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Anton Freiherr von Lehár (1876 - 1972)

2011 mustern an der Theresianischen Militärakademie in Wiener Neustadt gleich zwei Jahrgänge aus. Diese Besonderheit ergibt sich aus der Umstellung des Fachhochschul-Diplomstudienganges auf den Bachelorstudiengang, der dem dreistufigen "Bologna-Modell" entspricht. Der Patron eines Jahrganges heißt Anton Freiherr von Lehár, der Bruder des Komponisten Franz Lehár.

Anton Lehár erblickte im ungarischen Komaróm (deutsch: Komorn, im Komitat Komaróm-Esztergom) das Licht der Welt. Vater Franz Lehar (ab 1869 nannte er sich "Lehár") war Soldat und Kapellmeister des Infanterieregiments (IR) Nr. 50. Anton Lehár schien für den Musikerberuf wenig geeignet: nach zwei Jahren an der Realschule wechselte er in die Infanteriekadettenschule Wien, wo er als Klassenbester und zum Offiziersstellvertreter ernannt 1893 zum IR 50 ausgemustert wurde.

Lehar leistete Dienst in Sarajewo und Kronstadt (ungarisch Brassó, rumänisch Brasov), bevor er 1897 zur Generalstabsausbildung an die Kriegsschule nach Wien (Hufeisengasse, heute: Lehárgasse 4, 6. Bezirk) wechselte. 1899 beendete er die Ausbildung mit Auszeichnung.

Der Generalstabsdienst ermöglichte ihm den raschen militärischen Aufstieg. Über das IV. Korpskommando in Budapest und der 33. Infanterietruppendivision landete er 1902 bereits als Hauptmann wieder bei der Truppe (im IR Nr. 83, damals in Komorn). 1901 heiratete er die Wienerin Emmy Magerle. Seine Ehe blieb jedoch kinderlos.

1906 erfolgte die Versetzung Lehárs an die Armeeschießschule Bruck/Leitha. Als Taktiklehrer beschäftigte sich Hauptmann Anton Lehár zunächst mit Ballistik und Schießlehre. In weiterer Folge untersuchte er, insbesondere aufgrund der Erfahrungen aus dem Russisch-Japanischen Krieg 1904/05, zusammen mit seinem Vorgesetzten Generalmajor Buschek die taktischen Auswirkungen des Maschinengewehrs und des Trommelfeuers der Artillerie. Buschek und Lehár drangen jedoch mit ihren Erkenntnissen beim Chef des Generalstabes Franz Conrad von Hötzendorf nicht durch. Trotz erfolgreichem Bestehen der Prüfung zum "Stabsoffizier im Generalstab" musste Anton Lehár als Kompaniekommandant nach Komorn zurück. Erst 1913 durfte er als Major an die Armeeschießschule, wo er bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs verblieb.

Militär-Maria-Theresien-Orden

Kurz nach dem Beginn der Mobilisierung musste Major Anton Lehár bei der Aufstellung des k.k. Landsturminfanterieregiments Nr. 13 mitwirken, dessen II. Bataillon er an die Russlandfront führte. Für sein hervorragendes Führungsverhalten beim Gefecht an der Mündung des "Chodelbaches" in die Weichsel (in der Nähe von Lublin) erhielt er 1914 den Orden der Eisernen Krone 3. Klasse. Bei diesem Gefecht verteidigte Lehár mit seinen Soldaten die Kote 229 und wehrte die russischen Angriffe erfolgreich ab. Für diese Tat reichte Major Lehár ein Gesuch zum Erhalt des Militär-Maria-Theresien-Ordens ein, den er letztendlich am 17. August 1918 in der Villa Wartholz (Reichenau an der Rax) erhielt. Am 7. September 1914 wurde Lehár bei Lublin durch einen Schuss in den Oberschenkel verwundet. Es konnte zwar eine Amputation verhindert werden, doch sollte diese Verwundung später zu seiner Invalidität führen. Nach einem langen Aufenthalt im Lazarett diente er ab Jänner 1915 im Kriegsministerium in Wien.

Rückkehr an die Front

Nach seiner Ernennung zum Oberstleutnant im September 1915 kehrte Anton Lehár auf eigenen Wunsch an die italienische Front zurück. Zuerst diente er in der Operationsabteilung des Landesverteidigungskommandos von Tirol. Im Jänner 1916 erhielt Oberstleutnant Lehár ein Frontkommando ("Gruppe Lehár", Frontabschnitt II b in der Nähe des Gardasees bei Rovereto). Während der Offensive der k.u.k. Armee 1916 stieß die "Gruppe Lehár", die am äußersten rechten Flügel der 11. Armee stand, bis zum Gipfel des Costa Violina vor. Nachdem die Offensive am 15. Juni abgebrochen wurde, kam einen Tag später Lehárs Abberufung zum Technischen Militärkomitee nach Wien.

Von der Bukowina nach Italien

Im September 1917 erhielt Anton Lehár wieder ein Frontkommando, diesmal in der Bukowina (Land-sturminfanteriebataillon Nr. 150). Nach einem kurzen Intermezzo im Kommando der 7. Armee als Präsidialchef von Feldmarschall Kövess übernahm er das neu aufgestellte Infanterieregiment Nr. 106. Im Mai 1918 erfolgte die Ernennung zum Oberst.

In der letzten verzweifelten - und erfolglosen - Offensive der untergehenden Monarchie im Juni 1918 ("Piave-Offensive") erzwangen Teile von Lehárs Regiment als einzige seines Korps den Übergang über die Piave. Trotzdem musste es sich vor der alliierten Übermacht wieder an das nördliche Ufer zurückziehen. Für diese Tat erhielt Oberst Lehár die "Goldene Tapferkeitsmedaille für Offiziere" und wenig später den Militär-Maria-Theresien-Orden. Lehár war der einzige Offizier der k.u.k. Armee, der die beiden Orden gleichzeitig vor Kriegsende trug.

Oberst Anton Lehár und sein Regiment nahmen bis zum Waffenstillstand des 4. November 1918 noch an den letzten verzweifelten Abwehrschlachten teil. Anton - seit 1918 "Freiherr von Lehár" - gelang es, sich vom Feind zu lösen und führte sein Regiment nach Szombathely (Steinamanger) zurück. Damit entging er einer drohenden Kriegsgefangenschaft.

Restaurationsversuche

Nach der Auflösung der Monarchie übernahm Lehár auf Bitte des Präsidenten der Ostukrainischen Republik bei der Belagerung des polnisch besetzten Lembergs (Lwow, Ukraine) ein Frontkommando, kehrte aber bald nach Ungarn zurück. Lehár blieb weiterhin überzeugter Monarchist und arbeitete im Rang eines Generalmajors (GM) als Militärkommandant von Westungarn für die Restauration der Habsburger in Ungarn. Als im September 1921 Karl Habsburg einen Restaurationsversuch in Ungarn wagte, stand ihm Generalmajor Anton von Lehár treu zur Seite. Der Versuch schlug fehl und der als "Reichverweser" amtierende ehemalige k.u.k. Admiral Horthy sah im Generalmajor einen Verräter. Lehár flüchtete über die Tschechoslowakei nach Deutschland.

Zivilist und Geschäftsmann

Der nun fast mittellos dastehende Offizier kehrte im Winter 1922 nach Wien zurück. Anton Lehár gelang es nur mühsam, eine bürgerliche Existenz aufzubauen. Erst 1926 wurde er Direktor der "Gesellschaft der Autoren, Komponisten und Musikverleger" in der Dachgesellschaft "Verband zum Schutz musikalischer Aufführungsrechte" in Berlin und leitete zusätzlich die "Deutsche Autorenzeitung". Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 musste er die deutsche Hauptstadt verlassen. Abermals zurück in Wien, gründete Anton Lehár einen Musikverlag ("Chodel-Verlag"), den er 1935 seinem Bruder überschrieb, um sich bei Theresienfeld als Landwirt niederzulassen.

Der Nachlassverwalter

Anders als sein Bruder hatte Anton Lehár nach dem Anschluss 1938 große Schwierigkeiten. Die Gestapo zwang ihn Theresienfeld zu verlassen und nach Wien zu ziehen. Sein Landgut wurde versteigert. Lehár stand unter ständiger Beobachtung. Während des 2. Weltkrieges begann Lehár seine Memoiren zu verfassen. Nach Kriegsende hatte er massive gesundheitliche Probleme, die ihn beinahe das Leben kosteten. Nach dem Tod seines Bruders Franz im Jahre 1948 übernahm Anton Lehár das Lehár-Schlössel in Wien-Nußdorf und kümmerte sich um dessen Nachlass.

Wie viele andere k.u.k. Offiziere (etwa auch GM Guido Novak von Arienti) konnte sich GM Anton Freiherr von Lehár nicht mit dem Ende der Monarchie abfinden. Selbst als Offizier im Königreich Ungarn, wo Admiral Horthy als "Reichsverweser" die Macht innehatte, arbeitete er vergeblich als überzeugter Monarchist ohne Rücksicht auf seine eigene Karriere für eine Restauration der Habsburger in Ungarn.

Anton Freiherr von Lehár starb am 12. November 1962 in Wien. Seine Grabstätte befindet sich im Oberen Stadtfriedhof in Klosterneuburg (Grab Nr. 38).


Mag. Martin Prieschl, Jahrgang 1976. 2004 Wehrdienst im Panzergrenadierbataillon 13, Angehöriger des Milizbataillons Oberösterreich. Studium der Rechtswissenschaft und Geschichte an der Universität Salzburg. 2003 Abschluss in Geschichte mit Auszeichnung; 2003/2004 Auszeichnung des Bundesministeriums für Unterricht und Kunst für die besten Studierenden; Ausbildung zum Archivar am Institut für Österreichische Geschichtsforschung und der Fachhochschule Potsdam (Archiv, Bibliothekswesen, Dokumentation); Dissertation an der Universität Wien. Neben zahlreichen Publikationen u. a. Tätigkeiten im Verlagswesen; Hospitant im Kriegsarchiv, im Haus-, Hof- und Staatsarchiv und im Parlamentsarchiv sowie als Koordinator und Mitgestalter der Ausstellung "Liberale Politik in Österreich" (Parlament, 2006). Seit 2007 Archivbeauftragter der Evangelischen Kirche A und HB sowie Archivar der Diözesen Niederösterreich und Salzburg-Tirol; seit 2009 Geschäftsführer der Firma Archivtechnik & Systeme.

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