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Kommentar: Die letzten Tage dieser Armee

Das Gedenkjahr 2014 bietet allerlei gute Gründe sich mit dem militärischen Schicksal unseres Staates auseinanderzusetzen. Schon viele Jahre vor den Katastrophe von Sarajewo gab es Warnungen über den schlimmen Zustand der Alten Armee, der Generalstab verfasste Denkschriften über Rüstungslücken aller Art und die Militärs warnten generell vor einer Überschätzung der Einsatzfähigkeit der kaiserlichen Soldaten. Im November 1918 kam "die politische Rechnung" für den Ersten Weltkrieg! In der Zwischenkriegszeit waren die Volkswehr und das spätere Bundesheer oft zum Spielball der Parteien geworden, einen gemeinsamen Konsens in Bezug auf die Schaffung eines außer Streit stehenden Instrumentes zum Schutz der Sicherung des Staates gab es nicht. Die nächste Tragödie erfolgte im März 1938. Zu schwach und ohne Rückhalt in einem politisch zerstritten Staat, war das Bundesheer, um Österreichs Eigenstaatlichkeit zu sichern. Ein Ergebnis der vorangegangenen innenpolitischen Auseinandersetzungen und der geringen materiellen Unterstützung der rot weiß roten Soldaten (1935 gab es eine Volkssammlung für den Aufbau eigener moderner Luftstreitkräfte - vielleicht sollte man sich heute daran erinnern) 1955 mit der Erringung der wirklichen eigenen Souveränität begann abermals ein Kampf ums Bundesheer. Eigentlich sollten wir aus der Geschichte gelernt haben, aber wieder wollte so ein "richtiges Heer" keine der so genannten staatstragenden Parteien.

Man stritt schon über die Dauer des Wehrdienstes und Österreichs kommende geopolitische Orientierung - Hauptsache war aber, es sollte so wenig wie möglich kosten. Diese Maxime begleitete das Bundesheer durch die ganze Geschichte der 2. Republik. Ergebnis bis heute: Aus der Geschichte nicht viel gelernt und nach wie vor zerstritten. Die einen wollen das, die anderen jenes, wiederum andere befürworten einen Staat ohne Armee. Und das wieder zu Lasten des Bundesheeres. Wenn man heute die politischen Diskussionen verfolgt, aufmerksam die Medien studiert und sich gewissenhaft im Heer umsieht und umhört muss man zwangsläufig zur Ansicht kommen, dass die letzten Tage dieser Armee bevorstehen. Denn eine Armee ist dieses Bundesheer nicht mehr. Alleine gelassen von den politisch Verantwortlichen ("Verantwortung" im sicherheitspolitischen Sinn), kaum unterstützt von den gesellschaftlichen Institutionen und Einrichtungen (wo ist der Aufschrei der Massen, zur materiell und personell katastrophalen Lage der Streitkräfte) und mehr oder minder desinteressiert wahrgenommen von den "verantwortlichen" Medien (ja, bei einem - Gott behüte - möglichen Unfall erscheinen Berichte in den Boulevardzeitungen im Querformat). Das ist alles an Unterstützung in der Öffentlichkeit!

Das Bundesheer ist derzeit nahe der Bewegungsunfähigkeit. Treibstoff ist rationiert! Die Luftstreitkräfte müssen am Boden bleiben (Flugstunden sind zu teuer!) Skandalöse Zustände bei baufälligen Soldatenunterkünften. Einschränkung im Angebot bei der Verpflegung auf Grund von Kostensteigerungen im Handel. Rationierung der Munition für Schießübungen (kein Geld). Aus den Truppenbeständen werden Fahrzeuge systematisch eingezogen (kein Geld für Neubeschaffungen). Ein Truppenkommandant z. B. besitzt nach dem Organisationsplan einen VW-"Touareg" - der muss trotz geringem Kilometerstand zum Service: Ergebnis: Reparaturkosten 1 600.- Euro. Befehl an den Fahrzeughalter: Kfz abliefern, da es für die Reparatur kein Geld gibt (und natürlich kein Ersatzauto). Wird die Garde heute zur Ehrengestellung z. B. einem Staatsempfang in die Hofburg befohlen, muss sie wegen Fahrzeugmangel entweder einen Pendelverkehr für Musik und Truppe einrichten, mit dem Taxi anreisen oder öffentliche Verkehrsmittel benützen. Diese Beispiele ließen sich noch umfangreich weiterführen. Und das passiert einer Armee im viertreichsten Staat der EU und im siebentreichsten Staat der Welt! Da muss man sich fragen: Wo leben wir eigentlich? Rings um unser Land und unseren Kontinent nehmen die militärischen Auseinandersetzungen bedrohlich zu und wir demilitarisieren und vernachlässigen unser bestes Sicherheitsinstrument fahrlässig! Und unsere Politiker unterstützen dieses "grausame Spiel". Der Generalstabschef, ein ehrenwerter und anerkannter militärischer Fachmann, muss von "Baustelle zu Baustelle" eilen und tut sein Möglichstes. Da wirft ihm ein ehemaliger Präsident des Nationalrates vor, ein "Unterlassungstäter" zu sein. Grund: Er habe keine Konzepte vorgelegt und bringe nichts weiter. Diese Ungeheuerlichkeit - das Abputzen der Politik am Heer muss man auf das Schärfste zurückweisen! Die Politik lässt das Heer im Stich und nicht umgekehrt. Das ist die Wahrheit!

Fazit dieser Erkenntnisse, wie Österreich seine Streitkräfte behandelt, lässt leider nur mehr den Schluss zu, dass die letzten Tage dieser Armee angebrochen sind.


Professor Walter Seledec

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