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Jägerbataillon Tirol - für die Heimat bereit

"Totgesagte leben länger" - oder "sie gibt es nach wie vor"; so könnte man die Entwicklung der Miliz des Österreichischen Bundesheeres in den letzten Jahren mit einer plakativen Überschrift beschreiben. Es waren die politischen Umwälzungen der 90er Jahre in Europa und die damit einhergehende Neustrukturierung der Streitkräfte, die dazu veranlasste, die Bedeutung und Notwendigkeit der Miliz ernsthaft in Frage zu stellen. Fakt ist, die Miliz blieb bestehen! Ungeachtet dessen, gab es laufend Diskussionen, in welcher Form eine Miliz überhaupt noch benötigt wird; reicht die Auffüllung von präsenten Verbänden oder sollen selbstständig strukturierte Miliz-Verbände weiter bestehen? An dieser Stelle darf ich den Begriff "strukturierte Miliz" aus meiner Sicht klarstellen. Militärische Formationen werden immer - unabhängig von ihrer Größe - strukturiert sein. Unter "strukturierter Miliz" sind aber Organisationseinheiten von der Ebene kleiner Verband aufwärts zu verstehen, da nur diese befähigt sind, Aufgaben und Aufträge selbstständig zu erfüllen.

Die Reduzierung der Miliz-Bataillone im Jahr 2006 auf zehn Jägerbataillone, ein Versorgungsbataillon und eine Task Group sowie die neun selbstständigen Pionierkompanien ermöglichte es, die Qualität der eingeteilten Kommandanten zu verbessern, da nicht mehr die Quantität im Vordergrund stand. Dieser merkliche Qualitätssprung wurde - leider - im Bereich der Gruppen- und Zugskommandanten durch die Aussetzung der Truppenübungspflicht zunichte gemacht. Bataillons- oder Kompaniekommandanten können ihre Führungsfähigkeit gut auf Simulationssystemen festigen. Dort wo die Führungsaufgabe zu einem Großteil aus dem unmittelbaren Umgang mit unterstellten Soldaten besteht, ist ein Üben auf Simulatoren aber zwecklos. Auch war es in den letzten acht Jahren kein einziges Mal möglich, bei Milizübungen Grundwehrdiener als "Fülltruppe" zu verwenden. Gerade in einer Phase, in der alle Anstrengungen unternommen werden, den Grundwehrdienst zu attraktiveren, ist mir unverständlich, dass gerade bei einer Übung wie der "Schutz 2014" Grundwehrdiener gleichzeitig "im eigenen Saft" üben müssen und nicht als Fülltruppe den Milizbataillonen zugeführt werden. Hier würde eine Win-Win-Situation geschaffen werden: die Gruppenkommandanten der Milizverbände könnten nach Jahren wieder einmal ihrer ureigenen Aufgabe - dem Führen - nachkommen, die Grundwehrdiener hätten die Möglichkeit, an einer herausfordernden und gleichzeitig beeindruckenden Übung teilzunehmen und hätten auch Kontakt mit der Miliz.

Derzeit laufen auf verschiedenen Ebenen die Planungen für eine Neuausrichtung der Miliz. Diesem Umstand und ersten Teilergebnissen zufolge heißt das also, dass auch künftig die Miliz im Österreichischen Bundesheer eine Rolle spielen wird. Hier hoffe ich, dass diese Rolle eine gewichtigere als in dem vergangenen Jahr sein wird, denn nur so kann das Heeressystem einigermaßen den Vorgaben der Österreichischen Bundesverfassung gerecht werden. Und nur so ist es realistisch, dass ohne Zwang, also auf völlig freiwilliger Basis, genügend Personen für eine Tätigkeit in der Miliz gewonnen werden können.

Es wird natürlich in dieser Neuausrichtung darüber zu diskutieren sein, ob und falls ja, unter welchen Bedingungen die Miliz künftig für Einsätze im Inland herangezogen werden kann. Gerade bei den großen Assistenzeinsätzen der vergangenen Jahre, wäre es für den größten Teil der Milizsoldaten selbstverständlich gewesen, in den Einsatz zu gehen. Hier müssen die Stellschrauben am Aufbietungssystem gedreht werden, damit gerade im Falle ziviler Assistenzleistungen eine schnellere und einfachere Aufbietung von Milizeinheiten oder -verbänden künftig rasch und effizient erfolgen kann. Es wird aber auch notwendig sein, die Miliz in der Präsenzorganisation wieder bekannter und greifbarer zu machen. Aufgrund der strikten Trennung der letzten Jahre wissen viele Unteroffiziere und Offiziere der Präsenzorganisation gar nicht mehr darüber Bescheid, wie Miliz funktioniert. Aus diesem Unwissen entstehen dann mancherorts Voreingenommenheiten, die auch die Bedürfnisse der Miliz nicht mehr erkennen oder diese falsch interpretieren.

Ein wichtiges Faktum für eine funktionierende Miliz ist der Stellenwert dieser in der Gesellschaft im Allgemeinen und in der Wirtschaft im Besonderen. Seit der Aussetzung der Truppenübungen besteht ein weit verbreiteter Glaube, dass es in der Miliz nur mehr Freiwillige gibt und keine Übungspflichten mehr. Da derzeit keine unmittelbar spürbaren Vorteile für Arbeitgeber, die Milizsoldaten beschäftigen, gegeben sind, wird vielerorts ein Engagement in der Miliz eher kritisch gesehen. Steuervorteile oder Ähnliches würden hier sicherlich zu einem Umdenken bei Arbeitgebern und somit auch zu einem Anstieg der Freiwilligenmeldungen führen.

Major Elmar Rizzoli

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