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Südasien: Große Ängste und Hoffnungen

von Alain Lamballe

Übersetzt aus dem Französischen von Friedrich Groschner

Kurzfassung

◄ Zu Südasien zählen die sieben Staaten Indien, Pakistan, Bangladesch, Nepal, Bhutan, Sri Lanka und die Malediven, wobei Indien auf Grund seiner Größe und seines wirtschaftlichen Potenzials als regionale Großmacht gelten muss, deren Position allerdings von Pakistan herausgefordert wird. Pakistan, Bangladesch und die Malediven sind offiziell moslemisch, Sri Lanka und Bhutan buddhistisch, Nepal ist ein hinduistisches Königreich, und Indien, obzwar offiziell säkular, hat eine hinduistische Mehrheit.

Da zwischen den religiösen und ethnischen Mehr- und Minderheiten komplexe Beziehungen bestehen und jede der hier vertretenen Religionen in unterschiedlichem Ausmaß von fundamentalistischen Strömungen durchsetzt ist, kommt der Religion ein hohes Konfliktpotenzial zu. Der mehr oder weniger ungehinderten Agitation islamistischer Extremisten in Pakistan steht eine ebensolche hindustischer Organisationen in Indien gegenüber. Mit Islam und Hinduismus treffen in Südasien zwei stolze und hochmütige Welten aufeinander, die einen wahren "clash of civilizations" im Sinne Huntingtons bewirken.

Neben stark steigenden Bevölkerungszahlen sind das Gesundheitswesen und ökologische Katastrophen die größte Bedrohung der Sicherheit, während auf dem Gebiet der Nahrungsversorgung in den letzten Jahren bedeutende Fortschritte gemacht werden konnten.

Die zwischenstaatlichen Konflikte haben trotz der hohen Stärkezahlen der Streitkräfte keine großen Verluste gebracht, doch kann man nicht davon ausgehen, dass sich das in der atomaren Ära nicht ändert. Zwar scheinen Indien und Pakistan die Ansichten über die Nuklearschwelle zu teilen, doch rüsten beide Seiten unvermindert auf konventionellem Gebiet. Wesentlich anders sieht das Bild in Bezug auf innerstaatliche Konflikte aus: Die Teilung des Subkontinents 1947, die Schaffung Bangladeschs und die immer wieder aufflackernden, religiös motivierten Konflikte haben weit mehr als eine Million Opfer gefordert. Mit Ausnahme der Malediven gibt es in allen Ländern Südasiens sezessionistische Bewegungen, die zu den Waffen greifen und die Region destabilisieren.

Südasien hat aber auch das Potenzial zu positiven Entwicklungen: Indiens Wirtschaftswachstum von 7% pro Jahr sowie seine Leistungen in der Forschung und Informationstechnologie sind ermutigende Zeichen, ebenso die ansatzweise vorhandenen sicherheits- und vertrauensbildenden Maßnahmen zwischen den Staaten der Region. Doch bleibt noch viel zu tun. Es wird wohl einer neuen Garnitur politischer Führer bedürfen, um so lange schon die Tagesordnung beherrschende Probleme wie beispielsweise den Kaschmirkonflikt einer Lösung zuzuführen. ►


Volltextversion

Südasien: Große Ängste und Hoffnungen

Kipling, der Schriftsteller und Barde des britischen Imperiums, pflegte zu behaupten, dass man über Indien alles und sogar das Gegenteil davon sagen könne. Dies ist in etwa jenes Gefühl, welches Asiens Süden heute hervorruft, eine Region, die die größten Ängste aber auch die größten Hoffnungen wecken kann.

Die sich sofort aufdrängenden und am meisten beunruhigenden Themen wie etwa die feindlichen Beziehungen zwischen atomar gerüsteten Staaten - insbesondere in Hinblick auf Kaschmir -, die innere Instabilität der Nationen, der Fundamentalismus, die Armut usw. sollen in der Folge im Wesentlichen unter Betrachtung des Volksgruppencharakters, der Religion und der Bevölkerungsentwicklung erörtert werden.

Definition

Zuallererst soll definiert werden, was unter Südasien verstanden wird. Diese Region umfasst folgende sieben Staaten: Indien, Pakistan, Bangladesch, Nepal, Bhutan, Sri Lanka und die Malediven. Sie grenzt im Westen Afghanistan und im Osten Myanmar aus, wenngleich diese Staaten auf vielfältige Weise mit ihr verbunden sind. Natürlich sind diese sieben Staaten in ihrer Bedeutung nicht gleichwertig: Indien und Pakistan sind die bei weitem mächtigsten. Auf Grund seiner Größe, seiner Bevölkerung und seines wirtschaftlichen Potenzials ist Indien die regionale Großmacht. Obwohl selbst wesentlich kleiner, stellt Pakistan diese Vormachtstellung in Frage. Die anderen Staaten fügen sich dieser Konstellation in unterschiedlichem Ausmaß, reagieren jedoch bisweilen sehr heftig, wenn ihnen der indische Hegemonismus zu einengend erscheint.

Die großen Ängste

Drei der Staaten Südasiens sind offiziell moslemisch: Pakistan, Bangladesch und die Malediven. Nepal ist ein hinduistisches Königreich, während Sri Lanka und Bhutan buddhistische Staaten sind. Indien ist zwar ein säkularer Staat, weist jedoch eine hinduistische Mehrheit auf.

Diesen Tatsachen kommt große Bedeutung zu, da die Religion in diesem Teil der Welt eng mit der Politik verflochten ist. Zweifelsfrei gilt dies besonders für den Islam, unterscheidet diese Religion ja nicht zwischen dem Weltlichen und dem Geistlichen. Wegen der fundamentalistischen Bewegungen, die sie durchziehen, gilt das Gleiche jedoch bis zu einem gewissen Grad auch für den Hinduismus und selbst für den Buddhismus. Die Religionsangabe scheint in den Erhebungsformularen für Volkszählungen auf. In Indien wie auch in den anderen Ländern der Region hat jedes Wesen, unabhängig von seiner Konfession, eine besonders feinfühlige und enge Beziehung zur Religion. Indes können Religionen polemogen sein. Und es gibt, wie dies der Schweizer Theologe Hans Küng formuliert hat, keinen Frieden zwischen den Völkern, wenn es keinen Frieden zwischen den Religionen gibt. Auf Südasien trifft dies in besonderem Ausmaß zu.

Prüfen wir also zunächst die aus der ethnischen und religiösen Vielfalt entstandenen Ängste. Betrachten wir anschließend in einem zweiten Abschnitt jene, die sich aus der Bevölkerungsmasse an sich ergeben. Diese mannigfaltigen Ängste sind nicht von gleicher Natur, ergänzen einander jedoch.

Aus der ethnischen und religiösen Vielfalt erwachsende Ängste und deren Konsequenzen

Die extreme Heterogenität der Bevölkerungen bringt ganz natürlich Ängste hervor. In dieser Weltregion bestehen komplexe Beziehungen zwischen ethnischen und religiösen Mehrheiten und Minderheiten. Eine Mehrheit in einem Land kann sich in einem größeren geografischen Gesamtkontext in eine Minderheit verwandeln. So vermischen und kreuzen sich Überlegenheits- und Minderwertigkeitsgefühle. Gelegentlich können sie innerhalb der Nationen sowie zwischen den Nationen in Aggressivität umschlagen. Eine kurze Analyse soll genügen, um diese Situation zu erläutern.

Nehmen wir zunächst den Fall Sri Lankas, dessen Bevölkerung sich mehrheitlich aus buddhistischen Singhalesen, die etwa zwei Drittel der Bevölkerung ausmachen, und minderheitlich aus hinduistischen Tamilen, die weniger als 20% stellen, zusammensetzt. Bezieht man diese Insel in ein größeres, den Süden Indiens umfassendes Ganzes ein, so ändert sich alles. Die buddhistischen Singhalesen werden zu einer Minderheit, da die südindische Provinz Tamil Nadu 60 Mio. hinduistischer Tamilen umfasst. Auf Grund dessen empfinden die Singhalesen auf Sri Lanka ein echtes Minderwertigkeitsgefühl, das ihre Zurückhaltung gegenüber zu vielen Zugeständnissen an die Tamilen in ihrem Lande erklärt. Dynamisiert durch die Masse der hinduistischtamilischen Gemeinschaft beiderseits der Meerenge von Palk, stellen diese wiederum eine extreme Kompromisslosigkeit unter Beweis, die bis hin zur Forderung nach Unabhängigkeit reicht.

Betrachtet man ganz Indien, so verstärkt sich die hinduistische Überlegenheit. In der Tat stehen 850 Mio. Hindus nur - wenn man dies so sagen darf - 150 Mio. Moslems gegenüber. Demnach können die Hindus einen echten Überlegenheitskomplex zur Schau tragen. Dieser wird jedoch einigermaßen gedämpft, wenn man ganz Südasien betrachtet. Denn zu den 150 Mio. indischen Moslems kommen die 150 Mio. fast ausnahmslos moslemischen Pakistanis und die 150 Mio. mehrheitlich moslemischen Bangladeschis hinzu. Somit stehen 850 Mio. Hindus fast 450 Mio. Moslems gegenüber.

Gelegentlich erweisen sich die Hindus als kompromisslos, denn trotz ihrer zahlenmäßigen Stärke betrachten sie sich mit ihrer Religionsgemeinschaft als allein auf der Welt - im Gegensatz zu den Moslems, die einer bedeutenden Gemeinschaft, der Umma, angehören, die einen weiten horizontalen Streifen von Marokko bis Indonesien und zu den Philippinen abdeckt und mindestens 1,2 Mrd. Gläubige vereint. Das Bewusstsein dessen kann den Chauvinismus erklären, den die hinduistischen Inder bisweilen unter Beweis stellen. Dieses verschwommene Gefühl des Eingekesseltseins wird durch die Präsenz der 1,2 Mrd. Chinesen im Norden verstärkt, die gemeinhin als feindlich und den Pakistanis und Bangladeschis politisch nahe stehend angesehen werden.

Das Bild der Hindus von ihrem Platz in der Welt unterliegt umso mehr einem Wandel, als ihre Vormachtstellung, die nach wie vor eindeutig ist, mit der Zeit schwächer wird. Die Zahl der Hindus steigt nicht durch Übertritte, sondern einzig und allein durch natürliches Wachstum an. Hinduistische Inder können nämlich Christen oder Moslems werden, und dieser Trend hält kontinuierlich an, im Gegenzug konvertiert aber kein christlicher oder moslemischer Inder zum Hinduismus. Real gesehen wird man Hindu am allerhäufigsten durch Geburt. Man kann aufhören, einer zu sein, doch man wird nicht oder nur sehr selten zu einem. Davon abgesehen ist der Bevölkerungsanstieg unter den Moslems höher als unter den Hindus. In Indien liegt er bei 2,3% (mit einem geringfügig höheren Prozentsatz für die islamische Gemeinde), in den drei moslemischen Staaten Südasiens jedoch klar darüber: 2,9% in Pakistan, über 3% in Bangladesch und 3,3% auf den Malediven.

Dieser Unterschied erklärt sich nicht durch den Grad der Verarmung, der, wie behauptet wird, das Bevölkerungswachstum begünstigt. Bangladesch besitzt im Verhältnis eindeutig mehr Arme als Indien, auf keinen Fall gilt dies jedoch für Pakistan und die Malediven. Dieser Unterschied erklärt sich auch nicht durch das Bildungsniveau, das in den betroffenen Ländern ziemlich gleich ist. Man muss daher nach anderen Erklärungen suchen, vielleicht in dem bewussten oder unbewussten Drang der Moslems, eines Tages die Vorherrschaft in Südasien zu erlangen, wo sie bereits die stärkste islamische Konzentration der Welt bilden.

Die fundamentalistischen islamischen Organisationen, die in Pakistan schon immer in aller Öffentlichkeit agiert haben, ermutigen zu einem höheren Bevölkerungswachstum. Ihre dort strenge, jedoch relative Überwachung durch das gegenwärtige Militärregime infolge der Ereignisse in Afghanistan ändert nichts am Problem. Diese Organisationen wehren sich mit Vehemenz gegen jede Form der Geburtenkontrolle, die von den meisten regierungsnahen Organisationen und NGOs gepredigt wird. Manchmal übertreiben sie bewusst die Zahl der Anhänger der Religion Allahs in Indien, indem sie die offensichtlich falsche Zahl von 200 Mio. Gläubigen vorbringen.

Die extremistischen hinduistischen Organisationen stehen ihnen im Bewusstsein der demografischen Tatsachen in ihrer Propaganda um nichts nach. In der hinduistischen Zivilisation existiert seit jeher ein kultureller Zeugungsdrang, der z.B. alle Familien dazu veranlasst, einen Sohn zu bekommen, welcher dann dazu bestimmt ist, den Scheiterhaufen des Vaters zu entzünden. Das Verlangen, um jeden Preis zumindest einen Sohn zu gebären, kann - wenn auch heutzutage weniger oft - Hand in Hand mit Kindermorden gehen, deren Opfer die Mädchen sind. Sowohl bei den Hindus als auch bei den Moslems existiert jedoch auch ein politischer Zeugungsdrang, der darauf ausgerichtet ist, eine numerische Überlegenheit zu erhalten bzw. zu erreichen.

Diese permanente, offen ausgedrückte oder unausgesprochene Rivalität zwischen den beiden bedeutendsten Religionsgemeinschaften Südasiens behindert stark die Bevölkerungskontrolle. Familienplanungspolitik war (ausgenommen in Sri Lanka) bis zum heutigen Tag zum Scheitern verurteilt.

Der islamische und der hinduistische Fundamentalismus

In Südasien liegt der Anteil junger Menschen weit über dem in Indien: 40% der Bevölkerung von Pakistan und Bangladesch sind unter 15 Jahre alt - gegenüber 33% in Indien. Diese beträchtliche Anzahl von Jugendlichen (moslemischen wie auch hinduistischen) kann als "Aggressivitätsfaktor" eingestuft werden, sind diese Jugendlichen doch von Natur aus "entflammbarer", stürmischer, dynamischer und anfälliger für Extremismen als andere Bevölkerungsschichten. Sie sind dies umso mehr, als die Erziehung sie in diese Richtung drängen kann, und gerade darin liegt die Gefahr. Die Geschichtsbücher lehren zu oft den Hass gegen die anderen und überhöhen zu sehr den nationalen Stolz. Die Mängel, Unzulänglichkeiten, manchmal sogar die Abwesenheit staatlicher Bildungssysteme in bestimmten Regionen haben dazu geführt, dass das Feld unkontrollierten, religiösen Schulen überlassen wird, welche der "per definitionem" beeinflussbaren Jugend eine fanatisch ausgerichtete Erziehung angedeihen lassen.

So wird in den Madrassas (Koran-Schulen) und religiösen Institutionen in Pakistan den Schülern die Bereitschaft zum Kampf und der Hass gegen den Hinduismus wie auch gegen den Westen eingeprägt. Gewissen Quellen zufolge sollen sich 1,700.000 Schüler (hauptsächlich aus den armen Bevölkerungsschichten) in Einrichtungen dieses besonderen Schultyps befinden, wo ihnen Nahrung und Unterkunft kostenlos zur Verfügung gestellt wird. Die Taliban wurden größtenteils in solchen Madrassas erzogen. Auch wenn sie infolge der amerikanischen Luftangriffe die Kontrolle über Afghanistan verloren haben, üben sie weiterhin einen bedeutenden Einfluss im Inneren Pakistans aus, v.a. in den westlichen Provinzen. Ihr Fundamentalismus hat die Abspaltungsbewegungen im indischen Kaschmir und im chinesischen Xinjiang gestärkt. Ebenso haben sie zur Radikalisierung der islamistischen Organisationen in den ehemaligen Sowjetrepubliken Zentralasiens beigetragen.

Die Maßnahmen, die der pakistanische Staatschef General Musharraf im Januar 2002 gegen die extremistischen islamischen Organisationen ergriffen hat, zielen darauf ab, die indischen und westlichen Sorgen zu beschwichtigen und die Risiken eines indischpakistanischen Krieges zu reduzieren. Außerdem erlauben ihm derartige Maßnahmen, diese Organisationen besser kontrollieren zu können. In der Realität braucht er sie aber nach wie vor zur Fortführung des Kampfes gegen die Inder in Kaschmir. Auch wenn diese extremistischen Bewegungen nie in der Lage waren, bei Wahlen viele Stimmen zu erringen, so üben sie doch dank zweier Netzwerke, nämlich dem der oben angeführten Schulen und dem der Moscheen, wobei letztere ein unvergleichliches Mittel zur Informationsverbreitung darstellen, eine sehr unheilvolle Funktion der Indoktrinierung ganzer Bevölkerungsgruppen aus. Der Druck, den sie auf die Politiker ausüben, egal, ob diese an der Macht sind oder nicht, ist nach wie vor höchst wirksam. Zwischen der an der Macht befindlichen Armee und den islamistischen Organisationen existiert keinerlei politische Kraft mehr. Es besteht im Moment ein politisches Vakuum, da die klassischen Parteien, die sich durch ihre Inkompetenz und Korruption selbst disqualifiziert haben und die der Verfolgung und Bestrafung ausgesetzt sind, de facto eliminiert wurden. Sie werden wiedererstehen, jedoch ist der Zeitpunkt nicht vorhersehbar.

Auf indischer Seite bilden die Madrassas keine - bzw. noch keine - Nachwuchsreservoirs, aus denen die extremistischen Organisationen schöpfen könnten, doch ihre antihinduistischen Propaganda-Aktivitäten könnten beunruhigend werden. Im Übrigen hat die nepalesische Regierung bereits ihren Befürchtungen in Hinblick auf die Madrassas der benachbarten indischen Provinz Uttar Pradesch Ausdruck verliehen. In den südlichen Regionen Nepals gäbe es hinfort selbst solche Einrichtungen. Die Madrassas prosperieren ebenso in Bangladesch, wo sie dem Fundamentalismus zu wachsender Bedeutung verhelfen. In diesem Land scheint eine moslemische Erneuerung im Gange zu sein. Eine bedeutende Anzahl bewaffneter extremistischer Gruppierungen würde dort vollkommen unbehelligt agieren können, mehr oder weniger in Verbindung mit jenen in Pakistan.

Um sich dem moslemischen Bildungssystem entgegenzustellen, welches in Indien weder durch die Zentralregierung noch durch die Provinzregierungen kontrolliert wird, vermehren sich von extremistischen hinduistischen Bewegungen verwaltete Schulen, Navodaya genannt, was auf Hindi "Wiedergeburt" bedeutet, und bilden fanatische, gegenüber den Moslems und auch den Christen äußerst feindselig eingestellte Aktivisten heran. Diese hinduistischen Extremisten können sich gelegentlich mit militanten Juden verbünden.

In Indien agieren extremistische hinduistische Organisationen ungehindert. Sie sind der Ausgangspunkt "kommunalistischer" Unruhen, was in der örtlichen Terminologie für Unruhen zwischen den Glaubensgemeinschaften, insbesondere zwischen Hindus und Moslems, steht. Gelegentlich schrecken sie auch nicht vor offenen Akten der Provokation zurück, wie der Zerstörung der Ayodhya-Moschee Ende 1992, welche zahlreiche Tote in der hinduistischen wie auch der moslemischen Glaubensgemeinschaft durch die damit ausgelösten Demonstrationen und Gegendemonstrationen gefordert hat. Insgesamt betrachtet ist aber der hinduistische Fundamentalismus, trotz der Präsenz einer nationalistischen Partei an der Spitze der Regierungskoalition, besser unter Kontrolle als der moslemische Fundamentalismus in Pakistan. Die diversen in der indischen Zentralregierung vertretenen politischen Gruppierungen (ursprünglich mitunter rein regionaler Herkunft) bewirken, dass ihren sensiblen Eigenheiten Rechnung getragen wird, was jegliche Möglichkeit der Einnahme einer extremistischen Position unterbindet, ebenso auch jegliches Risiko eines größeren Konfliktes, in welchem Bereich auch immer, zwischen der Zentralregierung und den Provinzmächten. In dieser Hinsicht funktioniert der Föderalismus recht gut.

Der Fundamentalismus hat die Streitkräfte durchdrungen. Dies ist ein beunruhigendes Phänomen. In Pakistan sind davon besonders die Landstreitkräfte betroffen. Nach der Niederlage gegen Indien im Jahr 1971 machte die Anhebung des Personalstandes des Heeres eine Ausweitung der Kaderrekrutierung notwendig. Die Demokratisierung des Offizierskorps konnte nicht anders erfolgen als durch die Rekrutierung junger Männer aus ländlichen Schichten, die oft in religiösen nichtstaatlichen Schulen erzogen worden waren. Wenn auch einige dieser Führungskräfte sich der Welt geöffnet haben, indem sie z.B. Ausbildungskurse im Ausland (darunter auch in westlichen Ländern) besuchten, so verbleiben viele dennoch durchtränkt von einer extremistischen Ideologie. Dem einfachen Gesetz der Zeit zufolge erreichen sie nunmehr die höheren Führungsebenen in der Hierarchie. Es ist daher sehr wahrscheinlich, dass sich unter den Generälen im pakistanischen Oberkommando so genannte "Endkampf-Verfechter" befinden. Davon abgesehen machen einige im Ruhestand befindliche Generäle - und nicht gerade die unbedeutendsten - kein Geheimnis aus ihren militanten Gefühlen, die weit über einen zu respektierenden Nationalismus hinausgehen. Sie haben diesen Gefühlen anlässlich der amerikanischen Luftangriffe in Afghanistan Ende 2001 Ausdruck verliehen.

Nichts dergleichen geschah in der indischen Armee. Deren Demokratisierung begann fast ein Jahrzehnt früher, 1963, nach der Niederlage gegen China. Sie ging ohne besondere Probleme vonstatten. Die indischen Streitkräfte weisen keinen wie auch immer gearteten Fanatismus auf. Zudem verfügen sie über Kaderpersonal, das selbst in den höchsten Rängen nicht ausschließlich aus Hindus besteht.

Die Mentalität des moslemischen und des hinduistischen Kämpfers

Der Fundamentalismus kann zum Zerfall der Staaten führen - Pakistan scheint hiervon besonders bedroht. Er kann aber auch den Nationalismus verstärken, bis hin zur Raserei. Er beeinflusst ganz natürlich die Mentalität der Kämpfer.

Der moslemische Kämpfer genießt einen exzellenten Ruf. Im Allgemeinen ist er sehr motiviert. Im Heiligen Krieg - dem Dschihad - gegen den Hindu, welchen er als "Ungläubigen" verurteilt, da dieser mehrere Götter verehrt, fürchtet er nicht den Tod, denn ihn erwartet ja das Paradies. Gegen einen solchen Gegner zu kämpfen, sei es ein regulärer Soldat der pakistanischen Armee oder ein in den Reihen der extremistischen Organisationen im Kaschmir kämpfender Mudschaheddin, ist daher eine ernst zu nehmende Sache.

Der hinduistische Soldat weiß dies sehr gut. Obwohl er selbst weniger motiviert durch die Religion erscheint, kämpft er ebenfalls mit Bravour. Religiöse Gefühle können allerdings auch ihn zum Heldenmut und zur Selbstopferung treiben. Der Glaube an die Wiedergeburt kann ihn für den "Kampf bis zum Tod" prädisponieren. In einem anderen Kontext zeigt die deutlich bekundete Verwegenheit der militanten Tamilen der Sezessionsbewegung von Sri Lanka die Entschlossenheit, ja sogar die extreme Brutalität der Hindus auf, wenn diese ihre vitalen Interessen als gefährdet erachten. Der moslemische Soldat, der in der indischen Armee dient, kämpft ebenso gut, auch wenn sein pakistanischer Gegner ein Glaubensgenosse ist.

Was den buddhistischen Soldaten anbelangt, so kämpft er, wie man an der Armee Sri Lankas erkennt, nur zögernd.

Eine historische Rivalität

Der aufgezeigte fundamentale Gegensatz zwischen Hindus und Moslems ist eine Konsequenz der Geschichte. Das hinduistische Indien ist zu Recht stolz auf eine glanzvolle Kultur, die sich in der Architektur, in der Medizin und in den Wissenschaften ausgezeichnet hat. Die als "arabisch" bezeichneten Zahlen (einschließlich der Null) haben ihren tatsächlichen Ursprung in Indien. Aber auch Pakistan kann sich berechtigterweise auf das Moghul-Reich berufen. Die aus Zentralasien stammenden und zum Islam übergetretenen Moghulen übten mehrere Jahrhunderte hindurch bis zur Ankunft der Briten die Herrschaft über nahezu ganz Südasien aus. Sie hinterließen Meisterwerke der Architektur und der Kunst.

In Indien tobt daher eine Debatte über die relative historische Bedeutung von Hindus und Moslems. Sie nährt die Spannung zwischen den beiden Gemeinschaften.

Das Aufeinanderprallen der Kulturen

In Südasien stehen sich also zwei stolze und hochmütige Welten gegenüber, die des Hinduismus und die des Islam, obwohl es Zeiten gab, in denen echte Harmonie und sogar religiöser Synkretismus herrschten. In dieser Region der Welt ist daher ein wahres Aufeinanderprallen der Kulturen zu verzeichnen, wie es Huntington beschrieben hat. Die vier indischpakistanischen Kriege veranschaulichen dies. Hinter der Auseinandersetzung um Kaschmir, die gewiss real ist, verbirgt sich ein fundamentaler Gegensatz, der aller Wahrscheinlichkeit nach selbst dann weiter bestehen würde, wenn dieses Problem geregelt wäre. Jedoch sind die Länder, in denen Hindus und Moslems in bedeutender Anzahl zusammenleben, und zwar Bangladesch und v.a. Indien, weit davon entfernt, in "Feuer und Blut" zu versinken. Der Einsatz der amerikanischen Streitkräfte gegen die Taliban in Afghanistan gegen Ende des Jahres 2001 hat keine nennenswerten Reaktionen in der moslemischen Gemeinde Indiens hervorgerufen.

Die sicherheitspolitische Situation in Südasien bleibt aber auf Grund der Antagonismen zwischen Hindus und Moslems, zudem auch aus anderen Gründen ethnischer, religiöser, wirtschaftlicher und sozialer Natur potenziell gefährlich. Das von Gandhi entwickelte Konzept der Gewaltlosigkeit entstand nicht zufällig im seinerzeit britischen Indien: Es war notwendig, um die latente Gewaltbereitschaft niederzuhalten.

Die Ängste vor den Massen und ihre Konsequenzen

Unabhängig von der ethnischen und religiösen Vielfalt können die enormen Bevölkerungsmassen an sich Angst hervorrufen. Die Bevölkerungsentwicklung ist seit dem Abzug der britischen Kolonialherren rasant vorangeschritten. Im Jahr 1947 gab es 300 Mio. Einwohner in den Gebieten, die das heutige Indien bilden, und 30 Mio. in jenen des jetzigen Pakistans. Die Bevölkerung Indiens hat sich mehr als verdreifacht, jene Pakistans in etwa verfünffacht. Mit fast 1,5 Mrd. umfasst Südasien heute mehr Einwohner als China. Es stellt ungefähr 25% der Weltbevölkerung. Diese beeindruckenden Zahlen, die sich auf Grund der nicht beherrschten Kontrolle des Bevölkerungswachstums regelmäßig erhöhen, regen in drei Bereichen besonders zum Nachdenken an: den Bereichen der Gesundheit, der Ernährung sowie der Sicherheit (zwischenstaatliche Kriege und interne Konflikte).

Gesundheit

Man will sich vorerst gar nicht ausmalen, welche Verheerungen Epidemien wie die Creutzfeldt-Jakob-Krankheit, die Großbritannien und womöglich andere europäische Länder bedroht, in Südasien anrichten könnten. Dabei sei angemerkt, dass die Hindus kein Rindfleisch konsumieren, da die Kühe, in etwa 500 Mio. an der Zahl, als heilige Tiere gelten. Die Nicht-Hindus, das heißt in erster Linie die Moslems und die Christen, könnten jedoch gefährdet sein, obwohl die Methoden der Viehzucht nach wie vor nicht sehr hoch entwickelt sind und industriell hergestellte Futtermittel, v.a. Tiermehl, kaum verwendet werden. Insgesamt scheinen die moslemischen Länder Südasiens - sprich Pakistan, Bangladesch und die Malediven - demnach anfälliger für diesen Krankheitstypus zu sein.

Aids stellt eine allgemeine Bedrohung dar. Die Voraussagen allein für Indien lassen auf 50 Mio. Patienten im Jahr 2005 schließen. Manchmal begleiten auch von den Medien angeheizte Panikausbrüche das Auftreten unbekannter Krankheiten.

Auf Grund der prekären Lebensumstände, der Überbevölkerung, des rauen Klimas und einer trotz einigen beachtlichen Einrichtungen immer noch rudimentären medizinischen Infrastruktur bleiben die Südasiaten sehr anfällig für Krankheitsrisiken.

Das Bevölkerungswachstum stellt die Natur schwer auf die Probe. Die Umweltbedingungen verschlechtern sich, was eine Verschlechterung des Gesundheitszustands ganzer Bevölkerungsgruppen zur Folge hat. Die Mehrzahl der Wasserläufe ist verschmutzt, manchmal schon sehr weit stromaufwärts. Die Grundwasservorkommen nehmen qualitativ und quantitativ ab. In Bangladesch sind sie sogar zu einem großen Teil mit Arsen kontaminiert. Eine ökologische Katastrophe bahnt sich in diesem Land an. Überall in Südasien wird der Boden ausgelaugt. Das Fehlen von Energie auf dem Land zwingt die Bewohner, sich mit Holzvorräten für die Nahrungszubereitung einzudecken. Bisweilen praktizieren die Bauern einzelner Stämme auch die Waldbrandwirtschaft. Daraus resultiert ein Waldsterben, das die Erosion des Bodens beschleunigt und zu vermehrten Naturkatastrophen wie Erdrutschen und Überschwemmungen führt.

Südasien ist auch durch die Zunahme der Klimastörungen stark betroffen. Die globale Erwärmung schlägt sich in der Ausweitung der Wüsten in Indien wie in Pakistan nieder. Der Anstieg des Meeresspiegels kann zur Überschwemmung der Deltagebiete, besonders jener des Ganges und des Brahmaputra in Bangladesch, ja sogar zum völligen Verschwinden eines Landes, nämlich der Malediven, führen. Die durch solche klimatischen Umwälzungen verursachten Bevölkerungsumsiedlungen würden neue inner- und zwischenstaatliche Spannungen hervorrufen.

Die Wirbelstürme, die regelmäßig die Küsten Bangladeschs und Indiens heimsuchen, verwüsten bei ihrem Durchzug weite Landstriche und fordern zahlreiche Opfer. So forderte 1999 ein Wirbelsturm im indischen Bundesstaat Orissa 15.000 Opfer.

Auf Grund des permanenten Drucks der indischen Platte nordwärts gegen die eurasische Platte ist Südasien eine der seismisch anfälligsten Zonen der Welt. Die Erdbeben verursachen immer wieder große Verwüstungen und hohe Verluste an Menschenleben. So hat ein Erdbeben 1905 im Kangra-Tal im Norden Indiens 19.500 Tote gefordert, ein anderes 1934 in Nepal 10.700 Tote. Der ständige Bevölkerungsanstieg lässt in Zukunft noch bedeutendere Verluste befürchten, umso mehr, als die Normen zum Schutz vor Erdbeben beim Bau von Gebäuden, selbst in den überbevölkerten Gebieten wie den Megastädten, oft nicht eingehalten werden. Das letzte große Erdbeben ereignete sich im Januar 2001 im indischen Bundesstaat Gudscharat und forderte 35.000 Tote. Noch schrecklichere Erdbeben könnten sich in den überaus sensiblen Himalaja-Regionen ereignen und ganze Städte in Uttar Pradesch, dem bevölkerungsreichsten indischen Bundesstaat, in Schutt und Asche legen. Selbst die Bundeshauptstadt Neu-Delhi, in der über zwölf Mio. Einwohner leben, könnte nicht gegen eine solche Katastrophe gefeit sein.

Auch vom Menschen verursachte Katastrophen könnten schwerwiegende Auswirkungen haben. In der Nacht vom 2. auf den 3.12.1984 tötete eine aus einer Chemiefabrik ausgetretene Giftgaswolke in Bhopal, im indischen Bundesstaat Madhya Pradesh, Tausende von Menschen. Abertausende andere starben an den Folgen. Die genaue Opferbilanz ist unbekannt, sie könnte aber ca. 17.000 Tote betragen. Aberzehntausende sind für den Rest ihres Lebens behindert.

Ernährung

Bis Ende der 60er- und Anfang der 70er-Jahre war Indien auf amerikanische Getreideimporte angewiesen. In der Folge ist es Indien jedoch gelungen, seine immense Bevölkerung selbst zu ernähren. Es erreichte dies dank der "grünen Revolution", welche v.a. durch die Entwicklung von Bewässerungssystemen ermöglicht worden war. Seither hat Indien keine wirklichen Hungersnöte mehr erlebt. Dank der eindeutig verbesserten Verbindungswege konnte es prekäre Ernährungssituationen in einigen Regionen durch rasche Hilfeleistung meistern.

Doch der Wettlauf zwischen der Bevölkerungszunahme und der landwirtschaftlichen Produktionssteigerung ist so lange nicht gewonnen, als die Bevölkerungskurve nicht abflacht. Das Ackerland wurde quasi vollständig erschlossen, die Wasserläufe sind großteils reguliert, das beste Saatgut wird verwendet; außerdem wurde die Verwendung von Düngemitteln generell eingeführt. Die Situation kann daher in den kommenden Jahren sehr kritisch werden.

Die Befriedigung der Nahrungsbedürfnisse setzt die Einführung neuer Techniken zur Verbesserung der Erträge voraus. In China haben Saatgutkreuzungen Ertragssteigerungen in der Reisproduktion ermöglicht und die Widerstandsfähigkeit gegen Krankheiten gestärkt. Ähnliche Methoden könnten in Indien zur Anwendung kommen.

Dieses Land wird zweifellos auch gezwungen sein, auf gentechnisch manipuliertes Saatgut zurückzugreifen, um seinen wachsenden Nahrungsbedarf zu bewältigen. Doch dessen Einsatz ist weiterhin riskant, denn das neue Saatgut erfordert noch mehr Wasser und Düngemittel. Eine internationale Zusammenarbeit scheint für die Entwicklung und Nutzung genetisch modifizierter Organismen (GMO) vonnöten zu sein. Indien verurteilt die Dominanz amerikanischer und (in geringerem Ausmaß) europäischer Firmen bei der Entwicklung solcher Organismen auf der Basis lokaler Produkte ohne irgendeine finanzielle Vergütung. Es befürchtet, in der Folge hohe Nutzungsgebühren für die Patente entrichten zu müssen. Auf dem Weg zur erfolgreichen Umsetzung dieser neuen Revolution könnten finanzielle Hindernisse auftauchen. Die anderen Länder Südasiens sind im Allgemeinen mit den gleichen Problemen konfrontiert. Lösungen könnten im Rahmen der Welthandelsorganisation gefunden werden.

Zur Befriedigung des Nahrungsbedarfs könnten auch die Fischfangressourcen besser genutzt werden. Die sehr fischreichen angrenzenden Meere werden derzeit v.a. von ausländischen (insbesondere japanischen) Flotten befahren.

Verluste während der zwischenstaatlichen Kriege

In Hinblick auf die zahlenmäßige Größenordnung der Bevölkerungen sowie der Streitkräfte (1,200.000 für das indische Heer, 600.000 für das pakistanische Heer - Zahlen, zu denen man noch die Personalstände der Luftwaffen, Marinen und paramilitärischen Verbände hinzurechnen müsste) würde man erwarten, dass es während der zwischenstaatlichen Kriege hohe Verluste gab. Tatsächlich erscheinen aber die offiziellen indischen Opferzahlen als gering. Im Verlauf der indischpakistanischen Konflikte zeigt sich nachstehend angeführte Opferbilanz an getöteten indischen Soldaten: 1.500 in den Jahren 1947-48, 2.902 im Jahr 1965, 4.500 im Jahr 1971, 474 im Jahr 1999. Schließt man die im Zuge des indischchinesischen Krieges von 1962 und die während der indischen Militärintervention von 1987 bis 1990 in Sri Lanka erlittenen Verluste mit ein, so bewegt sich die Zahl der Gefallenen in der Größenordnung von 13.000, was als ziemlich gering erscheint. Sie entspricht der Anzahl von Unfalltoten auf den französischen Straßen in einem Zeitraum von eineinhalb Jahren. Die Zahl der pakistanischen Verluste ist zweifellos höher, bleibt aber dennoch gering. Diese überraschenderweise verhältnismäßig niedrigen Zahlenangaben erklären sich teilweise durch die Kürze der Kriege.

Im Allgemeinen haben die Zivilisten während dieser zwischenstaatlichen Konflikte nicht gelitten. Nie wurden indische und pakistanische Städte systematisch bombardiert. Lediglich Kollateralschäden waren zu beklagen. Eine solche Zurückhaltung findet ihre Erklärung nicht in humanitären Gründen, sondern eher in ethnischen und religiösen Motiven. Hätte die indische Luftwaffe pakistanische Städte bombardiert, so hätte die moslemische Gemeinde in Indien, deren Bedeutung bekannt ist, gefährlich darauf reagieren können. Die pakistanische Luftwaffe konnte sich ihrerseits ebenso wenig erlauben, gegen indische Städte loszuschlagen, da dort viele Moslems leben. Auch wurde keiner der großen, entlang der Wasserläufe des Indus- und des Gangesbeckens erbauten Staudämme angegriffen. Die Zerstörung dieser Bauwerke hätte Konsequenzen für die Truppenbewegungen und somit für den weiteren Verlauf der Operationen, v.a. aber für das Leben der Bevölkerungen nach sich gezogen. Alles verläuft so, als gäbe es ein stillschweigendes Übereinkommen über die Nichtbombardierung der großen Städte und der großen Staudämme, welche der Bewässerung und der Energiegewinnung dienen.

Wird aber eine solche Zurückhaltung in der atomaren Ära noch angebracht sein? Die nukleare Abschreckung existiert in Südasien de facto schon seit einem guten Jahrzehnt. Sie war inoffiziell gegeben. Die indischen und anschließenden pakistanischen Atomversuche vom Mai 1998 haben sie offiziell bestätigt. Hat sie ihre Funktion erfüllt? Wird sie in Zukunft ihre Funktion zwischen Indien und Pakistan, aber auch zwischen Indien und China weiter erfüllen?

Das Überschreiten der Kontrolllinie in Kaschmir im Frühling 1999 durch Einheiten der pakistanischen Streitkräfte, die von Mudschaheddin begleitet wurden, und der indische Gegenschlag könnten als Beweis dafür dienen, dass die nukleare Abschreckung nicht funktioniert. Die Existenz nuklearer Waffen konnte im Endeffekt den Ausbruch von Feindseligkeiten nicht verhindern. Die Optimisten indessen behaupten, dass der Konflikt sich dank der nuklearen Abschreckung nicht ausgeweitet hat. Er ist auf die Region von Kargil beschränkt geblieben.

Tatsächlich scheint es, als hätten Indien und Pakistan nicht die gleiche Auffassung bezüglich der Atomschwelle. Islamabad dachte bzw. gab vor zu glauben, dass die Schwelle sehr bald erreicht würde. Es konnte sich nicht vorstellen, dass Indien auf die Besetzung einiger Gebirgshöhen und einiger Quadratkilometer so reagieren würde. Neu-Delhi hingegen setzte die Schwelle wesentlich höher an. Es zögerte daher nicht, die Rückeroberung der verlorenen Gebiete zu betreiben, ohne jedoch den Konflikt gegen Süden auszuweiten und dabei darauf achtend, seinerseits die Kontrolllinie nicht zu überschreiten, was ihm erlaubt hätte, die feindlichen Nachschublinien abzuschneiden. Der indische Generalstab erachtet es als möglich, dass sich ein begrenzter Krieg - also noch diesseits der Atomschwelle - zwischen Indien und Pakistan wiederholen könnte. Die Krise zwischen den beiden Staaten im Dezember 2001, die durch eine Serie von auf indischem Territorium durchgeführten Anschlägen, insbesondere jenem auf das Bundesparlament in Neu-Delhi, ausgelöst wurde, hat zu keinem Krieg geführt. Die nukleare Abschreckung hat vielleicht ein weiteres Mal ihre Funktion erfüllt.

Strategische Analytiker erinnern daran, dass die Kriege von 1965 und 1971 ausgetragen wurden, als die Militärs in Islamabad an der Macht waren. Sie weisen auch darauf hin, dass der gegenwärtige starke Mann des Landes, General Musharraf, die Operation zur Überschreitung der Kontrolllinie in der Region von Kargil, die zum "Minikrieg" im Sommer 1999 führte, geplant hat.

Das konventionelle Wettrüsten wird verstärkt fortgesetzt, begünstigt durch die Terroranschläge in den USA vom 11. September 2001. Die amerikanischen Vergeltungsaktionen in Afghanistan haben Pakistan die große strategische Bedeutung zurückgegeben, die es verloren hatte. Dieses Land ist wieder zu einem Frontstaat geworden, der für militärische Belange benötigt wird, insbesondere für die Logistik. Auf Grund dieser Tatsache wurden die nach den Atomtests gegen Pakistan wie auch gegen Indien verhängten amerikanischen Sanktionen aufgehoben. Pakistan profitiert am meisten davon. Seine wirtschaftliche Lage verbessert sich, zumindest kurzfristig, zusätzliche Ressourcen können für die Bedürfnisse der Landesverteidigung bereitgestellt werden, die amerikanische Militärhilfe wird in unterschiedlicher Form wieder aufgenommen.

Parallel dazu vervollständigt sich das Arsenal der nuklearen Trägersysteme. Indien entwickelt Mittel- und Langstreckenraketen, während Pakistan Raketen von unterschiedlicher Reichweite aus China und Nordkorea importiert und gleichzeitig ein nationales Fertigungsprogramm auf Basis von Lizenzrechten fortführt. Die Weigerung des US-Senats, den Umfassenden Atomteststopp-Vertrag zu ratifizieren, sowie der Rückzug der Vereinigten Staaten aus dem ABM-Vertrag könnten China dazu veranlassen, sein strategisches Arsenal weiter auszubauen. Im Gegenzug würden Indien und daher auch Pakistan das Gleiche tun.

Die Verstärkung des chinesischen Militärpotenzials dürfte keine Veränderung der Beziehungen zwischen China und Indien nach sich ziehen. Die Grenzstreitigkeiten bleiben bestehen, da sich Peking jeglicher Legitimierung der auf die britische Kolonisation zurückzuführenden Grenze widersetzt. Dennoch ist seit 1962 kein Konflikt zwischen den beiden Staaten ausgebrochen. Zwischen den beiden Ländern, von denen keines dem anderen gegenüber eine aggressive Absicht an den Tag legt, selbst wenn sie sich gegenseitig genau überwachen, ist eine gewisse Form der nuklearen Abschreckung gegeben.

Die strategischen Überlegungen, insbesondere im nuklearen Bereich, bleiben in Indien wie auch in Pakistan oberflächlich. Ein im Jahr 2000 erschienenes, durch einen im Ruhestand befindlichen indischen Vizeadmiral verfasstes Werk verdeutlicht die Debatte. Admiral Menon schlägt für sein Land die Schaffung eines echten strategischen Führungssystems vor. Eine Zweitschlagskapazität basierend auf mit Atomraketen ausgerüsteten U-Booten stellt seiner Meinung nach die beste Lösung dar. Bis diese See-Komponente verwirklicht werden könne, empfiehlt er die Aufstellung halbmobiler Einheiten von Mittelstreckenraketen. Die Raketen würden per Bahn fortbewegt werden und für einen unbestimmten Zeitraum in ihren in militärischen Zonen eingerichteten Feuerstellungen verbleiben, bevor sie an einen anderen Ort verlegt würden. In Ermangelung eines solchen vorläufigen Kräftekomplexes verlangt er die Errichtung gehärteter Raketenabschussbasen. Er verwirft die Existenz taktischer Atomwaffen und befürwortet echte Debatten in Indien selbst aber auch mit Pakistan, da diese die nukleare Abschreckung nur verstärken können.

Die sehr hohe Bevölkerungszahl Südasiens lässt klarerweise gewaltige Verluste im Fall eines nuklearen Konflikts befürchten. Doch ein atomarer Schlagabtausch, angenommen er fände statt, könnte sich auf Schläge gegen Truppen beschränken, wie dies in konventionellen Konflikten bisher immer der Fall war. Nichtsdestoweniger ist, selbst wenn keine Angriffe auf Städte erfolgen würden, die Möglichkeit von Kollateralschäden gegeben, besonders im gegenwärtigen Stadium relativer Ungenauigkeit der indischen und pakistanischen Trägersysteme.

Verluste während der internen Konflikte

Der auf den geringen, durch konventionelle Kriege verursachten Verlusten begründete Optimismus ist schnell widerlegt, wenn man die anderen, als Konflikte von geringer Intensität bezeichneten Konflikttypen betrachtet. Diese fordern in Wahrheit mehr Opfer als Kriege von hoher Intensität.

So wird die Zahl der im Jahr 1947 während der Teilung des indischen Subkontinentes massakrierten Personen - Hindus, Moslems und Sikhs zusammengefasst - sehr unpräzise auf zwischen 500.000 und eine Mio. geschätzt. Die Teilung Pakistans, die 1971 zur Entstehung Bangladeschs führte, hat zweifellos den Tod von rund einer Mio. Menschen gefordert.

Desgleichen haben die so genannten "kommunalistischen" Unruhen, die es seit der Unabhängigkeit (im Allgemeinen zwischen Hindus und Moslems, jedoch gelegentlich auch zwischen Hindus und Sikhs) gegeben hat, Zehntausende von Toten gefordert. Die exakten Zahlen sind nicht bekannt, doch haben, um ein Beispiel zu nennen, die der Zerstörung der Ayodhya-Moschee nachfolgenden Unruhen im Dezember 1992 in Indien 3.000 Tote gefordert. Dieser Zahl ist jene der zur gleichen Zeit in Bangladesch getöteten Hindus hinzuzufügen; in Pakistan haben die Demonstranten v.a. die Tempel und nicht die Menschen angegriffen.

Die Gewalt manifestiert sich insbesondere im Zuge der internen Konflikte in Indien, Pakistan, Bangladesch, Nepal, Bhutan und Sri Lanka. Sehr oft ermöglicht der Drogenhandel den Aktivisten aller Schattierungen, sich zahlreiche Waffen, einschließlich der technisch modernsten, zu beschaffen. Der Rückzug der Sowjets aus Afghanistan hatte es zahlreichen militanten Gruppierungen bereits ermöglicht, sich mit Waffen, u.a. auch mit Fliegerabwehrlenkwaffen meistens amerikanischer und chinesischer Herkunft, zu versorgen. Auch waren viele ehemalige Kämpfer, von denen eine nicht unerhebliche Anzahl aus arabischen Ländern stammt, im Lande geblieben. Der Großteil von ihnen wurde durch die amerikanischen Luftangriffe Ende 2001 und zu Beginn 2002 aufgerieben. Einige haben sich jedoch in die westpakistanischen Provinzen zurückgezogen. Andere haben ihre Aktivitäten bei verschiedenen Aufständen, v.a. in Kaschmir, wieder aufgenommen.

Der Aufstand der Sikhs während der 80er- und zu Beginn der 90er-Jahre des 20. Jahrhunderts hatte den Tod von etwa 22.000 Personen zur Folge. Er ist heute niedergeschlagen, was die Fähigkeit Indiens aufzeigt, seine Sicherheitsprobleme zu regeln, wenn es hiefür die entsprechenden Mittel einsetzt, jedoch zugegebenermaßen auf Kosten der Menschenrechte.

Der Konflikt um Kaschmir mit seinen internationalen Verflechtungen währt seit der kolonialen Unabhängigkeit. Die Intensität des Aufstandes hat sich ab 1989 gesteigert - seit diesem Zeitpunkt starben mindestens 30.000 Menschen; manche sprechen sogar von 70.000 Toten. Die militanten Sezessionisten verstärken ihren Kampf, indem sie nunmehr Selbstmordattentate auf Nervenzentren (einschließlich der militärischen) durchführen.

In Indien gibt es noch weitere Aufstände. Seit der Unabhängigkeit wüten sezessionistische Bewegungen im Nordosten des Landes. Die administrative Aufteilung in sieben Staaten wurde den Bestrebungen der sehr disparaten und sich ethnisch sehr unterscheidenden Bevölkerungsgruppen des restlichen Indiens nicht gerecht.

China, das mehreren Rebellionen, insbesondere jener der Nagas, seine Unterstützung gewährt hatte, hält sich nunmehr sehr zurück. Pakistan scheint sich aber weiterhin einzumischen. Seine Nachrichtendienste sollen im Geheimen von Bangladesch und auch von Nepal aus diverse Aufstände unterstützen, wobei diese Staaten nicht unbedingt immer damit einverstanden sind. Die Aufrechterhaltung der Ordnung im Nordosten mobilisiert viele indische Truppenteile und kommt teuer. Die Zentralregierung gewährt eine bedeutende Entwicklungshilfe, doch ein Großteil davon wird durch Korruption veruntreut. Das Volk profitiert kaum von dieser Manna, die ihm eigentlich bestimmt ist. Und so dauern die Unzufriedenheit, die Unruhen, die Attentate und die Unterdrückung durch die Ordnungskräfte an.

Es gibt in Indien nach wie vor Aufstände mit maoistischem Hintergrund. Auch wenn sie an Intensität verloren haben und obwohl ihnen fortan die chinesische Unterstützung versagt bleibt, so halten sie dennoch weiterhin ein Klima der Unsicherheit in mehreren Stammesregionen von vier aneinandergrenzenden Bundesstaaten aufrecht, und zwar in Andhra Pradesch, Madhja Pradesch, Bihar und Orissa. Es handelt sich dabei um einen echten Klassenkampf, den Besitzlose unter Anwendung von Gewalt gegen die Grundbesitzer führen. In Nepal haben diese Aufstände tatsächlich an Heftigkeit gewonnen, und die Armee musste den überforderten Polizeikräften Beistand leisten.

Insgesamt wurden in Indien im Verlauf der diversen Aufstände weit mehr als 100.000 Personen getötet; diese Zahl könnte zehnmal höher sein als die Zahl der von den zwischenstaatlichen Konflikten geforderten Opfer.

In Pakistan halten die Zusammenstöße zwischen den Sindhis und den aus Indien stammenden Mohajirs in der Region von Sind, v.a. in Karatschi, weiter an. Überdies fordern die Spannungen zwischen der sunnitischen Mehrheit und der schiitischen Minderheit zahlreiche Tote, v.a. im Pandjab und gelegentlich in den nördlichen Zonen. Als Folge der Ereignisse in Afghanistan ist wahrscheinlich damit zu rechnen, dass es in den westlichen Provinzen, aber auch im gesamten Land zu schweren, durch fundamentalistische Bewegungen ausgelösten Unruhen kommt.

In Bangladesch erfolgt die Integration der Schakmas, buddhistischer minderheitlicher Volksstämme der Chittagong Hill Tracts, nur unter ständigen Auseinandersetzungen. Diese kommen zu den Zusammenstößen hinzu, die sich von Zeit zu Zeit zwischen der moslemischen Mehrheit und den Hindus ereignen.

In Bhutan steigen die Spannungen zwischen den Ureinwohnern und den Gurkhas, die zu diversen Epochen und auch noch in jüngster Zeit aus Nepal eingewandert sind. Die Ordnungskräfte müssen sich auch mit der illegalen Präsenz von Elementen, die aufständischen Bewegungen im Nordosten Indiens zuzuordnen sind, auseinandersetzen.

Sri Lanka wird durch den Aufstand der Tamilen, welche die Unabhängigkeit fordern, schwer in Mitleidenschaft gezogen. Im Laufe der letzten 20 Jahre hat er mehr als 60.000 Opfer gefordert. Die militanten Tamilen praktizieren je nach den Umständen sowohl den konventionellen Kampf wie auch den Guerillakrieg und ebenfalls den politischen Mord. Die Sezessionsbewegung schreckt auch nicht davor zurück, Frauen und Kinder zu rekrutieren, um den bewaffneten Kampf fortzuführen. Diese aufständische Bewegung, die sich Befreiungstiger des Tamilischen Eelam (auf Englisch: Liberation Tigers of Tamil Eelam/LTTE) nennt und von Furcht erregender Effizienz ist, unterhält regelmäßige Kontakte zu diversen anderen Rebellengruppen in Südasien, insbesondere zu denen im Nordosten Indiens. Ein Erfolg der tamilischen Rebellion würde anderen Aufständen in Südasien großen Auftrieb verleihen. Der tamilische Nationalismus im Süden Indiens könnte wieder aufleben und die Gründung eines tamilischen Großstaates beiderseits der Meerenge von Palk begünstigen. Aber gegenwärtig scheint die Gefahr einer Ausweitung der Rebellion auf Südindien gebannt zu sein. Derzeit ist das Risiko einer Sezession des Tamil Nadu nicht gegeben, auch wenn seine Führer und seine Einwohner die Entwicklung der Situation auf der Nachbarinsel mit besonderem Interesse verfolgen. Ein ehemaliger indischer Premierminister, Rajiv Gandhi, hatte 1990 seine Einmischung in den Konflikt von Sri Lanka mit dem Leben bezahlt.

Noch latente Hoffnungen

Nach den Ängsten, die zeitweise von Hoffnungsschimmern durchdrungen wurden, werden wir nun, allerdings wesentlich kürzer, die mit Ängsten, Befürchtungen und Zweifeln gepaarten Hoffnungen behandeln.

Die Trümpfe Indiens

Indien verfügt über unleugbare Trümpfe, um erfolgreich zu sein. Sein jährliches Wirtschaftswachstum erreicht derzeit 7%; es ist nunmehr vergleichbar mit jenem Chinas. Indien leistet Hervorragendes in zahlreichen Bereichen, u.a. in der Informationstechnologie und in der pharmazeutischen Forschung. Die Liberalisierung seiner Wirtschaft und seine Aufnahme in die Welthandelsorganisation öffnen ihm die Märkte, setzen es jedoch auch dem internationalen Wettbewerb aus. Es bildet Eliten heran, deren exzellentes Niveau auf der gesamten Welt anerkannt wird. Zahlreiche Führungskräfte wandern aus, aber einige von ihnen kehren zurück, noch besser ausgebildet und nunmehr reich an Erfahrung. Jene, die in ihrem Aufnahmeland bleiben, werden eingeladen (gelegentlich mit Erfolg), in ihr Geburtsland zu investieren. Die Zukunft Indiens wird aber tatsächlich von seiner Fähigkeit abhängen, sein Bevölkerungswachstum zu reduzieren, einen gewissen Zusammenhalt zwischen den verschiedenen Gemeinschaften, v.a. zwischen den Hindus und den Moslems, sicherzustellen und die separatistischen Tendenzen im Kaschmir und im Nordosten unter Kontrolle zu bringen. Trotz der enormen Schwierigkeiten scheint Indien in der Lage zu sein, dies zu meistern. Es besteht kaum die Gefahr einer Spaltung des Landes. Desgleichen ist kein massiver und allgemeiner Aufstand der Armen gegen das bestehende System zu befürchten. Dennoch ist es notwendig, dass sich die Eliten ihrer Verantwortung deutlicher bewusst werden und dass sie einwilligen, einen Teil ihrer Privilegien aufzugeben. Es ist z.B. nicht zielführend, dass die Großgrundbesitzer von den Abgaben befreit sind. Die Demokratisierung erfordert eine radikale Änderung, welche die Erneuerung der führenden Schicht, von der die Armen zu oft ausgeschlossen werden, ermöglichen würde.

Indischpakistanischer Dialog

Eine derartige Feststellung hat auch für Pakistan Gültigkeit. Was den internationalen Bereich anbelangt, so zeigen die derzeitigen Führer Pakistans wie auch Indiens keinerlei Neigung, in echte Verhandlungen über Kaschmir einzutreten. Wahrscheinlich muss auf eine neue Generation von Verantwortungsträgern gewartet werden, damit endlich die Bereitschaft gegeben ist, miteinander zu leben. Ein Teil der Eliten Indiens und Pakistans ist von der Notwendigkeit sich verständigen zu müssen überzeugt, jedoch sind diese Ansichten noch Gefangene der extremistischen Ideologien und der öffentlichen Meinung. Der gesunde Menschenverstand wird vielleicht eines Tages den Sieg in Kaschmir davontragen. Die Kaschmiri sind des Bürgerkrieges überdrüssig; die Idee eines Anschlusses an Pakistan hat auf Grund der ständig wiederkehrenden Schwierigkeiten dieses Landes sicherlich stark an Reiz eingebüßt, ungeachtet der schlechten Behandlung durch Indien. Die von ihnen vielleicht ersehnte Unabhängigkeit erscheint unerreichbar. Die nunmehr offizielle Existenz nuklearer Arsenale auf Seiten beider Protagonisten versagt jedem der Gegner einen totalen und endgültigen militärischen Sieg, in Kaschmir wie auch anderweitig. Die Situation ist demnach gewissermaßen festgefahren, speziell und v.a. in Kaschmir, wo die Kontrolllinie als internationale Grenze anerkannt werden sollte. Es gibt keine andere Lösung für dieses Problem. Die UNO sollte dies fortan akzeptieren.

Die Parallel-Diplomatie funktioniert nach wie vor. Journalisten, Professoren, aktuelle und ehemalige hochrangige zivile Funktionäre sowie im Ruhestand befindliche Generäle treffen sich regelmäßig. Der Dialog ist folglich nicht völlig abgebrochen. In kultureller Hinsicht haben die Bindungen Bestand. Die indischen Filme erzielen immer noch den gleichen Erfolg in Pakistan.

Die Handelsverbindungen zwischen Indien und Pakistan sind unbedeutend. Trotz des Fehlens jeglichen natürlichen Hindernisses gibt es entlang der 2.600 km langen Grenze zwischen beiden Ländern nur eine einzige Übergangsstelle zwischen Amritsar und Lahore für Züge, Fahrzeuge und LKW. Und die Benützung dieser einzigen Verbindung wird sogar von Zeit zu Zeit entsprechend der Entwicklung der internationalen Situation eingestellt. Es gibt einen inoffiziellen Handelsverkehr im Wege über Drittländer und bisweilen sogar zwischen Karatschi und Bombay. Beide Länder benötigen Energie, in erster Linie Erdöl und Gas. Es könnten sich günstige Gelegenheiten ergeben, diese aus Zentralasien zu importieren. Der Bau von Erdöl-Pipelines und Ferngasleitungen setzt aber die Rückkehr des Friedens in Afghanistan sowie die Verbesserung der Beziehungen zwischen Neu-Delhi und Islamabad voraus. Auch müsste ein System erfunden werden, um die Versorgung Indiens quer durch das Territorium Pakistans zu garantieren. So könnte etwa erklärt werden, dass jegliche Unterbrechung der Lieferungen an Indien seitens Pakistan automatisch die Lieferung seitens der zentralasiatischen Staaten an Pakistan beenden würde. In der Tat ist nichts unmöglich, wenn man an die ausgezeichnete praktische Umsetzung des 1960 unterzeichneten Indus-Vertrages denkt, welcher die gerechte Aufteilung der Gewässer dieses Stromes und seiner Nebenflüsse zwischen den beiden Ländern regelt. Dieser Vertrag, ein Musterbeispiel seiner Art, macht beide Länder völlig unabhängig voneinander. Er erfüllt seine Funktion seit mehr als 40 Jahren zur allgemeinen Zufriedenheit und wurde nie in Frage gestellt, auch nicht während der Kriege.

Dialog zwischen Indien und Nepal

In Nepal ist ein gewaltiges hydroelektrisches Potenzial vorhanden. Die gemeinsame Erschließung und Nutzung der mächtigen Nebenflüsse des Ganges durch Nepal und Indien wäre für beide Länder ein Gewinn. Die zu große Überheblichkeit Indiens und die übersteigerte Empfindlichkeit Nepals haben jedoch bis zum jetzigen Zeitpunkt die Realisierung einer weit reichenden regionalen Energiepolitik verhindert. Es wurden lediglich einige Staudämme durch Indien errichtet, das in diesem Bereich über ausgezeichnete technische Kompetenzen verfügt. Es bliebe zu hoffen, dass in Zukunft auch in diesem Fall der gesunde Menschenverstand obsiegt.

Dialog zwischen Indien und Bangladesch

Es wäre auch für Indien und Bangladesch von Vorteil, verstärkt den gemeinsamen Dialog zu suchen, zum Zwecke der besten Nutzung der Gewässer des Ganges und noch mehr des Brahmaputra, eines mächtigen Stroms, dessen Potenzial sehr hoch und noch kaum erschlossen ist. Überdies könnten die kürzlich in Bangladesch entdeckten Erdgasvorkommen, die bei weitem den Bedarf des Landes übersteigen, von Interesse für Indien sein. Die Ausbeutung dieser Vorkommen wäre für beide Länder von gleichem Nutzen.

Regionaler Dialog

Es existiert eine regionale Organisation, die South Asian Association for Regional Cooperation (SAARC), die mit der Aufgabe betraut ist, die Beziehungen zwischen den Ländern der Zone zu fördern. Bestimmte Bereiche, und zwar durchaus nicht die unbedeutendsten wie v.a. die bilateralen Streitsachen, die Energie und die Finanzprobleme, fallen nicht in ihr Aufgabengebiet.

Die SAARC wollte sich mit den Problemen befassen, die den Terrorismus und den Drogenhandel betreffen. So gibt es seit 1988 eine regionale Vereinbarung zur Bekämpfung des Terrorismus und seit 1990 eine Vereinbarung zur Bekämpfung der Drogenproblematik. Aber keine dieser Vereinbarungen wurde praktisch umgesetzt, da sie nicht ratifiziert wurden bzw. eine entsprechende Gesetzgebung fehlt, das heißt, weil der diesbezügliche politische Wille der Mitgliedstaaten nicht gegeben ist.

Der Handelsverkehr innerhalb Südasiens ist nach wie vor gering. Die wahren Entwicklungsprobleme wurden nie aufgezeigt und erst recht nie diskutiert. Zahlreiche Fragen verlangen dennoch nach einer regionalen Lösung. Der Infrastrukturausbau der Strom- und Flussbecken ist ein Beispiel dafür. Die Regierungen müssen sich des Ausmaßes und der Dringlichkeit der Probleme, deren Lösung eine Zusammenarbeit zwischen den Ländern der Region und sogar in bestimmten Fällen mit China erforderlich macht, bewusst werden. Unter den gegebenen Voraussetzungen erfüllt die SAARC nicht ihre Aufgabe. Sie funktioniert schlecht, hauptsächlich wegen der schlechten Beziehungen zwischen Pakistan und Indien.

Doch die Potenziale sind gegeben. Die Politik hat derzeit den Vorrang gegenüber der Wirtschaft. Eines Tages hat die Wende zu erfolgen, die Wirtschaft wird sich durchsetzen müssen, um die Politik zu bestimmen.

Dialog mit der westlichen Welt

Die USA, echte Verbündete Pakistans während der gesamten Periode des Kalten Krieges, insbesondere anlässlich der Invasion Afghanistans durch die sowjetische Armee, hatten sich von Pakistan nach den Atomtests im Mai 1998, v.a. aber nach der Überschreitung der Kontrolllinie in Kaschmir im Frühling 1999, abgewandt. Doch die Attentate vom September 2001 in den USA haben dazu geführt, dass Pakistan für die Amerikaner neuerlich unentbehrlich ist. Diese sehen sich gezwungen, nicht nur dessen Territorium zu benützen, um ihre Militäraktionen in Afghanistan zu optimieren, sondern sich auch auf das Militärregime zu verlassen, um die extremistischen Islamisten von der Macht in Islamabad fern zu halten. Denn letztere Eventualität hätte wahrscheinlich die "Talibanisierung" Pakistans zur Folge, ja sie könnte sogar zur Implosion des Landes führen und zur Errichtung eines "Groß-Afghanistan", dessen östliche Grenze der Indus wäre. Sie würde die Gefahr eines Krieges mit Indien sowie des politischen Umsturzes in ganz Südasien und Zentralasien vergrößern. Eine sunnitische Revolution in Pakistan würde im Gefolge jener in Afghanistan die schiitische Revolution im Iran ablösen.

Parallel dazu kommt es zur Annäherung der USA an Indien. Diese werfen Indien nun nicht mehr die Durchführung der Atomtests im Mai 1998 vor und haben die ihm in der Folge auferlegten Sanktionen aufgehoben. Die USA werden sich der Bedeutung dieses Landes und des Ernstes der sicherheitspolitischen Situation in Südasien immer mehr bewusst. Washington will auf Indien setzen, das im Gegensatz zu Pakistan nicht vom Zerfall bedroht ist. Amerika engagiert sich voll und ganz im Kampf gegen den Terrorismus, der in Pakistan einen geeigneten Nährboden findet. Auf diesem Gebiet ist es sich eins mit der Besorgnis Indiens, aber auch mit jener Russlands, der Länder Zentralasiens und Chinas, die alle ihre feste Absicht und ihr Bestreben zur Zusammenarbeit bekräftigen.

Die USA üben auf die Inder wie auf die Pakistanis Druck aus, damit sie, wenn schon kein Frieden herrscht, zumindest den Zustand des "Nicht-Krieges" aufrecht erhalten. Durch die erst kürzlich erfolgten internationalen Hilfen vor dem Bankrott gerettet kann Pakistan (bzw. zumindest der denkende und vernünftige Teil seiner Bevölkerung) den Vorhaltungen Washingtons nicht weiter gleichgültig gegenüberstehen. Zudem waren die Amerikaner - im Bewusstsein, dass Indien und Pakistan nicht auf die Atomwaffen verzichten werden - vor ihrer Intervention in Afghanistan anscheinend dazu bereit, selbst wenn sie dies nicht offiziell zugegeben haben, den beiden Ländern beim Aufbau einer effizienten und zuverlässigen Führungsstruktur behilflich zu sein. 1999 haben sie übrigens ehemalige Generäle, die sehr bedeutende Verantwortungsträger waren, eingeladen, ihr strategisches Zentrum in Omaha zu besichtigen. Außerdem begründen sich strategische Partnerschaften zwischen Indien auf der einen Seite und Großbritannien, Deutschland und Frankreich auf der anderen Seite.

Trotz der nunmehr deutlich sichtbareren Präsenz der Amerikaner in Südasien ist noch lange nicht bewiesen, dass es ihnen auch gelingen wird, die Lage zu beruhigen. Diesbezügliche Zweifel seien erlaubt, wenn man sieht, dass ihnen im Nahen und Mittleren Osten bisher der Erfolg versagt geblieben ist.

Rüstungskontrolle sowie vertrauens- und sicherheitsbildende Maßnahmen

Weder Indien noch Pakistan haben den Nichtweiterverbreitungsvertrag (NPT) und den Umfassenden Atomteststopp-Vertrag unterzeichnet. Sie weisen auch den Wortlaut des FMC-Vertrages (Fissile Materiel Cut-Off-Treaty) zurück, der die Anzahl der Nuklearsprengköpfe einfrieren würde, da er den Produktionsstopp von waffentauglichem Plutonium und Uranium vorschreibt. Sie haben indessen am 31.12.1988 ein bilaterales Abkommen über den Verzicht auf Angriffe gegen nukleare Anlagen und Einrichtungen unterzeichnet. Am 21.2.1999 haben sie den Beschluss gefasst, die Versuche mit ballistischen Raketen im Vorhinein offiziell anzukündigen und Maßnahmen zur Reduzierung der aus Unfällen mit Atomwaffen resultierenden Gefahren zu ergreifen. Außerdem sind die Atomtest-Moratorien, das jedes der beiden Länder beschlossen hat, nach wie vor in Kraft.

Indien und Pakistan haben die im Jahre 1972 vereinbarte Biowaffen-Konvention (BWC) und die im Jahre 1993 in Paris ausgearbeitete Chemiewaffen-Konvention (CWC) unterzeichnet. Sie lehnen jedoch genauso wie China und andere Länder die im Abkommen von Ottawa von Oktober 1997 vorgesehene Vernichtung der Schützenminen ab.

Seit 1993 führt die UNO ein Verzeichnis über den Transfer konventioneller Waffen durch Mitgliedsstaaten. Indien und Pakistan liefern diesbezügliche Informationen. Der Nutzen eines solchen Dokumentes hält sich jedoch in Grenzen.

Darüber hinaus bestehen zwischen Indien und Pakistan sowie zwischen Indien und China jeweils bilaterale sicherheits- und vertrauensbildende Maßnahmen, die ihrer Rolle voll und ganz gerecht werden, auch wenn sie zu begrenzt bleiben.

Die Operationschefs der Führungsstäbe beider Heere, des indischen und des pakistanischen, nehmen einmal pro Woche telefonisch Verbindung miteinander auf. Solche Unterredungen finden weder zwischen den Marinen noch zwischen den Luftwaffen statt. Dagegen treffen sich die örtlichen Kommandanten der paramilitärischen Kräfte regelmäßig vor Ort. Manche Vorfälle mehr oder weniger ernster Natur können auf diese Art und Weise geregelt werden.

Im Jahr 1991 waren die beiden Länder übereingekommen, militärische Übungen, Manöver und Truppenbewegungen im Vorhinein offiziell anzukündigen. Am 6.4.1991 hatten sie sich darüber geeinigt, Maßnahmen zur Verhinderung von Luftraumverletzungen in Kraft zu setzen, durch Einschränkung der grenznahen Flüge und offizielle vorherige Bekanntgabe von Luftwaffenübungen. Obendrein hatten sie zu diesem Zeitpunkt ihre Absicht bekundet, einen Vertrag zur Vorbeugung von Unfällen auf See abzuschließen. Zuletzt hatten sie beschlossen, die Umsetzung aller vertrauens- und sicherheitsbildenden Maßnahmen periodisch zu überprüfen. Die Ereignisse von Kargil haben diesem Vorhaben ein Ende gesetzt. Die terroristischen Aktionen in Indien werfen sie auf unabsehbare Zeit zurück.

Auch zwischen Indien und China bestehen vertrauens- und sicherheitsbildende Maßnahmen. Im Jahr 1994 wurde ein Vertrag zur "Wahrung des Friedens und der Ruhe" an den Grenzen unterzeichnet. Ein weiterer, 1996 unterzeichneter Vertrag hat entlang der nicht offiziell anerkannten Grenze eine auf beiden Seiten 10 km breite entmilitarisierte Zone geschaffen. Außerdem treffen sich von Zeit zu Zeit die örtlichen Kommandanten, um über Themen von gemeinsamem Interesse zu diskutieren.

Diese Fortschritte wären es wert, komplettiert zu werden. Bestimmte, im Rahmen der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) in die Tat umgesetzte Maßnahmen wären in Südasien besonders zweckdienlich, namentlich die Vor-Ort- und die Open Skies-Inspektionen. Wir sind aber noch weit davon entfernt.

Schlussfolgerungen

Es scheinen also die großen Ängste über die großen Hoffnungen zu obsiegen. Südasien steht im Zentrum größter Sorgen: religiöser Extremismus, Terrorismus, Drogen, Korruption, konventioneller Rüstungswettlauf, Atomwaffenproliferation, sezessionistische Bewegungen. ... Die beiden bedeutendsten Länder der Region, Indien und Pakistan, nehmen den Dialog nicht wieder auf, selbst nicht anlässlich der großen internationalen Treffen. Auf Grund der bedeutenden Differenzen, die diese beiden Staaten zu Gegnern machen, funktioniert die SAARC nicht normal.

Die nunmehr offizielle nukleare Abschreckung wird die Fortsetzung des von Pakistan unterstützten bewaffneten Aufstandes in Kaschmir nicht verhindern können. Sie wird womöglich auch den Ausbruch neuer Kriege zwischen den beiden Ländern nicht verhindern können, diese Kriege werden aber, sollten sie stattfinden, begrenzt sein.

Gandhi pflegte zu sagen, dass das zu diesem Zeitpunkt noch ungeteilte Indien in harmonischer Anarchie leben würde. Heute kann man sagen, dass das neue Indien weiterhin in Anarchie leben würde, die im Allgemeinen aber nicht immer harmonisch ist. Was Südasien in seiner Gesamtheit anbelangt, so lebt es in eindeutiger Anarchie, die nichts Harmonisches an sich hat.

Das Schlimmste ist nie gewiss. Es gibt Menschen, die guten Willens sind. Die Intelligenz der Völker Südasiens sollte es ihnen erlauben, die großen Herausforderungen, die sich ihnen stellen und von denen die Ernährung ihrer Volksmassen sowie die Verbesserung ihres Lebensstandards nicht gerade zu den unbedeutendsten zählen, zu meistern. Es bleibt zu hoffen, dass ihre Führer das erforderliche Format aufweisen werden, das Schicksal von 1,5 Mrd. Einwohnern zu lenken. Ihre Verantwortung ist enorm.

Dr. Alain Lamballe

Geb. 1938; Brigadegeneral a.D.; Offiziersausbildung in Saint-Cyr; Infanterieoffizier, Verwendungen u.a. in Algerien, Frankreich, Deutschland (zuletzt stellvertretender Regimentskommandant in Berlin, 1981-1983); 1972-1973 Generalstabsausbildung; 1978 Doktorat in politischer Soziologie; Sprachausbildung (Studienabschluss) in Englisch, Hindi, Urdu und Ungarisch; 1965-1969 Zugeteilter Militärattache in Indien und 1978-1981 in Großbritannien; 1983-1986 Militärattache in Ungarn und 1992-1995 in Pakistan; 1988-1990 Militärberater der französischen Delegation bei den Rüstungskontrollverhandlungen in Wien; verschiedene militärpolitische Verwendungen im Generalsekretariat für nationale Verteidigung; 1997-2001 Leiter des zentralen Verbindungsbüros für Hilfe an fremde Streitkräfte im französischen Verteidigungsministerium; 2001-2002 Leiter der Abteilung für Sicherheitskooperation, OSZE-Mission in Bosnien-Herzegowina.



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