Bundesheer Bundesheer Hoheitszeichen

Bundesheer auf Twitter

Tatrapan AMB

Das neue Sanitätsfahrzeug der Armee der Slowakischen Republik

Das gepanzerte Sanitätsfahrzeug Tatrapan AMB ist die bislang letzte Version in der Typenreihe des Tatrapan. Die ersten beiden Fahrzeuge dieses Typs dienen bereits unter Einsatzbedingungen der Sanitätsversorgung des slowakischen UN-Kontingentes in Eritrea.

Das bewährte Fahrgestell des Tatra 815 VP 21.275. 6 x 6 1 R (Militärausführung) bildet die Konstruktionsgrundlage der gepanzerten Fahrzeuge der Tatrapan-Typenreihe. Alle Tatrapan verfügen über gepanzerte, abklappbare Fahrerkabinen und gepanzerte, relativ einfach austauschbare Kastenaufbauten. Die einzelnen Versionen unterscheiden sich vor allem durch die verschiedenen Aufbauten bzw. deren Innenausstattung entsprechend den spezifischen Anforderungen der slowakischen Streitkräfte oder eines anderen Kunden.

Von 1990 bis 2001 wurden folgende Versionen entwickelt, hergestellt und (zumindest) als Prototypen ausgeliefert:

Tatrapan T1 - gepanzertes Mannschaftstransportfahrzeug (Mannschaftstransportpanzer); Tatrapan VESPRA - gepanzerter mobiler Gefechtsstand (Führungspanzer); Tatrapan PVO - gepanzerter mobiler Gefechtsstand für Luftverteidigung; Tatrapan MOD - gepanzertes Stabsfahrzeug mit modernisierten Fahrgestell- und Aufbauelementen; Tatrapan VP - gepanzertes Führungsfahrzeug/Kommandantenfahrzeug; Tatrapan ZASA - gepanzertes Mannschaftstransportfahrzeug/Sahara für die slowakischen UN-Truppen; Tatrapan AMB - Sanitätsfahrzeug (Sanitätspanzer) mit verstärkter Panzerung gegen Minen, vorgesehen für die Notversorgung von Patienten und geeignet für Klimazonen mit hohen Temperaturen.

Die Entwicklung der bislang letzten Version, des Tatrapan AMB, hatte 2001 begonnen und wurde mit der Herstellung zweier Prototypen erfolgreich abgeschlossen. Diese stehen als Sanitätspanzer des slowakischen UNMEE-Kontingentes (United Nations Mission in Ethiopia and Eritrea) bereits in Eritrea im Einsatz.

Technische Beschreibung

Der Tatrapan AMB ist ein gepanzertes, geländegängiges Sanitätsfahrzeug (nach österreichischer Diktion ein Sanitätspanzer; dieser Begriff wird in der Slowakei dafür allerdings nicht verwendet; Anm.). Es dient der Sicherstellung der ärztlichen Erstversorgung, ermöglicht Notoperationen an Patienten sowie deren schnellen und sicheren Abtransport. Die große Bodenfreiheit erlaubt Fahrten in schwierigem Gelände, das Nachtsichtgerät auch Einsätze bei Nacht. Dank des eingebauten Luftfiltersystems kann das Fahrzeug auch kontaminiertes Gelände überwinden.

Der Tatrapan AMB ist eine Weiterentwicklung des Tatrapan ZASA. Im Chassis befinden sich zwei lenkbare Vorderachsen, den Antrieb bildet ein luftgekühlter 12-Zylinder-Turbodieselmotor T-3-930-55. Die Reibungskupplung verfügt über einen Lamellenverstärker, das mechanische Hauptgetriebe über einen Schaltkraftverstärker.

Das Fahrzeug hat zehn Vorwärts- und zwei Rückwärtsgänge. Das zweistufige Untersetzungsgetriebe wird elektropneumatisch bedient. Das Planetengetriebe (mit Differentialsperre) zwischen den Vorderachsen und der Hinterachse hat ein Übersetzungsverhältnis von 1,8:1. Neben dem Ausgleichsgetriebe zwischen den Achsen (mit Differentialsperre) gibt es drei Achsdifferentiale (ebenfalls mit Differentialsperren). Die unabhängige Federung der Pendelachsen erfolgt vorne mittels Blattfedern, hinten hingegen pneumatisch.

Auf allen sechs Rädern sind Reifen vom Typ 15,00-21 MP914 montiert (Einfachbereifung). Die Lenkung erfolgt mechanisch mit hydraulischem Lenkkraftverstärker, das Zweikreisbremssystem funktioniert pneumatisch.

Zur Besatzung gehören der Kommandant (Arzt bzw. Sanitäter) und der Fahrer. Die Verwundeten bzw. Kranken befinden sich im Kastenaufbau - gemeinsam mit dem Arzt oder dem Sanitäter. Das Fahrzeug bietet ohne Adaption Platz für acht sitzende Patienten und einen Arzt (bzw. Sanitäter) oder einen liegenden Patienten, vier sitzende Patienten und einen Arzt (bzw. Sanitäter). Nach Adaption des Fahrzeuges beträgt die Transportkapazität vier liegende Patienten und einen Arzt (bzw. Sanitäter) oder zwei liegende Patienten, vier sitzende Patienten und einen Arzt (bzw. Sanitäter).

Sowohl die Kabine wie auch der Aufbau sind mit speziellen Materialien zur Verringerung der Außenstrahlung ausgekleidet. Im Innenraum des Kastenaufbaues, der mit abwaschbarem Material verkleidet und mit rutschsicherem Bodenbelag ausgelegt ist, befindet sich die Sanitätsausstattung. (Diese umfasst u. a. Material und Gerät für lebensrettende Eingriffe an den Patienten, die im Tatrapan AMB transportiert werden.) Die drei (abdeckbaren) Fenster an jeder Seite des Aufbaues entsprechen denen des Tatrapan ZASA. An der rechten Seite des Aufbaus befindet sich eine Tür, in der rückwärtigen Panzerung eine große Heckklappe.

Aufbau und Fahrerkabine haben getrennte Lüftungen, Heizungen, Klimaanlagen und Filtersysteme. Die dieselbetriebene Kabinenheizung hat eine maximale Heizleistung von 8,2 kW, die ebenfalls dieselbetriebene Aufbauheizung 2 x 3,8 kW. Die Klimaanlage/Kabine liefert 4 kW Kühlleistung, die Klimaanlage/Aufbau 6,8 kW. Diese Klimaanlagen werden von einem eigenen Dieselaggregat betrieben, das sich in einem wasserdichten Kasten an der rechten Seite des Aufbaues befindet. Die Feuerlöscheinrichtung besteht ebenfalls aus getrennten Systemen für den Motorraum und für den Bereich der Kraftstofftanks.

Der externen Verbindung dient das UKW-Funkgerät RF 1325, zur internen Kommunikation der Besatzung die Sprecheinrichtung R-174 (wie im Tatrapan ZASA). Dem Fahrer steht ein Infrarot-Nachtsichtgerät TVNE-4B zur Verfügung.

Der Einbau eines Navigationssystems (GPS) in der Fahrerkabine ist möglich. Die Bremsanlage kann mit einem Antiblockiersystem (ABS) vom Typ WABCO ausgestattet werden.

Die Panzerung der Kabine und des Aufbaues hält waagrechtem Beschuss mit 7,62-mm-Hartkernmunition B-32 auf 100 m Entfernung aus jeder Richtung stand. Das Fahrgestell widersteht waagrechtem Beschuss mit 7,62-mm-Hartkernmunition auf 500 m.

Der Außenanstrich des Tatrapan AMB ist weiß oder olivgrün bzw. khaki. Auf allen Außenseiten und auf dem Dach befinden sich rote Kreuze auf weißem Untergrund.

Vom Tatrapan ZASA unterscheidet sich der AMB vor allem durch folgende Merkmale:

Die Türen haben keine Schießluken, die Heckklappe und die Seitentüren keine Periskope.

An der linken Seite des Aufbaues befindet sich keine Tür.

Das Fahrzeug verfügt über keinen Turm, im Dach befindet sich nur eine runde verglaste Luke.

Der Boden des Aufbaues ist durchgehend eben, die Heizungsrohre enden in der Stirnseite des Kastenaufbaues.

Die Fahrerkabine hat keinen Lafettenaufsatz für das 7,62-mm-Maschinengewehr.

Der Motor ist stärker, jedoch ohne elektronische Drehzahlregulierung des Kühlventilators.

Technische Daten

Länge 8 460 mm Höhe 2 940 mm Breite.2 500 mm Bodenfreiheit 390 mm Eigenmasse 20 800 kg Gesamtmasse 22 000 kg gemessene Leistung 12,5 kW/t höchstzulässige Geschwindigkeit 70 km/h Steigfähigkeit max. 30 Grad Überschreitfähigkeit 1 100 mm, senkrechte Hindernisse max. 600 mm Watfähigkeit (ohne Vorbereitung) max. 1 400 mm Betriebstemperatur -40 bis +50°C Inhalt der Kraftstofftanks 2 x 230 l (+ 80 l in Kanistern) Kraftstoffverbrauch im Gelände 68 l/100 km Motorleistung (ISO) 275 kW bei 2 210 U/Min Hubraum 19 000 cm³ Max. Drehmoment (ISO) 1 330 Nm bei 1 400 U/Min Autor: Dipl. Ing. Frantisek Jezek, Slowakische Republik, Jahrgang 1933. Von 1951 bis 1956 Studium an der Militärischen Akademie in Brünn (Panzertechnische Fakultät, Fachrichtung Konstruktion von Ketten- und Räderfahrzeugen). Ab 1956 arbeitete er am Forschungsinstitut der Firma ZTS Martin, dem einzigen Hersteller von Panzerfahrzeugen in der ehemaligen Tschechoslowakei, an Panzer- und Räderfahrzeugprojekten. Autor eines umfangreichen Werkes über die Entwicklung und den Bau von Panzerfahrzeugen in der Slowakei von 1951 bis 2000.

Eigentümer und Herausgeber: Bundesministerium für Landesverteidigung | Roßauer Lände 1, 1090 Wien
Impressum | Kontakt | Datenschutz | Barrierefreiheit

Hinweisgeberstelle