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CIMIC im Kongo

Sechs Monate als J9 im Force Headquarters

Ausgestattet mit einem Chapter VII-Mandat der Vereinten Nationen, unterstützten die European Union Forces (EUFOR) die Mission de l’Organisation des Nations Unies en République Démocratique du Congo (MONUC) bei der letztlich erfolgreichen Sicherung der Wahlen: Joseph Kabila wurde in seinem Präsidentenamt bestätigt, und die von ihm gebildete l’Alliance pour la Majorité Présidentielle (AMP) konnte sich die absolute Mehrheit in der Nationalversammlung sichern. Als J9, verantwortlich für die zivil-militärische Zusammenarbeit (CIMIC), leistete ein Österreicher einen wesentlichen Beitrag zur Mission. (Chapter VII beinhaltet die Maßnahmen bei Bedrohung oder Bruch des Friedens und bei Angriffshandlungen)

Der Einsatzraum

Mit einer Ausdehnung von über zwei Millionen Quadratkilometern ist die RDC (République Démocratique du Congo) der flächenmäßig drittgrößte Staat auf dem afrikanischen Kontinent. Nach der Übernahme des Freistaates Kongo durch den belgischen König Leopold II. im Jahr 1885 begann eine nie zu enden scheinende systematische Ausbeutung des Landes. In Verbindung mit (Bürger)Kriegen reduzierte dies den Lebensstandard der heute annähernd 60 Millionen Einwohner; sie leben zum Großteil - trotz enormer Rohstoffvorkommen - in bitterer Armut. Warenverkehr und Handel sind aufgrund der nur bedingt nutzbaren Kommunikationslinien regional begrenzt.

Einsatzgeschichte - Auszug

Gänzlich unvorbereitet entließ die Kolonialmacht Belgien am 30. Juni 1960 das Land in die Unabhängigkeit. Abspaltungsversuche einzelner Provinzen beziehungsweise Kämpfe um Macht und Einfluss, die unter anderem auch zum ersten UN-Einsatz eines österreichischen (Sanitäts)Kontingents (1960) führten, waren die Folge. Im Jahr 1965 putschte sich Joseph-Désiré Mobutu (1930 bis 1997) an die Macht. Ein wenig erfreuliches Bild von dessen rund 32 jähriger Regentschaft zeichnet die Journalistin und Buchautorin Michaela Wrong. Korruption und Nepotismus (Vetternwirtschaft) gelangten zur Hochblüte, Kleptokratie (Diebstahl durch Aristokraten) wurde unter dem Deckmantel der Zairianisierung (Rückbesinnung auf afrikanische Wurzeln) zum System erhoben: "Der Präsident selbst verkündete … in einer vom Fernsehen übertragenen Rede: ‚Nur zu, stehlt, was ihr braucht, so lange ihr nicht zu viel nehmt’." (aus Wrong, Michela; Auf den Spuren von Mr. Kurtz. Mobutus Aufstieg und Kongos Fall. Verlag Klaus Bittermann. Berlin 2002, Seite 101.

Die Hauptstadt Leopoldville wurde zu Kinshasa, der Belgisch-Kongo hieß für kurze Zeit RDC und von 1971 bis 1997 Zaire. Ausgehend von Flüchtlingsbewegungen nach dem Genozid in Ruanda (1994) breiteten sich bewaffneten Unruhen über den Ostteil des Landes aus. Im Verlauf des so genannten ersten Kongo-Krieges (1996 bis 1997) marschierte Laurent-Désiré Kabila mit seiner Rebellenarmee in Kinshasa ein und erklärte sich zum Präsidenten. Mobutu floh nach Marokko, wo er seinem Krebsleiden erlag. Zaire wurde wieder zur RDC.

Als Ziel im zweiten Kongokrieg (1998 bis 2003) wurde " ... der Sturz von Kabilas Diktatur ausgerufen. … Von den Nachbarstaaten wurde der Krieg damit begründet, Kabila unterstütze Rebellen, die vom Kongo aus ihre Herkunftsländer bedrohten." (Bibliographische Information der Deutschen Bibliothek; Wegweiser zur Geschichte. Demokratische Republik Kongo. Ferdinand Schöningh Verlag. Paderborn 2006, Seite 76) Zwar schafften es die Rebellenbewegungen RCD (Rassemblement Congolais pour la Démocratie) und MLC (Mouvement pour la Libération du Congo) mit ihren Verbündeten (Burundi, Ruanda, Uganda) einen Großteil des Staates zu besetzen, jedoch gelang kein entscheidender militärischer Durchbruch gegen das von Angola, Namibia und Simbabwe gestützte Regime. Diese militärische Pattsituation mündete 1999 im Vertrag von Lusaka, der einen Rückzug der ausländischen Armeen (passierte auf internationalen Druck erst 2002), innerkongolesische Friedensverhandlungen und die Entwaffnung der Hutu-Milizen vorsah. Zur Überwachung dieses Abkommens wurde die MONUC etabliert.

Nach der Ermordung von Laurent-Désiré Kabila im Jahr 2001 folgte ihm sein Sohn Joseph Kabila als Übergangspräsident nach. Im Pretoria-Abkommen (2002) wurde der weitere Weg in Richtung einer Machtteilung bzw. einer Mehrparteienregierung geebnet. Mit den Wahlen im Jahr 2006 (Präsidentenwahl, Parlaments-, Provinz- und Kommunalwahlen) fand zugleich auch ein Umbau des Staates im Hinblick auf die Verwaltung und die Kommunalstrukturen statt. (Inwieweit diese Wahlen tatsächlich Ruhe und Sicherheit im ganzen Land garantieren, wird erst die Zukunft zeigen. Im Ost-Kongo herrschen nach wie vor bürgerkriegsähnliche Verhältnisse; Anm.)

Das EUFOR Mandat

In seiner Resolution 1671 vom 25. April 2006 hatte der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen der EU ein Mandat zur Unterstützung der MONUC bei der Sicherung der Wahlen erteilt. Als Kernaufgaben der aus 21 europäischen Nationen und der Türkei gebildeten Truppe, wurden folgende Aufträge an die eingesetzten Kräfte erteilt:

  • Unterstützung der MONUC (für die Dauer der Wahlen);
  • Schutz der Zivilbevölkerung gegen physische Gewalt;
  • Schutz des Flughafens von Kinshasa;
  • Eigensicherung und Sicherung der Bewegungsfreiheit der eigenen Kräfte;
  • Evakuierung von Persons with Designated Special Status (PDSS).

Geführt vom Operational Headquarters (OHQ) in Potsdam/Deutschland befehligte das mit Masse aus Franzosen (64 Prozent) und Deutschen (13 Prozent) gebildete Force Headquarters (FHQ) in Kinshasa folgende Truppen:

  • eine Kompanie der Spanischen Legion als Forces Capable of Immediate Reaction (FCIR);
  • eine polnische Military Police Special Unit (MPSU), vordringlich vorgesehen für Sicherungs-, Eskort- und Rettungsaufgaben;
  • ein deutsches Role 3-Feldspital;
  • Aufklärungselemente und Fliegerkräfte;
  • kompaniestarke Kräfte des französischen bzw. deutschen Fallschirmjägerbataillons der On Call Force in Libreville/Gabon./li

Die Special Forces (gestellt von Frankreich, Portugal und Schweden) in Port Gentil/Gabun und die strategische Reserve in Frankreich (Fallschirmjägerbataillon) wurden, ebenso wie eine Rotte "Mirage", direkt vom OHQ geführt.

Hinsichtlich ihres Ausbildungsstandes, ihrer Ausrüstung und ihrer Bewaffnung wiesen die eingesetzten europäischen Kräfte ein sehr hohes Niveau auf. Am Presentation of Forces-(POF-)Day am 20. Juli 2007 wurde die Schlagkraft und Effizienz der EUFOR vorgestellt. Im Rahmen einer Gefechtsvorführung vor militärischen, politischen und zivilen Entscheidungsträgern sowie nationalen und internationalen Pressevertretern wurden die Themen Geiselbefreiung, Anlandung von Fallschirmjägern und Luftunterstützung mit Kampfhubschraubern "Cougar" und "Gazelle" gezeigt, gefolgt von einer Waffen- und Geräteschau.

Die Österreicher

Österreich stellte drei Offiziere ins FHQ ab:

  • den J9 (CIMIC);
  • den J35/ROE (Einsatzführung und Einsatzplanung, die Rules of Engagement betreffend);
  • den J35/PSYOPS (Einsatzführung und Einsatzplanung, die Psychological Operations betreffend).

Zwei weitere Offiziere waren im OHQ in den Bereichen Logistik und Psychological Operations tätig.

Vorbereitung in Frankreich

Die allgemeine (inhaltliche) Einsatzvorbereitung erfolgte in Form eines einwöchigen "Primary Augmentées Introduction Training (PAIT)" in Creil. Neben der Vermittlung eines generellen Verhaltenskodexes in Bezug auf afrikanische Verhältnisse wurden auch Aufgabenstellungen der einzelnen Branchen des FHQ und die Prozesse im Führungsverfahren durchgeübt. Auch eine intensive, durch praktische Übungen vertiefte Einweisung in das französische Kommunikationssystem SICA (les Systèmes d’Information et de Communication des Armées) war inkludiert. Als Vortragende traten Mitglieder des FHQ in Creil, aber auch Kenner der Materie aus früheren Einsätzen auf.

Qualitätsmanagement

Bereits in der Vorbereitungsphase veranlasste der zuständige J7 (Einsatzausbildung) eine laufende Erfassung von Meinungen zu bestimmten Abläufen (Lessons Identified). Nach einer entsprechenden Beurteilung und Wertung wurden geeignete Erkenntnisse als Lessons Learned zusammengefasst. Während der gesamten Missionsdauer wurde dieser Prozess fortgeführt und ein diesbezüglicher Bericht an die teilnehmenden Staaten (über Brüssel) versandt.

Insgesamt betrachtet, lässt sich die Vorbereitung in Frankreich als ansprechende, informative wertvolle Woche, gekennzeichnet von intensiven Bemühungen der Franzosen, bezeichnen. Die Maßnahmen im Bereich der Qualitätssicherung konnten dazu beitragen, Erfahrungen zu dokumentieren und für ähnliche Missionen nutzbar zu machen.

Vor- und Nachbereitung in Österreich

Die hohe Motivation und das Engagement des Personals des Zentrums Einsatzvorbereitung in Götzendorf hinterließen - ebenso wie der medizinische Ablauf im Heeresspital - allgemein einen professionellen Eindruck. Zum überwiegenden Teil war die Vorbereitung jedoch von Improvisationen gekennzeichnet. Die am Ende der Vorbereitung von Österreich gestellte Ausrüstung und Bekleidung wurde schlussendlich den höchsten Qualitätsansprüchen gerecht, was auch Angehörige anderer Kontingente würdigten. Das Mission-Debriefing in Graz, nach der Rückkehr von diesem Einsatz, wurde routinemäßig, in Anlehnung an den eingeführten Kosovo-Fragebogen, durchgeführt. Hier würde ein Fragebogen, der sich am Einsatzland orientiert, effizientere Ergebnisse bringen.

Hinsichtlich der Gestaltung der Vor- und Nachbereitung in Österreich bestehen noch ausreichend Verbesserungsmöglichkeiten.

Der Einsatz

Die Verlegung am 13. Juli 2006

Die Verlegung in den Einsatzraum erfolgte vom Flughafen Charles de Gaulle/Paris aus mit einer Boeing der französischen Luftstreitkräfte. Diese unterscheidet sich von der zivilen Variante im Wesentlichen bloß dadurch, dass die Besatzungsmitglieder Angehörige der Luftstreitkräfte sind und daher militärische Uniformen tragen. Die Sitzplatzeinteilung erfolgte streng nach Dienstgrad. Am Spätnachmittag landete die Boeing in Ndili, dem internationalen Flughafen von Kinshasa.

Gemeinsam mit dem Force Commander, Generalmajor Christian Damay, betrat das Gros des Personals des FHQ kongolesischen Boden. Unterschiedliche Stoffe und Farbtöne der einzelnen Uniformen unterstrichen die Internationalität.

Erste Eindrücke

Die Fahrt mit Bussen von Ndili nach Ndolo, dem nationalen bzw. Flughafen von Kinshasa, der auch militärisch genutzt wird, weckte unterschiedliche Empfindungen. Einerseits faszinierte die exotisch anmutende Umwelt, andererseits ließ die mit unmissverständlichen Gebärden (Hals abschneiden, Hände abhacken) am Straßenrand gestikulierende Bevölkerung kaum Begeisterung aufkommen. Wahre Zornesausbrüche erregten Kameras, sodass die ersten Fotos nur mit versteckter Kamera geschossen wurden.

Allerdings gelang es einige Male, bei der Wiederholung einer bestimmten Handbewegung (rasches auf und ab der Hand auf Ohrhöhe), freundlichere Minen, manchmal sogar ein Lachen bei einigen Kinois herbeizuzaubern. Später erfuhren wir, dass diese Bewegung jener aus Kissaniola, dem dortigen Modetanz, glich.

Im Camp Ndolo, dem Feldlager neben der Start- und Landebahn, erwarteten uns als Unterkünfte belgische Zelte, die mit Licht, Klimaanlage und schmalen Feldbetten ausgestattet waren. In diesen Zelten erfolgte eine Belegung mit bis zu vier Personen.

Das Klima im Einsatzraum

Die Durchschnittstemperaturen in den Morgenstunden lagen bei rund +22° Celsius und stiegen bis 1100 Uhr auf durchschnittlich +33° Celsius an. Danach stieg die Temperatur nur mehr leicht; der höchst gemessene Wert lag bei +37° Celsius.

Allerdings herrschte durch die hohe Luftfeuchtigkeit (bis zu 98 Prozent) stets eine extreme Schwüle. Ab Beginn der Regenzeit (September) goss es täglich in Strömen.

Das bei unserem Eintreffen nur wenige Zentimeter hohe Gras in Ndolo wuchs rasch mit Fortdauer der Regenzeit und ragte ab Mitte November schon über zwei Meter hoch aus dem Boden. Über Kinshasa blieb der Himmel meist bedeckt. Wenn sich zur Mittagszeit die Sonne zeigte, dann war allerdings ein ungewohntes Phänomen zu beobachten: Ein Fußgänger wirft keinen Schatten, lediglich ein kleiner schwarzer Kreis markiert seinen Standort.

Das Feldlager

Zu Beginn operierte EUFOR von einem französischen Feldlager aus (FHQ als Shelter-Dorf mit offenem Verpflegungszelt, Blechtischen und -sesseln sowie Wasch- und Wäschecontainern). Die Verpflegung war abwechslungsreich und schmackhaft. Fleisch wurde jedoch nahezu roh serviert. Ein deutscher Arzt kommentierte dies mit den Worten: "Gebt mir 15 Minuten und es lebt wieder." Das zivile spanische Unternehmen UCALSA (Union Castellana de Alimentacion) war beauftragt, sukzessive die Unterkunftslage für die Truppen zu verbessern (feste Unterkünfte bzw. klimatisierte Wohnzelte) und die Logistik zu übernehmen.

De facto dauerte es jedoch bis zum 31. Oktober 2006, ehe UCALSA seine eigene Full Operational Capability (FOC) meldete. Die ursprünglich geplante Ausbaustufe wurde dennoch nicht mehr erreicht. Unter anderem verzögerten die langen Nachschubwege, der mangelnde Ausbildungstand der Kräfte vor Ort, die ungewohnten klimatischen Bedingungen (Schimmelbildung in den Wohnzelten) und die insgesamt mangelnden Ressourcen die Fertigstellung.

Die Bedrohungslage

Wie eingangs erwähnt, fanden mehrere Wahldurchgänge statt, wobei aber nur die Präsidentenwahl selbst die Bevölkerung polarisierte. Damit im Zusammenhang stehende bewaffnete Auseinandersetzungen bzw. Tumulte richteten sich gegen die jeweils andere(n) Seite(n), wobei EUFOR selbst kein direktes Ziel darstellte. Zwar wurden einige Male Steilfeuereinschläge in der Nähe von Ndolo registriert, jedoch landete keine der Granaten innerhalb des Camps: Gegen Steilfeuerbedrohung waren seitens EUFOR keinerlei Schutzmaßnahmen vorgesehen.

Bei Demonstrationen waren einzelne EUFOR-Fahrzeuge mit Steinen beworfen worden und es gab mehrere Leichtverletzte.

Beim ersten entscheidenden Auftreten von EUFOR während der Augustunruhen in Kinshasa, wo nicht nur die Kämpfer der beiden aussichtsreichsten Präsidentschaftskandidaten Joseph Kabila und Jean-Pierre Bemba getrennt werden konnten, sondern seitens EUFOR auch Schlagkraft und Entschlossenheit demonstriert wurden, musste kein einziger Schuss abgefeuert werden; die bloße Präsenz von EUFOR reichte aus.

Eine latente Bedrohung war grundsätzlich gegeben, sie eskalierte jedoch nicht. Außerdem trat mit zunehmender Mandatsdauer eine merkbare Entspannung ein, was nicht zuletzt auf die aktive Medien- und Gesprächspolitik von EUFOR zurückzuführen war.

Für die Gesundheit gab es Gefährdungen in Form der ungewohnten Verpflegung, der mangelnden Sauberkeit (Sanitäranlagen) sowie durch Ungeziefer (Moskitos) etc. Abgesehen von einem an Malaria leidenden Kameraden - er wurde repatriiert - gab es keine weiteren schweren Erkrankungen.

Erfahrungen als J9

Die J9-Branch bestand aus zwei Offizieren - einem österreichischen Oberst und einem französischen Major. Ein französischer Leutnant war als Liaison-Offizier zugeteilt. Zusätzlich war in jedem Kontingent Personal nominiert, das in einer Zweitfunktion CIMIC-Aufgaben wahrnehmen konnte.

Seitens der EU war kein eigenes CIMIC-Budget vorgesehen. Erst nach einer Direktvorsprache bei der EU-Delegation vor Ort konnten die Weichen für entsprechende Finanzierungen gestellt werden. Der italienische Leiter der EU-Delegation, Carlo de Filippi, erklärte sich willens, Projekte zu finanzieren, wobei der Rahmen von rund 150 000 Euro vordringlich aus zeitlichen Gründen (tatsächliche Verfügbarkeit des Geldes und damit definitive Festlegung auf einzelne Vorhaben) bestimmt wurde. Die nationalen Gelder eingerechnet, wurde in Gabun und der RDC Hilfe im Wert von etwa 600 000 Euro geleistet.

Es wurden sowohl "Quick Impact Projects" (Baubeginn und Fertigstellung innerhalb der Missionsdauer), als auch Small-Scale Activities, wie etwa die Verteilung von Kleiderspenden, Impfaktionen, Medikamentenweitergabe usw., umgesetzt. Neben humanitären Aspekten und dem vordringlichen Ziel, alle Projekte innerhalb der Missionsdauer abzuschließen, wurde nach dem Motto "Visibility" und "Credibility" erkundet. Deshalb gelangten die ersten Aktionen in unmittelbarer Nähe von Ndolo zur Umsetzung, später wurde dieser Radius sukzessive erweitert.

Die meisten Quick Impact Projects betrafen den Schulbereich. Neben der Renovierung von Böden, Wänden und Dächern wurden auch Schulbänke und Tische ihergerichtet. Am Bahnhof Kinshasa Est (Verbindung Ndolo-Ndili) konnte das (finanziell) größte Projekt realisiert werden: Für geschätzte 10 000 Reisende pro Tag ("Visibility") errichtete EUFOR einen Shelter (Überdachung eines Bahnsteiges) um zirka 90 000 US-Dollar.

Über die einzelnen Projekte wurde im Rahmen des (täglichen) Force Commander Update berichtet. Parallel dazu erfolgte eine ständige Informationsweitergabe an die Medien. Nach Fertigstellung der einzelnen Quick Impact Projects fand jeweils eine feierliche Übergabe statt, zu der regionale Würdenträger und auch internationale Repräsentanten eingeladen waren.

Der Stellenwert von CIMIC zu Beginn der Mission kann als eher unbedeutend eingestuft werden. Nicht durch die Liaison-Arbeit gelang die Herbeiführung einer Änderung dieser Sichtweise, wohl aber durch die Arbeit an den (Bau)Projekten. Die aus der Liaison-Arbeit gewonnenen Informationen wurden ausschließlich über das J2-Lagebild (vgl. Feindlage) verwertet, sodass die diesbezügliche J9-Tätigkeit relativ unbemerkt blieb. Erst mit Zunahme der Quick Impact Projects und deren Präsentation im Rahmen des täglichen Updates konnte - in Verbindung mit dem positiven Echo in den Medien und innerhalb der Bevölkerung - CIMIC auch innerhalb des Headquarters entsprechend positioniert werden.

Ende des Mandats und Rückverlegung

Am 30. November endete - analog der ursprünglichen Planung - die Mission EUFOR RDC. Quasi über Nacht blieben von einem Chapter VII-Einsatz bloß Selbstschutz bzw. Eigensicherung übrig. Genau dieser Umstand war Gegenstand heftiger Diskussionen bezüglich einer Mandatsverlängerung, was letztlich am Widerstand einzelner Staaten scheiterte. So begann am 1. Dezember 2006 die Rückverlegung; eine logistische Herausforderung. Die Masse des FHQ-Personals verlegte am 7. Dezember 2006, dem Tag nach der Inauguration von Präsident Joseph Kabila, zurück nach Paris.

Zusammenfassung und Ausblick

Die letztlich äußerst erfolgreiche EUFOR RD Congo-Mission dokumentiert nachhaltig den Willen und die Fähigkeit der EU, ihre Aufgaben als Akteur der internationalen Sicherheitspolitik wahrzunehmen. In ihren jeweiligen Funktionen leisteten die österreichischen Offiziere hiezu qualitativ wertvolle Arbeit und konnten sich im internationalen Umfeld bewähren.

Abgeleitet aus den aktuellen Erfahrungen, ergibt sich für eine zukünftige österreichische (militärische) Beteiligung an Operationen im Rahmen der EU (Beispiel Tschad) eine Fülle von Optionen, welche von der Politik noch genauer einzugrenzen sein werden. Die Vielzahl an noch offenen Fragen in der RDC bedingt, in Verbindung mit der Komplexität der Probleme auf dem afrikanischen Kontinent insgesamt, die Notwendigkeit zur ständigen Beobachtung weiterer Entwicklungen und wohl ebenso die Bereitschaft, auch in Zukunft Hilfe und Unterstützung zu leisten.


Autor: Oberst dhmfD Mag. Karl-Heinz Braun, Jahrgang 1956; 1981 ausgemustert an der Theresianischen Militärakademie zum Panzergrenadierbataillon 35; Dienst als Kompaniekommandant und in verschiedenen Stabsfunktionen. Mehrere Auslandseinsätze im Nahen Osten und in Afrika. Zweijährige Tätigkeit an der Panzertruppenschule, danach Referatsleiter in der Abteilung Militärpolitik im Bundesministerium für Landesverteidigung. Abgeschlossenes Pädagogikstudium an der Universität Wien. Seit 2004 Dienstverwendung im Institut 1 der Theresianischen Militärakademie, derzeit Leiter der Direktion Fachhochschul-Diplomstudiengang "Militärische Führung".

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