Die Geschichte des Jagdkommandos
von Siegfried Bognar/Josef Wanetschek
Kurzfassung
◄ Bereits bei beim Aufbau des Bundesheeres nach 1955 erfolgte die Aufstellung von "Kampfzügen" im Rahmen der Infanteriebataillone mit spezieller Ausbildung für Aufklärung, Stoßtrupp und kleinkriegsähnliche Unternehmen. 1961 wurde der Grundstein zur Etablierung der Spezialausbildung im Bundesheer gelegt; die Kurse fanden an der Heeressport- und Nahkampfschule (HSNS) statt, das eingesetzte Ausbildungspersonal konnte zuvor bei Auslandsaufenthalten Erfahrungen im Bereich Einsatz und Ausbildung von Spezialeinsatzkräften sammeln.
Diese Jagdkommandokurse der HSNS wurden zuerst in der Fasangartenkaserne, ab Herbst 1967 in Hainburg abgehalten. In diesen Zeitraum fällt auch die Einführung des Ausbildungsbehelfes "Der Kleinkrieg", der eine praxisnahe Ausarbeitung für den Kleinkrieg unter Anlehnung an britische und US-Vorschriften darstellte. 1978/79 wurde das Jagdkommando in die Flugfeldkaserne Wr. Neustadt verlegt.
Mit der Aufstellung des Ausbildungszentrums Jagdkampf am 1.1.1986 wurde das Jagdkommando ein eigener Truppenkörper. Das Zentrum umfasste ein Kommando mit Führungs- und Fachstab sowie einen Lehrstab mit drei Lehrgruppen, die jeweils für die Jagdkommandoausbildung, Fallschirmspringen und Luftlandewesen sowie die Tauch- und Kampfschwimmerausbildung verantwortlich waren.
Im Rahmen der Heeresreform 1992 wurde das Zentrum Jagdkampf geschaffen. Neben den Aufgaben als Ausbildungsstätte für Sonderausbildung kamen Personenschutz und internationale Einsätze als neue Aufträge dazu. Kader des Jagdkommandos stellten die Hauptkontingente der österreichischen Beteiligung an internationalen Einsätzen von Albanien bis Afghanistan.
2002 wurde im Zuge der Heeresreform ein eigenes Kommando Spezialeinsatzkräfte, ein dem BMLV unmittelbar nachgeordnetes Kommando der ober Führung geschaffen, dem die Einsatzvorbereitung und Führung von Kräften für Spezialeinsätze obliegt. Diesem Kommando wurde auch das neuerlich in Jagdkommando umbenannte Zentrum Jagdkampf unterstellt, das sich in den letzten Jahren zu einem echten Einsatzverband entwickelte, der seine Leistungsfähigkeit in internationalen Einsätzen unter Beweis stellt. ►
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Die Geschichte des Jagdkommandos
Bereits in der ersten Vorschrift für die Infanteriegefechtsausbildung der B-Gendarmerie, der Vorläuferin des Bundesheeres, wurde festgelegt, dass für "besondere Kampfaufgaben" im Feindgebiet "Kampfkommandos" eingesetzt werden sollen. Dementsprechend erfolgte beim Aufbau des Bundesheeres nach 1955 die Aufstellung von "Kampfzügen" im Rahmen der Infanteriebataillone mit spezieller Ausbildung für Aufklärung, Stoßtrupp und kleinkriegsähnliche Unternehmen. Der beste Kampfzug war jener der damaligen Infanteriekampfschule, ein Elitetruppenkörper des jungen Bundesheeres. Er bestand zum Großteil aus Spitzensportlern, die einer fordernden militärischen Ausbildung durch zum Teil kriegsgediente Unteroffiziere unterzogen wurden. Mit der Auflösung der Infanteriekampfzüge der Infanteriebataillone schien jedoch die bis dahin aufgebaute Expertise wieder verloren zu gehen.
Einige weit blickende Offiziere des jungen Bundesheeres - v.a. der neue Leiter der Ausbildungsabteilung ObstdG Lütgendorf - erkannten unter dem Eindruck des Aufbaus von Spezialeinsatzkräften im Ausland die Möglichkeiten für unkonventionell kämpfende Truppen auf dem modernen Gefechtsfeld. Vor diesem Hintergrund war auch die Entsendung von Olt Marolz und Olt Polster zur Fallschirmausbildung nach Frankreich bzw. von Olt Herzog in die USA auf das Special Warfare Center zu sehen.
Der Beginn der Sonderausbildung
Mit der Entsendung von Olt Flödl zur Rangerausbildung nach Fort Benning (USA) wurde im Jahre 1961 der Grundstein zur Etablierung der Spezialausbildung im Österreichischen Bundesheer gelegt. Besonders ObstdG Lütgendorf setzte sich für die Entwicklung von Konzepten zur Führung von Kleinkriegskräften zur Unterstützung konventioneller Truppen ein. In Umsetzung dieser Konzeption wurde 1962 die jährliche Abhaltung von "Kursen für Sonderausbildung" beschlossen. Als kursführende Dienststelle wurde die damalige Heeressport- und Nahkampfschule (HSNS) unter dem Kommando von Obstlt Persche festgelegt. Diese hatte den Auftrag, alle Belange der Körperausbildung und des Sportes sowie der militärischen Sonderausbildung im umfassenden Sinn wahrzunehmen. Vor diesem Hintergrund erfolgte an der HSNS die Konzentration von Spitzensportlern und Teilen des ehemaligen Kaderpersonals der aufgelösten Infanteriekampfschule. Damit sollte das vorhandene Know-how im Kleinkriegsbereich erhalten bleiben, zumal sich die Infanteriekampfschule zumindest in Teilbereichen mit der Planung und Durchführung von späh- und stoßtruppartigen Aktionen befasst hatte.
Trotz dieser Maßnahme wurde auf Grund fehlender verfügbarer Ausbildungskapazitäten im Bereich der HSNS Olt Flödl im Jänner 1963 mit der Durchführung des 1. Sonderausbildungskurses beauftragt. Olt Flödl, damals Lehroffizier an der HUOS (Heeresunteroffiziersschule), rekrutierte aus dem gesamten Bundesgebiet geeignetes Ausbildungspersonal, das im Rahmen eines eigenen Ausbildungskurses sechs Wochen vorgestaffelt ausgebildet wurde. U.a. konnte der Kurskommandant den damaligen Judospitzensportler Fhr Mitterbauer, den späteren Kommandanten des III. Korps, als Nahkampfausbildner gewinnen. Die Kursteilnehmer für den ersten Kurs wurden im Rahmen von Werbetouren bei den damaligen EF-Maturantenkompanien geworben. Der erste Kurs fand vom 2. Mai bis 30. Juni 1963 mit Kursort HSNS, Fasangartenkaserne, statt. Die Kursinhalte waren stark von den Erfahrungswerten des Kurskommandanten, die er im Rahmen seiner absolvierten Rangerausbildung gewonnen hatte, geprägt. Neben einer Spreng-, Fernmelde- und Judoausbildung wurde v.a. im Rahmen von Spähtrupps im steirisch-niederösterreichischen Raum geübt. ►
Weiterführung der Kurse durch Ausbildungspersonal der HSNS
Im darauf folgenden Jahr wurde Olt Herzog von der HSNS als Kurskommandant für den 2. Kurs eingeteilt. Olt Herzog war ehemaliger Angehöriger der Infanteriekampfschule. Im Rahmen von zwei Auslandsaufenthalten bei den U.S. Special Forces in Fort Bragg konnte er persönliche Erfahrung im Bereich Einsatz und Ausbildung von Spezialeinsatzkräften sammeln. Als Ausbildungsoffizier wurde Lt Wanetschek, Spitzensportler im Fechten und ebenfalls ehemaliger Angehöriger der Infanteriekampfschule, eingeteilt. Der Kurs wurde erstmals als "Jagdkommandokurs" bezeichnet. Der Begriff "Jagdkommando" stammt aus dem Ersten Weltkrieg, wo auf dem östlichen Kriegsschauplatz kleine selbstständig operierende Kommandos als "Jagdkommandos" bezeichnet wurden.
Dieser Kurs hatte in Erweiterung der Ausbildungsziele des 1. Kurses die Ausbildung im Kleinkrieg für Kader und Einjährig-Freiwillige zum Ziel. Die Führung des Österreichischen Bundesheeres hatte sich entschlossen, im Falle einer Aggression gegen Österreich und daraus folgenden Gebietsverlusten "den Kampf der geschlossenen Verbände durch Kleinkrieg zu ergänzen bzw. zu unterstützen". Hier war u.a. auch geplant, in vom Feind besetzten Gebieten den Kampf mit regulären Kräften - Jagdkommandos - in Form eines Kleinkrieges fortzusetzen. Damit war in weiterer Folge die Grundlage für die Kleinkriegsausbildung an der HSNS gegeben.
Wie sein Vorgänger Olt Flödl war auch Olt Herzog gezwungen, geeignetes Ausbildungspersonal zu rekrutieren und im Rahmen einer vorgestaffelten Ausbildung vorzubereiten. Der Kurs selbst wurde vom 20. März bis 19. Juni 1964 durchgeführt. Von den USA übernommene Ausbildungsinhalte wie die tägliche Körperausbildung mit "Lauftraining und täglichen Zwölf" wurden eingeführt und dienten später als Vorbild für eine Neustrukturierung der Körperausbildung des gesamten Bundesheeres. Im Rahmen dieses Kurses wurde das Grundkonzept für die Strukturierung der nachfolgenden Jagdkommandokurse gelegt. Die damals vermittelten Ausbildungsbereiche wie Fernmeldedienst, Sprengdienst, erweiterte Schwimmausbildung, Nahkampf, Alpinausbildung, Schieß- und Überlebensausbildung sowie die Beherrschung von Gefechtstechniken im Bereich Aufklärung, Hinterhalt und Überfall zählen nach wie vor zu den Kernbereichen der Jagdkommandoausbildung und wurden im Laufe der Zeit ständig verfeinert und den jeweiligen Rahmenbedingungen angepasst. Das Schwergewicht der Gefechtsdienstausbildung lag auf der ungesehenen Bewegung bei Tag und bei Nacht. V.a. auf den Marsch abseits von Wegen wurde besonderer Wert gelegt. Viele Ausbildungsziele waren Neuland. Es wurden ständig Einsatztaktiken und Verfahren ausprobiert und durch die gewonnenen Erfahrungen verfeinert. Die Schießausbildung erfolgte mit allen im Bundesheer eingeführten leichten Infanteriewaffen. Die Wasserausbildung wurde - wie auch heute noch - am Neufeldersee durchgeführt und endete mit der Rettungsschwimmerprüfung. Die Sanitätsausbildung, Fernmeldeausbildung einschließlich Tastfunk, Überlebensausbildung und Sommeralpinausbildung in der Koschuta in Kärnten rundeten die damals recht vielseitige Kleinkriegsausbildung ab. Ausbildungsorte waren der Garnisonsübungsplatz Mauer nahe der Fasangartenkaserne sowie die Truppenübungsplätze in Bruckneudorf und Allentsteig.
Im Herbst 1964, unmittelbar nach Kursende, begannen die Vorbereitungen des Lehrstabes II (Kleinkriegsausbildung) für den 3. Jagdkommandokurs. Ausbildungsbehelfe wurden unter Anlehnung an britische und US-Vorschriften erstellt. Im Rahmen des 3. und 4. Jagdkommandokurses (1965/66) wurden die Erfahrungen der vorherigen Kurse umgesetzt und qualitative Verbesserungen im Ausbildungsbereich durchgeführt. So wurde von Olt Wanetschek die Nahkampfausbildung durch neue Karatetechniken verfeinert. Darüber hinaus wurde bereits 1965 eine dreiwöchige Fallschirmausbildung in das Kursprogramm aufgenommen. Diese fand in der Flugfeldkaserne in Wr. Neustadt unter Leitung von Olt Polster, Angehöriger des Fallschirmausbildungszuges der Militärakademie, statt.
Mit der Versetzung von Hptm Herzog in das Kommando HSNS auf den neu geschaffenen Arbeitsplatz "Hauptlehroffizier Kleinkrieg" übernahm Olt Foidl mit dem 5. Jagdkommandokurs im Jahre 1967 die Jagdkommandoausbildung als Kurskommandant.
Nach der Rückkehr von Olt Wanetschek von seinem US-Aufenthalt bei den Special Forces wurde er Kommandant des Vorschriften- und Versuchsstabs der HSNS mit dem Auftrag, eine Vorschrift für den Kleinkrieg zu erstellen.
Das Jagdkommando als Ausbildungszentrum für die Truppe
Nach der Übernahme des Kommandos der HSNS durch ObstdG Lang, der in Personalunion gleichzeitig auch die Agenden des Leiters der Ausbildungsabteilung B (Sonderausbildung) wahrnahm, war das Jagdkommando auch innerhalb des BMLV entsprechend vertreten. Nicht zuletzt auf Grund seiner Kriegserfahrungen im Kleinkriegsbereich konnte Lang in der konzeptionellen Bearbeitung von Einsatzgrundsätzen für Jagdkommandokräfte neue Akzente setzen. Die selbst gewonnenen Erfahrungen im Rahmen der Jagdkommandokurse wurden mit den Erfahrungen durch die Teilnahme an ausländischen Kursen (Olt Nagy: französischer Kommandokurs am Centre National d’Entrainement Commando, Olt Wanetschek: Special Forces Officers’ Course in Fort Bragg) ergänzt, um ein auf österreichische Verhältnisse angepasstes Ausbildungskonzept zu erstellen. Bereits damals wurde der Ansatz verfolgt, die Jagdkommandoausbildung als Hebel zur Qualitätssteigerung des gesamten Kaderpersonals zu verwenden. Nicht die Aufstellung einer elitären Einheit, sondern der breite flächendeckende Einsatz von jagdkommandoqualifiziertem Personal im gesamten Bundesheer stand an der Spitze der Überlegungen. V.a. der damalige Schulkommandant, ObstdG Lang, beschäftigte sich mit dem Gedanken einer "Kleinkriegsausbildung für alle Truppen". Nach seinen Vorstellungen sollte der gesamte Infanteriekader in den Kampfformen Hinterhalt und Überfall geschult werden. Vor diesem Hintergrund ist auch die strukturierte Ausbildung von Militärakademikern und Kaderpersonal im Rahmen der so genannten Jagdkommando-Einweisungskurse zu sehen, die von 1966 bis 1979 durchgeführt wurden. Ziel dieser Kurse war eine Einweisung der Militärakademiker in den Lehrgruppen Jäger in die Taktik und Techniken des Kleinkrieges. Nach einer einwöchigen Einweisungs- und Vorbereitungsphase folgten drei Übungen mit den Themen Kampf gegen feindliche Kleinkriegskräfte, Hinterhalt und Überfall. Diese vierwöchigen Kurse waren eine Fortsetzung der Intentionen der Militärakademie, die angehenden Offiziere in den Kleinkriegstaktiken zu schulen. Bereits 1964 wurde von weit blickenden Offizieren an der TherMilAk Ausbildung zum Themenbereich Kleinkrieg durchgeführt. So wurde im Rahmen der MilAk-Abschlussübung 1964, angelegt vom damaligen Chef des Stabes der TherMilAk, ObstltdG Segur-Cabanac, der Kleinkrieg im Alpenvorland geübt. ObstltdG Segur-Cabanac hat auch einige Jahre später als Autor des Truppendiensttaschenbuches "Kleinkrieg, Kampf ohne Fronten" einen wertvollen Beitrag bei der konzeptionellen Weiterentwicklung der Kleinkriegstaktiken geleistet.
Verlegung des Jagdkommandos nach Hainburg
Im Herbst 1967 verlegte das Jagdkommando auf Grund von Problemen mit anderen Truppenkörpern und eingeschränkter Übungs- und Ausbildungsmöglichkeiten von der Fasangartenkaserne nach Hainburg. Ziel war die Schaffung entsprechender Infrastruktur für die Formierung einer Kompanie. Als Kaserne diente das Schloss Hainburg, eine ehemalige k.u.k. Kadettenschule. Diese war während des Zweiten Weltkrieges schwer beschädigt und notdürftig renoviert worden. Das teilweise verfallene Schloss Hainburg mit seiner rustikalen Umgebung, die Hundsheimer Berge sowie die Donauauen bildeten jene romantische Umgebung, die in Verbindung mit den besonderen Umständen der Sonderausbildung Generationen von Jagdkommandosoldaten prägten.
Im Zeitraum 1968/69 erfolgte in Hainburg auch der Aufbau der legendären Nahkampfbahn, wo Olt Nagy als Ausbildungsoffizier und stellvertretender Kurskommandant seine gewonnenen Erfahrungen vom französischen Kommandokurs einbringen konnte.
Im Jahre 1968 wurden durch die Entsendung von Olt Dworak, Ostv Egartner und Wm Sommer nach Toulon an die französische Kampfschwimmerschule neue Akzente in diesem Bereich gesetzt. Mit der Absolvierung des französischen Kampfschwimmerkurses war nun ein österreichischer Ausbildungskader zur Durchführung der Tauch- und Kampfschwimmerausbildung verfügbar. Darüber hinaus wurde im Lehrstab der HSNS die Funktion "Hauptlehroffizier Tauchen-Kampfschwimmer" geschaffen. Dieser war für die Planung und Vorbereitung von Tauch- und Kampfschwimmerkursen sowie für die Ausarbeitung von Dienstbehelfen verantwortlich.
Die folgenden Jahre in Hainburg waren von einer weiteren Entwicklung der einzelnen Ausbildungsbereiche geprägt. Im Laufe der Zeit konnte sich das Jagdkommando - nicht zuletzt durch die Zuversetzung von hervorragenden Unteroffizieren - ein entsprechendes Know-how aufbauen. Stellvertretend für viele seien v.a. Wm Heinz (Sprengdienst), Wm Hiess (San), Wm Laimberger (FM-Dienst), Wm Petschnig (Gefechtsdienst), Wm Kvarda (Gefechtsdienst), Wm Gradinger (Pi), Wm Nestaval erwähnt. Diese Unteroffiziere bildeten das Rückgrat des Jagdkommandos und waren über Jahrzehnte für den Erhalt und die Weiterentwicklung von Techniken und Verfahren in ihren jeweiligen Fachbereichen verantwortlich.
Im Rahmen der CSSR-Krise wurde das Jagdkommando durch den Chef des Stabes des Gruppenkommandos I, ObstdG Wohlgemuth, alarmiert. Mit dem damals verfügbaren ROA-Kurs sowie einer Alarmkompanie der HSNS wurden "Personenschutzaufgaben" sowie die Sicherung des Kommandogebäudes Theodor Körner durchgeführt. Die in Hainburg verbliebenen Teile wurden zur Grenzraumüberwachung eingesetzt.
Die damalige Situation zeigte, dass das Jagdkommando auf Grund persönlichen Engagements des Kaders durchaus in der Lage war, auf Präsenzaufgaben rasch zu reagieren, obwohl die strukturellen Voraussetzungen nicht gegeben waren.
Im Dezember 1969 wurde mit der Einführung des Ausbildungsbehelfs "Der Kleinkrieg" des Vorschriften- und Versuchsstabes der HSNS unter der Patronanz von ObstdG Lang im Bereich Kleinkriegstaktik ein weiterer Meilenstein gesetzt. Der Ausbildungsbehelf stellte eine praxisnahe Ausarbeitung für den Kampf im Kleinkrieg unter Anlehnung an britische und US-Vorschriften dar. Dieser Behelf war nicht nur für das Jagdkommando eine ausgezeichnete Ausbildungsgrundlage, sondern wurde auch an der Landesverteidigungsakademie für die Anlage und Ausbildung im Rahmen von Kleinkriegsplanspielen verwendet. Der Ausbildungsbehelf bildete in weiterer Folge die Grundlage für die 1975 erlassene "Vorläufige Ausbildungsvorschrift für das Bundesheer zur Durchführung von Jagdkampf- und Kommandounternehmen".
In den nächsten Jahren gelang es ObstdG Lang, die Kleinkriegstaktiken in die operativen Planungen des Bundesheeres einfließen zu lassen. Mit der von General Spannocchi implementierten Raumverteidigung gewann der Jagdkampf "als beweglich geführter Infanteriekampf in Flanke und Rücken eines Aggressors" an Stellenwert im Rahmen der österreichischen Verteidigungskonzeption.
Die Verlegung des Jagdkommandos nach Wr. Neustadt
Mit der Verlegung des Jagdkommandos nach Wr. Neustadt im Jahre 1978/79 wurde die Flugfeldkaserne das Ausbildungszentrum für künftige Jagdkommandokurse.
Die HSNS verfügte damals neben einer Stabskompanie über vier Lehrkompanien. Die 1. und 2. Lehrkompanie war im Wesentlichen für die Agenden des Sportes zuständig. Diesen unterstanden auch die entsprechenden Leistungszentren, die auf ganz Österreich aufgeteilt waren. Die 3. Lehrkompanie Jagdkommando war in Wr. Neustadt disloziert und Trägerin der Jagdkommando- und Sonderausbildung wie Fallschirmspringen und Tauchen.
Sie bestand im Wesentlichen aus dem KpKdo, einem AusbZg, den Lehrzügen JaKdo, FaSch und KS sowie dem Fernspähzug. Die 4. Lehrkompanie wurde auf Grund mangelnder Infrastruktur nie aufgestellt. Jene Soldaten, die auf Arbeitsplätzen der Kompanie saßen, wurden organisatorisch der 3. Lehrkompanie zugeteilt.
Mit 1.10.1981 wurden aus der damaligen KK Kompanie/HSNS im Rahmen der Moborganisation der Sondereinsatzstab (SdEStb) und die Jagdkommandokompanie aufgestellt. Im Mobfall war der SdEStb als zentrale Planungs- und Einsatzleitstelle für Fernspäh- und Kommandounternehmen direkt dem Armeekommando unterstellt. Damit verfügte das Armeekommando über einen Beratungsstab, der in der Lage war, unter Berücksichtigung der operativen Lageentwicklung den Einsatz von Fernspäh- und Jagdkommandokräften zu planen und zu koordinieren und entsprechende Umsetzungsmaßnahmen einzuleiten. Im Rahmen verschiedener Großübungen des Bundesheeres (RVÜ 79, RVÜ 82, Fernmeldestabsrahmenübung 83) konnten der Sondereinsatzstab sowie die Jagdkommandokompanie ihre Leistungsfähigkeit und hohe Einsatzbereitschaft unter Beweis stellen. In diesem Zusammenhang ist auch die Aus- und Weiterbildung des Milizpersonals im JaKdo zu sehen, die bereits damals auf Grund ihrer Konzeption und hohen Qualität vorbildhaft war. Vor diesem Hintergrund ist auch der überdurchschnittliche Ausbildungsstand der JaKdo-Milizsoldaten zu erwähnen, die über die geforderten Waffenübungstagen bzw. Kaderübungen (1. u 2. KÜ für Milizoffiziere und Milizunteroffiziere) hinaus zusätzliche freiwillige Waffenübungen zur Festigung und zum Halten des Ausbildungsstandes absolvieren mussten. Nur durch das hohe Engagement des Milizkaders und die Bereitschaft, überdurchschnittliche Leistungen zu erbringen, ist es dem JaKdo gelungen, die hohe Einsatzbereitschaft im Rahmen der Milizkomponente aufrechtzuerhalten.
Die Aufstellung des Ausbildungszentrums Jagdkampf 1986
änner 1986 wurde das Jagdkommando ein eigener Truppenkörper. Eine Trennung von Leistungssport und der Sonderausbildung im Bundesheer wurde durchgeführt. Als Kommandant des Ausbildungszentrums Jagdkampf wurde Obstlt Foidl bestellt. Als Garnison wurde die Flugfeldkaserne in Wr. Neustadt zugewiesen. Den Kernbereich des Ausbildungszentrums Jagdkampf bildeten die ehemalige 3. bzw. 4. Lehrkompanie Sonderausbildung der HSNS unter dem Kommando von Obstlt Unger, die am Flugfeld disloziert waren. Die Aufstellung einer eigenen Schulstruktur zur Ausbildung der Jagdkampfverbände war eine logische Konsequenz in der Umsetzung der Ziele der Raumverteidigung. Darüber hinaus war ein langfristiger Aufwuchs des Mob-Heeres von 186.000 Mann (1. Ausbaustufe 1986) auf 300.000 Mann (Endstufe) mit einem erheblichen Anteil für die raumgebundene Landwehr geplant. Neben der angesprochenen Ausbildung für den Kader der Jagdkampfkurse hatte der Truppenkörper weiterhin die Jagdkommandoausbildung zur Sicherstellung der Nährrate der Mob-Organisation (Sondereinsatzstab und Jagdkommandokompanie) durchzuführen. Darüber hinaus hatte das Ausbildungszentrum den Auftrag, die Durchführung der gesamten Sonderausbildung im Bundesheer sicherzustellen.
Die Grundstruktur des Ausbildungszentrums wurde durch ein Kommando mit Führungs- und Fachstab sowie durch einen Lehrstab mit drei Lehrgruppen gebildet. Letztere deckten v.a. die Bereiche der Lehre und Forschung ab. So war die Lehrgruppe 1 für die Unterstützung der Durchführung der Jagdkampf- (Überlebungsausbildung, Winterkampfkurse) und Jagdkommandoausbildung verantwortlich. Die Lehrbereiche Fallschirmspringen und Luftlandewesen wurden durch die Lehrgruppe 2 abgedeckt. Diese führte die gesamte Fallschirmausbildung des Bundesheeres durch. Neben Ausbildungen für den Eigenbedarf im Rahmen der Jagdkommandoausbildung bzw. der Kaderfortbildung wurden Fallschirmkurse für das JgB 25, für die TherMilAk und HUOS sowie für das Gendarmerieeinsatzkommando COBRA abgehalten. Die Lehrgruppe 3 war verantwortlich für die gesamte Tauch- und Kampfschwimmerausbildung des Bundesheeres. Hier wurden laufend Kurse für das Jagdkommando bzw. für die Pioniertaucher der Pionierbataillone durchgeführt. Weiters wurden Angehörige des Gendarmerieeinsatzkommandos COBRA im gesamten Spektrum der Tauchausbildung ausgebildet.
Darüber hinaus verfügte das Ausbildungszentrum Jagdkampf, das auf Grund seines Auftrages den Schulen zugeordnet wurde, über einen Vorschriften- und Versuchsstab.
Neben einer Stabskompanie, die für die Versorgung des Verbandes zuständig war und als kursführende Dienststelle für Fallschirm- und Tauchkurse diente, war auf dem Flugfeld die Jagdkommandokompanie disloziert, die den Jagdkommandogrundkurs durchführte. Aufgabe dieser Kompanie war es, durch ihr Kaderpersonal den Kern für die Jagdkommandokompanie (mob) zu stellen bzw. im Rahmen der Jagdkommandogrundkurse die Nährrate für die Mob-Organisation auszubilden. Diese umfasste einen Sondereinsatzstab mit entsprechender Fernmelde- und Versorgungsinfrastruktur sowie eine Jagdkommandokompanie.
Darüber hinaus war in der Organisationsstruktur des Ausbildungszentrums Jagdkampf eine Lehrkompanie Jagdkampf vorgesehen. Diese sollte die Ausbildung des Kaders der lLWB (Jagdkampfbataillone) bzw. Grenzraumüberwachungszüge (GRÜ) sicherstellen. In der Endausbaustufe war die Ausbildung vom Zugs- bis zum Bataillonskommandanten vorgesehen. Auf Grund eingeschränkter Ressourcen im personellen und infrastrukturellen Bereich konnte jedoch zunächst nur ein Lehrzug Jagdkampf aufgestellt werden. Eine substanzielle flächendeckende Ausbildung der aufgestellten lLWB war somit nicht möglich. Die im Organisationsplan verfügte Lehrkompanie Jagdkampf konnte auf Grund fehlender Ressourcen, v.a. im Infrastrukturbereich, nicht aufgestellt werden. Die damalige Ausbildung im Jagdkampfbereich musste sich daher auf die Durchführung von Winterkampfkursen, Überlebensausbildungen und auf die Durchführung von waffeneigenen Offiziersanwärterkursen Grenzraumüberwachung (GRÜ) im Rahmen der EF-Ausbildung beschränken.
Der Jagdkommandokurs, der nach einer achtwöchigen Grundausbildung und einer vierwöchigen vorbereitenden Kaderausbildung begann, hatte damals eine Dauer von 38 Wochen und war in zwei große Blöcke strukturiert: die WGA-Jagdkommando (waffeneigene Grundausbildung) einerseits und die waffeneigene Einsatzausbildung (WEA) andererseits. Im Rahmen der WGA wurden v.a. die Grundkenntnisse im jagdkommandospezifischen Gefechtsdienst bzw. in den Bereichen Überleben, Fernmeldedienst, Spreng- und Pionierdienst, Sanitätsdienst, Nahkampf, amphibischer Ausbildung bzw. Fallschirmausbildung vermittelt. Im Anschluss folgte die WEA, wo der Jagdkommandokurs v.a. im Rahmen von Übungen die Kampfformen Hinterhalt, Überfall und Kommandounternehmen übte.
Am 20. Oktober 1987 wurden die Oesterreichische Nationalbank und das Ausbildungszentrum Jagdkampf Partner, eine Partnerschaft, die heute noch besteht und durch jährliche gemeinsame Veranstaltungen weiter vertieft wird. Diese beiden auf den ersten Blick ungleichen Partner, die OeNB und das AusbZ JAK, verbindet jedoch ein gemeinsamer Auftrag: die Gewährung von Stabilität und Sicherheit, Währungssicherheit auf der einen und Landesverteidigung auf der anderen Seite.
Umstrukturierung im Rahmen der HG-NEU 1992 - Bildung des Zentrums Jagdkampf
Der geopolitische Umbruch in Europa durch den Zerfall des Warschauer Paktes und die daraus resultierende Bedrohungslage gegenüber Österreich leiteten den Übergang von der Raumverteidigungsdoktrin zum Modell der grenznahen und beweglich geführten Landesverteidigung ein. Damit verbunden waren weit reichende Veränderungen im Bereich der Gliederung und Ausbildung des Bundesheeres. So wurden die bis dahin bestehenden raumgebundenen leichten Landwehrbataillone (Jagdkampfbataillone) aufgelöst und deren Angehörige entweder in die Reserve versetzt bzw. den neu geschaffenen Jägerbrigaden zugeführt.
Einhergehend mit dieser Entwicklung wurde das Ausbildungszentrum Jagdkampf mit 1. September 2000 in das Zentrum Jagdkampf umgegliedert. Nahezu zwei Jahre vorher, am 15.1.1999, hatte der Verband im Rahmen einer Überleitung der STRAN HG NEU als Vorbereitungsmaßnahme eine Truppeneinteilung eingenommen. In dieser wurde der Verband als Jagdkampfzentrum bezeichnet. Der Grundauftrag des Zentrums JAK wurde dadurch den neuen Gegebenheiten angepasst. Schwerpunkt war nun die Fortführung der Spezialausbildung. Das Bundesheer verfügte nun erstmals über einen Spezialeinsatzverband, der sowohl im Frieden als auch im Einsatz unmittelbar der obersten militärischen Führung unterstand. Die zentrale Verantwortung für die Sonderausbildung im Bundesheer für die Bereiche Überlebensausbildung, Winterkampfausbildung, Fallschirmausbildung sowie die Tauch- und Kampfschwimmerausbildung blieb erhalten. Der Nahkampfbereich wurde weiter ausgebaut. Erstmals wurden systemisierte Arbeitsplätze für diesen Bereich im Bereich der Lehrgruppe geschaffen. Durch das neu kreierte Nahkampfausbildungssystem war es dem Zentrum Jagdkampf durch den Aufbau von Sub-Ausbildungsstrukturen möglich, eine flächendeckende Nahkampfausbildung für das gesamte Bundesheer sicherzustellen. Neben den Änderungen im Bereich Lehrstab wurde auch eine eigene Ausbildungskompanie zur Durchführung der Jagdkommandoausbildung gebildet. Auch der Mob-Rahmen wurde den neuen Anforderungen durch die Erweiterung um zwei zusätzliche Kompanien angepasst. Neben der klassischen Durchführung von Fernspähaufgaben und Kommandounternehmen wurde im neuen Einsatzkonzept des Bundesheeres dem Jagdkommando v.a. die Gegenjagd im Rahmen des Raumschutzes zugeordnet.
Das Jagdkommando als Auslandseinsatzverband
Neben den Aufgaben als Ausbildungsstätte für Sonderausbildung und der Abdeckung des Mob-Auftrages erwuchsen dem Zentrum Jagdkampf neue Präsenzaufgaben. Diese umfassten einerseits Aufgaben im Bereich des Personenschutzes bzw. solche im Rahmen von internationalen Einsätzen. Nicht zuletzt auf Grund der Professionalität, der raschen Verfügbarkeit und v.a. der Einsatzbereitschaft waren Jagdkommandoteile in nahezu allen Auslandseinsätzen präsent.
So bildete im Rahmen der OSZE-Mission in Albanien vom 24.4. bis 27.7.1997 eine Kompanie mit Jagdkommandosoldaten das Hauptkontingent der österreichischen Beteiligung. Auftrag des Jagdkommandos war es, das OSZE-Hauptquartier in Tirana zu sichern. Neben den Wach- und Sicherungsaufgaben mussten die österreichischen Kräfte die OSZE-Wahlbeobachter unterstützen. Durch die Gestellung eines österreichischen Head of Mission in der Person des ehemaligen Bundeskanzlers Vranitzky gewann die Mission zusätzlich an Bedeutung.
Bereits zwei Jahre später, am 5.4.1999, sollten wiederum Kader des Jagdkommandos als rasch verfügbare Kräfte den militärischen Kern der österreichischen Beteiligung an der Operation Athum Alba in Albanien stellen. Auftrag war die Sicherung des österreichischen Militärspitals, das im Raum Skoder im Norden Albaniens errichtet wurde. Die Professionalität der eingesetzten Jagdkommandokräfte und die notwendige Durchsetzungskraft gegenüber lokalen Banden verhinderten die Plünderung des Lagers und gewährleisteten den Erfolg der humanitären Operation.
Nach Beendigung der Operation in Albanien bereitete sich das Kommando auf einen bevorstehenden Einsatz im Kosovo vor. Ab April 2000 stellte das Jagdkommando laufend Einsatzteams für das österreichische Kontingent. Diese hatten den Auftrag, Spezialaufklärung, Personenschutzaufgaben sowie Hausdurchsuchungen in sensiblen Bereichen durchzuführen. Von diesem Zeitpunkt an befanden sich bis 2003 permanent Kräfte im Einsatzraum. Einen Höhepunkt des Kosovo-Engagements stellte eine Verstärkung des österreichischen Kontingents am 18.3.2004 dar. Ausgelöst durch Unruhen im Einsatzraum wurde der Einsatz einer JaKdo-Task Group angeordnet. Erste Einsatzteile des JaKdos konnten innerhalb von fünf Stunden nach Alarmierung in den Kosovo zur Durchführung von Spezialaufgaben entsandt werden.
Im Rahmen der Beteiligung Österreichs an der International Security Assistance Force (ISAF) in Afghanistan stellte das Jagdkommando mit Unterstützung von Teilen des JgB 25 einen Sicherungszug. Dieser hatte im Wesentlichen den Auftrag, innerhalb des deutschen Kontingents Patrouillentätigkeit im 10. Kabuler Polizeidistrikt durchzuführen. Wiederum waren es Soldaten des Jagdkommandos, die auf Grund ihres hohen Professionalitäts- und Verfügbarkeitsgrades zur Wahrnehmung von Infanterieaufgaben zum Einsatz kamen.
Die Aufstellung des Kommandos Spezialeinsatzkräfte SEK
Im Zuge der Reorganisation 2002 wurde neben dem Kommando Landstreitkräfte und dem Kommando Luftstreitkräfte auch für die Spezialeinsatzkräfte ein eigenes Kommando - das Kommando Spezialeinsatzkräfte - geschaffen. ObstdG Dorner wurde als Leiter Projektstab SEK mit 1.12.2002 zum Kommandanten bestellt. Das Kommando SEK ist ein dem BMLV unmittelbar nachgeordnetes Kommando der oberen Führung. Darüber hinaus ist der Kommandant SEK in Personalunion Leiter der Abteilung SEK im Führungsgrundgebiet 3 des Führungsstabes und somit befugt, im Rahmen der Geschäftsordnung BMLV Erlässe zu verfügen.
Das Kommando SEK stellt im Wesentlichen die Einsatzvorbereitung und Führung von Kräften für Spezialeinsätze sicher. Darüber hinaus entsendet es im Rahmen von Missionen anlassbezogen SEK-Personal in internationale Stäbe zur Wahrnehmung der österreichischen Interessen. Im Rahmen der REORG 2002 wurde auch das Zentrum Jagdkampf in Jagdkommando umbenannt und dem Kdo SEK unterstellt.
Das Jagdkommando im Wandel der geopolitischen Umbrüche - Perspektive
Im Lichte der geopolitischen Umbrüche in Europa und der zunehmenden sicherheitspolitischen Herausforderungen an der europäischen Peripherie hat sich auch der Grundauftrag für das Jagdkommando grundlegend geändert. Der Einsatz auf österreichischem Staatsgebiet verliert gegenüber der notwendigen Teilnahme an internationalen Friedenseinsätzen zunehmend an Priorität. Der Kampf gegen Versorgungs- und Führungseinrichtungen eines potenziellen Aggressors auf österreichischem Staatsgebiet entspricht nicht mehr dem neuen Bedrohungsbild.
Bei der Bewältigung der Herausforderung durch die stetige Zunahme subkonventioneller Bedrohungsformen im Bereich der transnationalen organisierten Kriminalität, der irregulären Migration, der Bedrohung durch Massenvernichtungswaffen bzw. der illegalen Weitergabe (Proliferation) sensitiver Information sowie durch den transnationalen Terrorismus stellen Spezialeinsatzkräfte einen entscheidenden Faktor dar.
Sie sind auf Grund ihrer Professionalität und raschen Verfügbarkeit in der Lage, innerhalb kürzester Zeit geeignete Kräfte in eine Krisenregion zu entsenden. V.a. im Rahmen von Evakuierungsoperationen kommt demnach Spezialeinsatzkräften wegen des enormen Zeitdrucks ein hoher Stellenwert zu.
Die zunehmende Verlagerung der Einsatzräume in Krisengebiete auch außerhalb Europas und die wachsende Herausforderung durch die asymmetrische Kriegführung erfordern auch neue Einsatzgrundsätze und -methoden. Ein substanzieller Aufwuchs im internationalen Bereich der Spezialeinsatzkräfte ist seit der Mitte der 90er-Jahre bemerkbar. Die Ereignisse um den 11. September 2001 mit den folgenden Kriseneinsätzen in Afghanistan sowie im Irak haben diesen Trend noch weiter beschleunigt. In nahezu allen Staaten werden die Spezialeinsatzkräfte im personellen und materiellen Bereich sowohl quantitativ als auch qualitativ verbessert. Im multinationalen Rahmen wird diesem Umstand durch verstärkte Kooperation im NATO- bzw. EU-Bereich Rechnung getragen. Die Weiterentwicklung der europäischen Spezialeinsatzkräfte erfolgt in diesem Zusammenhang u.a. im Rahmen von EU-ECAP-Panels, wo Fragen der Beschaffung von Ausrüstung, Einsatzgrundsätze und gemeinsamer Operationen im EU-Rahmen auf Expertenebene in periodischen Arbeitssitzungen erörtert werden. Auch die Bewertungen der Bundesheerreformkommission zeigen die gestiegene Bedeutung von Spezialeinsatzkräften.
Das Jagdkommando hat in den letzten Jahren dem Anforderungsprofil von modernen Streitkräften Rechnung getragen und sich als Einsatzverband etabliert. Der Verband konnte alle ihm vorgegebenen KIOP-KPE-Ziele nicht nur zu 100% erreichen, es konnten darüber hinaus weitere Freiwillige einem Contracting unterzogen werden. Alleine im Jahr 2004 führte der Verband zwei Einsätze in Südosteuropa, zwei weitere konkrete Einsatzvorbereitungen, zahlreiche Personenschutz- und Hundespüreinsätze neben der Abhaltung von 28 Kursen im Rahmen der Sonderausbildung durch.
Nicht zuletzt durch diese Leistungen konnte das Jagdkommando der obersten politischen und militärischen Führung den Stellenwert und die Notwendigkeit von Spezialeinsatzkräften vor Augen führen. Neue Bedrohungsformen im asymmetrischen Bereich, die Notwendigkeit der raschen Verlegung in Einsatzräume sowie die allfällige Evakuierung von österreichischen Staatsbürgern erfordern zukünftig eine höhere Anzahl an Jagdkommandosoldaten. Vor diesem Hintergrund ist auch die personelle Aufstockung des derzeitigen Personalrahmens im Rahmen von Management 2010 zu sehen. Von einer nahezu Verdoppelung des derzeitigen Personalstandes kann ausgegangen werden. Einhergehend mit dem personellen Aufwuchs ist eine weitere bauinfrastrukturelle Maßnahme im Bereich Flugfeldkaserne geplant. So kann zusammenfassend festgehalten werden, dass es dem Jagdkommando in seinem nunmehr über vierzigjährigen Bestehen gelungen ist, sich - nicht zuletzt wegen seiner erbrachten Leistungen - als Einsatzverband innerhalb des Bundesheeres zu positionieren.
MMag. Siegfried Bognar
Geb. 1961; OberstdG; 1984 Ausmusterungsjahrgang TherMilAk; 1984-1987 LZgKdt JAK/ HSNS bzw. Ausbildungszentrum JAK; 1987-1991 Kdt Jagdkommandokompanie; 1992-1994 Verwendung Referatsleiter BMLV; 1994-1997 14. Generalstabskurs/ LVAk: 1997-2003 BMLV Stellvertretender Abteilungsleiter/BMLV; 2004 Truppenverwendung als Kdt Jagdkommando; 1995-1999 Studium Politikwissenschaft/Zeitgeschichte Uni Wien.
Josef Wanetschek
Geb. 1933; Oberst i.R.; 1957 freiwillige Meldung zum ÖBH; 1961 Ausmusterung zum Infanterieschulbataillon; 1963 Versetzung zur neugegründeten Heeressport- und Nahkampfschule; 1964 Ausbildung an der Schwedischen Fallschirmjägerschule (Kleinkrieg und Fallschirmspringen); 1966/67 Ausbildung bei der US-Armee. Infanterieoffizierskurs an der US Infantry School in FORT BENNING, Special Forces Officer Course; nach Rückkehr aus USA Kommandant des Vorschriften- und Versuchsstabes an der HSNS. Ausarbeitung von Vorschriften, Ausbildungsrichtlinien und Einsatzgrundsätzen für das Jagdkommando; 1979-1985 Kommandant des Sondereinsatzstabes/JaKdo; 1983/1984 Kdt Heeressport- und Nahkampfschule; 1993/1994 Brigadekommandant der 2. JägerBrigade; seit 01.8.1994 im Ruhestand.
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