Editorial
Am 20. Juli 1944 setzte Claus Schenk von Stauffenberg mit dem Attentat auf Hitler das wohl markanteste Zeichen im Kampf gegen das nationalsozialistische Regime. Er und der Ort des Geschehens, die so genannte Wolfsschanze, gelten seither als Symbole des militärischen Widerstandes.
TRUPPENDIENST nimmt das Gedenken zum 70. Jahrestag dieses Ereignisses zum Anlass, sich näher mit der Frage der moralischen Verpflichtung des Soldaten zu beschäftigen. Andreas Stupka fordert in seinem Beitrag in TRUPPENDIENST 3/2014 vor allem vom Offizier die Fähigkeit ein, schwere Verfehlungen der Herrschenden richtig und rechtzeitig erkennen zu können, um danach die entsprechenden Entscheidungen treffen zu können. Dies setzt nicht nur Bildung und Ausbildung voraus, sondern vor allem Erziehung und Gewissensbildung, die allerdings schon in der Kindheit und Jugend erfolgen müssen.
Hier setzt Stefan Rakowsky in seinem Kommentar aus psychologischer Sicht an. Seine Schlussfolgerung, dass wir vermutlich zu spät bemerken werden "wann die Herrschaft in eine Tyrannis umschlägt" (Zit. Stupka), gibt Anlass zu Besorgnis.
Laufen auch wir Gefahr, gegebenenfalls in dieselbe Falle zu tappen wie unsere Vorfahren? Nun, im Gegensatz zu unseren Vätern bzw. Großvätern sind wir auf eine demokratisch verfasste Republik angelobt und können, vor allem im Hinblick auf die praktischen Auswirkungen unseres Handelns, entspannter an die Sache herangehen. Heute müssen wir als "Staatsbürger in Uniform" in der demokratisch-pluralistischen Gesellschaft unserer moralischen Verpflichtung dadurch entsprechen, unsere fachlich fundierte Meinung in die öffentliche Diskussion einzubringen. Damit leisten wir einen Beitrag zur Aufrechterhaltung demokratisch-rechtsstaatlicher Strukturen, um gar nicht in die Situation zu geraten, militärischen Widerstand leisten zu sollen.
Oberst Dr. Jörg Aschenbrenner, Chefredakteur