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Öffentlichkeitsarbeit der 7. Jägerbrigade

Am Beispiel der Übungsserie "Pacemaker"

Öffentlichkeitsarbeit erfordert wie jede andere Tätigkeit eine fundierte Grundlage. Neben Engagement und Initiative sind eine gute Ausbildung, Kommunikationsfähigkeit und Flexibilität wichtige Voraussetzungen, um vor allem gegenüber den Medien bestehen zu können.

Was bedeutet eigentlich Öffentlichkeitsarbeit, die im zivilen Bereich als Public Relations besser bekannt ist? Dazu ein Beispiel:

Wenn ein junger Mann um ein junges Mädchen wirbt, und er ihr erzählt, über welche Vorzüge er verfügt, was für ein toller Kerl er doch sei, so nennt man das im Allgemeinen Marketing.

Macht er ihr Komplimente und schmeichelt ihr, wie gut sie doch aussehe etc., so nennt man das allgemein Werbung.

Entscheidet sie sich jedoch für ihn, weil sie von anderen über seine Vorzüge gehört hat, dann spricht man von Public Relations.

Public Relations, die Beziehungsarbeit mit der, für die und in der Öffentlichkeit definiert sich im Österreichischen Bundesheer wie folgt1): "Öffentlichkeitsarbeit ist die Summe aller Aktivitäten des Ressorts, die darauf abzielen, die Öffentlichkeit bzw. relevante Gruppen, Institutionen und Organisationen im In- und Ausland durch die Darstellung der eigenen Interessen und Notwendigkeiten zu überzeugen, um diese letztendlich auch durchsetzen zu können. Sie zielt gleichzeitig auf die Stärkung des Vertrauens der österreichischen Bevölkerung in die Zweckmäßigkeit der militärischen Landesverteidigung und auf die Bereitschaft des Bundesheeres ab, die ihm übertragenen Aufgaben zu erfüllen…" Klar geregelt ist auch das Zwei-Ebenen-Prinzip, der Bereich Kommunikation im Bundesministerium für Landesverteidigung als erste Ebene und die Militärkommanden als die zweite. Hinzu kommen das Streitkräfteführungskommando mit der Abteilung InfoOps (Informationsoperationen) sowie die Brigaden mit je einer Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit & Kommunikation (ÖA&Komm).

Die ÖA&Komm besteht aus einer Kernzelle für Öffentlichkeitsarbeit, besetzt mit einem Offizier und einem Unteroffizier. Sie zeichnen sowohl im täglichen Dienstbetrieb als auch bei Übungen für die interne und externe Öffentlichkeitsarbeit verantwortlich. Seit 1. Mai 2008 verstärkt ein Offizier für "Psychological Operations" (PsyOps) das Team. Dieser ist aber bei Übungen vorwiegend taktisch eingesetzt und hat auch in einem Auslandseinsatz ein anderes Aufgabenspektrum zu bewältigen als die Öffentlichkeitsarbeiter.

Die Zusammenarbeit der Abteilung ÖA&Komm der 7. Jägerbrigade mit den Militärkommanden ist mittlerweile eingespielt. Die Dienstanweisung für die Öffentlichkeitsarbeit (DAÖA) regelt die Kompetenz des Militärkommandos, abgestützt auf das territoriale Prinzip. Die Militärkommanden greifen jedoch zunehmend auf die Ressourcen der Brigaden zu, sowohl in personeller als auch materieller Hinsicht (Informationsveranstaltungen, Leistungsschauen etc.).

Die täglichen Aufgaben der Öffentlichkeitsarbeit der Brigade werden durch diverse Tools, wie z. B. die Möglichkeit, Artikel oder Fotogalerien direkt auf der Homepage des Österreichischen Bundesheeres zu platzieren, wesentlich erleichtert, weil damit Informationen über aktuelle Geschehnisse innerhalb der Brigade rasch verbreitet werden können. Zwar wurde bei früheren Übungen, wie der Verbandsübung 2003 der 7. Jägerbrigade, auch Öffentlichkeitsarbeit betrieben, der Output war im Vergleich zu "PACEMAKER" jedoch eher bescheiden. Die Gründe waren: ein neuer, noch unerfahrener Verantwortlicher (S5) bei der 7. Jägerbrigade sowie der fehlende praktische, logistische und wissenschaftliche Background.

Als Maßnahme zur Qualitätssteigerung absolvierte der eingeteilte Offizier für ÖA&Komm der 7.Jägerbrigade alle erforderlichen Kurse, während der Unteroffizier für die Öffentlichkeitsarbeit sich auf die Theorie (Universitätslehrgang für Öffentlichkeitsarbeit 2002/2003 an der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt) konzentrierte, um so eine solide Grundlage für die zukünftige Umsetzung des bereits im Jahr 2002 erstellten PR-Konzeptes der 7. Jägerbrigade zu schaffen.

Bei der Verbandsübung "DISPUTE 05" zeigte beides schon Wirkung. Qualität und Quantität der Berichterstattung waren merklich gestiegen. Die eigentliche, bis dato größte Herausforderung aber kam in Form der Großübung "INVITEX PACEMAKER 07".

"PACEMAKER 07" … Am Anfang war der Auftrag

"Um eine möglichst breite Öffentlichkeit über die Übung "PACEMAKER 07" zu informieren, bedarf es eines straffen ÖA-Konzeptes. Aufgrund des Informationsumfanges ist eine enge Zusammenarbeit aller eingebundenen Kommanden und Verbände erforderlich. Diese Kooperation stellt einen wesentlichen Beitrag für eine gelungene ÖA sicher. Das Schwergewicht der Unterstützungsleistungen ist für die Militärkommanden NÖ, ST, K und OÖ zu erwarten. Aufbauend auf diese Vorgaben ergeht der Auftrag an die 7. JgBrig, ein Öffentlichkeitsarbeits-Konzept zu erstellen und an SKFüKdo/InfoOps vorzulegen.2)" Basierend auf dem durch die Brigade erstellten ÖA-Konzept, wurden folgende Maßnahmen umgesetzt:

  • Aussendung von Behördeninformationen;
  • Errichten und Betreiben einer Informations- und Pressestelle (IPSt),
  • Ausrichten einer Pressekonferenz zum Auftakt;
  • Präsentation der Großübung im Internet;
  • Bewerbung durch Plakate bzw. Folder bereits im Vorfeld;
  • Umsetzung von Kernaussagen (speziell die KIOP/KPE - Kräfte für Internationale Operationen/Kaderpräsenzeinheiten - betreffend).

In den verschiedenen Phasen, z. B. dem "Force Integration Training" (FIT) stützte sich die Abteilung ÖA&Komm der 7. Jägerbrigade auf die Presseoffiziere der Militärkommanden Kärnten und Steiermark ab.

Ab dem Eintreffen im Übungsraum (Truppenübungsplatz Allentsteig) wurde die IPSt im Erholungsheim Ottenstein eingerichtet. Die Stärke des dort tätigen Personenkreises betrug bis zu 20 Mann.

Das Personal der IPSt wurde bei Bedarf durch Dienstzuteilungen verstärkt. Um den zu erwartenden Besucherandrang zu bewältigen, wurde das Visitors Observer Bureau (VOB) in die IPSt eingegliedert.

Fundierte Kenntnisse internationaler Strukturen, der Stabsarbeit und der Dienststellen, vor allem aber zahlreiche persönliche Kontakte sind für einen reibungslosen Ablauf der Besucherorganisation unumgänglich. Im Rahmen der Übung "PACEMAKER 07" hatte das VOB sowohl vor als auch während der Übung neben der Programmplanung des jeweiligen Besuches auch Hotels und Unterkünfte zu organisieren, Transporte von und zu Flughäfen und Bahnhöfen zu koordinieren und vieles mehr.

Das VOB findet sich natürlich nicht im Organisationsplan der Brigade, sondern es wird im Anlassfall, speziell bei derartigen Großübungen, zusammengestellt und in die IPSt eingegliedert. Durch das Streitkräfteführungskommando wurde das Militärkommando Kärnten auf Zusammenarbeit angewiesen. Der Offizier und der Unteroffizier des Militärkommandos, welche in der zweiten Übungswoche in Allentsteig die Betreuung der ausländischen Besucherdelegationen übernahmen, entlasteten die IPSt merklich.

Dass bei der Personalplanung für eine IPSt besondere Sorgfalt auf die Auswahl der Personen zu legen ist, zeigt sich anhand des folgenden Beispiels: Gesucht wurden Unteroffiziere zur Erledigung von Druckaufträgen bzw. zur Betreuung des Internets (PrintUO und InternetUO). Dienstzugeteilt wurden zwei Unteroffiziere, die sich freiwillig gemeldet hatten, engagiert und verlässlich, jedoch ohne einschlägige Vorkenntnisse. Wegen des Bedarfs an Personal aufgrund des großen Besucherandranges wurden beide dennoch in das VOB integriert; jedoch brachte die zusätzliche Übernahme ihrer Aufgaben eine Mehrbelastung für das Kernpersonal der IPSt.

Alleine die Fertigstellung der Übungszeitung "PACEMAKER 07 - Magazine" bedeutete für drei zusätzliche Personen eine Nachtschicht, um den Abgabetermin bei der Heeresdruckerei einzuhalten.

Bei "PACEMAKER 08" hatte man aus diesen Erfahrungen gelernt und klar darauf hingewiesen, dass der PrintUO für die Erstellung der Übungszeitung sowie für die Medienauswertung zuständig sei. Die Aufgabe des InternetUO liege in der Betreuung der Übungshomepage und beinhalte das Anlegen von Beiträgen und Fotogalerien im Internet. So wurden diesmal zwei Unteroffiziere eingeteilt, welche über die erforderlichen Qualifikationen verfügten.

Auch bei den Fotografen zog man Lehren aus "PACEMAKER 07": Ein Fotograf alleine kann die geforderten Aufträge nur unzureichend bis gar nicht erfüllen! Zum einen, weil sich Termine zeitlich überschneiden, bzw. die Entfernungen am Truppenübungsplatz zu groß sind, zum anderen, weil er die nötige Zeit nicht mehr hat, Fotos nachzubearbeiten, die Bildgröße und Qualität für eine Verwendung z. B. im Internet anzupassen etc. Bei "PACEMAKER 08" waren daher zwei Fotografen eingeteilt.

Wesentlich für den medialen Erfolg von "PACEMAKER 07" war die große Beteiligung ausländischer Soldaten (etwa 600). In die Task Force18 war ein Infanteriezug aus Slowenien integriert, das Jägerbataillon 17 wurde von Kompaniekräften aus Deutschland und Belgien verstärkt, die ABC-Abwehrkompanie mit Soldaten aus Frankreich und Serbien.

Berichterstattung allgemein

"PACEMAKER 07"

Das bereits im Vorfeld erwartete hohe Medieninteresse war durch die Beteiligung der ausländischen Soldaten gegeben.

"PACEMAKER 08"

Erwartet wurde aufgrund der fehlenden ausländischen Beteiligung (übende Truppe) ein weit geringeres Medieninteresse. Außerdem war das Thema nicht mehr so aktuell, handelte es sich doch lediglich um eine Fortsetzung der "PACEMAKER 07" und das mit einem zeitlichen Abstand von nur wenigen Monaten. Dementsprechend gedämpft verhielt sich auch das Medieninteresse zu Beginn der Übung. Ein markanter Anstieg in der Berichterstattung erfolgte erst am letzten Tag, bereits nach dem taktischen Übungsende. Ein tragischer Unfall mit Todesfolge rückte die Übung plötzlich in den Blickpunkt der Berichterstattung und stellte das Team der IPSt vor eine neue Herausforderung: die Krisenkommunikation.

Letztendlich übertraf "PACEMAKER 08" die Vorgängerübung mengenmäßig in der Berichterstattung um sechs Meldungen (siehe untenstehende Tabelle).

Diese Auflistung ist nicht vollzählig, da die damalige Gruppe Kommunikation im Bundesministerium für Landesverteidigung bei ihrer statistischen Auswertung auf die Meldungen der einzelnen Militärkommanden angewiesen war. Diese werten jedoch im Regelfall keine kleinen Lokalsender aus. Es ist aber bekannt, dass bei beiden Übungen weit mehr als zwei Radioberichte gesendet wurden, da auch Live-Einstiege der Presseoffiziere in diversen niederösterreichischen und Wiener Radiosendern erfolgten. (Radio Arabella, FM Hit Radio, Krone Hit Radio).

Das Team der Abteilung ÖA&Komm der 7. Jägerbrigade ist nicht nur bei Übungen im eigenen Bereich, sondern ist auch regelmäßig an anderen Vorhaben der Öffentlichkeitsarbeit des Bundesheeres beteiligt (26. Oktober in Wien am Heldenplatz 2006 und 2007, Militärweltmeisterschaften im Schilauf 2008, Luftraumsicherungsoperation "Dädalus 08" etc.). Die dabei gewonnenen Erfahrungen wirken sich in Bezug auf zukünftige Vorhaben sehr positiv aus. So bildete die Besetzung der IPSt "PACEMAKER 08" ein absolut professionelles und homogenes Team, ein Umstand der sich vor allem in der Krisen-PR bewährt hat.

Medienresonanz und Internetzugriffe

"PACEMAKER 07": 14 Beiträge mit 8 526 Zugriffen sowie 15 Fotogalerien mit 74 518 Zugriffen.

"PACEMAKER 08": 9 Beiträge mit 3 993 Zugriffen sowie 12 Fotogalerien mit 43 049 Zugriffen.

(Stand: 8. Mai 2008, nicht mit einberechnet wurden verlinkte Galerien.)

Krisenkommunikation bei "PACEMAKER 08"

Überschattet war die bis zum taktischen Übungsende ausgesprochen erfolgreich verlaufene Übung durch einen tragischen Zwischenfall am letzten Übungstag: Während der Rückverlegung in die Heimatgarnison verunglückte ein mit zwei Kadersoldaten besetzter Schützenpanzer. Ein Kamerad starb, der zweite wurde mit dem heereseigenen Notarzthubschrauber vorerst nach Krems gebracht, danach weiter nach St. Pölten.

Woher auch immer die Informationen kamen, Faktum ist, dass ein ORF-Kamerateam relativ rasch an der Unfallstelle war. Ebenso rasch waren jedoch auch zwei Presseoffiziere der IPSt zur Stelle, die die Betreuung des Kamerateams übernahmen. Zur selben Zeit kam die erste telefonische Anfrage eines Radiosenders zum Zwischenfall. Zeitgleich erging der fernmündliche Befehl der damaligen Gruppe Kommunikation des BMLV, keine Aussagen zu tätigen oder Interviews zu geben; der Herr Bundesminister behalte sich persönlich vor, als erster, um 1200 Uhr mittags (also dreieinhalb Stunden später), in einer Pressekonferenz Stellung zu nehmen. Auf eindringliches Anraten der IPSt wurde schließlich davon abgesehen, und zwei Pressesprecher, Major Dietmar Ragger und der Autor dieses Beitrages, wurden in Abstimmung mit dem BMLV als Medienansprechpartner autorisiert. Wichtig war, dass die erste Presseaussendung an die APA über das Bundesministerium für Landesverteidigung erfolgte. Damit war den Medien unmissverständlich klar, dass beide in der Aussendung genannten Pressesprecher im Auftrag des Ministers handelten. Die Befugnis des Brigadekommandanten, Interviews zu geben, stand ohnehin außer Frage.

Im Rahmen derartiger außergewöhnlicher Ereignisse gilt es, grundsätzliche Maßnahmen der Krisenkommunikation zu beachten:

  • keine zeitliche Verzögerung bei Stellungnahmen (Gefahr, dass Medien dies als Vertuschungsversuch interpretieren);
  • sofortiges Eingehen auf das Geschehen (nur Fakten berichten, keine Spekulationen);
  • keine Auskünfte über involvierte Personen erteilen (nichts ist schlimmer, als wenn die Angehörigen aus den Medien vom Unfall oder Tod eines Verwandten erfahren);
  • einheitliche Sprachregelung (wer sagt was, wann, wem).

Ein Krisenkommunikationskonzept, das noch weit umfangreicher war als das oben angeführte, war bereits vorhanden, was sich nachträglich als äußerst nützlich erwiesen hatte. Richtig war auch die Entscheidung des Brigadekommandanten, die "Closing Ceremony" sofort abzusagen. Dies wurde in der Berichterstattung aller Medien gutgeheißen. Am Unfalltag war der Zwischenfall Hauptthema in den elektronischen Medien. Am Folgetag, drucktechnisch bedingt, noch in den Printmedien. Danach war das Thema rasch wieder vom Tisch. Dies zeugt von einer professionellen Krisenkommunikation, verstärkt durch einen fairen Umgang mit den Medien.

Hier hat sich also bewährt, im Umgang mit Medien erfahrenes und vor allem für solche Situationen speziell geschultes Personal einzusetzen. Trotz dieses bedauerlichen Zwischenfalles war der übereinstimmende Tenor der Berichterstattung: "eine tadellos verlaufene Übung, leider mit einem tragischen Abschluss". Daraus erkennt man, dass durch aktive, vorbereitete Krisenkommunikation ein großer Imageverlust vermieden werden kann.


Autor: Offiziersstellvertreter Dieter Mahdjobian, MPR, Jahrgang 1969. Grundwehrdienst 1988, Waffengattung Infanterie. Nach der Unteroffiziersausbildung Verwendung als Zugskommandant beim Jägerbataillon 25. Mehrmonatige Dienstverwendung im Kommando Landstreitkräfte und im Streitkräfteführungskommando. Ausbildung zum Informations- und Presseoffizier. 2002/2003 Universitätslehrgang für Öffentlichkeitsarbeit, 2005 Personal Communication Management Lehrgang; beide Alpen-Adria-Universität Klagenfurt. Auslandseinsätze auf dem Golan und in Albanien. Seit 1999 Unteroffizier für Öffentlichkeitsarbeit bei der 7. Jägerbrigade.

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