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Palästina: Konflikt und Psyche

von Harald Haas / Andrea Plaschke

Kurzfassung

◄ Der im September 2000 als "Al Aqsa"-Intifada wieder aufgeflammte Nahostkonflikt begrub alle Friedenshoffnungen, die im Zuge des so genannten "Oslo-Prozesses", der gegenseitigen Anerkennung des Staates Israel und der "Palästinensischen Befreiungsbewegung" (PLO) 1993 entstanden waren. Dieser Friedensprozess trug aber von Anfang an den Kern des Scheiterns in sich, weil er weder den Erwartungen der Palästinenser nach einem eigenen Staat noch dem israelischen Wunsch nach fortgesetzter uneingeschränkter Kontrolle der Westbank und Gazas entgegenkam. Die von den internationalen Akteuren lancierten Konzepte zur Konfliktlösung schlugen fehl, weil sie einer eindimensionalen politologischen Sichtweise anhingen.

Die Autoren hingegen schlagen eine psychopolitologische Betrachtungsweise des Konflikts vor, die die von Palästinensern in der "Nakba" und von Israelis im "Holocaust" erfahrenen traumatischen Niederlagen ins Zentrum der Überlegungen rückt. Die Nakba steht dabei für die Niederlage der Palästinenser 1948 gegen den jungen Staat Israel und der Holocaust für die Judenvernichtung durch den Nationalsozialismus.

Beide Völker leiden unter dem jeweiligen nationalen Trauma, das durch Re-Inszenierung zu einem Zyklus der Gewalt beiträgt, der auf nachfolgende Generationen übertragen wird. Zahllose Beispiele aus Politiker-Reden beider Seiten belegen diese Weitergabe der Traumatisierung, die Verhandlungen zwischen Juden und Arabern immer an der gleichen Stelle stocken lässt. Vergleicht man die Lebensläufe der beiden Führungspersönlichkeiten Sharon und Arafat, so überraschen die Parallelitäten, was traumatische Kindheitserlebnisse, persönliche Verluste und frühe Prägung durch militante Organisationen anbelangt.

Einen Ausweg aus der verfahrenen Situation kann nur eine sachbezogene Mediation bieten, wie sie das "Harvard Negotiation Project" vorschlägt. Statt um Positionen zu feilschen, die oft nur Mantel für dahinter liegende Probleme sind, sollten Streitfragen nach Bedeutung und Sachgehalt entschieden werden. Der Mediator, ein neutraler Dritter mit Äquidistanz zu den Konfliktparteien, soll als Manager und Regisseur den Prozess leiten und die Interaktionsregeln festlegen, ist aber im Fall des Nahen Ostens weit und breit nicht zu sehen. Nur unter dem Schutz einer internationalen Friedenstruppe können Israelis und Palästinenser den langwierigen Prozess der Trauma- und Vergangenheitsbewältigung beginnen, erst danach kann die Suche nach einem Mediator erfolgen, der durch vermittelnde Streitschlichtung zu einer nachhaltigen Lösung beiträgt. ►


Volltextversion

Palästina: Konflikt und Psyche

Der Versuch einer psychopolitologischen Analyse des Nahostkonfliktes

Der Nahostkonflikt steht v.a. seit dem Ausbruch der Al-Aqsa Intifada Ende September 2000 wieder im Rampenlicht der Weltöffentlichkeit. Nach dem vermeintlichen Friedensprozess, den die gegenseitige Anerkennung der PLO und des Staates Israel und die Oslo-Abkommen ab 1993 eingeleitet hatten, wundert sich diese Weltöffentlichkeit seit 22 Monaten, warum kein nachhaltiger Friede in Nahost eingekehrt ist und der jahrzehntealte Konflikt heute tödlicher tobt denn je.

Für westliche Politiker ebenso wie für Politologen ist es relativ einfach, die Geschehnisse in Palästina in ihren oberflächlichen Erscheinungsformen zu analysieren und zu beurteilen sowie lösungsbedürftige Problemfelder zu definieren: die seit 1967 andauernde und nunmehr wieder intensivierte Besatzung Palästinas durch Israel; die Präsenz, der Ausbau und die Zukunft jüdischer Siedlungen in Palästina; das Rückkehr- und Entschädigungsrecht palästinensischer Flüchtlinge; der Status von Jerusalem; die Abhängigkeit Palästinas von Israel in politischer, wirtschaftlicher und sozialer Hinsicht; israelische Sicherheitsbedenken; der Streit um die Nutzung natürlicher Ressourcen und interne palästinensische Problemfelder wie autokratische Führungsformen, das Fehlen einer "Civil Society", Korruption und das Erstarken fundamentalistischer Organisationen.

Ebenso einfach ist es, den Konflikt aus der neutralen Sicht des Völkerrechtes zu beurteilen und einen "Schuldigen" zu finden: Nahezu alle einschlägigen völkerrechtlichen Bestimmungen unterstützen die palästinensische Seite und verurteilen die israelische. (Fußnote/FN1) Bedauerlicherweise bringen all diese Betrachtungsweisen keinen nachhaltigen Erfolg: Israel zeigt keine Neigung dahingehend, internationales Recht anzuerkennen, und keine internationale Großmacht ist derzeit und auf absehbare Zeit willens, dieses Recht in Palästina durchzusetzen. (FN2) Schuldzuweisungen, so begründet sie auch sein mögen, stärken nur Widerstand, lassen Emotionen hochgehen und verschärfen den Konflikt. Und selbst bei einer weitgehenden Lösung der oben genannten Problemfelder bleibt der Kern des israelischpalästinensischen Konfliktes dennoch bestehen: das psychologische Konfliktpotenzial auf beiden Seiten! Sämtliche Interventionen der internationalen Staatengemeinschaft im Nahostkonflikt haben nur die Oberfläche dieses Konfliktes behandelt. Es drängt sich das Bild auf, dass Symptome einer Krankheit behandelt werden, ohne den Versuch zu machen, die Krankheit selbst in ihrer psychischen Symptomsprache zu verstehen und dann der Kausalkette entsprechend zu behandeln.

Wir wollen daher an dieser Stelle versuchen, neue Sichtweisen, einen anderen Ansatz - einen "psychopolitologischen" - auf den Konflikt in Palästina anzuwenden, um die Situation in diesem Lichte zu analysieren und ebenso mögliche neue Konfliktlösungsmechanismen aufzuzeigen. Unsere zentrale Aussage ist, dass Israelis und Palästinenser einander nicht im diametralen Gegensatz gegenüberstehen, sondern: beide sind Opfer!

Warum Oslo scheitern musste

Als Yasser Arafat und Yitzhak Rabin im September 1993 in Washington feierlich ihre "Declaration of Principles (DOP)(FN3)" unterzeichneten (kurz vorher hatten sie einander gegenseitige Anerkennungsschreiben gesandt) (FN4), atmete die internationale Staatengemeinschaft erleichtert auf. Das Ende eines über fünf Jahrzehnte währenden Konfliktes, der gleichzeitig eine allgemeine Aussöhnung zwischen Israel und der arabischen Welt verhindert hatte, schien gekommen. Dass der damit einsetzende "Oslo-Friedensprozess" (benannt nach dem Ort, an dem die zur DOP führenden Geheimverhandlungen zwischen Palästinensern und Israelis 1992 und 1993 stattgefunden hatten) aber von Anfang an den Kern des Scheiterns in sich trug, wurde nicht erkannt bzw. negiert.

Mit den Geheimverhandlungen von Oslo hinterging der PLO-Vorsitzende und nunmehrige Präsident der palästinensischen Autonomiebehörde (PA) Yasser Arafat sein eigenes Verhandlungsteam, das zur selben Zeit in Washington (wie vorher schon in Madrid) Friedensverhandlungen mit Israel führte. Das Ziel dieser hart geführten Verhandlungen war es gewesen, vor der Einsetzung einer palästinensischen Regierung in Palästina entsprechende Fakten vor Ort zu schaffen, welche die Schaffung eines Palästinenserstaates entsprechend internationalem Recht (Grenzen, souveräne Staatsmacht, Staatsvolk (FN5)) ermöglicht hätten. Der Leiter der palästinensischen Verhandlungsdelegation in Washington, Dr. Haidar Abdel-Shafi, erfuhr erst nach Abschluss der Oslo-Geheimverhandlungen davon, dass er umsonst verhandelt hatte. (FN6) Die Verhandlungen von Oslo führten ausgesuchte Mitarbeiter Arafats in betont freundschaftlicher Atmosphäre in relativ kurzer Zeit ohne Rechtsberatung (im Gegensatz zu den israelischen Verhandlern) zu Ende (FN7). Beide Seiten dürften in diesen Verhandlungen aber aneinander vorbei geredet haben: Die Palästinenser erwarteten sich in ihrem Enthusiasmus wirklich, dass sie in wenigen Jahren ihren unabhängigen Staat feiern dürften, die Israelis hingegen wollten nie die Außenkontrolle der Palästinensergebiete aufgeben und lediglich eine lokale palästinensische Regierung in Palästina israelische Interessen wahrnehmen und sichern lassen (FN8). Gleichzeitig lag es im Interesse der Sponsoren des nachfolgenden Oslo-Prozesses (USA, Ägypten, Jordanien), aus jeweils nationalem Interesse keinen unabhängigen Palästinenserstaat zuzulassen: die USA als Anwalt Israels, Jordanien, weil das hashemitische Königshaus eine Machtübernahme durch die Palästinenser befürchtet, und Ägypten, weil es befürchtet, Palästina könnte zum Hinterland und zur logistischen Basis für ägyptische Islamisten werden. (FN9) Yasser Arafat selbst dürfte ohne Rücksicht auf mittel- und langfristige Folgen lediglich sein persönliches Ziel, Präsident Palästinas zu werden, verfolgt haben. Er verzichtete auch darauf, internationale Garantien (v.a. der USA) für den Erfolg des Projektes eines Palästinenserstaates einzuholen (FN10). Und die internationale Staatengemeinschaft überließ alles Weitere den Israelis und den Palästinensern alleine, ohne ein entsprechendes Kontrollregime zur Überwachung der Implementierung der zwischen den beiden Seiten getroffenen Vereinbarungen einzusetzen.

In den folgenden Jahren zwischen 1994 und September 2000 ging das Staatsschaffungsprojekt für Palästina gründlich schief. Yasser Arafat wurde ebenso wie das Palestinian Legislative Council (PLC) in offenen und freien Wahlen gewählt und die öffentlichen palästinensischen Institutionen mit Mitteln der internationalen Staatengemeinschaft aufgebaut (FN11). Doch entwickelte sich weder Arafat zu einem demokratisch gesinnten Staatsmann, noch konnte das PLC seine gesetzgebende und kontrollierende Macht entfalten, und die öffentlichen Institutionen sind ebenfalls nie wirklich arbeitsfähig geworden. Die palästinensischen Sicherheitskräfte garantierten Sicherheit für Israel, indem sie Menschenrechte in Palästina verletzten und eng mit den Sicherheitsdiensten der USA und Israels zusammenarbeiteten. Die politische und wirtschaftliche Elite Palästinas wurde für ihre Kooperation von Israel mit Privilegien überschüttet und lebte daher entsprechend zufrieden gestellt. (FN12) Die Verantwortung für diese Entwicklung liegt nur begrenzt bei den Palästinensern selbst. Weder die USA noch die EU noch Israel haben in diesen Jahren ihren Einfluss dazu benutzt, Präsident Arafat dazu zu bewegen, ein demokratisches System in Palästina zu etablieren. Als im Mai 1999 die Amtszeit Arafats ebenso wie die des PLC ausgelaufen war, wurden notwendige Neuwahlen nicht eingemahnt. Der Grund dafür lag im Risiko, eventuell neuen Verhandlungspartnern auf palästinensischer Seite gegenüber zu stehen. Abgesehen davon erscheint es einigermaßen vermessen, von den Palästinensern verlangen zu wollen, in einigen wenigen Jahren ein System aufzubauen und arbeitsfähig zu machen, dessen Entwicklung in den Staaten der westlichen Welt Jahrzehnte oder Jahrhunderte gedauert hatte.

In diesen Jahren hat Israel seine Kontrolle über Palästina nicht abgebaut, sondern lediglich umgeformt: In den Jahren der ständigen Besetzung Palästinas wurden die Palästinenser von einer israelischen "Zivilverwaltung" regiert; diese Verwaltung wurde ab 1994 in ein "Koordinations- und Verbindungsbüro" umbenannt, das weiterhin alle wichtigen Genehmigungen und Lizenzen für alle Palästinenser ausstellte und deren Bewegungsfreiheit vollständig kontrollierte. Daneben trieb diese Behörde den Ausbau der jüdischen Siedlungen in Palästina voran. Die Kompetenzen, welche der PA zugesprochen wurden, waren jene Belastungen, die Israel gerne loswurde, wie die Bereiche Gesundheit, Erziehung oder Soziales (FN13). Dazu kam eine lückenlose Außenkontrolle Palästinas durch Israel und insgesamt ein umfassender Würgegriff, mit dem Israel Palästina auch in den Jahren des "Friedensprozesses" umklammert hielt (FN14). Zudem war während der Jahre des Oslo-Prozesses keine der israelischen politischen Parteien, auch nicht die Arbeiterpartei, bereit, die Weiterbesiedlung zumindest der Westbank und Jerusalems aufzugeben. (FN15) Jedes Abkommen, das der Staat Israel und die PLO zwischen 1993 und 2000 geschlossen hatten, wurde auf Grund der Nicht-Implementierung der Bestimmungen dieser Abkommen neu verhandelt. Dieser fruchtlose Verhandlungs- und Verzögerungskreislauf endete schließlich im Sommer 2000 mit den erfolglosen Verhandlungen von Camp David und Taba. Kurz danach brach die Al-Aqsa Intifada aus(FN16). Das Problem, das Camp David letztlich scheitern ließ, liegt möglicherweise im Umstand begründet, dass es dem israelischen Premier Barak nicht gelungen war, einen Zusammenhang zwischen zionistischen Bestrebungen und der palästinensischen Tragödie herzustellen, während die Palästinenser eine Beseitigung der Folgen von 1967 anstrebten. Die Folge war eine Versteifung auf Positionen in den Verhandlungen und letztlich deren Scheitern.(FN17) All dies und die interne Korruption in Palästina verhinderten nachhaltig den Aufbau einer überlebensfähigen palästinensischen Volkswirtschaft und jedwede nachhaltige Entwicklung in Palästina. Die Folge war, dass die palästinensischen Massen zunehmend verarmten und der Unmut dieser Massen stieg (FN18). Vor Ausbruch der Al-Aqsa Intifada war jedem Beobachter der Situation klar, dass ein Aufstand drohte; unklar war lediglich, ob er sich gegen Israel oder gegen die PA richten würde. Ariel Sharon ist es zuzuschreiben - mit seinem erzwungenen Besuch auf dem Tempelberg in Jerusalem und der damit einher gehenden Demütigung der Palästinenser - den Aufstand gegen Israel ausgelöst zu haben.

Ende Juli 2002, nach 22 Monaten des Aufstandes der Palästinenser gegen die israelische Besatzung, sind ca. 1.600 Palästinenser (ca. 1.300 davon Zivilisten, davon wiederum etwa 400 Kinder) von Israelis getötet worden. Dazu kommen ca. 100 palästinensische Selbstmordattentäter. Geschätzte 60 Palästinenser sind als mutmaßliche Kollaborateure von Palästinensern getötet worden. Etwa 20.000 Palästinenser wurden von Israelis verwundet. Ungefähr 600 Israelis (davon ca. 400 Zivilisten, davon wiederum etwa 70 Kinder) sind von Palästinensern in diesem Zeitraum getötet worden. Etwa 4.000 Israelis wurden von Palästinensern verwundet (die meisten Verwundeten und Toten auf israelischer Seite gab es auf Grund palästinensischer Selbstmordattentate, 75 davon wurden bis Ende Juli 2002 während der Al-Aqsa Intifada durchgeführt). Zum Vergleich: Während der sechs Jahre der ersten Intifada zwischen 1987 und 1993 wurden insgesamt ca. 1.100 Palästinenser von Israelis und etwa 90 Israelis (die Hälfte davon Sicherheitspersonal) von Palästinensern getötet. Während der Jahre des Oslo-Prozesses von 1993 bis zum Ausbruch der Al-Aqsa Intifada Ende September 2000 wurden ca. 370 Palästinenser (20 davon Sicherheitspersonal) von Israelis und ca. 80 Israelis (ca. 30 davon Sicherheitspersonal) von Palästinensern getötet (in diesem Zeitraum gab es 16 palästinensische Selbstmordattentate). (FN19) Die internationale Staatengemeinschaft und hier wieder v.a. die USA und die EU zeigten sich bisher weitgehend hilf- und konzeptlos in diesem Konflikt. Aufgeregte Shuttle-Diplomatie produzierte bisher nur Konfliktmanagement und -lösungspläne, die nicht zu einer nachhaltigen Befriedung führten. Sie verlangten nämlich unisono, gerade jene Situation wiederherzustellen, die zum Ausbruch der Al-Aqsa Intifada geführt hatte! (FN20) Soweit die äußerliche und an der Oberfläche gehaltene Darstellung des missglückten palästinensischisraelischen Friedensprozesses. An dieser Stelle setzen die meisten Analysen an und finden gleichzeitig ihr Ende. Damit wird aber eine Reihe von Fragen, die nach Antworten suchen, nicht beantwortet: - Was treibt beide Seiten dazu, sich zu- und gegeneinander in der Art und Weise zu verhalten, wie dies seit Jahrzehnten nahezu unverändert geschieht?

- Warum besteht Israel nach wie vor auf der grundsätzlichen Kontrolle über das palästinensische Volk und sein Land?

- Warum hat Israel damit die historische Chance auf eine Aussöhnung nicht nur mit den Palästinensern, sondern mit der gesamten arabischen Welt vertan?

- Warum haben die Palästinenser (abgesehen vom persönlichen Vorteilsstreben ihrer Führung) trotz offensichtlicher Aussichtslosigkeit auf Grund der Fakten vor Ort über lange Jahre hinweg am Oslo-Prozess festgehalten?

- Wie kann ein neuer und nachhaltiger Friedensprozess zwischen Israel und Palästina eingeleitet werden, und welche Bedingungen müssen geschaffen werden, damit dieser auch nachhaltig erfolgreich sein wird?

Um ein Verständnis für den Übergang von der politologischen zur psychopolitologischen Betrachtungsweise zu schaffen, bemühen wir einen Analogieschluss zur medizinischen Krankheitslehre: die Symptome von Krankheiten müssen behandelt werden. In der medizinischen Praxis ist man in vielen Bereichen an Grenzen gestoßen, die mit Hilfe eines reduktionistischen Denkens allein nicht mehr zu überschreiten sind. Sie zwingen dazu, Körper und Geist als Einheit zu sehen.

Ein solcher umfassender und multifaktorieller Denkansatz muss unseres Erachtens auch auf den Nahostkonflikt angewendet werden: Der gegenwärtige palästinensischisraelische Krieg ist das Symptom eines kranken Körpers - die Krankheit und Ursache für das Unvermögen, den Konflikt beizulegen, aber ist die Traumatisierung des palästinensischen ebenso wie des israelischen Volkes! Diese Behauptung wirkt im ersten Moment vielleicht etwas abartig und fremd, doch ist sie, lässt man sich auf den Gedankengang ein, interessant, belegbar und begründet.

Das Trauma

Was ist ein Trauma? Unter einem psychischen Trauma wird eine seelische Verletzung verstanden. So wie verschiedene Organe des Menschen in ihrer Widerstandskraft überfordert werden können, kann auch das seelische System durch punktuelle oder dauerhafte Belastungen in seinen Bewältigungsmöglichkeiten überfordert und schließlich traumatisiert (verletzt) werden (FN21). Anders ausgedrückt: "...ein traumatisches Ereignis ist ein Ereignis, bei dem ein oder mehrere Menschen in ihrer körperlichen und/oder seelischen Integrität massiv gefährdet werden. Dieses Ereignis kann einen selbst oder einen nahestehenden Menschen betreffen. Die dabei erlebte Hilflosigkeit und das Ausgeliefertsein überschreiten die geltende kulturelle Norm. Kulturspezifische Interpretationen des Geschehens lassen die Bedrohung je nachdem noch schwerer werden. … drei Aspekte sind beim Erleben eines Traumas zentral: Hilflosigkeit, Ausgeliefertsein; Einbruch der eigenen Existenz: Sicherheiten lösen sich auf; außerordentliche negative Belastungen … sowohl bei normalen als auch bei pathologischen Reaktionen auf das Trauma spielen zwei psychologische Mechanismen die Hauptrolle: überschwemmt werden und abblocken; Angst- und Dissoziationsreaktionen. Diese Mechanismen helfen einerseits, den Organismus vor permanenter Übererregung zu schützen, unterstützen die Sinnfindung und damit die Integration des Trauma-Erlebens, werden aber andererseits auch pathogen, sobald sie rigide überhandnehmen. Die an sich notwendigen und gesunden Bewältigungsmechanismen können so auch zu pathogenen Mechanismen werden." (FN22) Menschen, die Derartiges miterlebt haben, zeigen wie bereits angesprochen, somatische und psychologische Phänomene: massive Stressreaktionen (Übererregung und Einstellung auf Kampf und Flucht), ein emotionsloses, dissoziiertes Funktionieren, schlimmstenfalls verblendetes Nichtwahrnehmen. Dazu wird der Traumatisierte von rekurrenten Erinnerungen verfolgt. Versuche, sich davor mit dissoziativen Ausweichstrategien wie Gefühllosigkeit, Verneinung, phobischer Vermeidung zu retten, gelingen nur wenigen, führen aber auf Dauer zu nachhaltigen Persönlichkeitsveränderungen (FN23). Der Traumatisierte versucht zu ignorieren und wendet sich den äußeren Geschäften des Tageslebens zu. Die psychische Verletzung wird ausgeblendet, und das psychisch/seelische Erlebniszentrum wird für unerkennbar erklärt (FN24). Von Bedeutung ist, dass diese Persönlichkeitsveränderungen zu Beeinträchtigungen der zwischenmenschlichen, sozialen und beruflichen Beziehungen führen. Merkmale zu einer Diagnosestellung in diesem Bereich sind: Eine feindliche oder misstrauische Haltung der Welt gegenüber; sozialer Rückzug; Gefühle der Leere oder Hoffnungslosigkeit; chronisches Gefühl von Nervosität wie bei ständigem Bedrohtsein; Entfremdung(FN25). Wenn die belastenden, traumatischen Situationen über längere Zeit akut bestehen bleiben (über drei Monate) spricht man von einer "posttraumatischen Belastungsstörung." (PTBS): "Verstärkt tritt sie auf nach: Naturereignissen oder vom Menschen verursachten Katastrophen, einer Kampfhandlung, einem schweren Unfall oder der Tatsache, Zeuge des gewaltsamen Todes anderer oder selbst Opfer von Folter, Terrorismus, Vergewaltigung oder anderer Verbrechen zu sein." (FN26) Um ein Verständnis dafür zu wecken, wie hoch die Rate der PTBS in Palästina und auch in Israel sein muss, braucht man nur die Medienberichterstattung der letzten 22 Monate aufmerksam verfolgen.

Eine Reihe von Untersuchungen der letzten Jahre beweist die psychische Belastung, die Traumen und deren Auswirkungen auf das israelische wie palästinensische Volk haben. (FN27) Ein Trauma erschüttert den Glauben eines Menschen an eine sichere Welt und wohlwollende Menschen und beeinflusst seine Wahrnehmung von Vergangenheit und Zukunft. Bezieht man nun alle bis jetzt angedachten Parameter ein, ergibt sich die Frage, was denn der Traumabegriff, das Trauma des Einzelnen und dessen Auswirkungen auf sein Leben mit einem ganzen Volk wie dem der Juden/Israelis und dem der Palästinenser zu tun hat.

Kollektives Trauma: Nakba und Holocaust

Nachdem ein Volk aus einer Vielzahl von Menschen besteht, hat es Bedeutung, wenn ein Großteil davon jeden Tag mit Situationen des Terrors und höchster Lebensbedrohung fertig werden muss. Dies gilt ebenso für das Eingesperrtsein in Gaza und der Westbank wie für die Angst und den Schrecken vor Selbsmordattentaten in Israel.

Das Schockerlebnis, das ein Einzelner erleidet, hat nicht nur Auswirkungen auf ihn, sondern auch auf Angehörige oder zufällig Teilhabende (Sekundärtraumatisierte): "Wenn die Traumatisierung … individuelle Schicksale so massiv übersteigt - hinsichtlich der Anzahl der Betroffenen, Häufigkeit, Intensität und Dauer -, so ist mit kollektiver Traumatisierung zu rechnen. Eine ganze Gemeinschaft oder ein ganzes Volk entwickelt dann auf Anhieb nicht zu identifizierende Reaktionen auf diese Traumatisierung." (FN28) Nakba, die "Katastrophe”, ist das einschneidendste und bedeutendste traumatische Erlebnis des palästinensischen Volkes. Nakba bedeutet die Niederlage der Palästinenser gegen den jungen Staat Israel im Jahr 1948, die Zerstörung von etwa 400 der insgesamt 531 palästinensischen Dörfer Palästinas, die Vertreibung von 726.000 der insgesamt etwa 1,4 Mio. in Palästina lebenden Araber und den Verlust von über drei Viertel des palästinensischen Landbesitzes in Palästina (FN29). Heute betreut die UNO 3,9 Mio. palästinensische Flüchtlinge und deren Nachkommen in insgesamt 59 Flüchtlingslagern in Gaza und der Westbank, Jordanien, Syrien und Jordanien (FN30). Die Nakba ist die letztlich prägende Erfahrung aller Palästinenser in ihrem kollektiven Bewusstsein. Sie bedeutet die Dispersion, Fragmentierung und Marginalisierung der palästinensischen Gesellschaft. Zum Zeitpunkt der Nakba hatte die palästinensische Elite Palästina längst im Stich gelassen und sich rechtzeitig ins Ausland abgesetzt. Die arabischen "Bruderstaaten” der unmittelbaren Nachbarschaft verrieten die Palästinenser ebenso, Ägypten sicherte sich Territorium mit der Besetzung des Gazastreifens, und der damalige jordanische König Abdullah hatte bereits vor dem Krieg mit Israels Führung ausgehandelt, dass ihm die Westbank zufallen würde. In den folgenden Jahrzehnten verhinderten die arabischen Nachbarn ebenso wie Israel erfolgreich die Etablierung eines Palästinenserstaates, bis 1967 schließlich Israel auch die Westbank und Gaza besetzte. Die Jahrzehnte von 1948 bis 1993, bis zum formalen Friedensschluss zwischen der palästinensischen Führung und Israel, waren einerseits gekennzeichnet durch den bewaffneten Kampf diverser palästinensischer Organisationen gegen die Besatzung Palästinas und andererseits von erfolglosen Anlehnungen an die arabischen Regimes der Nachbarschaft, die außer Lippenbekenntnissen wenig zur Befreiung Palästinas beitrugen. Nach der einzigen Schlacht, die Palästinenser gegen die israelische Übermacht je gewannen, der von Karama, konnte Yasser Arafat und mit ihm die PLO ab 1968 schließlich erstmals eine anerkannte palästinensische Führung etablieren. Den Preis für den jahrzehntelangen israelischpalästinensischen Konflikt zahlten jedenfalls bis heute nie die palästinensischen Eliten aller Art, sondern die breiten palästinensischen Massen, die in der Westbank, in Gaza und in den Flüchtlingslagern der benachbarten arabischen Staaten leben. Diese Massen haben ihr Schicksal bemerkenswert geduldig ertragen, nur zweimal wurde ihr Leidensdruck durch die israelische Besatzung so erhöht, dass sich auch diese stummen Massen offen auflehnten: in der ersten Intifada zwischen 1987 und 1993 und in der gegenwärtigen Al-Aqsa Intifada. (FN31) Unter Holocaust (oder hebräisch "Sho’ah”) versteht man den Versuch der Nationalsozialisten der Auslöschung aller Juden in ihrem Machtbereich. Für etwa 6 Mio. Juden bedeutete es Vertreibung, Entwürdigung, Diskriminierung, Zwangsarbeit, Folter und Tod (FN32). Einzigartig am Holocaust war die moderne bürokratische Vernichtungsmaschinerie, die ihn betrieben hat, und die Propaganda der Nationalsozialisten, dass die Auslöschung der Juden als "schädliche Rasse” der gesamten Menschheit dienlich sei (FN33). Juden, die dem Holocaust entweder entkommen waren oder ihn überlebt hatten, fanden mit internationaler Unterstützung eine neue Heimat in Israel (wenngleich auch auf Kosten der Palästinenser; eine gängige Parole zionistischer Pioniere war: "Ein Land ohne Volk für ein Volk ohne Land” (FN34)). Gemäß der Erklärung des Staates Israel aus 1948 ist Israel die Geburtsstätte des jüdischen Volkes. Auch seine gewaltsame Vertreibung von dort ändere nichts daran und habe nur den Wunsch nach Rückkehr gestärkt. Israel sei die Heimat für jeden Juden, und die Juden hätten wie jede andere Nation dieser Welt das Recht auf einen eigenen souveränen Staat. (FN35) Doch ihrem Holocaust-Trauma sind weder die Überlebenden noch deren Nachkommen entronnen. Zahlreiche jüdische Hilfsorganisationen betreuen heute Überlebende wie deren Nachkommen. Ohnmacht, Furcht, Schuld und Trennungsängste werden als die ständigen Begleiter der Überlebenden bezeichnet. An sich harmlose Alltagserscheinungen rufen oft schlafende Emotionen und Erfahrungen wieder wach. Die Kinder und Enkel der Überlebenden sind betroffen von Vorgängen, die sie nur erahnen können (FN36). Die besondere Ironie der heutigen Situation: Juden leben heute in ihrem "sicheren Hafen” Israel weitaus unsicherer und gefährlicher als in irgendeinem anderen Staat dieser Welt.

Beide Völker, Palästinenser und Israelis, leiden jeweils unter einem nationalen Trauma, das ihre Geschichte geschrieben hat und schreibt und das in seinen Inhalten ähnlicher nicht sein könnte: Entwürdigung, Verfolgung, Vertreibung und Kampf ums Überleben. Sie haben es nicht nur einmal, in den 40er-Jahren des vorigen Jahrhunderts, erlebt. Mit jedem der israelischarabischen Kriege seit 1948 ebenso wie mit der Besatzung Palästinas durch Israel und die beiden Aufstände dagegen erfolgte eine Wiederbelebung dieses Traumas.

Wodurch prägen einmalige Katastrophen wie der Holocaust und die Nakba den gegenwärtigen Krieg zwischen Israelis und Palästinensern? Diese Frage führt uns zu den Phänomenen der "transgenerationalen Weitergabe", der "Mehrfachtraumatisierung" und der "Re-Inszenierung".

Transgenerationale Weitergabe, Mehrfachtraumatisierung und Re-Inszenierung

Kommt es zu Mehrfachtraumatisierungen (in unserem Fall zweier ganzer Völker) und werden die einzelnen Traumen nicht aufgearbeitet, ergibt sich ein Verstärkereffekt für spätere Belastungen und eine Wiederbelebung des Traumas in Schlüsselsituationen. Traumen haben besonders in einem Kult der Stärke soziale Konsequenzen, eine davon ist die ständige Re-Inszenierung des Traumas und ein daraus resultierender Zyklus der Gewalt. Wer misshandelt, missbraucht oder vernachlässigt worden ist, neigt dazu, dies damit zu kompensieren, dass er sein Trauma an andere weitergibt, selbst zum Gewalttäter wird. Zwischen den beiden Weltkriegen kam es z.B. in Deutschland zu einer massiven Re-Inszenierung traumatischer Erfahrungen (die Niederlage im Ersten Weltkrieg und Kriegstraumen bei Millionen von Soldaten). Anstatt diese individuell und kollektiv aufzuarbeiten, wurde ein Kult der Stärke und der Verleugnung aufgebaut, dann stürzte sich Deutschland in einem "traumakompensatorischen Unternehmen ungeheuren Ausmaßes" in den Zweiten Weltkrieg. Und: "...wenn sich die mittelbaren Traumafolgen über Generationen erstrecken, sprechen wir von einem transgenerationalen Effekt oder transgenerationaler Traumatisierung … diese Phänomene können weitreichende politische Folgen haben … sie geben … für Fragen der … Umstellung auf friedliche Lebensbedingungen wertvolle Hinweise … die Kinder sollen einen Ausgleich schaffen für die Verluste der Eltern…" (FN37) Wie sehr der Holocaust auch heute lebende und aufwachsende Generationen von Israelis traumatisiert und beeinflusst (und so auch einen israelischen Kult der Stärke begründet), lässt sich vielleicht am besten durch die Inhalte der Reden israelischer Führer darstellen: "…the memory of the Holocaust accompanies us throughout our lives and is part of our identity and consciousness both as individuals and as a people. ... The Holocaust is a trauma and an inseparable part of our being for eternity. … We will not stand about with feelings of inferiority in the face of outbreaks of anti-Semitism. We are not a people without sovereignty; we are not helpless. ... The memory of the Holocaust will certainly remain in the consciousness of the Jewish people for generations to come… ” (FN38) "… I come here today from the Land of Israel where I was born, in which I live and for which I have fought all my life … We must remember that the Jewish people have one small state in which we have the right and the power to defend ourselves with our own forces, and we must daily thank the Almighty for this … It is the right of the Jewish people, after years of suffering and privation, to be the masters of our fate and to let no one control the fate of our people. We will preserve this right more than anything… ” (FN39) "… I believe that we have forever inculcated the horror of the Holocaust , so that we will never forget … the Holocaust became an integral part of our identity and collective past as a nation … Israel is the only place in the world where Jews have the right and capability to defend themselves, by themselves…” (FN40) Ähnliche Bekenntnisse gibt es auch auf palästinensischer Seite: "…the roots of the Palestine question lie here. Its causes do not stem from any conflict between two religions or two nationalisms. Neither is it a border conflict between neighboring states. It is the cause of a people deprived of its homeland, dispersed and uprooted, and living mostly in exile and in refugee camps … for tens of years Zionists have been harassing our people's cultural, political, social and artistic leaders, terrorizing them and assassinating them. They have stolen our cultural heritage, our popular folklore and have claimed it as theirs … six major revolts and tens of popular uprisings were staged to foil these attempts, so that our homeland might remain ours. Over 30,000 martyrs … died in the process … for many years now, our people has been exposed to the ravages of war, destruction and dispersion. It has paid in the blood of its sons that which cannot ever be compensated. It has borne the burdens of occupation, dispersion, eviction and terror more uninterruptedly than any other people. And yet all this has made our people neither vindictive nor vengeful. Nor has it caused us to resort to the racism of our enemies…” (FN41) "…our mighty people who show steadfastness, on this day of the anniversary of the Nakba inflicted on our people in 1948 ... Fiftythree years of suffering and displacement in the homeland and outside the homeland. Our people in their deep faith are tolerating all kinds of pressure and facing a great conspiracy with unyielding endurance and will … this is the fate of our people to remain steadfast on this holy land defending out right to our homeland, and defending their religion region … I salute the accepting people, the steadfast. I say that your sacrifices will not go wasted. Victory is from God. Until we meet in Palestine and in Jerusalem. We are together until victory...” (FN42) Mediation

Welche Möglichkeiten gibt es nun, einen Verhandlungsaustausch, eine Gesprächsbasis zwischen Israel und Palästina - Sharon und Arafat - herzustellen? Wenn ein Konflikt so verhärtet ist, Druck von Außen nicht verfügbar bzw. auch ergebnislos scheint, dürfte der Urkonflikt, das eigentlich darunter Liegende, nie besprochen worden sein. Dieser Umstand führt jeden Versuch einer Konfliktlösung ad absurdum. Immer wieder hört man von neuerlichen Verhandlungs- und Vermittlungsversuchen, es wird Wert gelegt auf einen neutralen Ort, auf neutralen Grund und Boden, doch die Wahl der Methode mit der es zu einer Annäherung kommen kann und die Neutralität dessen, der die Verhandlung begleiten soll, wird vernachlässigt.

Als das geeignetste Mittel erscheint das Verfahren der Mediation (vermittelnde Streitschlichtung): Mediation ist eine etablierte Methode der professionellen Konfliktregelung, in der ein "neutraler Dritter", der die Allparteilichkeit wahren kann, die Konfliktparteien dabei unterstützt, die strittigen Punkte zu identifizieren, die hinter den Positionen liegenden Interessen zu elaborieren, darüber zu verhandeln und eigenverantwortliche und nicht von außen aufgesetzte Lösungen zu entwickeln.

Lässt man diese Worte auf sich wirken, hat man drei Interpretationsmöglichkeiten zur Auswahl. (I) Eine politische, die erlaubt Tendenzen für nächste Entscheidungen beziehungsweise Weichenstellungen abzuschätzen, (II) eine soziologische, die sich mit den gesellschaftlichen Massenbewegung und den dazugehörigen Ressentiments befasst und letztlich (III) den psychoanalytischen Zugang zur Kulturtheorie des Sündenbocks bzw. der Auswirkungen der kollektiven, generationsübergreifenden Traumatisierung der Menschen: (I) Eine politische Interpretation dieser Aussagen würde feststellen, dass beide Seiten um dasselbe Land und seine Ressourcen streiten. Nachdem die Tatsache der Existenz Israels feststeht ebenso wie das völkerrechtlich verbriefte Recht der Palästinenser auf ihren eigene Staat, muss ein Weg gefunden werden, die Ansprüche beider Seiten weitgehend zufrieden zu stellen und herauszufinden, welchen Preis beide Seiten dafür zahlen müssten. Da beide Seiten, vor allem aber Israel (und mit ihm Jordanien und Ägypten), die Sicherheit an die Spitze ihrer Bedürfnisse stellen, läuft es letztlich darauf hinaus, welche Sicherheitsgarantien abgegeben werden müssten, um zu einer friedlichen Konfliktlösung zu kommen, und auch wie Umsetzung und Einhaltung dieser Sicherheitsgarantien garantiert werden könnten. Fragen wie Religion, Kultur und Geschichte würden in diesem Ansatz notwendigerweise weitgehend ausgeklammert werden. Im positivsten Fall würde dieser Ansatz zur Schaffung eines "kalten Friedens" wie er zwischen Ägypten und Israel besteht, führen.

II) Dynamik einer Gruppe bedeutet immer das Wecken von Ängsten und Hoffnungen mit dem infantilen Wunsch nach Erfüllung der eigenen Sehnsüchte. Zu einer Gruppe zu gehören, im Dienste einer Gemeinschaft zu denken, hat mit der Ursehnsucht des Menschen nach einer ungetrennten Verbundenheit mit dem Kosmos zu tun. Dieses symbiotische Gefühl kennen wir alle aus unseren ersten Lebenstagen und dann wieder im Zustand der Verliebtheit, wenn die Grenzen des Ich rauschzustandsähnlich mit dem Liebesobjekt verschwimmen, und in Massenbegegnungen in Gruppen (FN43). Gruppen dulden kein Gefühl des Individualismus, alle Grenzen werden zur Einheit aufgelöst, wer anderer Meinung ist, gehört nicht dazu, stört die Bildung der geborgenen Gruppenhaut empfindlich und wird ausgestoßen. Dieser Zustand ist bedrohlich und nicht dienlich, um Vertrauen aufzubauen, er nährt Ängste aller Art.

Betrachtet man nun das Entstehen radikaler Gruppen so erkennt man den "... psychologischen Homogenisierungsprozess aufgrund der rhetorischen Umwandlung von schwelendem Ressentiment in offenen Hass, eventuell verbunden mit der Erlaubnis zu offener Gewalttätigkeit." (FN44) III) Die psychologischen Mechanismen, die dahinter stehen, würden an dieser Stelle ein eigene umfassende Arbeit erfordern. Dennoch seien sie an dieser Stelle kurz erwähnt, um aufzuzeigen, wie umfassend und vielschichtig dieser Konflikt zu beachten und betrachten ist. Der Schwerpunkt der Betrachtungsweisen in dieser Arbeit soll ganz gezielt auf die Auswirkungen der Traumatisierung angelegt werden, da zu beobachten ist, dass die Verhandlungen zwischen Juden und Arabern immer an der gleichen Stelle stocken und sich der ewige Kreislauf von Gewalt und Gegengewalt/Druck und Gegendruck immer wieder aufs Neue reinszeniert, ohne Nachvollziehbarkeit einer Logik, die einem Fortkommen und einer Entwicklung auf einer reifen Ebene dienten. Es wirkt wie eine Inszenierung einer unendlichen Geschichte, in der sich Abwehr und Verdrängung immer wieder aufs Neue wiederholen. (FN45) Der palästinensischisraelische Konflikt erscheint v.a. seit der DOP 1993 als ein Musterbeispiel dafür, wie Mediation nicht ablaufen sollte bzw. was alles als Mediation missverstanden werden kann.

Seit 1948 sind Anstrengen der verschiedensten Art unternommen worden, diesen Konflikt zu lösen und zu beenden. Dies unter der Voraussetzung, dass beide Völker über die Jahrzehnte hinweg immer mehr dahingehend sozialisiert wurden, einander als ewige Feinde zu sehen. Die PLO vollzog aber zugleich immer mehr einen Politikwandel vom Ziel der Zerstörung Israels hin zu dessen Akzeptanz und zur Zweistaatenlösung.

Das grundlegende Problem mit den internationalen Akteuren, die sich bis heute als Mediatoren zwischen Israelis und Palästinensern ausgeben (USA, Ägypten, Jordanien, EU), ist, dass sie ausnahmslos eigene Interessen in diesem Konflikt wahrnehmen wollen bzw. wie Ägypten und Jordanien einen unabhängigen Staat Palästina sogar als Bedrohung ihrer nationalen Interessen sehen.

Die Dienste der arabischen Nachbarn (teilweise zusammen mit den USA) waren nur in einer Phase erfolgreich: in den Jahren 1991 und 1992. Nachdem Israel nicht mit der PLO verhandeln wollte, wurden palästinensische Verhandler in bilaterale Verhandlungen zwischen Israel und seinen arabischen Nachbarn eingebunden, dadurch ergaben sich erste palästinensischisraelische Kontakte und Verhandlungen. Im Vorlauf dazu hatten arabische Staaten Kontakte zwischen der PLO und den USA hergestellt. Neben dieser offiziellen Schiene liefen in diesen Jahren eine ganze Menge inoffizielle Kontakte auf der Ebene von palästinensischisraelischen Workshops und bereiteten den Grund für Kontakte auf der Führungsebene.

Die offiziellen palästinensischisraelischen Verhandlungen in Washington stagnierten 1992 auf Grund des Umstandes, dass die palästinensische Seite einen Staat erreichen, die israelische Seite aber bloß Autonomie zugestehen wollte. Ende 1992 starteten dann in Oslo erste Kontakte zwischen israelischen Akademikern und PLO-Vertretern. Zu Beginn schon verständigten sich beide Seiten darauf, die Vergangenheit vollkommen aus den Verhandlungen auszuklammern! Die norwegische Regierung arrangierte die Treffen, diente als Kommunikationskanal und präsentierte im Anlassfall Kompromissformeln. Die Verhandlungen wurden schließlich auf die Ebene zwischen PLO und israelischer Regierung verlegt und ihr Ergebnis war die DOP, die ironischerweise keinen palästinensischen Staat, sondern nur die Autonomie hervorbrachte. In einer großen Zeremonie in Washington unterzeichneten Abu Mazen (die Nummer 2 der PLO) und der israelische Außenminister Shimon Perez die DOP, die Außenminister der USA und der Russischen Föderation fungierten als Zeugen. Wie wenig der grundsätzlich israelischpalästinensische Gegensatz zu diesem Zeitpunkt ausgeräumt war, zeigt der Handschlag Arafat-Rabin anlässlich dieser Zeremonie, als der widerstrebende Rabin von US-Präsident Bill Clinton zu Arafats Hand geschoben werden musste.

Worauf bei all der Freude über die DOP vergessen wurde: Die DOP wurde ohne einen Ansatz von Vergangenheitsbewältigung ausgearbeitet; kein grundlegendes israelischpalästinensisches Problem wurde angesprochen; es wurde kein Kontrollregime eingesetzt, das die Implementierung der der DOP folgenden Abkommen überwachte; die Haltungen und Interessen großer Gruppierungen der beiden Völker (z.B. der palästinensischen Flüchtlinge) wurden vollkommen ignoriert. (FN46) Wie sollten erfolgreiche Verhandlungen ablaufen, die zu einem nachhaltigen positiven Ergebnis für die Verhandlungspartner führen? International anerkannt und umgesetzt wird seit Jahren das in den USA entwickelte sogenannte "Harvard Negotiation Project". Dies soll als Beispiel dafür herangezogen werden, wie erfolgreiche Verhandlungen geführt werden sollten.

Grundlegend ist in diesem Konzept die Festlegung auf sachbezogenes Verhandeln. Anstatt um Positionen zu feilschen (diese verbergen die dahinter liegenden Probleme, erzeugen negative Regungen, verzögern die Verhandlungen und belasten oft zukünftige Beziehungen), werden Streitfragen nach ihrer Bedeutung und ihrem Sachgehalt entschieden. Im Vordergrund der Verhandlungen steht der gegenseitige Nutzen. Bei Widersprüchen soll das Ergebnis auf fairen Prinzipien beruhen, die vom beiderseitigen Willen unabhängig sind.

Sachbezogenes Verhandeln beruht diesem Konzept zufolge auf vier Grundprinzipien: - Menschen: Menschen und Probleme sollten getrennt voneinander behandelt werden. Dieser Bereich zielt ab auf die Berücksichtigung von Vorstellungen und Emotionen der Verhandlungspartner, gibt Regeln für die Kommunikation und fordert Vorausdenken.

- Interessen: nicht Positionen, sondern Interessen sollten im Mittelpunkt stehen. Dazu ist es notwendig, Interessen herauszufinden und über diese offen zu sprechen.

- Entscheidungsmöglichkeiten: Vor einer Entscheidung sollten verschiedene Wahlmöglichkeiten entwickelt werden. Dazu müssen eine Diagnose erstellt, Rezepte ausgearbeitet, die Basis der Wahlmöglichkeiten erweitert, Vorteile für beide Seiten gesucht und der Gegenseite die Entscheidung erleichtert werden.

- Neutrale Kriterien: Das Verhandlungsergebnis sollte auf objektiven Entscheidungsprinzipien aufbauen, bloße Willensentscheidungen sollten ausgeklammert werden. Objektive Kriterien sollen von den Verhandlungspartnern entwickelt und angewendet werden.

Dieses Verhandlungskonzept beschäftigt sich auch mit der Frage, wie eine Seite nun verhandeln soll, wenn die andere auf Grund der ihr zur Verfügung stehenden Ressourcen als übermächtig erscheint. Grundregel ist, besser kein Verhandlungsergebnis zu erzielen als eines, das später bereut wird. Nun ist es möglich, ein Limit festzusetzen, unter dem kein Abschluss akzeptiert wird, das behindert aber auch die Entwicklung maßgeschneiderter Alternativen. Deshalb ist es vonnöten, sich darüber im Klaren zu sein, was denn die beste Alternative zum Vertragsabschluss ist. Je attraktiver diese "beste Alternative" ist, desto größer wird die Verhandlungsmacht des Schwächeren: Wenn er auf Grund der Attraktivität seiner Alternativen leicht und unbeschwert aus Verhandlungen aussteigen könnte, ist seine Einflussmöglichkeit auf die Verhandlungen stärker. (FN47) Der Mediator ist "Manager" und "Regisseur" des Rahmens, des Prozesses, der Kommunikation, des Verhandlungsstils, doch ist er in keiner Weise verantwortlich für den Inhalt wie das Ergebnis. Die Grundbedingung für einen Mediationsprozess ist die Freiwilligkeit und Selbstbestimmung, sich auf den Mediationsprozess mit dem gewählten Mediator als Regisseur einzulassen. Seine Verantwortung ist der Prozess, d. h.: - wie der Prozess verläuft und wie lange er die Parteien an einem Thema arbeiten lässt; - wann und wie die Parteien miteinander reden, welchen Interaktionsregeln sie folgen; er ist verantwortlich dafür, seine Allparteilichkeit zu wahren: er achtet darauf, dass beide Konfliktparteien gleich viel Zeit und Raum haben; er akzeptiert keine einseitigen Definitionen und er versucht, die Interessen beider Konfliktparteien zu verstehen und als berechtigt anzuerkennen.

In der Allparteilichkeit liegt eine der größten Fallen für den Mediationsprozess: Gibt es hier ein Problem, gerät die Verhandlung ins Stocken, da die Interessen und Bedürfnisse eines Konfliktpartners nicht mehr wahrgenommen und akzeptiert werden. So ist neben der professionellen Arbeit als Mediator noch seine persönliche Haltung im Prozess ständig zu überprüfen.

In Hinblick auf politische Mediationen wird oft gefordert, dass "Engagement und nicht Neutralität im Zentrum der Aufgaben der Vermittlerinnen und Vermittler steht" (FN48). In politischen Mediationen sollen die Mediatoren nicht nur als Hüter des Prozesses fungieren, sondern auch inhaltliche Vorschläge einbringen, direktive Strategien sind in diesem Konzept die erfolgversprechendsten.

Im Nahen Osten scheint genau diese Haltung das Problem zu sein. Welcher Vermittler ist in der Lage, fern eigenen Interessen und Werthaltungen Juden wie Palästinensern neutral zu begegnen und mit ihnen die unter dem äußeren Konflikt liegende Problematik anzuschauen? Erschwert wird die Situation noch durch die Traumatisierungsgeschichte mit ihren Aus- und Nachwirkungen auf beide Völker. Dieser Einfluss scheint auf sämtliche Verhandlungen zu wirken und diese nachhaltig zu behindern. Zu bedenken ist auch, dass Konfliktparteien in erster Linie durch Machtinteressen geprägt sind und ein Machtungleichgewicht und Gefälle in den Verhandlungen zu überbrücken ist. (FN49)

Schlussfolgerungen

Eine nachhaltige friedliche Lösung des palästinensischisraelischen Konfliktes ohne ernsthafte und tiefgreifende Auseinandersetzung mit den psychologischen Ursachen des Konfliktes scheint nicht möglich zu sein. Ausschließlich "politische” Lösungen sind letztlich nur Zwischenlösungen, wie der Oslo-Prozess gezeigt hat.

Die Gewalttaten, die in Palästina und Israel seit Jahrzehnten verübt werden, dürfen nicht verniedlicht und die Täter nicht entschuldigt werden. Vielmehr sollte ein Kriegsverbrechertribunal (oder zumindest eine Wahrheitsfindungskommission nach südafrikanischem Beispiel) einen Beitrag zur Auseinandersetzung mit und Aufarbeitung der palästinensischisraelischen Vergangenheit und zum Aufbau des nationalen Selbstbewußtseins beider Völker leisten und die Menschen so in respektvoller Art und Weise dabei unterstützen, mit dem Schrecken der Zeit fertig zu werden.

Die Menschen in Israel und in Palästina leben durch ihre Geschichte wie auch in der Gegenwart in einer traumatischen Lebenssituation, ihre nationalen Traumen wurzeln in Nakba und Holocaust, die als kollektive transgenerationale Traumen weitergegeben und ständig auf das Neue reinszeniert zu werden scheinen. Dies dürfte auch der Grund für den Zyklus der Gewalt zu sein, der in der gegenwärtigen Situation wieder einen seiner Höhepunkte erlebt.

Die bisherigen Verhandlungen zwischen Palästinensern und Israelis sind fruchtlos geblieben, weil sie nicht sachbezogen geführt werden konnten. Bis heute fehlt ein neutraler Mediator, der diese Verhandlungen in die richtige Richtung lenken könnte, da zuviel an Unausgesprochenem auf beiden Seiten präsent ist und mitreagiert.

Auf Grund all dieser Überlegungen bietet sich keine schnelle Lösung für den palästinensischisraelischen Konflikt. Der Weg dorthin ist ein langwieriger: Schulen und andere Einrichtungen müssten Entwicklungsmöglichkeiten schaffen, um das Selbst der Palästinenser wieder aufzubauen und sie zu eigenständigen, verhandlungsfähigen Partnern zu machen. Dazu bräuchten sie aber einen sicheren Ort, ein Land ohne ständige Präsenz einer übermäßigen Gewalt, um mit ihren Traumen zurechtzukommen und ihr Selbst in Ordnung zu bringen. In kleinen Schritten müssten sie dann dazu gebracht werden, Verantwortung zu übernehmen, auch ein demokratisches System aufzubauen und damit letztlich Israel jene Sicherheitsgarantien zu geben, die es verlangt.

Die Israelis müssten erkennen, was sie den Palästinensern angetan haben, dann werden sie auch zu einer unbedingt notwendigen Entschuldigung bereit sein. Die Palästinenser müssten ihre Not und ihre Qual dazu in einer Art und Weise formulieren, dass Israelis und die restliche Außenwelt sie verstehen. Letztlich müssten beide von außen Schutz erhalten.

Zur Erreichung dieses Zieles erscheint der Einsatz einer internationalen Schutztruppe, die Palästinenser und Israelis voreinander schützt, unumgänglich. Dann erst kann der langwierige Prozess der Trauma- und Vergangenheitsbewältigung und einer Annäherung beginnen, dann erst kann die Suche nach einem neutralen Mediator erfolgen, der beide Seiten zusammenführt, damit sie nach einer nachhaltigen Lösung suchen und diese gemeinsam finden können. Wenn keine solche Lösung gefunden wird, wird der gegenwärtige Krieg zu einem Erschöpfungskrieg, und der Zyklus der Gewalt beginnt wieder von vorne.

ANMERKUNGEN:

(Fußnote/FN1) Vgl. Convention For The Protection of Cultural Property in the Event of Armed Conflict. The Hague, 1954. Convention (IV) relative to the Protection of Civilian Persons in Time of War. Geneva, 1949. Satzung der Vereinten Nationen. San Francisco, 1945. UN General Assembly (GA) Resolution 181 (II), 1947. GARes 217 A (II), 1947. GARes 194 (III), 1948. GARes 1.514 (XV), 1960. GARes 2.105 (XX), 1965. GARes 2.253 (ES-V), 1967. GARes 2.254 (ES-V), 1967. GARes 3.326 (XXIX), 1974. UN Security Council (SC) Resolution 242, 1967 SCRes 252, 1968. SCRes 267, 1969. SCRes 271, 1969. SCRes 338, 1973. SCRes 446, 1979. SCRes 452, 1980. SCRes 465, 1980. SCRes 476, 1980. SCRes 478, 1980. SCRes 1.397, 2002. SCRes 1.402, 2002. SCRes 1.403, 2002. SCRes 1.405, 2002. UN-ECOSOC Resolution 663C (XXIV), 1957. UN-ECOSOC Resolution 2.076 (LXII), 1977. UN ECOSOC Res. E/CN.4/2002/3. UN ECOSOC Res. E/CN.4/2002/19.

(FN2) An dieser Stelle soll auf Quellenangaben verzichtet und das Studium der Tagesnachrichten in diesen Tagen empfohlen werden (Juli 2000).

(FN3) Vgl. Declaration of Principles on Interim Self-Government Arrangements. Washington 1993.

(FN4) Vgl. Brief des PLO-Vorsitzenden Yasser Arafat an den israelischen Ministerpräsidenten Yitzhak Rabin und Brief des israelischen Ministerpräsidenten Yitzhak Rabin an PLO-Vorsitzenden Yasser Arafat vom 9.9.1993.

(FN5) Vgl. Seidl-Hohenveldern, Ignaz: Die Staaten. In: Neuhold/Hummer/Schreuer (Hg.); Österreichisches Handbuch des Völkerrechts, 3. Auflage, Textteil, Wien 1997, S.135.

(FN6) Die Schilderung dieser Sachverhalte ergibt sich aus mehreren persönlichen Gesprächen von Harald Haas mit Dr. Abdel-Shafi in Gaza im Zeitraum von 1999 bis 2002.

(FN7) Vgl. Savir, Uri: The Process: 1,000 Days that changed the Middle East. New York 2000. Hirschfeld, Yair/Rolling, Sharon: The Oslo Process and the Peopleto-People Strategy. In: Development: Journal of the Society for International Development 3/2000.

(FN8) Vgl. Excerpts of PM Rabin Knesset Speech: Jerusalem, 21.9.1993. Policy Statement presented by Prime Minister Yitzhak Rabin to the Knesset on the Gaza-Jericho Agreement. Wednesday, May 11, 1994. Prime Minister Yitzhak Rabin: Ratification of the Israel-Palestinian Interim Agreement. The Knesset, October 5, 1995. Remarks by Mr. Uri Savir, Head of Israel's Delegation to the Permanent Status Negotiations between Israel and the Palestinian Authority Opening Session; Taba, May 5, 1996. Statement to the Knesset by Prime Minister Benjamin Netanyahu on the Protocol Concerning Redeployment in Hebron; Jerusalem, January 16, 1997. Foreign Minister David Levy Replying in the Knesset to Motions to the Agenda on the Peace Process; Jerusalem, March 12, 1997. Speech by Prime Minister Benjamin Netanyahu at the U.N. General Assembly, 24.9.1998.

(FN9) Vgl. Rubin, Barry: The Transformation of Palestinian Politics-From Revolution to State-Building. London 1999, S.138-158. Rubinstein, Danny: One more River to cross. In: Al Awda News vom 19.6.2001. Bligh, Alexander: The Jordanian Army: Between Domestic and External Challenges. Frisch, Hillel: Guns and Butter in the Egyptian Army. In: Middle East Review of International Affairs; Volume 5, Number 2; Tel Aviv 2001; S.1-9.

(FN10) Vgl. Said, Edward: One Way Street. In: Al Ahram Weekly, 11-17 July 2002, Issue No. 594.

(FN11) Vgl. Internet-Dokument: www.palplc.org/english/first.html und www.palplc.org/englishplc_elect.html vom 18.11.2000; Palestinian Academic Society for the Study of International Affairs (Hg.); Diary 2000; Jerusalem 1999; S.9-18; Ministry of Planning and International Cooperation (Ed.); MOPIC's first and second Quarterly Monitoring Report of Donor's Assistance; Gaza City 1999.

(FN12) Vgl. Palestinian Centre for Human Rights (Hg.): Annual Report 1999-Narrative and Financial Reports. Gaza 2000, S.122-127. Council on Foreign Relations (Hg.): Independent Task Force Report-Executive Summary: Strengthening Palestinian Public Institutions. New York 1999, S.11. Office of the United Nations Special Coordinator in the Occupied Territories (Hg.): Rule of the Law Development in the West Bank and the Gaza Strip, Survey and State of the Development Effort May 1999. Gaza City 1999, S.3, 11-12, 18-31, 34-39, 43-51, 59-68, 83, 85. Amnesty International (Hg.): Annual Report 1998: Palestinian Authority. London 1998. Amnesty International (Hg.): Annual Report 1999: Palestinian Authority. London, 1999. Amnesty International (Hg.); Palestinian Authority: Prolonged Political Detention, Torture and Unfair Trials, MDE 15/68/96. London 1996; (FN13) Vgl. Hass, Amira: The Civil Administration was never disbanded. In: Ha’aretz, 4.7.2002.

(FN14) Vgl. International Committee of the Red Cross (Hg.); Annual Report 1995,1996,1997,1998: Israel, the Occupied Territories and the Autonomous Territories; Genf 1996,1997,1998,1999; Amnesty International (Hg.); Annual Report 1998: Israel and the Occupied Territories; London 1998; Amnesty International (Hg.); Annual Report 1999: Israel and the Occupied Territories; London 1999; Palestinian Centre for Human Rights (Hg.); The Bitter Life-A Report on the Israeli Human Rights Violations in the Yellow Areas in the Gaza Strip, Series Study 16; Gaza 1999; S.5-7.

(FN15) Bunzl, John: Interview, 1996; Internet-Dokument. www.zoom.mediaweb.at/zoom_396/bunzl.html vom 21.7.2002.

(FN16) Vgl. Agreement on the Gaza Strip and the Jericho Area; Kairo 1994; Agreement on the Preparatory Transfer of Powers and Responsibilities. Erez 1994. Interim Agreement on the West Bank and the Gaza Strip. Washington 1995. The Wye River Memorandum. Washington 1998. The Sharm El Sheikh Memorandum on Implementation Timeline of Outstanding Commitments of Agreements. Sharm El Sheikh 1999. The Taba Talks. In: Ha‘aretz vom 14.2.2002.

(FN17) Vgl. Bunzl, John: Intifada 2000. In: Die Furche Nr. 42 vom 19.10.2000.

(FN18) Vgl. Palestinian Central Bureau of Statistics (Hg.); The Internal Trade Survey 1996, Main Results; Ramallah 1997; Palestinian Central Bureau of Statistics (Hg.); The Internal Trade Survey 1997, Main Results; Ramallah 1998; Palestinian Central Bureau of Statistics (Hg.); Population, Housing and Establishment Census 1997; Ramallah 1999; S.9f, 23-41; UNRWA HQ AMMAN (Hg.); Department of Relief & Social Services, Registration Statistical Bulletin for the 1st Quarter 1999 (1/99); Amman 1999; S.4.

(FN19) Vgl. Internet-Dokument: www.btselem.org/English/Statistics?Total_Casualties.asp vom 13.7.2002; www.btselem.org/English/Statistics?Al_Aqsa_Fatalities.asp vom 13.7.2002; www.phrmg.org vom 13.7.2002; www.pchrgaza.org/facts/fact4.html vom 13.7.2002; www.pchrgaza.org/special/killings_chart.html vom 13.7.2002; www.palestinercs.org/Latest_Crisis_Updates_Figures&Graphs.htm vom 13.7.2002; www.Israelmfa.gov.il/mfa/go.asp?MFAH0i5d0 vom 13.7.2002.

(FN20) Vgl. Report of the Sharm El-Sheikh Fact Finding Committee (Mitchell Plan); 20th May 2001; The Tenet Plan; 13th June 2001; Israeli-Palestinian Ceasefire Plan proposed by US Envoy Antonny Zinni; 26th March 2002.

(FN21) Vgl. ebd.; S.19.

(FN22) Vgl. Gisela Perren-Klinger; Trauma-Vom Schrecken des Einzelnen zu den Ressourcen der Gruppe; Bern 1995; S.13f.

(FN23) Vgl. Perren-Klinger; 1995; S.17.

(FN24) Vgl. Fischer/Riedesser; 1999; S.20f.

(FN25In: Friedhelm Lamprecht; Praxis der Traumatherapie; Stuttgart 2000; S.22 (FN26) Lamprecht, a.a.O. S.20.

(FN27) Vgl. (Auswahl:) Gaza Community Mental Health Programme (Hg.); Third International Conference: Health and Human Rights, 13-15 Oct. 1997; Gaza 1997; Centre for the Studies of Children at Risk (Hg.); Thomas Miller/Mustafa El-Masri/Samir Qouta; Health of Children in War Zones: Gaza Child Health Survey; Ontario 2000; Samir Qouta/Eyad El-Sarraj/Raija-Leena Punamaki; Mental flexibility as resiliency factor among children exposed to political violence. In: International Journal of Psychology, London 2000, S.35; Samir Qouta/Eyad El-Sarraj; Palestinian Children Under Curfew; in: Psychological Studies, Vol.4, 1994; S.1-12; Raija-Leena Punamaki/Samir Qouta/Eyad El-Sarraj; Relationships between Traumatic Events, Children's Gender, and Political Activity, and Perceptions of Parenting Styles. In: International Journal of Behavioral Development, 27 (1); London 1997, S.91-109; Eyad El-Sarraj/Raija-Leena Punamaki/Suhail Salmi/Derek Summerfiled; Experiences of Torture and Ill-Treatment and Posttraumatic Stress Disorder Symptoms Among Palestinian Political Prisoners. In: Journal of Traumatic Stress, 9 (3); New York 1996, S.595-606.

(FN28) Vgl. Butollo, Willi/Kruesmann, Marion/Hagl, Maria: Leben nach dem Trauma - Über den therapeutischen Umgang mit dem Entsetzen. München 1998, S.168f.

(FN29) Vgl. www.badil.org/Statistics.htm vom 19.7.2002.

(FN30) Vgl. www.unrwa.org vom 19.7.2002.

(FN31) Eine umfassende und detaillierte Analyse der hier in Kurzform dargestellten Sachverhalte findet sich in: Baumgarten, Helga: Palästina: Befreiung in den Staat. Frankfurt am Main, 1991.

(FN32) Vgl. www.yadvashem.org.il/about_holocaust/index_about_holocaust.html vom 26.7.2002.

(FN33) Vgl. www.yadvashem.org.il/about_holocaust/index_about_holocaust.html vom 19.7.2002.

(FN34) Vgl. Bunzl, John: Hat Israel eine Zukunft? In: www.sjwien.at/hp/aktuelles/aktuelles_israel_april2002.shtml vom 22.7.2002.

(FN35) Vgl. The Declaration of the Establishment of the State of Israel. Tel Aviv, 14th May 1948.

(FN36) Vgl. www.amcha.org vom 18.7.2002.

(FN37) Vgl. Fischer/Riedesser, 1999, S.153ff.

(FN38) In: Rede des israelischen Präsidenten Moshe Katsav anlässlich der Eröffnungszeremonie für die Holocaust-Opfer und für den Helden-Gedenktag; Jerusalem, 8.4.2002.

(FN39) In: Rede des israelischen Premierministers Ariel Sharon anlässlich der Kranzniederlegungszeremonie im Grünewald-Bahnhof, Plattform 17; Berlin, 5.7.2001.

(FN40) In: Rede des israelischen Premierministers Ariel Sharon in Yad Vashem anlässlich des Holocaust-Gedenktages; Jerusalem, 18.4.2001.

(FN41) In: Rede des palästinensischen Präsidenten Yasser Arafat vor der UN-Generalversammlung; New York; 13.11.1974.

(FN42) In: Arafat, Yasser: Rede anlässlich des 53. Jahrestages der Nakba; s.l. 2001.

(FN43Vgl. Krainz, Ewald E.: Zur Morphologie der sozialen Welt. Habilitationsschrift an der Universität Klagenfurt. Klagenfurt 1997, S.86 (FN44)In: Modena, Emilio: Das Faschismus-Syndrom. Gießen 1998, S.285 (FN45)Vgl. Modena, a.a.O., S. 429 (FN46) Vgl. Kriesberg, Louis: Mediation and the Transformation of the Israeli-Palestinian Conflict. In: Journal of Peace Research 3/2001, S.373-390.

(FN47) Vgl. Fisher, Roger/Ury, William /Patton, Bruce: Das Harvard-Konzept. Frankfurt am Main, 2000.

(FN48) In: Klammer, Gerda/Geißler, Peter: Mediation, Einblicke in Theorie und Praxis professioneller Konfliktregelung. Wien 1999, S.221.

(FN49) Vgl. Klammer, Gerda/Geißler, Peter, a.a.O.; Haynes, John M.: Scheidung ohne Verlierer. München1993. Besemer Christoph: Mediation-Vermittlung in Konflikten. Darmstadt 1999.

Mag. Dr. phil. Harald Haas

Geb. 1965; Oberkommissär; Studium der Politikwissenschaften und der Kommunikationswissenschaften an der Universität Wien; wissenschaftlicher Beamter am Institut für Strategische Forschung an der Landesverteidigungsakademie Wien; Auslandsaufenthalte 1989-1991 in Thailand, 1996-1997 in Syrien, seit 1999 Forschungsaufenthalt in Palästina.

Mag. phil. Andrea Plaschke

Geb. 1970; Studium der Pädagogik/Psychologie und psychosozialen Praxis an der Universität Klagenfurt; Mediatorin, Kommunikationstrainerin und Supervisorin in freier Praxis - Institut für Kommunikation und Mediation, Lebens- und Sozialberatung; Koordinatorin der Akutbetreuung des Landes Kärnten; EMDR und Debriefing; seit 2002 Supervisorin im Gaza Community Mental Health Programme.



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