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Unternehmen "Weserübung"

Vor 71 Jahren marschierten deutsche Truppen in Norwegen und Dänemark ein. Die Krieg führenden Mächte Großbritannien, Frankreich und Deutschland versuchten auf Kosten der Neutralen ihre Operationsbasis zu erweitern bzw. diese dem Gegner streitig zu machen. Die Kontrahenten setzten dieselben militärischen Aktionen fast gleichzeitig. Im Rahmen des Unternehmens "Weserübung" der Deutschen Wehrmacht erfolgten am 8. und 9. April 1940 sowohl die Besetzung Dänemarks als auch die Landungsoperation in Norwegen.

Das nationalsozialistische Deutsche Reich hatte im Sinne seiner Expansionspolitik, der am 13. März 1938 bereits Österreich zum Opfer gefallen war, mit seinem Überfall auf Polen am 1. September 1939 den Zweiten Weltkrieg begonnen. Großbritannien und Frankreich erklärten als Verbündete Polens dem Deutschen Reich den Krieg. Ziel der geplanten deutschen Expansion war die Errichtung militärischer Stützpunkte in Ost und West sowie die Sicherung der Rohstoffquellen für die Rüstungsindustrie.

Insbesondere die deutsche Schwerindustrie war von den schwedischen Erzlieferungen (Kiruna) abhängig, die einerseits über die Ostsee (die aber im Winter teilweise zugefroren war), andererseits über Narvik und entlang der norwegischen Küste transportiert wurden. Der letztere Weg wäre aber im Falle einer britischen Seeblockade bzw. einer Besetzung Norwegens gefährdet oder gar unterbrochen worden. Hingegen würde Norwegen in deutscher Hand diese Bedrohung aufheben und im Gegenzug die gesamte Ostküste von Großbritannien einer Blockade durch die deutsche Luftwaffe und durch U-Boote von norwegischen Basen aussetzen.

Am 2. September 1939 gab das Deutsche Reich eine Erklärung der Wahrung der norwegischen Integrität ab, sofern diese nicht durch eine dritte Macht verletzt würde. Im Oktober 1939 wies jedoch Großadmiral Raeder Hitler auf die daraus entstehenden Gefahren einer britisch-französischen Besetzung hin und empfahl einen Präventivschlag gegen Norwegen.

Daraufhin wurden entsprechende Studien erstellt und militärische Vorbereitungen getroffen. Schließlich sollte die präventive Inbesitznahme Norwegens durch Deutschland auch Ausgangsbasen für eine geplante Invasion der Britischen Inseln bieten.

Der Anlass

Am 16. Februar 1940 ereignete sich der "Altmark"-Zwischenfall. Die "Altmark" war ein Hilfsschiff des Panzerschiffes "Graf Spee". Sie hatte von dessen Kaperunternehmungen 303 Seeleute der britischen Handelsmarine als Gefangene an Bord und versuchte im Schutz der neutralen Hoheitsgewässer Norwegens nach Deutschland zu entkommen.

Die "Altmark" wurde im Jossingfjord, nahe Stavanger, vom britischen Zerstörer HMS "Cossack" unter Captain Philip Vian gestellt und geentert. Die Gefangenen wurden befreit. Norwegen protestierte gegen die Verletzung seines Territoriums. Im Gegenzug beschuldigte Großbritannien Norwegen dem Deutschen Reich Beihilfe zu leisten. Das Deutsche Reich nahm diesen Vorfall zum Vorwand einer möglichen Intervention: Norwegen könne bzw. wolle sein Territorium nicht schützen!

Während des finnisch-sowjetischen Winterkrieges war sogar eine französisch-britische Intervention vorgesehen, um zur Unterstützung der Finnen Teile Nordnorwegens und Schwedens als "Landbrücke" nach Finnland zu besetzen. Damit wäre auch die Erzzufuhr nach Deutschland unterbrochen worden. Der militärische Zusammenbruch Finnlands verhinderte einen solchen Angriff.

Alle diese Vorhaben waren beiderseits bekannt und kamen nicht unerwartet. Es galt nur dem Gegner zuvorzukommen, wobei das Deutsche Reich unter einer skrupellosen Diktatur schneller handeln konnte. So hatte es auch den Landweg über Dänemark und Schweden als Alternative ins Auge gefasst.

Die Invasion Dänemarks

Im Rahmen des Unternehmens "Weserübung" wurde auch das neutrale Dänemark besetzt, um als Nachschubweg für Norwegen zu dienen. Durch das Vertrauen Dänemarks auf den mit Deutschland am 31. Mai 1939 geschlossenen Nichtangriffspakt, wurde es am 9. April 1940 innerhalb von sechs Stunden im wahrsten Sinne des Wortes vollständig überrannt. Motorisierte Infanterie hatte um 0400 Uhr die Grenzen überschritten und war nach Norden vorgedrungen. In Kopenhagen landete von einem bereits vor Anker liegenden Schiff Infanterie an, die die Zitadelle, das Königsschloss und den Hafen in Besitz nahm. Die Häfen Middelfart, Esbjerg, Thyborøn und Nyborg wurden von Landungstruppen besetzt, und die bescheidene dänische Luftwaffe (25 Flugzeuge) wurde auf den Flughäfen zerstört.

Dänemark hatte zwei Divisionen mit 14 500 Mann unter der politischen Führung von König Christian X. und Ministerpräsident Thorvald Stauning, welche unter diesen Umständen der deutschen Kapitulationsforderung im Austausch gegen eine gewisse landesinterne Selbstständigkeit nachkamen. So sollte einer möglichen Besetzung Dänemarks durch Großbritannien und Frankreich zuvorgekommen werden.

Trotzdem fielen 26 dänische Soldaten und es gab ca. 40 Verwundete. König und Regierung wurden in Gewahrsam genommen. Man hatte sich trotz Überrumpelung wenigstens symbolisch zur Wehr gesetzt - etwas, was den Österreichern leider nicht gelungen war. Dänemark erhielt eine relativ rücksichtsvolle Militärverwaltung, galt bis Mitte 1943 als Musterprotektorat des Deutschen Reiches, wurde aber wirtschaftlich total ausgesaugt.

Wegen seiner Nachbarschaft zum Deutschen Reich hatte Dänemark eine hohe strategische Bedeutung als Nachschubweg nach Norwegen, als Luftwaffenbasis und zur Beherrschung der Zufahrt in die Ostsee.

Der weitere Verlauf des Unternehmens "Weserübung"

"Operation Wilfred" hieß das Pendant der Briten zum deutschen Vorhaben. Am 7. April 1940 begann an der englischen Ostküste die Einschiffung des britisch-französisch-polnischen Expeditionskorps, das mit langsamen Transportern in Konvois unter Geleitschutz ostwärts auslief. Tags darauf wurden von den Briten Minenfelder in den norwegischen Hoheitsgewässern vor Bodø, Kristiansund und Stadtlandet gelegt. Dies sollte die deutschen Schiffe in die offene See zwingen, wo sie eine leichte Beute der Royal Navy hätten werden sollen.

Das Unternehmen "Weserübung", das den Einsatz der gesamten deutschen Kriegsmarine erforderte, hatte knapp vorher begonnen. Zwischen dem 3. und 7. April hatte sich von Hamburg aus bereits die "Ausfuhrstaffel" geheim in Fahrt gesetzt. Dieser Verband bestand aus acht Transportschiffen mit schwerem Gerät für die anlandenden Truppen und war zu den Zielhäfen Narvik, Trondheim und Stavanger unterwegs. Fünf der Frachter wurden versenkt.

Vom 6. bis 8. April 1940, gleichzeitig mit den Westmächten, stachen sechs aus schnellen Kriegsschiffen bestehende Kampfverbände der "Kriegsschiffstaffel" von den norddeutschen Häfen aus in See und fuhren nordwärts. Es folgte eine "Seetransportstaffel", die Truppen und Gerät beförderte, mit Tankschiffen aus den Ostseehäfen. Diese Transportverbände hatten nur ungenügenden Geleitschutz.

Die Führung des Unternehmens oblag General Nikolaus von Falkenhorst. Vizeadmiral Günther Lütjens führte die Kriegsmarine und Generalleutnant Eduard Dietl kommandierte die 3. Gebirgsjägerdivision, deren Gebirgsjägerregiment 139 Narvik besetzen sollte.

Die Seeoperation

Der Einsatz der sechs Kampfgruppen, deren Landungstruppen nur leicht bewaffnet waren, war so abgestimmt, dass sie gleichzeitig ihre Ziele erreichten, wo sie auf die Schiffe der "Ausfuhrstaffel" stoßen sollten. Tatsächlich waren alle verfügbaren Überwasserkriegsschiffe eingesetzt. Im Falle einer Gefechtsberührung mit der übermächtigen Royal Navy wäre sowohl das Unternehmen als auch der Bestand der Flotte gefährdet gewesen, wie es sich bei der Narvik-Operation später zeigen sollte.

Es kam zu einem Wettlauf nach Norwegen! Faktisch waren beide Flotten gleichzeitig unterwegs, sodass es zu gelegentlichen Zusammentreffen kam, was aber nur die Deutschen nach Möglichkeit vermeiden wollten. Tatsächlich hatten die Deutschen einen Tag Vorsprung.

Kampfgruppe 1 mit Ziel Narvik

Die Kampfgruppe 1 bestand aus zehn Zerstörern mit 2 000 Gebirgsjägern an Bord. Fernen Geleitschutz gaben die beiden Schlachtkreuzer "Scharnhorst" und "Gneisenau".

Die Zerstörer versenkten die beiden alten norwegischen Küstenpanzerschiffe "Norge" und "Eidsvold" (rund 4 000 t). Narvik konnte vorerst besetzt werden.

Kampfgruppe 2 mit Ziel Trondheim

Die Kampfgruppe 2 bestand aus dem schweren Kreuzer "Admiral Hipper" und vier Zerstörern mit 1 700 Mann.

Die "Admiral Hipper" versenkte den Zerstörer HMS "Glowworm". Das Fort Agdenes bei Trondheim musste sich nach dreistündigem, heftigem Kampf ergeben.

Kampfgruppe 3 mit Ziel Bergen

Die Kampfgruppe 3 bestand aus den leichten Kreuzern "Königsberg" und "Köln", dem Artillerieschulschiff "Bremse", dem Transporter "Karl Peters", zwei Torpedobooten und fünf Schnellbooten mit 1 700 Mann.

Die Forts von Bergen beschädigten drei Schiffe, mussten sich aber innerhalb von Stunden ergeben. Am 10. April wurde die "Königsberg" im Hafen von britischen Trägerflugzeugen versenkt.

Kampfgruppe 4 mit Ziel Kristiansand

Die Kampfgruppe 4 bestand aus dem leichten Kreuzer "Karlsruhe", drei Torpedobooten, sieben Schnellbooten und dem Begleitschiff "Tsingtau" mit 1 100 Mann. Die "Karlsruhe" wurde vor Kristiansand von einem britischen U-Boot torpediert und sank.

Kampfgruppe 5 mit Ziel Oslo

Die Kampfgruppe 5 bestand aus dem schweren Kreuzer "Lützow", dem schweren Kreuzer "Blücher", dem leichten Kreuzer "Emden", drei Torpedobooten und acht Minenräumbooten mit 2 000 Mann.

Die "Blücher" wurde durch Artillerie- und Torpedobatterien von der Festung Oskarsborg aus versenkt, wodurch die Besetzung von Oslo verzögert wurde. So konnten das Königshaus, der Storting (Parlament) und die Regierung nach Norden fliehen.

Kampfgruppe 6 mit Ziel Egersund

Die Kampfgruppe 6 bestand aus vier Minenräumern mit 150 Mann. Die Besetzung Egersunds erfolgte ohne auf wesentlichen Widerstand zu stoßen.

Der Kampf um Nordnorwegen

Norwegen hatte sechs Divisionen mit ca. 56 000 Mann unter Waffen. Deren Befehlshaber waren König Haakon VII. und Generalleutnant Otto Ruge.

Wegen des Überraschungseffektes konnten nicht alle norwegischen Soldaten rechtzeitig mobilisiert werden. Die norwegischen Landstreitkräfte hatten nur den Heimvorteil, den sie bei ihrer heftigen Gegenwehr auch nutzten. Die norwegische Luftwaffe, bestehend aus 84 Flugzeugen und die Seestreitkräfte mit vier Küstenpanzerschiffen, 34 Torpedobooten, neun U-Booten u. a. waren an Material und Zahl den Deutschen hoffnungslos unterlegen.

Nach einem aussichtslosen Kampf der beiden norwegischen Küstenpanzerschiffe "Eidsvold" und "Norge" gegen die zehn Zerstörer der Kampfgruppe 1, wurden die 2 000 Gebirgsjäger, unter dem Kommando von Generalleutnant Eduard Dietl angelandet. Die Soldaten waren aufgrund der stürmischen Überfahrt zum Großteil seekrank und ihre schwere Ausrüstung war zum überwiegenden Teil über Bord gegangen. Das Gebirgsjägerregiment 139 bestand aus vielen Österreichern, deren Heimat 1938 dem Deutschen Reich einverleibt worden war.

Am 10. April überraschte eine britische Flottille mit fünf Zerstörern, welche in den Ofotfjord eingedrungen war, die in Narvik vor Anker liegende deutsche Flottille von zehn Zerstörern (1. Seeschlacht von Narvik). Zwei deutsche Schiffe wurden versenkt, drei weitere beschädigt. Die Briten wurden ihrerseits von den anderen fünf Zerstörern der Kampfgruppe 1 bei ihrem Abmarsch überrascht und verloren zwei Schiffe. Der Einsatz von vier deutschen U-Booten schlug fehl.

Am 13. April drang eine britische Flottille unter Admiral Whitworth mit neun Zerstörern, unterstützt vom Schlachtschiff HMS "Warspite", in den Ofotfjord ein und vernichtete die noch vorhandenen acht deutschen Zerstörer (2. Seeschlacht von Narvik). Zwischen dem 13. und 15. April erfolgten dann die Gegenlandungen der alliierten Heeresverbände in Harstad (nordwestlich von Narvik) und in Namsos.

Die Alliierten unter Generalmajor Pierse Joseph Mackesy versuchten Mittel- und Nordnorwegen von den deutschen Truppen wieder zu erobern, mit dem Ziel, über Trondheim den Süden des Landes zurückzugewinnen.

Die Deutschen verloren bei Narvik ihre gesamte Zerstörerflottille gegen die überlegene Royal Navy und damit auch ihre Artillerieunterstützung. So musste Narvik gegen die britisch-französisch-polnisch-norwegischen Truppenverbände (rund 24 000 Mann, darunter die norwegische 16. Division) unter dem norwegischen Generalmajor Carl Gustav Fleischer am 28. Mai wieder aufgegeben werden. Es war der ers¬te taktische Erfolg der Alliierten über das Deutsche Reich!

Die Gebirgsjäger und die schiffbrüchigen 2 600 Seeleute der deutschen Zerstörer mussten sich auf die verschneiten und vereisten Berge zurückziehen. Sie waren meist ohne Winterausrüstung sowie Verpflegung, und es fehlten schwere Waffen. Wegen der großen Entfernungen konnten sie nur ungenügend durch die deutsche Luftwaffe versorgt und verstärkt werden. Ihr Durchhalten unter Generalleutnant Dietl wurde in der nationalsozialistischen Presse jahrelang propagandistisch ausgeschlachtet. Die Situation war aber äußerst kritisch.

Die Lage gegenüber den an Zahl (15 000 Mann) und an Material überlegenen Alliierten - tausende Kilometer von der Heimat entfernt und abgeschnitten von der eigenen Front - schien für die deutschen Gebirgsjäger aussichtslos zu sein. Unter den Alliierten kämpften auch französische und polnische Alpenjäger unter der Führung von General Antoine Béthouart (später Hochkommissar der französischen Besatzungszone in Österreich) bzw. Brigadegeneral Bohusz-Szyszko. Der Verteidigungsbereich, der sich an die schwedische Grenze anlehnte, schrumpfte unter den ständigen Angriffen der Alliierten aus Nord und Süd. Als einziger Ausweg schien nach der vorgesehenen Zerstörung der Erzbahn nur noch die Internierung in Schweden.

Während die erschöpften Mannschaften ihre wahrscheinlich letzte Verteidigung vorbereiteten, wurden am 7. Juni 1940 die 24 500 Mann alliierter Truppen heimlich vom gesamten Norden nach Großbritannien evakuiert.

Warum hatten sich die Alliierten, die den Norwegern zu Hilfe geeilt waren, zurückgezogen und auf den greifbaren Sieg verzichtet? Was war geschehen?

Am 10. Mai begann der deutsche Westfeldzug gegen die neutralen Staaten Niederlande, Belgien und Luxemburg sowie gegen das mit Großbritannien verbündete Frankreich. Die alliierten Westmächte hatten nach ihren schweren Niederlagen in Nordfrankreich zu diesem Zeitpunkt keinen Zweifrontenkrieg aufrecht halten können, obwohl sie später eine solche lokale Bindung mit dem Gegner suchten.

Weitere Überlegungen, die zu diesem Entschluss führten, waren vielleicht die Annäherung der 2. Gebirgsjägerdivision der Wehrmacht, die am 9. Juni bei Hellemobotn (südwestlich von Narvik) kurz vor der Vereinigung mit Dietls Truppen stand sowie die bereits aufgetretenen Verluste an Schiffen und Mannschaften. Die vermehrten Einsätze der deutschen Luftwaffe, deren Basen sich Narvik näherten, gegen die alliierten Flottenverbände trugen auch zum Entschluss der Alliierten bei, Narvik zu räumen.

Nun war aus einer absehbaren Niederlage der Invasoren in Nordnorwegen für diese ein Sieg geworden, denn die norwegischen Verbände hatten am 8. Juni auf Auftrag von König Haakon VII. die Waffen gestreckt, sodass Narvik nun endgültig von deutschen Truppen besetzt werden konnte. Am 10. Juni wurde ein Waffenstillstand abgeschlossen. Mit der Sicherung von Narvik und der nun vollständigen Besetzung Norwegens hatte das Unternehmen "Weserübung" sein Ziel erreicht.

Der Einsatz der deutschen Luftstreitkräfte

Ein wesentlicher Faktor für das Gelingen von "Weserübung" war auch die Erlangung der Luftherrschaft über Norwegen und Dänemark, welche durch eine Übermacht mit modernen Flugzeugen und erprobten Piloten gewährleistet wurde.

Die am Unternehmen "Weserübung" beteiligten deutschen Streitkräfte bekamen Unterstützung von einer Luftmacht von ca. 1 050 Flugzeugen, darunter 582 Transportmaschinen, von denen allerdings rund 150 verloren gingen. Deutsche Luftlandetruppen nahmen die Flughäfen von Oslo (Fornebu), Kristiansand (Kjevik) und Stavanger (Sola) ein, sodass Luftbrücken für schnellen Nachschub und Verstärkung entstehen konnten.

Wenn auch die Luftwaffe größeres Augenmerk auf maritime Ziele legte, gab sie trotzdem den Bodentruppen genügend Unterstützung. Insbesondere im Norden war die Luftwaffe nach dem Verlust der Flotte neben der Artillerie von besonderer Bedeutung für die Kampfführung.

Rückzug und Kapitulation

Aufgrund der Überraschung konnten die deutschen Kampfgruppen ihre operativen Ziele in kürzester Zeit erreichen und für Nachschub bzw. Verstärkung frei halten. Aber erst mit dem Nachschub, der schwere Waffen, Artillerie und Panzer brachte, war es den Deutschen trotz zähen Widerstandes der Norweger möglich, die Eroberungen zu konsolidieren, landeinwärts zu erweitern und untereinander zu verbinden.

Die großen Städte wie Bergen, Egersund, Stavanger, Horten, Kristiansand und Trondheim fielen innerhalb eines Tages den deutschen Truppen in die Hände. Während die norwegische (Miliz-)Armee zum Teil noch nicht mobilisiert war, stieß die Deutsche Wehrmacht mit überlegener Ausrüstung von Oslo nordwärts nach Elverum und Nybergsund vor. Der einzige Vorteil der Norweger war, dass sie landeskundig und mit dem dortigen Winter vertraut waren.

König Haakon VII. und seine Familie sowie das Parlament konnten über Molde an der Südwestküste nach Tromsø fliehen, von wo aus der König den Widerstand weiter führte. Der norwegische Oberbefehlshaber Generalleutnant Otto Ruge führte einen kämpfenden Rückzug, während er auf die versprochene Unterstützung der Westmächte wartete. Aber diese waren schlecht organisiert und litten unter der deutschen Luftüberlegenheit. Zwischen 15. und 18. April erfolgten die Gegenlandungen in Åndalsnes mit 6 000 Mann und in Nordnorwegen mit starker Unterstützung der Home Fleet (Flotte der Royal Navy zum Schutz der britischen Hoheitsgewässer), sodass Norwegen zum ersten Kriegsschauplatz der Alliierten gegen das Deutsche Reich wurde.

Unter dem steigenden Druck der Deutschen an den nordischen Fronten und im Angesicht einer drohenden Eröffnung der Westfront (10. Mai Überfall auf die Niederlande) zogen sich die Alliierten Anfang Mai aus Südnorwegen zurück, wo die norwegischen Streitkräfte am 21. April in Lillehammer und am 30. April in Dombås kapitulierten, nachdem sich die Deutschen aus Oslo und aus Trondheim kommend dort vereinigt hatten. Vom 1. bis 2. Mai räumten die Alliierten Namsos und Åndalsnes.

König Haakon VII., der zur Symbolfigur des norwegischen Widerstandes wurde, befahl am 8. Juni nach Abzug der Alliierten aus Narvik die Einstellung der nun aussichtslos gewordenen Kampfhandlungen. Er und die Regierung zogen nach England, wo er eine Exilregierung bildete, um den Kampf gegen das Deutsche Reich weiterzuführen. Er kehrte am 7. Juni 1945 viel bejubelt nach Oslo zurück. Die Goldreserven (50 Tonnen) der Nationalbank konnten über Tromsø, wohin sie gerettet worden waren, nach Großbritannien und dann in die USA gelangen, wo sie zur Finanzierung der alliierten Streitkräfte beitrugen.

Militärhistorische Auswertung

Die Überraschung

Die Operation gelang taktisch und strategisch, da man die Geschwindigkeit unterschätzt hatte, mit der nur eine Diktatur handeln konnte. Außerdem traute man der kleinen deutschen Flotte ein derartig riskantes Unternehmen im Angesicht der Royal Navy nicht zu.

Der Feldzug

Die "Weserübung" war die erste große "Kombinierte Operation", in der See-, Luft-, und Landstreitkräfte (Schiffsbesatzungen, Fallschirmjäger, Landungstruppen und Gebirgsjäger) über weite Entfernungen zum Einsatz kamen. Relativ wenige Stoßtruppen - ca. 16 000 Mann -, die auf schnellen Kriegsschiffen transportiert wurden, und drei Bataillone Fallschirmjäger zur Besetzung der wichtigsten Flugplätze, reichten für die Eroberung wichtiger Schlüsselpunkte und deren Konsolidierung, die zur anschließenden Besetzung des Landes führte.

Die Verluste

Die im Verlaufe des Unternehmens "Weserübung" erlittenen Verluste der Deutschen von drei der insgesamt sieben Kreuzer und von zehn der insgesamt 14 Zerstörer sowie die schwere Beschädigung an drei weiteren Großkampfschiffen konnten vom Deutschen Reich nie mehr ersetzt werden. Sie sollten später bei der versuchten Unterbindung der alliierten Evakuierung bei Dünkirchen fehlen, und sie machten auch die geplante Invasion Großbritanniens mit dem Unternehmen "Seelöwe" von vornherein zunichte.

Das Ergebnis

Obwohl die Verluste groß waren, für die deutsche Kriegsmarine eigentlich unersetzbar, war der strategische Gewinn für Deutschland mehr als lohnend:

  • die Erzzufuhr für die deutsche Schwer¬industrie aus Skandinavien war ab Anfang 1941 gesichert;
  • die Besetzung Dänemarks sicherte die Verbindung nach Norden und zur Ostsee;
  • eine britische Blockade war verhindert und nach dem Westfeldzug in eine deutsche Gegenblockade mit U-Booten und Flugzeugen umgewandelt worden;
  • die nordnorwegischen Stützpunkte sollten sich auch gegen die späteren arktischen Geleitzüge nach Murmansk und Archangelsk von unschätzbarem Wert für die Einsatzführung erweisen;
  • im Gegensatz zur passiven Flottenstrategie - "fleet in being" - des Ersten Weltkrieges konnte Deutschland nun aufgrund seiner flankierenden Außenbasen trotz seiner gegenüber damals wesentlich kleineren Flotte Großbritannien mit Handelsstörern und U-Booten blockieren und in seiner Existenz als Krieg führende Macht gefährden. Diese Tatsache hat auch gewiss zu einer Verlängerung des Krieges beigetragen, was heute oft übersehen wird.

Dunkle Zeiten

Neben den Verlusten und Zerstörungen durch den Krieg erlitt Norwegen eine jahrelange Unterdrückung während der deutschen Okkupation, war aber durch seinen energischen Widerstand auf Seiten der Alliierten zur Krieg führenden Macht geworden. Es musste von den Deutschen erst mühsam erobert werden! Seine Seeleute und die Handelsflotte ("Tramp Fleet"!) trugen unter großen Opfern wesentlich zur Befreiung Europas und Asiens von der Herrschaft der Achsenmächte bei. Sie schufen auch die Grundlage für den Nachkriegs-Wohlstand des heutigen Norwegen.

Die Sicherung des eroberten Landes gegen eine mögliche alliierte Invasion und gegen Sabotageakte norwegischer Widerstandsgruppen sowie der passive Widerstand des Großteils der Bevölkerung banden gegen Kriegsende ca. 350 000 deutsche Soldaten in Norwegen, die an anderen Fronten fehlten.

Dänemark hatte es anfangs etwas besser, bis der "Atlantikwall" entstand, der sich über die gesamte Westküste erstreckte und somit viele Einschränkungen für die Bevölkerung brachte. Verfolgungen gab es auch hier, vor allem nach dem August 1943 als sich das Deutsche Reich militärisch im Abstieg befand, und die deutsche Wehrmacht wegen laufender Sabotageakte zu brutalen Maßnahmen griff.

Auch gegen Schweden war zur Sicherung der Eisenerzzufuhr für den Ernstfall ein Eroberungskrieg von Deutschland erwogen worden. Ein derartiges, nicht minder aufwändiges Unternehmen erübrigte sich aber, da Schweden durch das Gelingen des Unternehmens "Weserübung" isoliert und dadurch in eine wirtschaftliche Abhängigkeit gezwungen worden war.

Norwegen und Dänemark waren neutral, sie hatten zu Deutschland immer gute Beziehungen gehabt. Durch Verträge mit dem aufstrebenden Dritten Reich hatten sie sich abgesichert gefühlt. Umso schlimmer traf sie der hinterhältige Überfall. Trotzdem waren die Skandinavier die ersten, die nach Kriegsende den hungernden Kindern sowohl in Deutschland als auch im wieder erstandenen Österreich halfen.

Für Norwegen und Dänemark wurde die Erfahrung als Opfer des Zweiten Weltkrieges trotz ihrer Neutralität und der Schutzverträge mit dem potenziellen Aggressor zum Anlass genommen, sich im Kalten Krieg der NATO anzuschließen.

… zum Nachdenken

Es waren drei 48 Jahre alte 28 cm Krupp-Kanonen, welche die moderne "Blücher" im Drøbaksund des Oslofjords in Brand schossen und zwei fast gleich alte Whitehead-Torpedos aus österreichisch-ungarischer Fertigung, die das Schiff schließlich versenkten.

Literatur

Churchill, Winston S.: The Second World War, vol.1, Cassels, London 1948 - 53.

Dupuy & Dupuy: The Encyclopaedia of Military History, Harper & Row, N.Y. 1986.

Fechter/Schomaekers: Der Seekrieg 1939 - 45 in Karten, Bd.1, Ernst Gerdes Verlag, Preetz/Holstein 1967.

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Müller, Rolf-Dieter: Der letzte deutsche Krieg, Klett-Cotta, Stuttgart 2005.

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Autor: DI Helmut W. Malnig, Jahrgang 1933. Matura und Ausbildung in Wien und im Ausland, tätig als Analyst, Systemingenieur und Projektmanager auf dem Energiesektor, in der Wehrtechnik und in Luft- und Raumfahrt im In- und Ausland (Deutschland, Kanada), seit 1997 im Ruhestand. Zahlreiche Veröffentlichungen (Wärmeübertragung) und Patente (Wehrtechnik), Artikel über technisch-kulturhistorische Themen - insbesondere über die Marine.

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