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Kommunikationsfähigkeit ist unverzichtbar

Das gilt nicht nur für Informationsoffiziere

Informationsoffiziere trainieren in Spezialkursen, mit Einzelpersonen und Gruppen außerhalb des Bundesheeres erfolgreich zu kommunizieren. Erfolgreich kommunizieren zu können, ist aber nicht nur für Informationsoffiziere von Bedeutung.

Niemand kann "nicht kommunizieren". Alles, was wir tun, ist im weitesten Sinne Kommunikation. Und doch legen wir oft wenig - zu wenig - Wert darauf, wie wir miteinander umgehen. Missverständnisse, Vorurteile, nicht zuhören und andere nicht verstehen können oder wollen sind die Folgen.

Was uns bereits im täglichen Miteinander in der Familie oder unter Freunden Probleme bereitet, wirkt sich oft noch stärker aus, wenn mit Unbekannten oder Personen außerhalb der eigenen Interessenswelt kommuniziert wird. Dabei ginge es gerade dann (auch) darum, bestimmte Informationen und Inhalte glaubhaft und sachlich sowie inhaltlich vollständig zu transportieren.

Die Informationsoffiziere befinden sich hierbei an vorderster Front. Geht es doch darum, Aufgaben und Tätigkeitsbereiche des Bundesheeres zu vermitteln, und dies gegenüber Menschen, denen meist ein realer Bezug dazu fehlt. Die Ausbildung der Informationsoffiziere - gleichsam zu Kommunikatoren unseres Berufsstandes - hat deshalb einen hohen Stellenwert. Seit etwa zehn Jahren finden daher so genannte Kommunikationsbasiskurse für Informationsoffiziere statt. Was ist nun deren Ziel und wie laufen diese Kurse ab?

Der Kommunikationsbasiskurs

Der Kommunikationsbasiskurs beinhaltet theoretische Grundlagen der Kommunikation sowie rhetorische und gruppendynamische Übungen. Der Kursteilnehmer stellt sich dabei der Gruppe der anderen Kursteilnehmern und diese vermittelt ihm durch Feedback (Rückmeldung, wie habe ich Dich verstanden bzw. wahrgenommen) ein Bild von sich selbst: Nicht das "Wie glaube ich, dass ich bin/gesehen werde?", sondern ein "Wie sehen mich andere?" wird zum Maßstab der Wahrnehmungen. Meist ist es das erste Mal, dass der Teilnehmer - in einer konstruktiven Form - ein Bild von sich selbst erhält. Dieses Bild ist geradezu ein Geschenk der anderen Teilnehmer: kein "Du bist schlecht!" oder "Das und das machst Du falsch - Setzen, Fünf!", sondern ein "Dein Verhalten (mit der Beschreibung von Details) habe ich persönlich so wahrgenommen." oder ein "So hast Du auf mich gewirkt." Im Verlauf einer Woche wird anhand verschiedener Situationen die Differenz zwischen

  • Fremdbild (so sehen/empfinden andere eine Person, das ist anderen über diese Person bekannt, egal ob das wahr oder falsch ist oder ob das der Person überhaupt bewusst ist) und
  • Selbstbild (so sieht sich eine Person selbst, so glaubt sie, dass andere sie sehen bzw. so glaubt sie, auf andere zu wirken)
verkleinert sowie letzteres deutlich erweitert, etwa nach folgendem Motto: Was anderen von mir bekannt ist, mir selbst aber unbekannt blieb, ist mein so genannter "Blinder Fleck", den es zu verkleinern gilt. Auch das "Was weiß ich überhaupt von mir selbst/über mein Auftreten?" ist eine (manchmal) neue Erfahrung, die im Rahmen dieser Ausbildung gemacht werden kann.

Die Evaluierungen der bisherigen Kommunikationsbasiskurse waren äußerst positiv. Meist wurden die Erwartungen der Teilnehmer übertroffen, da Kurse im Selbsterfahrungsbereich generell eher distanziert und skeptisch betrachtet werden: "Ich mach’ doch nichts falsch, warum soll ich mich ändern? So bin ich eben!" Im Kommunikationsbasiskurs wird deshalb bewusst nicht ein bestimmtes mustergültiges Verhalten eingefordert, sondern die Möglichkeit geboten, sich - über andere - selbst zu erfahren. Was der Kursteilnehmer daraus macht, bleibt letztendlich in seiner Verantwortung und in seinem Ermessen. Der Trainer gibt jedoch Tipps, wie individuelle Verhaltensweisen stimmiger und authentischer transportiert werden können. Ziel ist es,

  • freier,
  • selbstbewusster und
  • unter Bewusstmachung der jeweiligen persönlichen Stärken und Schwächen
kommunizieren zu können.

Was lernen/erfahren die Teilnehmer?

Der Kommunikationsbasiskurs beinhaltet zahlreiche Elemente der Präsentation und Kommunikation. Nach einer frei zu gestaltenden persönlichen Vorstellung wird ein bereits vorbereiteter Kurzvortrag zu einem militärischen Thema gehalten. Die Rahmenbedingungen wie Thema, Dauer oder Präsentationsmittel werden dem Teilnehmer bereits vor Kursbeginn vorgegeben. Am Ende des Kurses wird der gleiche Vortrag noch einmal gehalten, wobei die gewonnenen Erfahrungen und Erkenntnisse eingebracht werden sollten. Dadurch wird persönlich erlebt, wo und wie sich der Teilnehmer besser präsentieren und er Inhalte besser transportieren konnte. Eine Steigerung - und somit ein Erfolgserlebnis - ist dadurch ziemlich sicher.

Soweit dies möglich ist, werden alle Präsentationen mit Video aufgezeichnet und gemeinsam in der Gruppe nochmals angesehen. Ein momentaner Eindruck kann dadurch bestätigt, aber auch widerlegt werden. Der Kursteilnehmer erlebt sich dadurch auch selbst in der Rolle des Zuhörers. Anschließende Feedbacks - das "so habe ich dich erlebt" und "so hat es auf mich gewirkt" - erweitern das Selbstbild. Unter anderem erfolgen

  • Standpunktreden,
  • Schaustückreden (Ad-hoc-Reden über einen physisch existenten, für alle sichtbaren Gegenstand - z. B. wozu man einen Kugelschreiber braucht - zur Beseitigung von Sprechhemmungen und zur Förderung des Sprechdenkens),
  • Nonsensreden (Ad-hoc-Reden über oftmals absurde Themen - z. B. warum das Gras grün ist - ebenfalls zur Beseitigung von Sprechhemmungen und zur Förderung des Sprechdenkens),
  • die Bewältigung einer Situation an einem Bundesheer-Informationsstand,
  • die Vorstellung als Informationsoffizier beim Schuldirektor oder
  • der so genannte "Lange Tisch" (zwei einander gegenübersitzende Gruppen diskutieren über ein Thema, eine vertritt dabei "Pro"- und die andere "Kontra"-Standpunkte).
Dabei werden der Aufbau von Reden, Argumentationstechniken, kontrollierte Dialoge (vor der Antwort muss man die Argumente des anderen wiederholen), das Zuhören oder das spontane Aufgreifen eines Themas geschult. Spiele mit kommunikativen Elementen lockern angespannte Präsentationen auf und sorgen für Bewegung und Spaß. Zusätzlich wird der sportlichen Betätigung Freiraum gegeben. Vor dem Abendessen ist ausreichend Zeit für individuelle sportliche Aktivitäten, nach Möglichkeit am Seminarort.

Als Basiswissen werden Grundlagen der Kommunikation, verschiedene Kommunikationsmodelle, aktives Zuhören sowie Rhetorik vermittelt. Es geht dabei nicht um abprüfbares Faktenwissen, sondern um die Analyse und Erklärung emotionaler und gedanklicher Vorgänge in uns, wenn wir mit jemandem kommunizieren. Die innere Einstellung beeinflusst auch die Wahrnehmung und damit die Kommunikation, dies wird bald jedem Teilnehmer bewusst. Der sensiblere Umgang mit der Wahrnehmung ist dabei ein Hauptziel.

Ein weiterer Bereich ist die Präsentationstechnik sowie der Umgang mit Präsentationsmitteln wie Flipchart, Overhead-Projektor, Whiteboard, Beamer, Powerpoint-Präsentationen - und nicht zu vergessen - die gute alte Tafel.

Zugegeben, das ist relativ viel Programm für einen sechstägigen Kurs und den Teilnehmern wird auch viel Aufmerksamkeit, Initiative, Einfühlungsvermögen und Selbstständigkeit abverlangt, allerdings begleitet von Spaß, Gemeinschaftsgeist und Selbsterfahrung.

Was wird vom Informationsoffizier erwartet?

Ziel der Ausbildung ist es, geeignete Personen (nicht nur Offiziere!) zu befähigen, im Interesse des Bundesheeres dessen Aufgabenspektrum als Sympathieträger authentisch und glaubhaft zu vermitteln, vor allem nach außen. Der Transport der Botschaft erfolgt nicht nur auf der Sachebene durch die Sprache, sondern auch über Bilder und Symbole, wie z. B. Auftreten, Aussehen, Hobbys und Interessen, vermittelt über die Beziehungsebene. Diese stellt in vielen Fällen sogar den Hauptanteil der empfangenen Botschaft dar.

Dem Wesen und der inneren Einstellung eines Informationsoffiziers kommt deshalb große Bedeutung zu. Die Art, wie eine Nachricht übermittelt wird, beeinflusst stets deren Empfang. Informationsoffiziere sollen als Sympathieträger des Bundesheeres mit vielen Menschen direkt kommunizieren. Dabei können und sollen sie ihre Fähigkeiten zur Öffentlichkeitsarbeit von Mensch zu Mensch möglichst effektiv zum Einsatz bringen.

Für die anspruchsvolle Tätigkeit als Informationsoffizier ist allerdings nicht jeder Heeresangehörige gleichermaßen geeignet. Im Zuge einer Auswahltestung durch Kommunikationstrainer und den S5 (Sachbearbeiter für Öffentlichkeitsarbeit) des jeweils zuständigen Militärkommandos werden deshalb Persönlichkeitsmerkmale und Fähigkeiten vorab gesichtet. Dazu gehören die Sprache, das Erscheinungsbild, die Präsentations- und Diskussionsfähigkeit, die Sozialkompetenz, die Problemlösungskompetenz, Teamfähigkeit und die Sensibilität für gruppendynamische Prozesse.

Dieses Anforderungsprofil verdeutlicht die Wichtigkeit und die hohe Verantwortung des Informationsoffiziers. Gefragt sind deshalb interessierte, offene, zugängliche, motivierte, dynamische, kommunikative, möglichst vorurteilsfreie und authentische Persönlichkeiten, die sich flexibel auch in andere Gesellschaftsgruppen integrieren können. Eine Überprüfung des militärischen Fachwissens erfolgt nicht, da dieses Wissen im Anschluss an den Kommunikationsbasiskurs, im Zuge eines dreitägigen Seminars an der Theresianischen Militärakademie vermittelt wird.

Das militärische und sicherheitspolitische Fachwissen muss ohnehin ständig angepasst und erweitert werden. Die Persönlichkeit eines Informationsoffiziers ist hingegen kaum wesentlich veränderbar, es können lediglich Stärken bewusst eingesetzt und Schwächen unter Kontrolle gebracht werden. Die Zulassung zum Kommunikationsbasiskurs ist noch kein Garant für eine spätere Bestellung zum Informationsoffizier.

Kommunikationskurse für alle?

Die "institutionalisierte" Kommunikation nach außen erfolgt u. a. durch die Informationsoffiziere. Kommunikationsfähig und -bereit sollte jedoch jeder Bundesheerangehörige sein! Schon der Umgang miteinander im täglichen Dienstbetrieb ist oft mit Kommunikationshindernissen gespickt. Bei Gesprächen zeigt sich häufig, dass selbst gute Kameraden bei Problemen "aneinander vorbei" reden. In anderen Fällen dominiert nicht die Sachebene die Auseinandersetzung, sondern die Beziehungsebene, meist mitgeprägt durch Rangunterschiede. Ein "Wie redet der überhaupt mit mir?" bestimmt den Gesprächsverlauf und den Konflikt.

Unterschiedliche Gesprächsebenen treten besonders aufgrund der militärtypischen Rangordnung Grundwehrdiener-Unteroffizier-Offizier in Erscheinung. Obwohl die Grundlagen der Kommunikation für alle Ebenen gelten, hören Vorgesetzte den Untergebenen fallweise kaum zu. Untergebene hingegen sind nicht bereit, der Vorgesetztenmeinung zu folgen, sofern diese nicht durch nachvollziehbare Sachargumente untermauert wird.

Kurz: Es menschelt im täglichen Dienstbetrieb. Auseinandersetzungen um de facto belanglose Dinge werden hochgespielt, u. a. weil zurückliegende Vorfälle emotional nicht verarbeitet wurden. Ein "Mit dem kann/will ich nicht zusammenarbeiten!" ist oft ein Symptom dafür, dass Mitarbeiter einander zu wenig kennen. Selbst Gemeinsamkeiten wie Hobbys, Sport oder andere Interessen sind oft unbekannt.

Wieso versteht man sich beim gemeinsamen Bier auch in Diskussionen mit Menschen unterschiedlicher Meinung, und wieso "kracht" man im dienstlichen Alltag aufeinander? Vielleicht, weil keine gemeinsame Gesprächsbasis hergestellt wurde? "Reden wir darüber bei einem Kaffee!", ist mehr als nur eine Floskel. Damit wird bereits (bewusst oder unbewusst) die Basis für eine gemeinsame Gesprächssituation geschaffen.

Kommunikationskurse (wie z. B. der Kommunikationsbasiskurs) sind auch gruppendynamische Prozesse, die eine Gruppe verbinden, aber auch Außenseiter erkennbar machen. Durch den richtigen Umgang miteinander auf der Sachebene können aber auch letztere Hilfe zur Integration erhalten. Derartige Kurse sollten somit jedem Kadersoldaten zuteil werden, schon um zu erkennen, wie ihn die Vorgesetzten sehen und wie die Untergebenen.

Bei tief sitzenden psychischen Problemen ist jedoch Vorsicht geboten. Der Kommunikationstrainer ist kein Psychotherapeut. Eine Schulung des Kaders zur Verbesserung der Kommunikation wird auch nicht unmittelbar zu einer grundlegenden Verhaltensänderung führen und alle zwischenmenschlichen Probleme lösen.

Das Wissen um den (richtigen) Umgang im täglichen Miteinander führt aber zu mehr Sensibilisierung. Ein Bewusstmachen von Gesprächskultur und deren Einhaltung erleichtert das gegenseitige Verstehen und verringert konfliktträchtige Situationen.

Durch Feedback lernen wir. Feedback ist deshalb ein Geschenk, das wir mit einem "Danke" entgegennehmen sollten - ohne uns zu rechtfertigen oder zu entschuldigen. So wurde man eben verstanden und empfunden. Beim nächsten Mal kann man ja seine Botschaft anders verpacken und transportieren, damit sie besser ankommt, sowohl inhaltlich wie auch auf der Gefühlsebene.

Wer trägt die Schuld, wenn z. B. eine Anweisung nicht befolgt wurde? Der Anordnende oder der Empfänger der Anweisung? Manchmal beide, wobei "Schuld" aus der Sicht der Kommunikation nicht der passende Begriff ist. Besser wäre die Frage nach der Ursache: Hat der Anordnende die Sache ausreichend verständlich vorgebracht? Und hat er sich davon überzeugt, ob er überhaupt bzw. richtig verstanden wurde? Und/oder hat der Empfänger der Anweisung vielleicht mangels Interesse eine Rückfrage unterlassen?

Jede Nachricht wird gleichsam mit einem "Schlüssel" oder "Code" gesendet. Die Nachricht wird aber oft nur teilweise empfangen und die "Entschlüsselungsmittel" sind fallweise gar nicht vorhanden. Das gilt schon in alltäglichen Gesprächssituationen. Wir schenken dem aber leider kaum Beachtung. Folgenschwerere Beispiele finden sich im Umgang der Medien mit Nachrichten aller Art. Zwischen dem Inhalt, der vermittelt werden soll, und dem Inhalt, wie er vom Empfänger verstanden wird bzw. ankommt, liegen oft Welten (Stichwort: Mohammed-Karikaturen).

Die innere Einstellung der Beteiligten beeinflusst auch deren Wahrnehmung. Das muss uns ständig bewusst sein. Verbessern wir deshalb unsere Fähigkeit zur Kommunikation, kommunizieren wir bewusster und denken wir daran: Man kann nicht "nicht kommunizieren", denn alles, was wir tun, ist Kommunikation!


Autor: Vizeleutnant Herbert Kröll, Jahrgang 1963. Fachschule für Elektronik 1981 an der HTL Klagenfurt; 1982 bis 1985 Unteroffizierslaufbahn beim Landwehrstammregiment 71 in Klagenfurt. Seit 1986 Lehrunteroffizier an der Fernmeldetruppenschule in der Lehrstabsgruppe für drahtgebundene Fernmeldemittel, danach in der Lehrgruppe für digitale Vermittlungs- und Übertragungssysteme und ab 2003 Hauptlehrunteroffizier für Informations- und Kommunikationstechnologien. Seit 2007 Hauptlehrunteroffizier Elektronische Kampfführung. Auslandsverwendung bei AUCON 3 als stellvertretender Gruppenkommandant einer Knotenvermittlung 120 in Suva Reka. Informationsoffizier und zivile Ausbildung zum Kommunikationstrainer; Redakteur der Fachzeitschrift FMTS-Forum.

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