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Wie soll es mit der Divisionsstruktur der Army National Guard weitergehen?

von Raymond E. Bell Jr.

Kurzfassung

◄ Die Army National Guard (bis 1948 einfach als National Guard bezeichnet) verfolgt die Anfänge ihrer Kampfdivisionen bis kurz vor dem Ersten Weltkrieg zurück. Im Zweiten Weltkrieg kämpften neun National Guard-Divisionen im Pazifischen Operationsgebiet, während die anderen zehn in Europa, zwei davon in Nordwesteuropa und in Italien, zum Einsatz kamen. Bis zum Irak-Einsatz 2003 war der Koreakrieg der letzte Anlass, dass Army National Guard-Divisionen mit ihren organisch unterstellten Kampfverbänden Dienst außerhalb der kontinentalen USA leisteten.

Seit den Terroranschlägen vom 11. September 2001 in Washington und New York City wurde die Army National Guard zu einem wichtigen Faktor im Heimatschutz der USA. Stimmen wurden laut, dass Heimatschutz zur einzigen Aufgabe der Gardisten gemacht werden sollte, doch der Mangel an einsatzbereiten Verbänden der aktiven Armee bescherten der 42. Army National Guard-Division den Irakeinsatz. Mit Stand Oktober 2005 waren sieben Army National Guard-Brigadekampfgruppen (BCTs) im Irak im Einsatz.

Gegenwärtig ist die Transformation der aktiven Armee im Gange, die auch Auswirkungen auf die Army National Guard haben wird. An Stelle der traditionellen Struktur Armee - Korps - Division - Brigade - Bataillon soll eine Gliederung in "Einsatzverband X" - "Einsatzverband Y" - "Kampfbataillon" (Unit of Action, UA) eingenommen werden. Letzteres soll als Brigadekampfgruppe (BCT) das primäre Kampfelement sein. Die BCT soll unabhängig operieren können und nicht auf eine übergeordnete Führungsebene für Kampfunterstützung und Versorgung angewiesen sein.

Die US-Armeeführung beabsichtigt, die Anzahl der Brigaden von 33 auf 43 bis 48 in der aktiven Armee und auf 34 in der Army National Guard zu erhöhen. Während die Brigaden als UAs unter Divisionsflaggen gruppiert werden, wandelt sich der Status der Divisionen als solcher. Abzusehen ist, dass sich die Division der Army National Guard von ihrer heutigen Organisation hin in die Richtung entwickeln wird, die ihr aktives Gegenstück vorgibt. Der Ausdruck Guard Division wird wohl verschwinden und mit dem schwerfälligeren Ausdruck Army National Guard Unit of Employment ersetzt werden. ►


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Wie soll es mit der Divisionsstruktur der Army National Guard weitergehen?

Bis zur Verlegung der 42. Infanteriedivision (mechanisiert) der New Yorker Army National Guard in den Irak im Februar 2005 schien die Zukunft aller Army National Guard-Divisionen in den USA problematisch. Als aber die 42. Infanteriedivision mit ihren Kampfstiefeln irakischen Boden betrat, hatte es den Anschein, dass solche Divisionen auch in der zukünftigen Heeresstruktur der U.S. Army einen Platz haben würden. Mit ein Grund dafür ist der Mangel an einsatzbereiten Kampfverbänden der aktiven Army, weswegen erstmals seit dem Koreakrieg in den 50er-Jahren eine Division der Army National Guard zum Kampfeinsatz im nationalen Dienst eingezogen wurde.

Seit damals sind aber neue Umstände zum Tragen gekommen, nämlich die Transformation der Army. Mit ihr wurde das Konzept geboren, dass die Division durch einen so genannten "Einsatzverband" (unit of employment) sowohl in der aktiven Armee als auch der Army National Guard abgelöst wird. Zum Zeitpunkt der Drucklegung dieses Artikels ist aber das tatsächliche Aussehen dieser Transformation, insbesondere für die Army National Guard, noch ungewiss. Aus diesem Grund ist es vermutlich klug, nicht vorzeitig den Untergang der Army National Guard-Division vorherzusagen, zumindest nicht in der vorhersehbaren Zukunft. Ist es überhaupt unvermeidlich, dass die Division der Gardisten dem Vergessen anheim fallen wird?

Die Army National Guard bis zum Zweiten Weltkrieg

Die Army National Guard (bis 1948 einfach als National Guard bezeichnet) verfolgt die Anfänge ihrer Kampfdivisionen bis kurz vor den Ersten Weltkrieg zurück. Davor waren die Divisionen nur temporäre Organisationen, ein Flickwerk aus verschiedensten Regimentern. Doch schon 1912 hatten die Bundesstaaten New York und Pennsylvania ihre Verbände der Nationalgarde in Divisionen organisiert. Es dauerte allerdings noch bis zum National Defense Act von 1916, bis ein brauchbarer Versuch unternommen wurde, dieser Divisionsorganisation eine spezifische Struktur und Permanenz zu verleihen. Sowohl Nationalgarde als auch aktive Armee sollten gemäß diesem Gesetz in Divisionen mit drei Brigaden zu jeweils drei Regimentern organisiert werden. Eine Anpassung der Nummernbezeichnungen der National Guard-Divisionen an die Struktur der übrigen Armee ließ noch bis 1917 auf sich warten. Die National Guard wurde in 17 Divisionen, die 26. bis 42., organisiert, wobei letztere aus Gardisten aus 26 Bundesstaaten plus dem District of Columbia bestand. Alle diese Divisionen blicken auf eine längere Geschichte zurück als alle Verbände der aktiven Armee, ausgenommen die 1. Infanteriedivision.

Nicht alle diese National Guard-Divisionen erlebten einen Kampfeinsatz in Frankreich im Ersten Weltkrieg, doch alle verlegten noch vor dem Ende des Krieges dorthin. Die Verbände im Kampfeinsatz stellten aber einen hohen Prozentsatz aller eingesetzten Divisionen. Sie entledigten sich vorbildlich ihres Auftrages, sobald General John J. Pershing sie in die Schlacht gesandt hatte. Aber wie alle Divisionen, sei es der regulären Armee, der speziell für den Krieg aufgestellten nationalen Armee, die nach dem Krieg nicht notwendigerweise aufrechterhalten werden sollte, sei es der National Guard, verbrachten die National Guard-Divisionen viel Zeit in Frankreich mit der Ausbildung an und dem Zusammenbau von Gerät vornehmlich französischen Ursprungs. US-Soldaten brachten bei Einsätzen in Übersee in der Regel nur wenig mehr mit, als sie auf ihren Rücken und Schultern tragen konnten.

Von den National Guard-Divisionen im Krieg erlangte die 42. ("Rainbow")-Division die größte Bekanntheit. In ihr diente Brigadegeneral Douglas MacArthur, der viele Tapferkeitsauszeichnungen errang. Die 42. wurde Regenbogendivision genannt, weil sie aus National Guard-Verbänden so vieler Bundesstaaten und des District of Columbia bestand, deren Farben sich in den Schulterklappen ihrer Gardisten niederschlugen.

Der Erste Weltkrieg war ein Meilenstein für die Existenz formal organisierter National Guard-Divisionen. Das Gesetz über die nationale Verteidigung von 1920 genehmigte die permanente Aufstellung von Brigaden, Divisionen und Armeekorps in den verschiedenen Komponenten der Armee. Das Gesetz forderte die reguläre Armee auf, die Nationalgarde zu stärken und besonderes Gewicht auf die fortgesetzten Traditionen sowie die Festigung der Moral der Gardisten zu legen. Jede Division sollte aus zwei Infanteriebrigaden zu je zwei Regimentern bestehen. Eine Division sollte auch über ein Artillerieregiment mit drei Bataillonen, ein Pionierregiment mit zwei Bataillonen und ausgesuchte Unterstützungselemente verfügen. Die Nummernbezeichnungen aus dem Ersten Weltkrieg wurden in der Heeresstruktur beibehalten, wobei die 39. Division im Zweiten Weltkrieg durch die 43., 44. und 45. Division ersetzt wurde.

Die National Guard-Divisionen im Zweiten Weltkrieg und danach

Die erste Division einer Armeekomponente, die im Zweiten Weltkrieg einen Kampfeinsatz sah, war die 32. National Guard-Division, bestehend aus Gardisten aus Michigan und Wisconsin; sie trug im Jahr 1942 dazu bei, die Japaner an der Eroberung ganz Neuguineas zu hindern. Neun National Guard-Divisionen kämpften im Pazifischen Operationsgebiet, während die anderen zehn in Europa, zwei davon in Nordwesteuropa und in Italien, zum Einsatz kamen. Im Pazifik bestand fast das halbe U.S. Army-Kontingent aus National Guard-Divisionen und übertraf damit die Divisionsanzahl der beiden anderen Army-Komponenten zusammengenommen.

Im Korea-Konflikt, in der so genannten "Polizeiaktion", wurden beginnend mit 1951 acht - mittlerweile Army - National Guard-Divisionen für den nationalen (im Gegensatz zum bundesstaatlichen) Dienst mobilisiert. Sowohl die 40. als auch die 45. Infanteriedivision versahen aktiven Dienst in Korea. Bis die beiden Divisionen aber zum Kampfeinsatz kamen, war es beinahe Zeit für die mobil gemachten Gardisten abzurüsten, weil sie nur 21 Monate dienen durften. Währenddessen wurden die 28. und 43. Infanteriedivision nach Westdeutschland verlegt, um der neu geschaffenen NATO Unterstützung zu geben. Nur dadurch konnte die US-Regierung ihren Beitrag zur neuen Verteidigungsorganisation - konzipiert auf eine wünschenswerte Stärke von fünf Divisionen in Europa - leisten. Zwischenzeitlich wurde aber die Zahl aktiver Armee-Divisionen erhöht.

Der Koreakrieg war der letzte Anlass, dass Army National Guard-Divisionen mit ihren organisch unterstellten Kampfverbänden Dienst außerhalb der kontinentalen USA leisteten. Präsident Lyndon B. Johnson schreckte davor zurück, National Guard-Divisionen für den Einsatz in Vietnam zu mobilisieren; ebenso dachte niemand daran, Army National Guard-Divisionen für die Operationen Desert Shield und Desert Storm mobil zu machen. Es wurde sogar die Politik des früheren Stabschefs der Armee, General Creighton Abrams, verworfen, der zur "Abrundung" (round-out) der Division der aktiven Armee als dritte Brigade eine der Army National Guard heranziehen wollte. Die drei Kampfbrigaden, die zu Beginn der Operation Desert Storm mobilisiert wurden, wurden als nicht einsatzbereit eingestuft und blieben in den USA. Im Quadrennial Defense Review von 1997 wurden die noch existierenden acht Army National Guard-Divisionen aus der Struktur der Army herausgenommen, weil man ihr Weiterbestehen nach dem Zerfall der Sowjetunion nicht mehr als notwendig erachtete.

Verschiedenste Vorschläge wurden gemacht, was man mit diesen Divisionen machen sollte, darunter auch die Idee zirkuliert, je einen Verband zur Kampfunterstützungstruppe bzw. Versorgungstruppe zu machen. Als Vorbereitungen zur Umsetzung dieser Idee liefen, entschied sich der US-Präsident für eine Invasion des Irak.

Ein bedeutender Wendepunkt ergab sich aus der inadäquaten Planung des Pentagons für die Zeit nach dem Sturz Saddam Husseins. Wenig bis keine Gedanken wurden darauf verschwendet, was nach einer Niederlage der irakischen Streitkräfte passieren könnte - und auch tatsächlich geschah. Naiverweise nahm man an, dass die US-geführte Koalition nur sehr kurze Zeit benötigen würde, eine lebensfähige demokratische irakische Regierung einzusetzen, worauf man schnell wieder in die Heimat zurückkehren könnte, während der Irak sich zu einer demokratischen Insel in einem Meer autoritärer Regimes wandeln würde. Die politische Führung der USA verstand die Dynamik der Lage überhaupt nicht, die sich im Nachkriegs-Irak entwickelte. Als Folge davon mussten die USA einen Großteil ihrer Reservekomponenten (Reservisten der regulären Armee und Army National Guard) zum Aktivdienst rufen und sie im Irak für Stabilitäts- und Unterstützungsoperationen einsetzen.

Die Nationalgarde im Irak

Mit Stand Oktober 2005 waren sieben Army National Guard-Brigadekampfgruppen (BCTs) im Irak im Einsatz, die 29. aus Hawaii, die 48. aus Georgia, die 56. aus Texas, die 116. Panzerbrigade aus Idaho und Oregon, die 155. aus Mississippi, die 256. aus Louisiana und das 278. Panzergrenadierregiment aus Tennessee. Die 2. Brigade der 28. Infanteriedivision (mechanisiert) aus Pennsylvania verlegte im Frühherbst 2005 in den Irak. Einige dieser BCTs in der Stärke von ungefähr 3.000 Mann operieren unter der Führung aktiver Armeedivisionen wie z.B. das 256. BCT, das mit der 3. Infanteriedivision dient.

Vor diesen BCTs waren schon das 29., 30. und 81. BCT im Irak im Einsatz. Das 39. BCT aus Arkansas kehrte im März 2005 in die USA zurück, nachdem es mit der 1. Panzerdivision aus Fort Hood, Texas, gedient hatte. Das 30. BCT aus North Carolina kam mit der in Deutschland stationierten 1. Infanteriedivision (mechanisiert) zum Einsatz; das 81. BCT aus Oregon operierte in Bagdad, bis es durch das 29. BCT aus Hawaii abgelöst wurde. Bis nach den irakischen Wahlen im Frühjahr 2005 dienten alle diese BCTs unter aktiven Verbänden.

Im Februar 2005, gleich nach den irakischen Wahlen, verlegte die 42. Infanteriedivision (mechanisiert) mit Hauptquartier im Staate New York in den Irak, zum ersten Dienst ihrer Führungs- und Kommandoelemente in einer feindlichen Umgebung seit dem Zweiten Weltkrieg. Diese Elemente bestanden aus der Stabskompanie des Divisionskommandos, dem Hauptquartier der Flieger- und Pionierbrigade, dem Hauptquartier des Unterstützungskommandos und dem Hauptquartier der Divisionsartillerie. Die Unterstützungs- und Versorgungsverbände in Bataillonsstärke, die verlegt wurden, waren das 1. Bataillon des 150. Flugunterstützungsregiments, das 50. Unterstützungsbataillon, das 642. Unterstützungsbataillon der Divisionsfliegerkräfte, das 250. Fernmeldebataillon und das 642. Bataillon des militärischen Nachrichtendienstes. Als Kompanie kamen die 42. Militärpolizeikompanie, die 272. ABC-Kompanie, die Militärmusik, die E-Batterie (Zielerfassung) der 101. Feldartillerie und die 42. rückwärtige Operationszelle in den Irak. Der einzige Kampfverband der Division war die 172. Fernaufklärergruppe mit weniger als 50 Soldaten.

Unter allen diesen verlegten Elementen war keine einzige organisch zur 42. Infanteriedivision gehörige Einsatzbrigade; es wurden vielmehr das 1. und 3. BCT der 3. Infanteriedivision mit Hauptquartier in Fort Stewart, Georgia, und die 116. Panzerbrigade sowie das 278. Panzergrenadierregiment der 42. Infanteriedivision unterstellt, bekannt als Task Force Liberty.

Die Aufgabenorganisation selbstständiger BCTs bedeutet, dass der Kommandant der 42. Infanteriedivision nicht der alleinige Kommandant ist. Die Kommandanten der BCTs verfügen über alle organischen Ressourcen zur Auftragserfüllung. Ihre Missionen bedürfen aber keiner Koordination zwischen den Brigaden, wie sie in der Invasion des Irak 2003 noch notwendig war. Damit wurde aus dem Divisionskommandanten ein "Koordinator" für die Führungsebene oberhalb Brigade, nicht aber ein Schlachtenlenker. Die Stäbe auf Ebene Division sind im Wesentlichen Verwaltungsorganisationen, die zusätzliche Mittel und Unterstützung nach Bedarf bereitstellen. Sie kämpfen nicht mit der Division, wie es Kommandanten und Stäbe der Divisionen der aktiven Armee in der Irakinvasion taten.

Zwischenzeitlich in Bosnien/Kosovo und Gelegenheiten zur Ausbildung auf Divisionsebene…

Schon vor der Verlegung der 42. Infanteriedivision in den Irak haben Army National Guard-Divisionen bewiesen, dass sie Divisionsstärke erfordernde Mandate unter schwierigsten, fast-kriegerischen Bedingungen erfüllen können. Der Reihe nach verlegten die 49. Panzerdivision (nunmehr die 36. Infanteriedivision) aus Texas, die 29. Infanteriedivision hauptsächlich aus Maryland und Virginia, die 28. Infanteriedivision (mechanisiert) aus Pennsylvania, die 35. Infanteriedivision (mechanisiert) aus vier Staaten des Mittelwestens inklusive Kansas, die 34. Infanteriedivision aus Minnesota, die 38. Infanteriedivision aus Indiana und jüngst die 40. Infanteriedivision aus Kalifornien ihre Divisionsstäbe und Fahnen nach Bosnien, letztere auch Kommando- und Führungselemente in den Kosovo. Diese Stäbe hätten sich ursprünglich mit Divisionsstäben aktiver Armeedivisionen abwechseln sollen, um einen multinationalen Auftrag zur Friedensschaffung zu erfüllen, doch wurde nach der Katastrophe vom 11.9.2001 die Rotation von Angehörigen der aktiven Armee ausgesetzt. Die Army National Guard-Stäbe hatten so nicht nur Gelegenheit, ihre eigenen organischen Einheiten zu kommandieren, sondern auch andere Army National Guard-, aktive Armee- und Reserveorganisationen sowie auch russische und NATO-Formationen zu führen.

Diesen Divisionsstäben und Elementen mangelte es aber an einer einsatzorientierten Ausbildung, wie sie die 42. Infanteriedivision erfahren hatte. Ihre Mission war keine leichte Aufgabe, aber der Divisionskommandant und sein Stab sollten auch nicht ihre normale Zahl von Brigaden in offensiven und defensiven Kampfoperationen führen. Nicht alle unterstellten Verbände gehörten, wie bereits bemerkt, zu Army National Guard-Divisionen in ihrer Standard-Organisationsstruktur. Die gesamte Organisation der Mission entsprang einer Ad-hoc-Formation, die aufgabenorientiert der politischen wie diplomatischen Lage der Friedensschaffung angepasst werden musste.

Ein wichtiger Vorteil, den Army National Guard-Divisionen die Missionen in Bosnien und im Kosovo anzuvertrauen, lag darin, dass diese eine hervorragende Gelegenheit zur Ausbildung des Divisionshauptquartiers und der nachgeordneten Kommando- und Führungselemente unter belastenden Bedingungen darstellten. Selbst wenn alle unterstellten Einheiten weder organisch gewesen wären noch der Organisationsstruktur entsprochen hätten, wären die vom Divisionskommando gewonnenen Erfahrungen unschätzbar gewesen.

Im Zuge von Unterstützungs- oder Stabilitätsoperationen in einem relativ friedlichen Umfeld kann beispielsweise die Koordination von Stäben in Stabsrahmenübungen für Kampfoperationen auf Divisionsebene geübt werden. Gewisse Funktionen, die von Divisions- oder Brigadestäben in einem operativen Status - unabhängig davon, wo sie eingesetzt sind - ausgeführt werden, können nur die Effizienz von Stäben in der Vorbereitung von Kampfeinsätzen steigern. Die Personal- und Versorgungsfunktionen unterscheiden sich z.B. nur in Nachdruck, Intensität und Rechtzeitigkeit. Beispielsweise haben wenige (bis überhaupt keine) Verwundete und mehr Kranke die Situation in der medizinischen Versorgung sowie mehr Treibstoff- und weniger Munitionsbedarf im Versorgungsbereich die Situation in Bosnien und im Kosovo geprägt.

Wenn sie inaktiv und in den USA stationiert sind, funktionieren die Divisions- und Brigadestäbe der Army National Guard nur zu oft einfach als administrative statt operative Einheiten. Obwohl sie gewisse administrative Unterstützung durch das bundesstaatliche Hauptquartier des Staates erhalten, in dem sie beheimatet sind, erledigen Mitglieder des Divisionsstabes in der Regel Routineangelegenheiten, die nichts mit Kampffunktionen zu tun haben, wie z.B. Rekrutierung. Auch ist die dem Divisionsstab in inaktiven Zeiten zur Verfügung stehende Zeit limitiert, und wenn es dann keinen scharfen Fokus auf operative Aufgaben gibt, geht die Fähigkeit des Stabes, reibungslos und effizient unter Stress zu funktionieren, rasch verloren.

…und in den USA: Heimatschutz (Homeland Defense)

Seit den Terroranschlägen vom 11. September 2001 in Washington und New York City wurde die Army National Guard zu einem wichtigen Faktor im Heimatschutz der USA. Die New Yorker Army National Guard reagierte entschlossen und effizient, als es darum ging, die zivilen Behörden bei der Sicherung des verwüsteten Gebietes in New York City zu unterstützen. Kurz danach wurden Truppen der Nationalgarde landesweit für Wachdienste auf Flughäfen, vor Atomanlagen und anderen kritischen Einrichtungen eingesetzt. Einheiten der Nationalgarde wurden unter nationalen Befehl gestellt und versahen zusammen mit Sicherheitstruppen der Army und Air Force Wachdienst vor Stützpunkten der Armee und Luftstreitkräfte.

Aber Erfolge bei der Erfüllung dieser zahllosen Sicherheitsaufgaben gereichten nicht der fortgesetzten Existenz der Army National Guard-Division. Skeptiker im Verteidigungsapparat meinten sogar, dass man wegen der Effizienz der Nationalgarde in der Heimatschutzrolle dieselbe exklusiv der Nationalgarde übertragen sollte. In der Tat wurden sogar Vorschläge gemacht, Heimatschutz zur einzigen Aufgabe der Nationalgarde zu machen. Weil die nationale bzw. bundesstaatlichen Regierungen für Sicherungsaufgaben auf Flughäfen bzw. von kritischen Installationen keinen Bedarf hätten, ganze Divisionen einzusetzen, sollte man - so die Überlegungen - diese auflösen und die dabei gewonnen Ressourcen anderswo effizienter einsetzen.

Wie dem auch sei, kein Zweifel kann darüber bestehen, dass Heimatschutz - mit oder ohne Divisionen - weiterhin eine Aufgabe der Nationalgarde sein wird; kein Gardist wird daran Zweifel hegen. Viele Gardisten können auf das Jahr 1636 verweisen, als Milizangehörige in Massachusetts das erste Regiment (das "Nord"-Regiment, später in das 182. Infanterieregiment der Army National Guard von Massachusetts umgewandelt) aufstellten, um Siedler gegen Plünderungen durch eingeborene Amerikaner zu schützen. Andererseits reagieren Gardisten aber heftig, wenn sie mit der Idee konfrontiert werden, Heimatschutz solle die einzige Aufgabe der Nationalgarde sein.

Der Krieg im Irak hat aber jetzt diese Debatte vorerst beendet; in der Zukunft deutet alles darauf hin, dass die Nationalgarde Aufträge nicht nur zu Hause, sondern auch in Übersee erfüllen wird, wobei größere Formationen der Army National Guard alle sechs Jahre einmal ins Ausland verlegen. Die Frage, wie Verbände der Nationalgarde an künftigen Kampfeinsätzen teilnehmen sollen, bleibt aber offen. Ein näherer Blick auf die jüngste Entwicklung in der Kräftestruktur der U.S. Army zeigt nicht nur ansatzweise die Zukunft der Army National Guard-Divisionen, sondern auch die der aktiven Armee.

Ein neues Konzept in der Kräftestruktur?

Die U.S. Army verkündet ein - nach eigener Einschätzung - radikal neues Konzept, wie die Kriege der USA gewonnen werden sollen. An Stelle der traditionellen Struktur Armee - Korps - Division - Brigade - Bataillon soll eine Gliederung in "Einsatzverband X" - "Einsatzverband Y" - "Kampfbataillon" (Unit of Action, UA) eingenommen werden. Letzteres wird als Brigadekampfgruppe (BCT) das primäre Kampfelement sein. Die BCT soll unabhängig operieren können und nicht auf eine übergeordnete Führungsebene für Kampfunterstützung und Versorgung angewiesen sein. Ist dieses Konzept aber wirklich neu?

Ein Blick auf die Kampforganisation anderer Staaten in der Vergangenheit zeigt schnell, dass dieses Konzept so neu nicht ist. Nehmen wir beispielsweise die Armee der BRD im Jahr 1966: Die Organisation kannte zu jener Zeit die Brigade als primären Kampfverband, von der es zwei Grundtypen, die Panzerbrigade und die Panzergrenadierbrigade, gab. Zwar gab es auch Luftlande- und Gebirgsbrigaden in der Kräftestruktur, doch waren diese auch zu mobilen Bodenoperationen in der Lage. Jede Type hatte auf Ebene Brigade eine Stabs-, eine Pionier-, eine ABC-Abwehr- und im Fall der Panzergrenadierbrigade eine Panzerabwehrkompanie; zusätzlich verfügte jede Brigade über ein Artillerie- und ein Versorgungsbataillon. Der wesentliche Unterschied lag in den Kampfbataillonen, insofern als die Panzerbrigade zwei Panzerbataillone und ein Panzergrenadierbataillon hatte und die Panzergrenadierbrigade über ein Infanteriebataillon, zwei Panzergrenadierbataillone und ein Panzerbataillon verfügte. Damit war die Brigade eine selbstständige Kampforganisation, die direkt unter dem Kommando und der Führung durch ein Hauptquartier auf höherer Führungsebene oder bei Bedarf auch unabhängig kämpfen konnte.

Die deutsche Division war hingegen im Wesentlichen ein Kommando- und Führungselement mit nur wenigen organischen Divisionstruppen. Diese bestanden aus Unterstützungs-, Spezial- und Versorgungstruppen, die direkt das Divisionskommando, nicht aber die Brigaden der Division unterstützten. Der Divisionsstab konzentrierte sich darauf, die Kampfbrigaden zu führen, die - anders als in den Divisionen der U.S. Army - keine festgelegte Anzahl hatten. Verglichen mit der amerikanischen Heeresstruktur entsprach die deutsche Division eher einem Korps der U.S. Army. Andererseits ließ sich das deutsche Armeekorps gut mit einer amerikanischen Feldarmee vergleichen, die größere Kampfunterstützungs- und Versorgungsteile enthielt.

Das Konzept Brigade-zentrierter Kampfoperationen ist nicht neu. Schon 1993 argumentierte der Verfasser, dass die U.S. Army "in Brigaden denken" sollte. Während die grundlegende Struktur von drei Brigaden pro Division beibehalten werden sollte, sollten die Brigaden ihrerseits aus Kombinationen von leichten, mittleren und schweren Elementen bestehen. So könnte die 82. Luftlandedivision beispielsweise aus einer Fallschirmjägerbrigade, einer Luftlandebrigade und einer motorisierten Infanteriebrigade bestehen. Wie bei der westdeutschen Gebirgsdivision, bei der eine Gebirgsbrigade gerade so gut im Donautal wie in den Alpen kämpfen konnte, wären die motorisierten Infanteristen der 82. Luftlandedivision auch als Fallschirmjäger qualifiziert. Aber die "Präferenz der Armee für ‚typenreine’ Divisionen erfordert die Zuteilung von Verbänden, die nicht miteinander ausgebildet wurden, um spezielle Notfälle abzudecken, was ein Nachteil ist, der durch die Kombination unterschiedlicher Brigadetypen unter Divisionsflaggen eliminiert werden könnte". Diese Brigaden wären zwischen den verschiedenen Divisionen je nach Missionsanforderungen austauschbar.

Die Kräftestruktur kristallisiert sich heraus

Die 42. Infanteriedivision der Army National Guard im Irak besteht aus zwei BCTs der aktiven Armee (1. und 3. BCT der 3. Infanteriedivision), die als UAs organisiert sind, einer Panzerbrigade mit Panzer- und Infanteriebataillonen (116. BCT oder Panzerbrigade der Army National Guard aus Idaho und Oregon) und dem 278. Panzerregiment (auch als Regimentskampfgruppe bezeichnet) der Army National Guard aus Tennessee mit drei Panzerbrigaden, bestehend aus Aufklärungs-, Panzer- und Artillerietruppen. Wenn die 42. Infanteriedivision also "in Brigaden denkt", so macht die aktive Armee dasselbe, indem das eingesetzte Hauptquartier der 3. Infanteriedivision nicht nur BCTs/UAs der aktiven Armee kommandiert, sondern auch die 256. BCT der Army National Guard befehligt.

Heute spricht die U.S. Army nicht so sehr über die Zahl der Divisionen (obwohl es zehn der aktiven Armee und acht der Army National Guard gibt), sondern eher über die der Brigaden in der Kräftestruktur und darüber, welche Anzahl es in Zukunft geben wird. Die Armeeführung beabsichtigt, die Anzahl der Brigaden von 33 auf 43 bis 48 in der aktiven Armee und auf 34 in der Army National Guard zu erhöhen. Während die Brigaden als UAs unter Divisionsflaggen gruppiert werden, wandelt sich der Status der Divisionen als solcher. Sie werden mehr oder weniger zu Einsatzverbänden ähnlich den oben erwähnten Kommando- und Führungselementen der Bundeswehr. Größere Kampfunterstützungs- und Versorgungsverbände sollen unter dem Kommando und der Führung von Korpsstäben der heutigen U.S. Army stehen.

Auswirkungen für die Nationalgarde

Wenn die Division als Organisationstype aus der künftigen Kräftestruktur ausscheidet, dann ist zu erwarten, dass auch die Army National Guard-Division dieses Schicksal erleidet. Oder wird sie gar eine andere Konfiguration annehmen? Die Antwort liegt wahrscheinlich in der Besonderheit der Nationalgarde.

Die Nationalgarde ist in erster Linie eine Teilzeitorganisation, die sich aus einem kleinen permanenten Stab und Tausenden Männern und Frauen zusammensetzt, die nur einen kleinen Bruchteil ihres Lebens der Verteidigung des Staates widmen. Als solche können sie nie die Einsatzbereitschaft eines Verbandes der aktiven Armee erreichen, wenn sie nicht mobil gemacht und eine gewisse Zeit ausgebildet werden. In einem Teilzeitjob kann die Mehrheit der Gardisten realistischerweise nicht jenen Grad an Professionalität erreichen wie aktives Personal. Die meisten Männer und Frauen verdienen ihren Lebensunterhalt in zivilen Berufen und nehmen sogar Gehaltseinbußen in Kauf, wenn sie zum Dienst in der Nationalgarde einberufen werden. Allerdings stehen ihnen dieselben militärischen Ausbildungsmöglichkeiten offen wie ihren aktiven Kameraden. Um im Rang aufzusteigen, müssen sie Schulen der aktiven Armee besuchen und entsprechende Kurse absolvieren.

In Friedenszeiten opfern die Gardisten in der Regel ein Wochenende pro Monat und zwei Wochen im Sommer der Ausbildung. Dies inkludiert jedoch nicht die Zeit zum Besuch von Kursen oder zur Erledigung administrativer Aufgaben oder der Durchführung erforderlicher Inspektionen. Ein Gardist in verantwortlicher Position, beispielsweise als Bataillons- oder Kompaniekommandant, muss häufig ein beträchtliches Mehr an Zeit ohne adäquate Bezahlung einsetzen, um seine Pflichten zu erfüllen. Der Zeitfaktor erweist sich so als kritisch und limitierend, wenn es um die Erfüllung aller Anforderungen geht, die an das Individuum gestellt werden.

Weil außerdem die Einheiten der Nationalgarde in kleinen Gruppierungen über die gesamten USA verstreut sind, hat sich in Friedenszeiten die Ausbildung gemäß den Standards der aktiven Armee als schwierig herausgestellt. Einsatzverbände der aktiven Armee finden sich in der Regel in Brigade- oder noch größerer Stärke meistens auf größeren Stützpunkten unter den Fittichen ihrer Elterndivisionen wieder. Eine Army National Guard-Division wie die 42. Infanteriedivision breitet sich aber über eine beliebige Anzahl von Bundesstaaten aus: Die Division hat beispielsweise je eine ihr zugeteilte Einsatzbrigade in Vermont, New Jersey und New York, wobei nur die wenigsten Bataillone einer dieser Brigaden wieder am selben Ort zu finden sind. Zusätzlich sind andere Elemente wie z.B. die Fliegerabwehrverbände dieser Division in anderen Bundesstaaten disloziert. All dies macht es für den Divisionskommandanten kompliziert, seine Truppen auszubilden.

Der Divisionsstab in seiner Heimstätte ist im Wesentlichen ein administratives Hauptquartier und funktioniert auf Grund einer geringen Zahl permanent Bediensteter ziemlich reibungslos. Allerdings ist es nicht denkbar, dass der Divisionskommandant und sein Stab in der Lage sind, die Division in offensiven oder defensiven Kampfoperationen ohne extensive Ausbildung an einem gemeinsamen Ort zu führen. Dies bedeutet jedoch nicht, dass der Kommandant seine unmittelbare Umgebung nicht an die Standards der aktiven Armee heranführen kann; die Ausbildung seiner größeren unterstellten Verbände zu überwachen stellt sich aber bestenfalls als schwierig heraus. So trainierten die Stabs- und Hauptquartierelemente der 42. Infanteriedivision fast ein Jahr als Division, bevor sie für ihre Unterstützungs- und Stabilisierungsaufgabe operativ im Irak eingesetzt wurden. Doch selbst bei dieser Ausbildung waren nicht alle unterstellten Einheiten, die im Irak die Task Force Liberty bilden sollten, an einem Ort zusammengezogen.

Nimmt man aber dem Divisionsstab der Army National Guard die Verantwortung für die Führung und Ausbildung seiner unterstellten größeren Kampfelemente und kann sich dieser voll auf seine eigene Ausbildung konzentrieren, dann ist es denkbar, dass er als brauchbares Kommando- und Führungsinstrument in Kriegszeiten fungiert, sicherlich aber Unterstützungs- und Stabilisierungsmissionen bewältigt. Wenn sich der Divisionsstab selbst zu einem Einsatzverband wandelt, dem nicht mehr die Ausbildung der BCTs/UAs obliegt, und die Verantwortung für die Ausbildung auf die Brigadekampfgruppen bzw. UAs direkt übergeht, wäre es möglich, dass der sich heute abzeichnende Niedergang der Division der Army National Guard eigentlich zum Vorteil gereichen könnte.

Kontinuität und Wandel

Die Army National Guard versucht heute Kontinuität mit ihrer Vergangenheit zu bewahren und gleichzeitig in Gegenwart und Zukunft relevant zu sein. Sie war erfolgreich, als es darum ging, ihre Divisionen in der heutigen Armeestruktur zu bewahren, auch gegen den Widerstand jener, die meinten, sie wären nach dem Zerfall der Sowjetunion nicht mehr nötig. Gleichzeitig etablierte die Army National Guard ihre Zukunft auf anderen Schauplätzen, beispielsweise beim Schutz der Flughäfen. Diese Mission konnte man aber kaum als Aufgabe einer "Division" ansehen.

Eine der Stärken der Army National Guard liegt in der Konstanz ihrer Mitgliedschaft. Es ist z.B. nicht ungewöhnlich, dass ein Panzerkommandant für zehn oder mehr Jahre für ein und dasselbe gepanzerte Fahrzeug verantwortlich ist. Wahrscheinlich bleibt er während seiner gesamten Karriere in der Nationalgarde in derselben Organisation, wenn er ein gewöhnlicher Soldat ist. Weil er Zugang zu denselben Schulen und Karriere fördernden Kursen hat wie das Personal der aktiven Armee, kann er seine Fähigkeiten zur Dienstverrichtung verbessern und gleichzeitig in der sich entwickelnden Doktrin und Taktik auf dem Laufenden bleiben. Parallel dazu entwickelt er einen Erfahrungsschatz, der in der aktiven Armee kein Gegenstück hat. Solcherart passt sich der Gardist einerseits dem Wandel an, während er andererseits eine Quelle für Kontinuität in der Organisation ist.

Nichtsdestotrotz unterliegt auch die Army National Guard einem langsamen Wandel. Tradition ist sehr wichtig, weil die Army National Guard um mehr als 100 Jahre die aktive Armee an Alter übertrifft. Wenn aber Wandel angesagt ist, kommt dieser oft schnell. Die 42. Infanteriedivision war ursprünglich für die Übernahme der Bosnien/Kosovo-Mission vorgesehen, aber der Irak-Einsatz machte dies hinfällig und eine Änderung in den Vorbereitungen zur Durchführung von Kampfeinsätzen notwendig. Auf einer niedrigeren Ebene wurden einige kleinere Einheiten der Army National Guard über die Jahre von Einsatz- zu Versorgungseinheiten und wieder zurück zu Einsatzverbänden reorganisiert; Angehörige dieser Organisationen hatten Gelegenheit, in einer Reihe von militärischen Spezialgebieten Erfahrung zu erwerben.

Während gleichzeitig die aktive Armee ihre heutige Divisionsstruktur gegen die "Einsatzverband X"-Struktur zu verändern im Begriff ist, muss die Army National Guard wohl nachziehen, wenn auch noch nicht klar ist, wie groß der Wandel sein wird. Die Priorität für die Nationalgarde zur Transformation zur neuen Struktur wird vermutlich niedrig sein, weil Faktoren im Spiel sind, die von der aktiven Armee nicht berücksichtigt werden müssen. Der Teilzeitcharakter der Gardisten, die verfügbare Ausbildungszeit und die weite räumliche Verteilung der Einheiten auf ihre Arsenale sowie Herausforderungen wie der Wettbewerb mit der aktiven Armee um Rekrutierung und Nutzung von Ausbildungseinrichtungen werden ihre Auswirkungen auf die Zukunft der Army National Guard-Division und die Geschwindigkeit des Wandels haben.

Zusammenfassung

Die Army National Guard ist eine sehr widerstandsfähige Organisation und hat über die Jahre gut auf zahlreiche sich wandelnde Situationen reagiert. Während des Vietnamkrieges wurde eine Reihe von Army National Guard-Divisionen reorganisiert und auf Brigadestärke heruntergefahren. Heute können viele der im Irak kämpfenden unabhängigen verstärkten Brigaden ihr Erbe auf Divisionen zurückverfolgen, die schwere Schlachten im Ersten und Zweiten Weltkrieg geschlagen haben.

Von der Geschichte einmal abgesehen, wäre die Eliminierung der Army National Guard-Divisionen aus der Armeestruktur bei der heutigen Bedrohungslage ein kurzsichtiges Unterfangen angesichts der geringen Zahl an aktiven Armeeverbänden und der Vielfältigkeit, Kontinuität und Stabilität der Nationalgarde. Besser als sie zu eliminieren, sollte man innovative Wege zur Nutzung der Kompetenz, Erfahrung und Hingabe dieser größeren Formationen der Army National Guard gehen. Die Armeeführung hat es in der Tat für notwendig erachtet, die Army National Guard-Divisionen enger in die Armeestruktur zu integrieren, wie insbesondere im Irak ersichtlich, aber auch in Bosnien/Kosovo. Parallel dazu ist die Nationalgarde für die Unterstützung eines engeren Verhältnisses zwischen aktiver Armee und Gardisten sehr zugänglich. Allerdings bleibt die Frage offen, ob die aktive Armee im Zuge ihrer Transformation ihren Part erfüllt und ihre Beziehung zur Nationalgarde auf der Ebene Division/Einsatzverband zu einer lebensfähigen macht.

Wenn die Antwort - wie es sein sollte - mit Ja ausfällt, wird sich die Division der Army National Guard von ihrer heutigen Organisation hin in die Richtung entwickeln, die ihr aktives Gegenstück vorgibt. Der Ausdruck Guard Division wird verschwinden und im Militärlexikon mit dem schwerfälligeren Begriff Army National Guard Unit of Employment ersetzt werden.

Dr. Raymond E. Bell jr.

Geb. 1935; Brigadegeneral i.R.; 1957 Militärakademie West Point; 1975 Army War College/Carlisle; 1982 Doktorat in Österreichischer Militärgeschichte, University of New York; ehemaliger Kommandant der 5th Psychological Operations Group und 220th Military Police Brigade U.S. Army.



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