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Ein Weltkrieg zwischen Walcheren, Aspern und Cayenne

Die weltweiten militärischen Operationen um das Jahr 1809

1809 ist ein Schlüsseljahr im globalen Ringen um weltweite Vorherrschaft zwischen dem von Napoleon I. geführten Frankreich und seinen Vasallen und einer wechselnden Allianz von Staaten, die in ihrem Widerstand gegen die französischen Hegemoniebestrebungen vor allem von den strategischen Interessen Großbritanniens bestimmt wurde. In einem über zwanzig Jahre andauernden "Weltkrieg" trafen im 19. Jahrhundert die unterschiedlichen strategischen Ausrichtungen einer imperialen Kontinentalmacht mit jenen eines kolonialistisch etablierten, ressourcenreichen maritimen Empires mit weltweiten Ambitionen aufeinander.

Eine Auseinandersetzung in globalem Maßstab

Die Ereignisse des Jahres 1809 im österreichischen Raum sind weitgehend bekannt. Die militärischen Aktionen der Armeen Erzherzog Karls im Donautal (mit den Schlachten bei Eggmühl, Regensburg, Ebelsberg, Aspern und Wagram) und Erzherzog Johanns in Oberitalien (Pordenone, Sacile) und die Kämpfe bei Pressburg sowie der Aufstand der Tiroler unter Andreas Hofer gegen die bayrische Herrschaft sind nicht nur vertraute Kapitel der Militärgeschichte und ebenso der militärischen Traditionspflege, sondern in den letzten beiden Jahrhunderten auch in ein populäres Geschichtsbewusstsein eingeflossen.

Weniger bekannt ist die Tatsache, dass die militärischen Aktionen Österreichs im Jahr 1809 nur ein Teil einer wesentlich umfassenderen, ja weltweiten militärischen Auseinandersetzung waren, die das politische Gefüge, die Wirtschaft und die Kultur des europäischen Kontinents, aber auch anderer Weltregionen, nachhaltig verändern sollte.

Ausgangslage im Schlüsseljahr eines "Weltkrieges"

Im Frühjahr 1809 dauerte der Krieg europäischer Mächte gegen die seit 1792 bestehende französische Republik bzw. gegen das 1804 gegründete französische Kaiserreich und seine jeweiligen Verbündeten - für Österreich nur unterbrochen durch relativ kurze Friedensperioden - bereits 18 Jahre lang. Die Friedensphase für Großbritannien währte überhaupt nur von Ende März 1802 bis Mitte Mai 1803.

Von 1792 bis 1815 tobte ein veritabler "Weltkrieg", der eine Zeitspanne von letztlich insgesamt mehr als 23 Jahren umfassen sollte. In diesem Krieg wurde u. a. Österreich zum Binnenstaat, denn der österreichische Monarch, der als Franz II. 1804 die Kaiserwürde angenommen hatte und bereits 1806 wieder auf den Titel des römisch-deutschen Kaisers verzichten musste, hatte massive Territorialverluste hinzunehmen:

So gingen nacheinander Belgien, die Lombardei, die Vorlande, Venetien, Tirol, das erst 1805 gewonnene Salzburg, das Innviertel, Kärnten, Istrien, Dalmatien, Kroatien und Westgalizien verloren.

Zu Jahresende 1808 konnte die Herrschaft Napoleons über Deutschland, nach Auflösung des "Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation" im August 1806, als weitgehend gefestigt gelten. Mit Schaffung des "Rheinbundes" im Juli 1806, der vorerst sechzehn deutsche Staaten umfasste und die Herrschaft Napoleons vom Rhein bis an die Grenzen Österreichs und Russlands sichern sollte, war wenige Monate später, als im Herbst 1806 das Heer Preußens eine vernichtende Niederlage hatte hinnehmen müssen, das politische Gesicht Europas nachhaltig verändert worden.

Auch das zu späte Eingreifen Russlands in diese letztgenannte Auseinandersetzung änderte vorerst nichts an diesen Tatsachen - im Gegenteil. Nach der Niederwerfung Preußens und dem Frieden von Tilsit mit Russland 1807, stand Österreich mit seinen Revisionsabsichten gegenüber der napoleonischen Ordnung allein da - als ferner Verbündeter blieb einzig Großbritannien, das seit Juli 1808 in einem großen Feldzug in Portugal und Spanien engagiert war.

1809 - Entscheidung an der Donau

Auf diese Ereignisse, so wesentlich sie für die Habsburger-Monarchie auch waren, soll hier nur in einer knappen Darstellung eingegangen werden, da sie in diesem Gedenkjahr an anderer Stelle mit Sicherheit ausführlicher behandelt werden.

Der Feldzugsplan Erzherzog Karls sah Vorstöße des reformierten österreichischen Heeres (1808 war es zur Schaffung der Landwehr, siehe TRUPPENDIENST 1/2009 S. 12 bis 17, gekommen und zahlreiche Freiwilligenverbände wurden aufgestellt) nach Bayern und Oberitalien vor. Ein Aufstand in Tirol sollte durch reguläre Truppen unterstützt werden, und von Böhmen aus sollten Aktionen gegen Bayern und Sachsen vorgenommen werden. Nach Anfangserfolgen in Bayern wurden jedoch die Truppen Erzherzog Karls bei Eggmühl und Regensburg geschlagen. Das Gros seiner Armee konnte sich über Böhmen und Mähren ins Marchfeld zurückziehen und stellte sich den napoleonischen Truppen (die inzwischen Wien besetzt hatten) am 21. und 22. Mai bei Aspern zur Schlacht, die mit einer Niederlage der französischen Armee endete.

Nur sechs Wochen später, am 5. und 6. Juli, siegten die inzwischen bedeutend verstärkten Truppen Napoleons bei Wagram und drängten die österreichischen Truppen bis Znaim zurück. Parallel dazu scheiterte auch der österreichische Feldzug unter dem Kommando Erzherzog Johanns in Oberitalien, wo die österreichischen Verbände die Piave erreicht hatten (Schlacht bei Sacile am 16. April), sich aber durch die Ereignisse im Donautal über Friaul (Gefechte bei Malborghet und Predil am 17. und 18. Mai) und den slowenischen Raum nach Ungarn (Schlacht bei Raab am 14. Juni) und schließlich in den Raum nördlich von Pressburg zurückziehen mussten. Das beabsichtigte Eingreifen in die Schlacht bei Wagram kam somit nicht mehr zustande.

Auch in Tirol gab es spektakuläre Anfangserfolge (die ersten drei Schlachten am Bergisel, der Sieg an der Pontlatzer Brücke und bei der "Sachsenklemme" im Eisacktal). Der Volksaufstand unter Andreas Hofer konnte jedoch Anfang November nach der vierten Schlacht am Bergisel von bayrisch-französischen Truppen niedergeworfen werden. Nordtirol blieb unter bayrischer Herrschaft, Südtirol wurde 1810 an das Königreich Italien angeschlossen.

Auch Salzburg (bis 1810 unter französischer, dann bis 1816 unter bayrischer Verwaltung) und das Innviertel gingen an Bayern verloren.

Osttirol, Westkärnten, Friaul, Triest, Istrien, Fiume und Teile der ehemaligen Militärgrenze in Kroatien wurden nun mit dem bereits 1805 verlorenen Dalmatien Teil der neugeschaffenen "Illyrischen Provinzen" des französischen Kaiserreichs. Damit war Österreich endgültig von der Adria abgeschnitten und zum Binnenstaat geworden.

Das Gebiet von Westgalizien, welches ursprünglich zum ehemaligen Königreich Polen gehört hatte, und zwischen 1772 und 1795 im Zuge der "Polnischen Teilungen" an Österreich gefallen war, wurde nach unglücklich verlaufenen Kämpfen österreichischer Truppen gegen polnische Aufständische und russische Truppen dem neugeschaffenen "Großherzogtum Warschau" einverleibt.

Freiheitsbewegungen und Aufstände in Deutschland

Viele der Aufstandsversuche gegen die Vasallenstaaten Napoleons im Rheinbund gingen von preußischen Patrioten aus, die sich mit der Niederlage von 1806 nicht abfinden wollten und eine Staats- und Armeereform anstrebten. Sie fanden - vorerst - aber keine Unterstützung durch den preußischen König Friedrich Wilhelm III.

Der ehemalige preußische Offizier Friedrich-Karl von Katte operierte im April 1809 ambitioniert, aber erfolglos mit einer kleinen Streitmacht gegen die Festung Magdeburg. Oberst von Dörnberg versuchte ab 22. April mit einer kleinen Truppe das Königreich Westfalen mit Hilfe aufständischer Bauern zu befreien, wurde aber von überlegenen feindlichen Verbänden geschlagen. Einzelne deutsche Freikorps, die mit österreichischer Unterstützung von Böhmen aus gegen Bayern und Sachsen (beides enge Verbündete Napoleons) operierten, erzielten jedoch nur Anfangserfolge und mussten nach der österreichischen Niederlage bei Wagram ihre Aktionen einstellen. Eine Ausnahme bildeten die Truppen Herzog Friedrich Wilhelms von Braunschweig (des "Schwarzen Herzogs"). Dieser operierte nach dem Verlust seines Territoriums an das von Napoleon für seinen Bruder Jerome neu geschaffene "Königreich Westfalen" mit einer Truppe von Freiwilligen von Böhmen aus. Er durchquerte Sachsen kämpfend und wurde Anfang August an der Wesermündung bei Elsfleth von einem britischen Flottenverband nach Großbritannien evakuiert. Der "Schwarze Herzog" setzte bis zu seinem Tod in der Schlacht bei Quatre Bras (am 16. Juni 1815) den Kampf gegen Napoleon auf britischer Seite fort.

In Preußen griff Major Ferdinand von Schill mit seinen schwachen Kräften Truppen des Rheinbundes an und schlug sich bis zur Ostsee durch. Im Gegensatz zum "Schwarzen Herzog" konnten er und seine Truppen nicht von der Royal Navy evakuiert werden. Schill fiel in einem Gefecht in Stralsund. Elf seiner Offiziere wurden von den Franzosen standrechtlich erschossen.

Fieber und Tod auf Walcheren

Auch in Nordwesteuropa wurden nun die britischen Streitkräfte aktiv.

Eine britische amphibische Expedition mit rund 37 000 Mann, unter dem Befehl von Lord Chatham, wurde auf die Insel Walcheren unternommen. Die Ziele bestanden einerseits in der Eroberung bzw. Vernichtung der französischen Flotteneinheiten in Scheveningen und der Einnahme der Hafenanlagen von Antwerpen sowie andererseits auch in einer Unterstützung der österreichischen Armee an der Donau und in der Ermutigung zu militärischen Aufstandsaktionen in Deutschland.

Die Landung fand jedoch erst Ende Juli 1809 statt, als die Entscheidung an der Donau zwischen dem französischen Kaiserreich und Österreich bereits gefallen war. Obwohl Schevenigen genommen werden konnte, kam der zögerliche britische Vormarsch bald zum Stillstand. Die damals auch in Nordwesteuropa (noch bis in die vierziger Jahre des 19. Jahrhunderts hinein) auftretende Malaria forderte bei den britischen Truppen innerhalb weniger Wochen über 4 000 Tote und ließ 16 000 weitere Soldaten schwer erkranken und damit dienstunfähig werden. Nur 106 britische Soldaten waren in den Kämpfen gefallen. Am 9. Dezember räumten die letzten britischen Nachhuten die Insel Walcheren.

Der Schwedisch-Russische Krieg und die Royal Navy

Die britische Großmachtpolitik sollte in der Ostsee hingegen langfristige militärische, wirtschaftliche und politische Früchte tragen.

Die britische Admiralität entsandte ein Geschwader unter Admiral Sir James Saumarez in die Ostsee, um den für den englischen Schiffsbau strategisch bedeutsamen Holznachschub für Großbritannien zu sichern.

Schon am 5. September 1807 war die dänische Insel Helgoland von den Briten besetzt worden. Mit der Besetzung der Insel Anholt am 18. Mai 1809 war nun auch die Kontrolle über die Meerenge des Kategatt gesichert und ein Übersetzen französischer oder verbündeter (dänischer) Truppen nach Schweden konnte somit verhindert werden.

In einem Handelsabkommen mit Schweden konnte Admiral Saumarez einen Kompromiss erzielen, da nun nur der Handel aus befestigten schwedischen Häfen untersagt war. In die Kontinentalsperre Napoleons war damit eine entscheidende Bresche geschlagen worden. Schon 1810 konnten 2 000 britische Handelsschiffe in die Ostsee einlaufen.

Schweden unter König Gustav IV. Adolf, hatte sich während der Kriege bis 1804 neutral verhalten. 1805, im Dritten Koalitionskrieg gegen Frankreich, schloss sich Schweden der Koalition von Österreich, Russland und Großbritannien an. Wesentlichste Beweggründe dafür waren die enge wirtschaftliche Verbindung Schwedens mit Großbritannien sowie die tiefe Abneigung des schwedischen Königs Gustav IV. Adolf gegen Napoleon. Schwedens strategische Lage hatte sich allerdings durch das Bündnis zwischen Russland und Frankreich 1807 im Frieden von Tilsit dramatisch verändert: Im Rahmen dieses Vertrages hatte sich Russland gegenüber Napoleon verpflichtet, Schweden anzugreifen, falls dieses an seinem Bündnis mit Großbritannien festhalten sollte.

Zugleich hatte auch Dänemark, nach dem britischen Angriff auf Kopenhagen, einen Bündnisvertrag mit Frankreich geschlossen. Trotz der nun binnen weniger Monate erfolgten strategischen Einkreisung, weigerte sich Gustav IV. Adolf, das Bündnis mit Großbritannien aufzugeben und geriet nun in einen schweren Konflikt mit der nun in Europa dominierenden französisch-russischen Allianz. Bereits zu Ende des Jahres 1807 hatte der Aufmarsch der russischen Armee an der Grenze zu den finnischen Provinzen begonnen.

Ohne Kriegserklärung überschritten russische Truppen am 21. Februar 1808 die russische-schwedische Grenze in Nordkarelien.

Die zugefrorene Ostsee verhinderte rasche Truppenverstärkungen aus Süd- und Zentralschweden. Auch das britische Marinegeschwader konnte vorerst keine wirksame Unterstützung leisten. Die schwedische Armee musste sich nach Zentralfinnland zurückziehen und wich einer Entscheidungsschlacht zunächst aus. Ein schwerer Rückschlag für die schwedischen Operationen war die kampflose Übergabe der Schärenfestung Sveaborg, an der finnischen Südküste gelegen, unter Admiral Carl Olof Cronstedt am 3. Mai 1808, die starke russische Kräfte hätte binden und damit die schwedische Hauptmacht hätte entlasten sollen. Auch ein Guerillakrieg in Finnland gegen die russischen Truppen brachte nur begrenzte Erfolge. Diese Rückschläge im Russisch-Schwedischen Krieg führten letztlich zum Sturz des schwedischen Königs in einem Staatsstreich (am 13. März 1809), da Gustav IV. Adolfs Politik für die Niederlage verantwortlich gemacht wurde. In dem am 17. September 1809 unterzeichneten Friedensvertrag von Frederikshamn musste Finnland von Schweden an Russland abgetreten werden.

Finnland erhielt den Status eines autonomen Großfürstentums (bis 1918), mit dem russischen Zaren als "Finnischem Großfürsten".

Durch den Sturz Gustav IV. Adolfs gelangte die (noch heute regierende) Dynastie Bernadotte auf den schwedischen Thron: Der zum neuen König gewählte Karl XIII., ein Onkel Gustav IV. Adolfs, hatte keine direkten Nachkommen und adoptierte daher den ehemaligen französischen Marschall Jean-Baptiste Bernadotte, der 1818, als Karl IV. Johann, den schwedischen Thron bestieg. Für seine Unterstützung der Alliierten im Kampf gegen Napoleon - und als Ausgleich für den Verlust Finnlands - erhielt Schweden 1814 im Frieden von Kiel Norwegen zugesprochen, das bis dahin Bestandteil des Königreichs Dänemark gewesen war, das seit 1807 ein Bündnis mit dem nunmehr besiegten Frankreich eingegangen war. Diese in Personalunion ausgeübte Regentschaft des schwedischen Königs über Schweden und Norwegen sollte bis 1905 bestehen.

Krieg im Mittelmeer

Die bourbonische Dynastie auf Sizilien versuchte mit britischer Hilfe die Kontrolle über die Besitzungen auf dem italienischen Festland wiederzuerlangen. Das seit 15. Juli 1809 unter der Herrschaft des französischen Marschalls Joachim Murat stehende Königreich Neapel, der mit einer Schwester Napoleons verheiratet, sich mit dessen Einverständnis zum König hatte krönen lassen, konnte vorerst ohne Schwierigkeiten einen britischen Großangriff abwehren. Äußerst unangenehm waren jedoch überraschende britische Überfälle auf die Insel Ischia und befestigte Punkte in Kalabrien, die am 11. Juni 1809 einsetzten. Am nächsten Tag ging ein Verband von etwa 2 800 Mann, geführt von General Mac Farlane, unterstützt durch das Feuer seiner Kriegsschiffe, auf der Insel Ischia an Land und setzte sich dort fest. Die Franzosen zogen sich in das Kastell der Insel zurück. Der Kommandant der kleinen Insel Procida ergab sich bereits am 25. Juni, wodurch den Engländern an die 40 Kanonenboote in die Hände fielen.

Die Besatzung des Kastells von Ischia ergab sich den britischen Truppen am 30. Juni, wonach sich die Briten aber schon am 3. Juli mit 400 Gefangenen und reicher Beute wieder einschifften.

König Joachim Murat musste nun einen beträchtlichen Teil seiner Armee im Raum Neapel versammeln, um möglichen britischen Landungen entgegentreten zu können. Die britischen Truppen zogen sich jedoch, nach Zerstörung aller Verteidigungsanlagen auf den kurzfristig in Besitz genommenen Inseln, am 26. Juli nach Sizilien zurück. Die Verbreitung epidemischer Erkrankungen und die Nachrichten über die österreichische Niederlage bei Wagram hatten den Entschluss der englischen Führung zum Rückzug beschleunigt.

Mehr als 1 500 Gefangene, darunter an die 80 Offiziere, wurden nach Malta gebracht; 100 Geschütze und anderes Kriegsmaterial waren erbeutet worden.

Die von Sizilien aus unternommenen Operationen hatten 1809 zweifellos Teilerfolge gebracht, die Truppen des Königsreichs Neapel unter Murat jedoch nicht entscheidend schwächen, geschweige denn besiegen können. Admiral Collingwood hingegen nahm alsbald seine maritimen Operationen wieder auf. Bereits am 14. August bot sich ihm Gelegenheit zu einem Handstreich gegen den Hafen von Neapel. Drei Fregatten der Royal Navy versenkten vor Murats Augen mehrere neapolitanische Kanonenboote, beschossen die Stadt und liefen ungehindert wieder ab.

Ein Jahr später, im August 1810, scheiterte der Versuch König Murats, eine Operation gegen die feindlichen Kräfte auf Sizilien zu führen, schon in der Anfangsphase unter schweren Verlusten und endete schließlich in einem Fiasko.

Im Ionischen Meer und in der Adria führten britische Schiffe einen erfolgreichen Kaperkrieg gegen die Handelsflotten Frankreichs und seiner Vasallenstaaten. Zante und Kephallonia wurden durch angelandete britische Truppen erobert.

Die strategisch bedeutenden Verbindungslinien im Bereich der südlichen Adria waren damit unter britischer Kontrolle.

Spanien: Rotröcke und Guerillas gegen Frankreich

Die ab Jahresende 1807 schrittweise erfolgende Besetzung Spaniens durch französische Truppen führte mit Ende März 1808 zu Volksaufständen, die im Mai bereits erhebliche Ausmaße annahmen. Zwistigkeiten zwischen dem spanischen König Karl IV. und seinem Sohn Ferdinand führten zu einer stärkeren Einflussnahme Frankreichs, die von der Bevölkerung jedoch radikal zurückgewiesen und gewaltsam bekämpft wurde. Die unerwartete Heftigkeit dieses Aufstandes bewog letztlich Napoleon dazu, persönlich das Kommando über die französischen Truppen in Spanien zu übernehmen.

Ende Juli 1808 waren britische Truppen in Portugal in der Mondego-Bucht gelandet. Die britischen Generäle gingen allerdings äußerst zaudernd vor und konnten schwere Niederlagen der spanischen Truppen gegen die Franzosen nicht verhindern.

Im Jänner 1809 mussten sich britische Truppen unter General John Moore nach einem unglücklich verlaufenen Feldzug nach Corunna zurückziehen und wurden von der Royal Navy evakuiert.

In Saragossa verteidigte sich der spanische General Palafox mehrere Monate gegen ein französisches Belagerungsheer (zuletzt unter dem Befehl von Marschall Lannes - dieser wurde wenige Monate später in der Schlacht von Aspern tödlich verwundet), bis die Stadt nach dem Verlust von 15 000 gefallenen Soldaten und 30 000 getöteten Zivilisten am 24. Februar 1809 kapitulierte.

Arthur Wellesley (der spätere Herzog von Wellington) konnte mit 33 000 Mann starken britischen und 13 000 Mann umfassenden portugiesischen Truppen sowie einigen spanischen Verbänden alle französischen Vorstöße auf Lissabon im Bereich eines die Verteidigung begünstigenden Geländes im Raum von Torres Vedras abwehren und damit seine Versorgungsbasis sichern.

Am 2. Juli 1809 wurde die portugiesische Grenze von den britischen Truppen unter dem Kommando von Arthur Wellesley überschritten und ein erster Vorstoß auf Madrid versucht. In der für beide Seiten verlustreichen Schlacht bei Talavera de la Reyna von 27. bis 28. Juli 1809 wurden die Briten jedoch durch hohe Verluste wiederum zum Rückzug nach Portugal gezwungen.

Ab Jahresende 1809 stellten monatlich 250 britische Transportschiffe, die regelmäßig Truppen, Pferde, Munition und Verpflegung in Spanien anlandeten, die logistischen Voraussetzungen für einen langfristigen Erfolg der britischen Kriegsführung in Spanien sicher.

Die Royal Navy sorgte einerseits für einen effektiven Geleitschutz und machte andererseits den französischen Nachschub nach Spanien über See nahezu unmöglich.

Vom 26. bis zum 31. Oktober 1809 gelang britischen Flotteneinheiten die Vernichtung eines französischen Konvois auf der Fahrt nach Barcelona, bei der zwei Linienschiffe und alle Transporter versenkt wurden.

Besonders unangenehm für die französischen Besatzungstruppen wurde die spanische Guerillabewegung, die erhebliche Kräfte band, die im Kampf gegen die britischen Truppen und letztlich auch auf anderen Kriegsschauplätzen fehlten:

Zwischen 1809 und 1813 waren im Jahresdurchschnitt mehr als 250 000 Mann französischer und verbündeter Rheinbundtruppen in Spanien stationiert. Bis Ende 1813 hatten diese den Verlust von nahezu 300 000 toten Soldaten zu beklagen, die im Kampf gegen britische, spanische und portugiesische Truppen sowie gegen spanische Guerillas gefallen oder an Krankheiten verstorben waren.

Ferne Schauplätze: Karibik, Afrika und Indischer Ozean

Nicht nur in Europa, sondern auch in "Westindien" tobte seit 1793 ein erbitterter Kampf um einzelne Inseln. Am 24. Februar 1809 konnte Martinique von britischen Truppen erobert werden. Knapp viereinhalb Monate später kapitulierten die französischen Truppen auf Santo Domingo, das auf dem Westteil der Insel Haiti liegt.

Bei den Operationen auf Martinique fielen 27 britische Offiziere in den Kämpfen, während 170 (!) an Gelbfieber starben. Die Karibik kann als "Grab" für einen großen Teil der britischen Landstreitkräfte bezeichnet werden.

So starben zwischen 1793 und 1802 immerhin 45 000 britische Soldaten an Gelbfieber und anderen Tropenkrankheiten, während von 1803 bis 1815 weitere 20 000 britische Soldaten diesen heimtückischen Erkrankungen zum Opfer fielen. Dies waren auf britischer Seite erheblich mehr Tote, als in den grausamen Kämpfen in Spanien zu beklagen waren.

In Westafrika wurde am 8. Juli 1809 die französische Kolonie Senegal von britischen Truppen besetzt, die mit der Okkupation der holländischen Kap-Provinz in Südafrika mit Kapstadt bereits 1806 einen wichtigen Stützpunkt zur Sicherung des Seeweges in den Indischen Ozean, nach Indien und Australien erobert hatten.

Französische Stützpunkte auf Reunion wurden am 25. September 1809 von britischen Truppen zerstört; die Insel aber erst im folgenden Jahr - ebenso wie Mauritius - besetzt.

Im September 1811 wurde die Insel Java (ehemals im Kolonialbesitz von Niederländisch-Indien, der danach von Frankreich übernommen worden war) von den Briten okkupiert.

Jahresende 1809 - Strategische Lage und Ausblick

Österreich war im Frieden von Schönbrunn zu einem Binnenstaat geworden, der vor dem Staatsbankrott stand. Zusätzlich zu den enormen Kriegskosten mussten 85 Millionen Gulden als "Kriegsentschädigung" an Frankreich bezahlt werden.

Preußen befand sich mitten in einer Phase staatlicher und militärischer Reformen, die erst in den folgenden drei Jahren ihre Wirkung zeitigen sollten.

Für Spanien begann ab 1809, durch die Unabhängigkeitbestrebungen der Kolonien in Südamerika, der Verlust des Kolonialreiches, der im Wesentlichen 1898 (von Besitzungen in Nordwestafrika abgesehen) sein Ende finden sollte.

Die Kontinentalherrschaft Frankreichs und seiner Verbündeten war 1809 - bis auf die Regionen Spanien und Sizilien - noch ungebrochen. Für Großbritannien zeichnete sich im Kampf gegen Frankreich ("Wal gegen Elefant") nur auf See und den anderen Kontinenten ein Sieg ab. Wesentlich für den Erfolg der weiteren britischen Operationen in Spanien und in der Ostsee war die nahezu absolute englische Seeherrschaft.

Ende des Jahres 1813 besaß die Royal Navy 98 Linienschiffe, wobei in diese Zahl nur Schiffe mit mehr als 64 Geschützen aufgenommen wurden, 144 Fregatten sowie mehrere hundert kleinere Kriegsschiffe - mit insgesamt etwa 130 000 Mann Besatzung.

Das Erringen der Seeherrschaft war aber nicht ohne einen hohen Preis an Menschenleben zu erzielen gewesen: Über 80 000 britische Marineangehörige (viele davon zum Dienst "gepresst", d. h. unter Zwang auf die Schiffe gebracht) kamen im Zeitraum zwischen 1793 und 1815 durch Krankheiten (vor allem Gelbfieber und Skorbut) und durch tödliche Verletzungen bei Unfällen auf den Schiffen ums Leben; rund 13 000 starben bei Schiffbrüchen und Bränden auf den Schiffen und "nur" knapp 6 600 fielen bei Kampfhandlungen.

Frankreichs Kriegsmarine war gegen Ende des Jahres 1813 nur noch ein Schatten ihrer ehemaligen Größe. Die Qualität des Seeoffizierskorps hatte durch die Revolution von 1789 schwer gelitten.

Ein erheblicher Teil der adeligen Offiziere war hingerichtet oder ins Gefängnis geworfen worden, saß (als Ruderer!) auf den noch vorhandenen Galeeren oder befand sich im Exil.

Nur relativ wenige fähige Admiräle und Kommandanten waren nach den Exzessen der Revolution noch in der Marine der Republik und (ab 1804) in den maritimen Streitkräften des Kaiserreichs verblieben. Nach der Niederlage in der Seeschlacht von Trafalgar im Oktober 1805, die zur weitgehenden Vernichtung eines großen französisch-spanischen Flottenverbandes geführt hatte, waren zwar auf französischen Werften wiederum 69 neue Linienschiffe gebaut worden. Allerdings lagen diese (mit den vor 1805 auf Kiel gelegten) meist von der britischen Marine blockiert in diversen Häfen des französischen Machtbereichs vor Anker und iIhre Besatzungen wurden oft als "Marineinfanterie" - weitgehend zweckentfremdet - den Landstreitkräften zugeteilt.

Unmittelbar bei Kampfhandlungen auf hoher See hatten Frankreich und seine Verbündeten zwischen 1793 und 1815 insgesamt 135 Linienschiffe und 266 Fregatten verloren, die versenkt oder gekapert worden waren, während die Royal Navy im Vergleich dazu nur sechs Linienschiffe und 18 Fregatten eingebüßt hatte.

Die am 21. November 1806 von Napoleon verhängte Kontinentalsperre wirkte sich auf den britischen Seehandel wesentlich geringfügiger aus als die 1807 verhängte britische Blockade über das von Frankreich dominierte Kontinentaleuropa.

Den britischen Seehandel von 1793 bis 1815 hatten französische Freibeuter (z. B. Robert Surcouf) und französische Kriegsschiffe sowie Flottenkontingente der mit Frankreich verbündeten Staaten zu treffen versucht - letztlich aber mit geringem Erfolg.

Obwohl rund 11 000 britische Handelsschiffe aufgebracht werden konnten, machte dies nur 2,5 Prozent (!) des gesamten in diesem Zeitraum zur Verfügung stehenden britischen Schiffsraums aus. Allein im Hafen von London wurden jährlich 14 000 Handelsschiffe abgefertigt.

Damit hatte der Kaperkrieg kaum Auswirkungen auf die britische Wirtschaft und ihre Finanzkraft, die es erlaubte, die britischen Streitkräfte weiter zu verstärken, weltweite militärische Operationen durchzuführen und den Verbündeten des Inselreiches noch beträchtliche Subsidien zukommen zu lassen.

Die globale Dimension der Auseinandersetzung

Das Jahr 1809 fällt bereits in eine Periode der Eindämmung und des Zurückdrängens der maritimen Machtprojektion Frankreichs. Nach dem Sieg bei Trafalgar (1805) stellt die französische Kriegsflotte für die Briten keine strategische Bedrohung mehr dar. Während den Franzosen ein überseeischer Stützpunkt nach dem anderen entrissen wird, entfaltet Großbritannien dank der immer besser abgesicherten Verbindungslinien zu seinen ressourcenreichen Kolonien eine überwältigende ökonomische Macht.

Die auf dem europäischen Kontinent zernierten Massenheere Frankreichs und seiner Verbündeten gehen auf dem Weg "über Moskau nach Indien" unter. Als weltpolitische Folge des französischen Zusammenbruchs dominiert Großbritannien machtpolitisch, wirtschaftlich und technologisch die kommende Epoche des industriellen Zeitalters.

Das Ende eines Traumes …

Die Begeisterung Napoleons für die Auseinandersetzung mit bedeutsamen Ereignissen der Kriegsgeschichte hatte ihn schon von frühester Jugend an erfüllt. Bereits der junge Bonaparte träumte von Feldzügen nach dem Beispiel Alexander des Großen, die ihn über Ägypten, das Osmanische Reich und Persien bis nach Indien führen sollten, wo er unter anderem das Ende der britischen Herrschaft herbeiführen wollte. Dieser Traum zerstob jedoch im Spätherbst 1812 in den eisigen Steppen Russlands.

Das britische Weltreich, das ab 1815 über eine bereits weitgehend lückenlose Kette weltweit verteilter Stützpunkte verfügte, wurde ab 1870 in ein neues "Great Game" - diesmal mit dem in Zentralasien expandierenden Zarenreich - an den Grenzen Indiens verwickelt.

Die "Pax Britannica" von 1815 bis 1914 sicherte Großbritannien die Weltherrschaft, auf die erst im Gefolge der Umwälzungen, die der Erste Weltkrieg mit sich brachte, 1918 neue Mächte, darunter die Vereinigten Staaten, die Anwartschaft erhoben. Die zwischen Frankreich und seinen Verbündeten auf der einen und Österreich auf der anderen Seite unternommenen entscheidungssuchenden Operationen mit den Schlachten bei Regensburg, Aspern und Essling, an der Piave und am Bergisel, sowie die Gefechte um Malborghet und Predil waren - wie alle anderen militärischen Aktionen des Jahres 1809 - eigentlich nur Mosaiksteine eines Konfliktes, der in der britischen und französischen, später auch in der amerikanischen Geschichtsschreibung und der historischen Strategieforschung gewissermaßen als "Weltkrieg" des 19. Jahrhunderts verstanden wird.


Autor: Hofrat Dr. Wolfgang Etschmann, Oberleutnant, Jahrgang 1953. Studium der Zeitgeschichte und Germanistik an der Universität Wien; 1979 Promotion zum Dr. phil; danach am Institut für Zeitgeschichte der Universität Wien; 1981 Einteilung als Kompaniekommandant beim Landwehrstammregiment 21. Ab 1982 Referent für neuere Militärgeschichte am Heeresgeschichtlichen Museum/Militärwissenschaftliches Institut; seit 1994 Leiter der Militärgeschichtlichen Forschungsabteilung des Heeresgeschichtlichen Museums.

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