und Kontrollebene) koordiniert. Die Aufgaben der Armee erfordern eine international vergleichbare und kooperationsfähige Zentral- und Truppenlogistik.

2. Die durch die statische Struktur bedingte dezentralisierte, regionale Grundorganisation berücksichtigt die vielfältigen topografischen Eigentümlichkeiten des schweizerischen Einsatzraumes und unterstützt dabei die Dynamik, insbesondere die Mobilität und Flexibilität des logistischen Systems. Dagegen würde eine räumliche Zentralisierung auf eine einzige feste logistische Basis das logistische System in seiner Dynamik nur einschränken. Mit dem 3-Stufen-Prinzip (beschränkte Versorgungsautonomie der Truppe, mobile und statische Logistik) wird der Einsatzdauer klar Rechnung getragen. Dank den mobilen Elementen und der Vorratsreduktion bei der Truppe kann ansatzweise der betriebswirtschaftlichen Forderung von "Just-in-Time" entsprochen werden.

3. Mit der Zentralisierung der logistischen Elemente erst auf Stufe Brigade wird man den Anforderungen nach wenigen Kommandostufen, nach rascher horizontaler und vertikaler Kommunikation sowie nach Mobilität und Flexibilität gerecht. Die eigenständigen mobilen Elemente können als Module auch international eingesetzt werden.

4. Die Dezentralisierung leistungsfähiger logistischer Basen mit großen Vorräten entspricht nicht nur den Schutzmaßnahmen gegenüber möglichen Bedrohungen, sondern verhindert auch ein völliges Ausschalten der logistischen Bereitschaft. Hierarchisch gesehen werden durch die Dezentralisierung Kompetenzen der Verantwortung zur Entlastung der höheren Stufe delegiert, die Selbstsorge gestärkt, Flexibilität und Reaktionsfähigkeit erhöht. Das vorratsstarke dezentrale Basis-System wirkt wohl dissuasiv, dürfte aber erhebliche Kosten verursachen (im Gegensatz zu einem Eine-Zentrale-Basis-System). Die in geringer Zahl vorhandenen Mittel sind in einem Mehr-Basen-System in einem höheren Grad verfügbar, als dies bei nur einer Basis der Fall ist. Eine dezentrale Organisation ermöglicht eine rasche und situationsgerechte Zur-Verfügung-Stellung der logistischen Mittel, was zu einer hohen Autonomie am Einsatzort führt, die ihrerseits wiederum auf die Beweglichkeit abgestimmt sein muss.

Eine solche letztere bedingt kurze Transportwege. Erst durch eine weitest gehende logistische Entlastung kann den kombattanten Truppen die größtmögliche Freiheit gegeben werden, damit sie die geforderte Bereitschaft erreichen und aufrechterhalten.

5. Auf Grund all dieser Gegebenheiten soll die Rüstungsplanung in Zukunft von militärstrategischen, Doktrin-gestützten und konzeptionellen Überlegungen ausgehen und leistungserbringende Gesamtsysteme mit relativ hoher Autonomie ins Auge fassen, deren logistische Kosten über den ganzen Lebensweg berechnet werden. Investitionen sind in den Bereichen Forschung und Entwicklung (Modellstudien u.a.), Informations- und Kommunikationstechnologie sowie Personalausbildung (stufengerechte Fachausbildung "Logistiker" - "Logistikmanager") zu tätigen. Weiter sind verschiedene logistische Mittel zu beschaffen und diese mit modernen standardisierten Lager-, Umschlag- und Instandhaltungs- sowie Verteil- und Transportsystemen, ebenso mit Evakuierungs- und Entsorgungssystemen zu handhaben.

Schließlich bleibt zu hoffen, dass auf der Basis des systemtheoretisch-kybernetischen Denkens nicht nur innerhalb der Logistik, sondern auch in allen anderen Teilsystemen der Schweizer Armee integrativ geplant und geführt wird. Erst eine Armee, die als dynamisches System interdisziplinär begründet ist, kann einem umfassenden Controlling unterzogen werden.

ANMERKUNG:

(Fußnote 1/FN 1) Logistik Armee Schweiz. Eine interdisziplinäre, militärwissenschaftliche Studie, Teil I (Text, 305 S.), Teil II (Anhang mit 48 Abbildungen und 6 Tafeln), Teil III (Glossar, 183 S., mit 8 Abbildungen und 4 Begriffsplänen), Zusammenfassung (64 S.), verfasst von PD Dr. Paul Meinrad Strässle, Generalstab, Bern 1999-2000.

Dr. Paul Meinrad Strässle

Geb. 1953; Hauptmann der Schweizer Armee (Wissenschaftl. Offizier für Militärstrategie bei der Militärakademie an der ETH Zürich); 1986 Lizentiat in Allgemeiner Geschichte (mit Schwerpunkt Osteuropäische Geschichte), Germanistik und Russistik an der Universität Zürich; Studien- und Forschungsaufenthalte in Moskau, Leningrad, Odessa, Köln, Wien, Bulgarien, Serbien und Mazedonien; 1991 Promotion zum Doktor der Geschichtswissenschaft an der Universität Zürich; 2000 Habilitation in Byzantinistik an der Universität Zürich; 1993-1997 Lehrbeauftragter an den Universitäten Zürich, Bern, St. Gallen und Konstanz; seit 2000 Dozent für Byzantinistik an der Universität Zürich; seit 2002 Leitung wissenschaftlicher Reisen nach Ost- und Südeuropa; 1996-2000 Wissenschaftl. Adjunkt beim Generalstab in Bern; 2000-2002 Wissenschaftl. Adjunkt bei der Militärakademie an der ETH Zürich; seit 2003 Autor, Referent und Berater für Polemologie, Militärlogistik und Militärgeschichte, zahlreiche Publikationen zur Geschichte von Byzanz, zur Militärgeschichte und zur Militärlogistik.



Ihre Meinung/your opinion/votre opinion: Ihre Meinung/your opinion/votre opinion
Logistik Armee: Systemhierachie.
(Zum Vergrößern anklicken !)

Logistik Armee: Systemhierachie.

Logistik Armee: Kybernetisches System.
(Zum Vergrößern anklicken !)

Logistik Armee: Kybernetisches System.

Logistik Armee: System und Prozesse.
(Zum Vergrößern anklicken !)

Logistik Armee: System und Prozesse.

Logistik Armee: Gesamtsystem Logistik.
(Zum Vergrößern anklicken !)

Logistik Armee: Gesamtsystem Logistik.

Logistik Armee: System von Prozessen und Umwelt.
(Zum Vergrößern anklicken !)

Logistik Armee: System von Prozessen und Umwelt.

Logistik Armee: Bereitschaft Systemlogistik: Prozesse und Operation.
(Zum Vergrößern anklicken !)

Logistik Armee: Bereitschaft Systemlogistik: Prozesse und Operation.

Eigentümer und Herausgeber: Bundesministerium für Landesverteidigung | Roßauer Lände 1, 1090 Wien
Impressum | Kontakt | Datenschutz | Barrierefreiheit

Hinweisgeberstelle